Der kleine Unterschied

Eine oft gehörte Überzeugung dieser Tage besagt, dass die englische Premier League besseren Fußball bietet als die Bundesliga und so ziemlich das Nonplusultra im Klubfußball darstellt. Ich persönlich mag englischen Fußball generell, inklusive der ganzen Kultur drumherum (damit meine ich jetzt selbstverständlich nicht Hooliganismus). Aber ich mag auch England. Trotzdem oder gerade deswegen kann ein Blick hinter den Mythos nicht schaden.

An diesem Wochenende hatte ich die Gelegenheit zu vergleichen. Das große Derby in Gelsenkirchen und die zweite Halbzeit des Premier League-Spiels Fulham v West Bromwich Albion am Sonntag. Im „Craven Cottage“ standen sich ein glücklicher Mittelfeldklub, der letzte Saison lange zittern musste, und der immer noch Tabellenletzte gegenüber. Also nicht die ‚Big Four‘, bei denen einige der teuersten Spieler der Welt spielen. Wie meinem ausnahmsweise schlank ausgefallenen Beitrag zum Revierderby zu entnehmen ist, war dieses schwach und hatte nur den einen brillanten Moment von Kevin Kuranyi, den dieser allenfalls in einem neuen Werbespot wiederholen können wird.

Der Unterschied im Spiel am Sonntag: Es war in der Tat mehr Bewegung drin. Es wurde schneller gepasst, sowohl kurz als auch lang, weil im Mittelfeld stärker gepresst wurde. Dafür gab es weniger Querpässe. Hört sich gut an, ist auch nett anzuschauen; ob es besser ist, bleibt Ansichtssache, denn die Fehlerquote ist bei einer solchen Spielweise gerade bei zwei ‚kleineren‘ Mannschaften auch recht hoch. Leider bei den Gästen, den Baggies aus West Bromwich, gestern besonders. Bei den teilweise flüssig wirkenden Kombinationen fehlte zu oft der berühmte ‚letzte Pass‘ (woher kommt einem das bekannt vor?), die Laufwege stimmten nicht, Flanken landeten im Nichts, weil die anderen Stürmer nicht schnell genug nachrückten. Zusammen mit dem erneut hektischen, fehlerbehafteten Auftritt der Defensive ergab das eine 0:2-Niederlage – im Moment scheint den Baggies das ‚momentum‘ zu fehlen um den Abstieg noch zu verhindern.

Dieser kleine Vergleich ist natürlich nicht repräsentativ, obwohl es nicht die erste PL-Partie war, die ich in dieser Saison gesehen habe. Trotzdem hier mal eine Verallgemeinerung: Das durchschnittliche Spiel in der höchsten englischen Liga ist oft besser anzusehen, aber trotzdem nicht wirklich besser als in der Bundesliga. Hört sich paradox an, ich weiß, aber eine Show, in der viel passiert, aber keine echten Highlights vorkommen, wird irgendwann mal schal. Es gibt genügend gute Premier League-Spiele, in denen auch Tore fallen, aber wenn man noch die Tatsache bedenkt, dass hierzulande alles noch offen und dicht beisammen ist, dann fällt der Qualitätsunterschied zwischen Premier League und Bundesliga doch kleiner aus als gemeinhin behauptet wird.

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