Owen Coyle’s Superwhite Army

Der Applaus kam bei seinen ehemaligen Bewunderern nicht sonderlich gut an. Als Owen Coyle am Dienstagabend zur Gästetribüne des Reebok Stadium lief, um den Fans des FC Burnley Tribut zu zollen, waren „Judas“-Rufe noch das Harmloseste, was ihm entgegenschallte. Mit Transparenten und Sprechchören hatten die Fans der „Clarets“ das ganze Spiel über ihrem Unmut Luft gemacht.

Dass die Stimmung angespannt sein würde, war klar. Coyle war vor kurzem, vor Ablauf seines Vertrages und mitten in der Saison, von Burnley zum Konkurrenten im Abstiegskampf der Premier League, den Bolton Wanderers, gewechselt. Die „Trotters“ hatten eine ansehnliche Kompensation gezahlt – trotzdem fühlten sich nicht nur die Burnley-Fans verraten. Vereinspräsident Barry Kilby bezichtigte Coyle, mit dem Wechsel auf der Stelle zu treten und ihn nur des Geldes wegen vollzogen zu haben. Mit Burnley war der schottische Traineraufsteiger 2009 in die Premier League aufgestiegen und hatte mit seinem Team zumindest zu Beginn der Saison einiges Aufsehen erregt. Bis vor der Partie am Dienstag lag Burnley immerhin noch vor dem Tabellenneunzehnten Bolton.

Gegen die Vorwürfe aus den Reihen seines Ex-Arbeitgebers hat sich Coyle zu Recht zur Wehr gesetzt. In Deutschland wäre solch ein vorzeitiger Trainerwechsel während der Saison gewiss ein Affront – in England ist sowas nicht ganz so ungewöhnlich. Coyle wies nach seiner Vorstellung in Bolton darauf hin, dass er im Sommer ein besser dotiertes Angebot von Celtic zugunsten von Burnley abgelehnt hatte. Was ein bezeichnendes Licht auf den schottischen Fußball wirft. In Bolton dagegen hat der Schotte mehrere Jahre erfolgreich gespielt und war beliebt bei den Fans. Die unterstützten ihn auch am Dienstag nicht nur mit dem in der Überschrift zitierten Banner.

Den vermutlich ausschlaggebenden Unterschied zum Abstiegskonkurrenten Burnley räumte Coyle freimütig ein: Bei den Wanderers stimmt die Perspektive. Acht Jahre in der Premier League haben dafür gesorgt, dass der Club eine weitaus bessere Infrastruktur hat: Stadion, Scouting und Jugendakademie liegen deutlich über dem Standard des Neulings. Dass die Wege der beiden Clubs bald wieder auseinanderführen könnten, zeigte sich dann auch am Dienstag. In einer anscheinend eher schwachen Begegnung bezwangen die Trotters die unter dem neuen Trainer Brian Laws noch punktlosen Clarets mit 1:0, den entscheidenden Treffer erzielte Chong-Yong Lee. Einen amüsanten Spielbericht gibt es beim vielleicht besten Bolton-Fanzine, „The Wanderer“. Und auch im Duell der Worte behielt Owen Coyle am Ende mit diesem biblischen Vergleich die Oberhand:

I was God last year and Judas tonight, but if you want to get biblical about it I should be Moses because we led them into the Premier League after so many years in the wilderness. [Quelle: Guardian.co.uk]

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