1. Bundesliga, 20. Spieltag / VFB Stuttgart 4 BVB 1

Eins zu was?

Die Aufstellung: Ziegler – Schmelzer, Santana (85. Hajnal), Subotic, Owomoyela – Sahin, Hummels – Großkreutz, Valdez (85. Götze), Kuba (22. Le Tallec) – Barrios. Tor: Barrios.

Die begeisternd aufspielende Borussia ist ein fragiles Gebilde. Nimmt man ein Puzzle-Teil vom Tisch, heute Sven Bender, stimmt das Bild nicht mehr. In der erwarteten Aufstellung mit Sahin und Hummels im defensiven Mittelfeld und Santana in der Innenverteidigung hatten die Schwarz-Gelben Mühe, ins Spiel zu kommen. Trotzdem fällt das nackte Ergebnis um etwa drei Tore zu hoch aus.

Die Umstellungen gingen nicht spurlos an der Mannschaft vorbei. In der Anfangsphase wirkte das Mittelfeld weit weniger präsent als gegen Hamburg und das Stellungsspiel der Viererkette hinten ließ zu wünschen übrig. Leider fiel in dieser Phase das umstrittene 0:1. Nach einer Flanke stochert ein am Boden liegender Stuttgarter, der Ziegler vor den Füßen rumliegt, den Ball zurück zu Pogrebnyak. Umstritten ist vor allem, was folgt. Santana bekommt den Ball an den Oberschenkel, danach nimmt Pogrebnyak den Ball anscheinend mit der Hand mit. Fragwürdige Führung der Gastgeber.

Im Anschluss versuchte der BVB, das Spiel in den Griff zu bekommen, was vorerst nur mäßig gelang. Die Spieler hatten den schönen Fußball der letzten Partien verinnerlicht und spielten viele spekulative Pässe, die einem den Atem geraubt hätten, wenn sie durchgekommen wären. Heute  gingen sie jedoch meist entweder ins Leere oder wurden von der in der ersten Hälfte gut stehenden VFB-Defensive abgefangen. Trotzdem hatte der BVB nach einer halben Stunde das Momentum auf seiner Seite, von den Gastgebern kam wenig.

Noch deutlicher wurde das in der zweiten Halbzeit. Endgültiger Wendepunkt war der von Owomoyela verursachte, nicht völlig eindeutige Elfmeter, den Marica an die Latte schoss. Danach waren die Schwarz-Gelben die Platzherren und in der 55. Minute gelang Barrios nach überlegtem Zuspiel von Großkreutz der Ausgleich. In den nächsten 20 Minuten schien der BVB das Spiel drehen zu können – das erinnerte wieder an letzte Woche. Die Schwaben hatten es auch Jens Lehmann zu verdanken, dass sie im Spiel blieben.

Völlig gegen den Spielfluss fiel in der 77. Minute das 1:2. Freistoß aus 17 Metern, zentrale Position, den der eingewechselte Kuzmanovic an der Mauer vorbei in die Torwartecke trat. Es war typisch, was dann folgte. Die Mannschaft, die das Spielmoment auf ihrer Seite gehabt hatte und unverdient in Rückstand geriet, warf alles nach vorne und wurde hinten unachtsam. Kurz nachdem Jürgen Klopp den Doppelwechsel vollzogen hatte, waren sich Sahin und Schmelzer uneinig, wer an der Strafraumgrenze den Ball klären sollte. Marica nutzte die Situation zum 1:3. Beim 1:4 waren wiederum die Innenverteidiger zu weit weg vom Distanzschützen Träsch.

So kommt also ein Ergebnis zustande, das dem Spielverlauf nicht gerecht wird. Aber das haben Ergebnisse manchmal so an sich. Die Frage nach dem Schiedsrichter wird auch heute unweigerlich gestellt werden. Peter Gagelmann war nicht überzeugend, ohne aber eindeutig spielentscheidende Fehler zu machen. Das 0:1 war knifflig und extrem schwer zu sehen. Der Elfmeter für Stuttgart ebenfalls, aber tendenziell vertretbar. Pogrebnyak sah für eine nicht oscarreife Schwalbe wenig später zu Recht Gelb. In ihrer Menge völlig überzogen waren allerdings die gelben Karten gegen den BVB. Keine einzige musste man geben – dass das Auswirkungen auf die Spielweise der betroffenen Spieler hat, ist ja klar.

