Der letzte Schuss

Europa League, 4. Spieltag / Paris St. Germain 0 BVB 0

Die Aufstellung: Weidenfeller – Schmelzer, Hummels, Subotic, Piszczek (46. Kuba) – Sahin, Bender – Großkreutz, Kagawa, Götze (87. Feulner) – Barrios (68. Lewandowski).

Es war schon beinahe wieder Dortmunder Zeit. In der 90. Minute startete Marcel Schmelzer einen sensationellen Sololauf über seine linke Außenbahn, passte in die Mitte zu Lewandowski, der kam frei vor dem Pariser Torwart Edel zum Schuss…und zielte durch die Beine des Keepers. Der bekam sie noch rechtzeitig zusammen. Auf diese Szene lässt sich dieses spannende, ausgeglichene Europa League-Spiel reduzieren. Hätte der eingewechselte Stürmer den Ball links oder rechts vorbeigelegt, hätte der BVB nun bedeutend bessere Perspektiven aufs Weiterkommen.

Natürlich liegt es mir fern, die Verantwortung für das torlose Unentschieden auf einen Spieler abzuwälzen. Borussia Dortmund, das von circa 8.000 Fans toll angefeuert wurde, zeigte auch in Paris eine couragierte, sehr ordentliche Leistung. Jedoch taten sich die Schwarz-Gelben gegen gut stehende Pariser schwer, aussichtsreich in den Strafraum vorzudringen. Folglich bestand die Mehrzahl der Dortmunder Chancen aus Distanzschüssen. Bei denen man sich immer die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellen muss. Es gab die tollen Schüsse: Von Nuri Sahin, der kurz vor der Pause knapp über die Latte schoss. Von Kevin Großkreutz, dessen Schuss wenige Minuten vor Schluss gefährlich abgefälscht wurde. Am bemerkenswertesten war aber der fast perfekte Schuss von Shinji Kagawa in der 72. Minute, den Edel hervorragend parierte. Bei den anderen Versuchen aus der Distanz hatte man dagegen das Gefühl, dass ein bisschen Geduld vor dem Abschluss mehr gebracht hätte.

Die Dramaturgie des Spiels änderte sich in der zweiten Halbzeit. Im ersten Durchgang war es ein offener Schlagabtausch, danach wurde der BVB zunehmend dominanter. PSG blieb aber stets gefährlich und hatte die besser herausgespielten Chancen. In der ersten Hälfte köpfte Erdinc nach einer Flanke von rechts über das Tor. Im zweiten Abschnitt rettete uns dann Roman Weidenfeller mit hervorragendem Stellungsspiel zweimal den A…., als er bei Pariser Kontern jeweils im richtigen Moment aus dem Kasten kam und geschickt den Winkel verkürzte.

Wenn die Schwarz-Gelben gestern Unruhe in der Pariser Hälfte verbreiteten, war meistens Mario Götze beteiligt. Oder Marcel Schmelzer, der offensiv eine ganz starke Partie machte, defensiv immerhin bis auf zwei Ausnahmen solide war. Aber was am Ende des Tages von dem Spiel übrig bleibt, sind die Gedanken an die 90. Minute und den letzten Schuss. Hätte der ausgewechselte Lucas Barrios den vielleicht reingemacht?

Der berüchtigtere Teil der PSG-Fans war dem Spiel anscheinend wie angekündigt ferngeblieben, so dass unter den etwa 20.000 Zuschauern fast 50% Schwarz-Gelbe waren. Mit welchem Gefühl werden die heute ihre Schlafstätten aufsuchen? Es war ein unterhaltsames Europapokal-Spiel, dessen Ausgang die Tür zur nächsten Runde nur halb schließt. Leider hat der BVB das Weiterkommen nicht mehr selbst in der Hand. Sollte aber auch Sevilla Anfang Dezember im Prinzenpark kein Sieg gelingen, kommt es am letzten Spieltag in Spanien zu einem Endspiel – vorausgesetzt, die Borussia erfüllt zuvor die Pflichtaufgabe gegen Lviv.

6 Kommentare zu „Der letzte Schuss

  1. Mittlerweile kann man festhalten das uns in der bisherigen EL Saison sowohl das nötige Glück sowie auch die letzte Kaltschnäuzigkeit oder Cleverness fehlt. Mal abgesehen von den zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen ab und an. In der gruppe war ja auch von anfang an klar das es schwer sein würde sich durchzusetzen und nun fehlen einem halt die verloren Punkte vor allem aus den beiden letzten Heimspielen. Dennoch hat man denke ich wichtige Erfahrungen gesammelt auch wenn es im neuen Jahr nicht weiter geht. So kann man sich wenigsten komplett auf die Liga konzentrieren und dafür sorgen das man im nächsten jahr wieder international spielt.

    Im gestrigen Spiel hat man gesehen das Paris ein andere Kaliber ist als die bisherigen Gegner in der Bundesliga und in der ersten Halbzeit hat man wohl versucht den FC Arsenal zu kopieren und wollte sich mit nem tollen Passspiel bis in den fünf Meter raum spielen. Barrios war im ganzen spiel komplett abgemeldet und ich denke er hätte den letzten Ball auch nicht verwandelt. Ist er doch eher dafür bekant die schwierigen Dinger zu machen als die leichten. Lewandowski hätte zum Helden werden können, schade.

    Ein großes Kompliment noch an Roma Weidenfeller für die klasse Leistung und an die vielen Fans die das Ganze wie ein Heimspiel wirken ließen.

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  2. Ich hab mich schon nach dem Hinspiel gefragt und ich frag mich auch wieder, wie kann es sein, dass man in der Buli so gut spielt und International von französichen Mittelklasseclubs so seine Grenzen aufgezeigt bekommt?
    Ich fand auch nicht, dass wir gut gespielt haben. Das war irgendwie alles Brotlose Kunst. Vielleicht ist es auch die absolute internationale Unerfahrenheit durch die man wenn da auf einmal nicht die bekannten Vereine und Spieler dir gegenüber stehen auf einmal nicht mehr so selbstbewußt auf dem Platz agiert wie in der Buli. Aber auch Paris spielt ja nicht jedes Jahr international…
    Irgendwie ist das schon ernüchternd, wenn man national so ne gute Runde spielt, die möglichkeit hat die Aktuelle Form auch international zu messen und dann kommt sowas dabei rum. Wollen wir hoffen die Jungs sammeln die Erfahrung und nächstes Jahr wird alles besser…

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  3. Ich sehe es weitestgehend auch so wie Andy und weniger kritisch als Tobi. Die französische Liga ist momentan unglaublich eng, PSG steht als Siebter nur drei Punkte hinter Platz 2. In der Mannschaft stehen einige Spieler, die richtig gut kicken können, wie Kloppo sagen würde. Ich habe es nicht so gesehen, dass es unseren Spielern an Selbstbewusstsein gefehlt hat. Es ist doch so: Wir spielen uns in der 90. Minute eine Riesenchance raus und wenn wir die machen, sagen alle, es war ein gutes EL-Auswärtsspiel.

    In der zweiten Halbzeit war der BVB ziemlich dominant und hatte ein paar Chancen. Möglicherweise hätten wir in einigen Szenen noch mehr Geduld haben und noch mehr Pässe spielen müssen, anstatt zu früh den Abschluss zu suchen. Die Flügel waren auch zu oft verwaist. Es hätte vermutlich gereicht, nur ein- oder zweimal durchzukommen, so wie in der 90. Minute.

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  4. Einerseits ist PSG nicht die Übermannschaft andererseits haben sie gute Spieler und wiederum andererseits ist die französische Liga in der Tat sehr ausgeglichen und sehr offen. Die Jahre, als Lyon dominierte sind vorbei und andere Teams spielen attraktiven Fußball, wie St. Etienne, Rennes oder auch Brest, die völlig überraschend ganz oben stehen.

    Paris hat sich gestern geschont für das Spiel gegen Marseille am Sonntag und dennoch waren sie so schlecht nicht. Europapokal ist halt doch ein anderes Paar Schuhe und so eine junge Truppe wie Kloppos Buben müssen da wohl noch etwas dazu lernen.

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