Letztendlich bleibt eine unglückliche, deutlich zu hohe Niederlage, die aber irgendwann kommen musste. Das Traum-Mittelfeld war heute gesprengt und wurde durch die frühe verletzungsbedingte Auswechslung von Kuba weiter durcheinandergebracht. Le Tallec wirkte auf links lebendig, wurde aber von seinen Mitspielern häufig übersehen. Stärkster Borusse war heute tatsächlich Kevin Großkreutz, der in dieser Form nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken ist. Ansonsten war das an vielen Stellen, vor allem defensiv, ein bisschen zu wenig heute. Anstatt der vorstellbaren unglaublichen elf Punkte Vorsprung bleibt es bei acht vor den irgendwie erstaunlichen Bremern.

9 Kommentare zu „1. Bundesliga, 20. Spieltag / VFB Stuttgart 4 BVB 1

  1. Das war heute leider nichts. Hoffentlich sind nächsten Sonntag Bender und Kuba wieder komplett fit. Santana scheint zumindest schon angeschlagen zu sein. Wenn Bender zurückkommt, könnte Hummles wieder in die Abwehr. Dort ist er am Besten.

    Hab übrigens das Spiel und damit den direkten Vergleich zwischen Hummels und Träsch als Anlass für einen eigenen Blogartikel genommen. Teil 1 ist heute online gegangen, Teil 2 (der sich dann auch mit dem heutigen Spiel beschäftigt, geht Mittwoch abend online)

    => http://gekicke.com/?p=308

    Gruß

    Olli

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  2. Ich hätte hier auch noch ein paar Links loszuwerden, aber ich lass das einfach mal. =)

    Was das „zu hoch ausgefallen“ beim Ergebnis angeht, könnten wir uns ja darauf einigen, dass das die -leicht verspätete- Wiedergutmachung für das Hinspiel in der vergangenen Saison ist, das mit 3:0 damals auch unverhältnismäßig hoch ausgefallen ist.

    Ansonsten habe ich leider zu wenig gesehen, um wirklich Gegenrede (oder Zustimmung) zu äussern, aber der Elfmeter war meines Erachtens auch ohne Vereinsbrille glasklar, da das Tackling von Owomoyela nicht viel mit dem Ball zu tun hatte, ausser vermutlich der Intention.

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  3. Naja, da die Links Themenbezogen sind, dürfte das doch sicherlich in Ordnung gehen, oder ;)?

    Zum Endstand:

    Lieber einmal 4:1 verlieren, als die nächsten drei Spiele 1:0. Lieber gestern von vier Stuttgarter-Toren auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden, als eine solche Klasse im Februar gegen die Blauen. Da die anderen Teams direkt hinter uns für uns gespielt haben, hat die Niederlage nicht wirklich Schaden anrichten können.

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  4. @Ollis
    Schon okay, fand es nur einfach witzig. =)

    Eben, Niederlage ist Niederlage, egal wie hoch es letztlich ausfällt. Und für Euch ist die Niederlage ja auch nun wirklich nicht tragisch.
    Klar, mit einem Sieg hätte man weiterhin Kontakt zu den CL-Plätzen gehalten (und damit zu Schlacke), was jetzt erstmal etwas entfernt ist. Aber ich glaube Bayern und Bayer sind zum Einen ohnehin eine Nummer zu groß für Euch in dieser Saison und Schlacke könntet Ihr auch so noch kriegen.
    Da zudem alles hinter Euch auch nicht gepunktet hat, ist das auf jeden Fall eher „Glück im Unglück“.

    Würde Euch die EuropaLeague-Teilnahme dieses Jahr auf jeden Fall mal gönnen.

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  5. @alle: Das mit Links in den Kommentaren entscheide ich von Fall zu Fall. Wenn der verlinkte Beitrag einen Bezug zum Thema hat, finde ich das in Ordnung. Besonders wenn auch noch ein ernsthafter Kommentar dabei steht.

    @Brustring: Den Elfmeter fand ich auf der Leinwand / im TV schwer zu sehen, aber alles in allem sah der vertretbar aus. Euer Führungstor hätte ich aber im nachhinein abgepfiffen. 😉

    Thema S04: Das Derby wird auch in diesem Jahr wieder extrem spannend und wegweisend sein. Mehr sage ich dazu lieber nicht.

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  6. Keine Frage, basierend auf den TV-Bildern hätte ich das Tor von Pogrebnyak/Santana mit ziemlicher Sicherheit auch nicht gegeben (selbst wenn es wohl keine Absicht war – was in dem Fall irrelevant ist). Aber aus dem laufenden Spiel? No way, dass man das als Schiedsrichter oder Assistent erkennt.

    Die Grätsche von Owomoyela war aber doch schon deutlich erkennbar. War ja mehr menschliches Kegeln als der Versuch den Ball zu spielen. =)

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