Und schon wieder deutscher Meister BVB!

1. Bundesliga, 32. Spieltag / BVB 2 Mönchengladbach 0

Der Fangesang ist seit gestern überall zu hören und zu lesen, aber egal. Eine passendere Überschrift gibt es nicht. Ich erinnere mich noch an die Fernsehbilder aus dem Frühjahr 1996, als die Dortmunder Fans den Gesang zum letzten Mal anstimmten. Unter ganz anderen Voraussetzungen ist es den Schwarz-Gelben in diesem Jahr erneut gelungen, den Titelgewinn zu wiederholen. Das ist einfach nur fantastisch und toppt die 1990er Jahre noch mal deutlich.

Die Art und Weise, wie die Meisterschaft gestern eingefahren wurde, setzt den 25 Spielen ohne Niederlage zuvor die Krone auf. Eine gute Stunde vor Spielbeginn schoss Franck Ribery in Bremen das Last-Minute-Siegtor der Bayern. Zu dem Zeitpunkt fand ich das ärgerlich, doch es schadete dem Dortmunder Auftritt kein bisschen und passte natürlich perfekt zur Dramaturgie eines Meistertages. Oder wie Hans-Joachim Watzke ganz souverän sagte:

Ich freue mich, dass die Bayern in Bremen gewonnen haben, sonst hätten wir das heute so nicht erlebt. Ein perfekter Samstag.

Die Leistung des BVB im Anschluss war großartig. Gegen eine Gladbacher Mannschaft, die nicht nur zuschauen wollte, aber dennoch selten zum Zuge kam. Weil die Dortmunder Defensive gestern weitestgehend überragend auftrat.

Die Gäste hatten ihre Gelegenheiten, vor allem einige Minuten nach dem Dortmunder 2:0 sahen sie gut aus. Marko Reus versteckte sich beim Spiel gegen den zukünftigen Arbeitgeber nicht und kam in der zweiten Hälfte zweimal gefährlich vor das Tor, scheiterte jedoch am überragenden Marcel Schmelzer. Was war überhaupt mit Schmelle los? Die Partie zur Meisterschaft war seine beste in dieser Saison und macht doch noch Hoffnung auf eine Leistungssteigerung. Wenn er mal einige solcher Spiele hintereinander hätte…

Die meiste Zeit kontrollierte der BVB die Begegnung mit imponierender Souveränität. Nach zwei halben Chancen und einer doppelten durch Kagawas Ball an den Pfosten und Lewandowskis Nachschuss auf ter Stegen fiel das 1:0 in der 23. Minute nach einem Schmelzer-Freistoß von rechts, der perfekt auf Ivan Perisics Kopf passte. Zehn Minuten später wurde ein Hanke-Tor wegen Abseits nicht gegeben – eine sehr knappe Entscheidung, die man so geben kann, aber nicht muss, denn es war annähernd gleiche Höhe. Doch insgesamt war die Dortmunder Leistung zu gut, als dass man daran glauben könnte, ein Ausgleich hätte dem Spiel eine andere Richtung gegeben.

Das 2:0 fiel in der 59. Minute ausgerechnet durch Shinji Kagawa, der zuvor etliche Gelegenheiten ausgelassen hatte und ein Kandidat für eine Auswechslung war (die dann in der 73. Minute auch kam). Ein Pass von Schmelzer auf Lewandowski hatte die Szene eingeleitet. Der polnische Stürmer wurde von Stranzl am Strafraumrand umgesenst, wofür der Gladbacher die Gelbe Karte sah. Da  hatten die Gäste den Ball jedoch bereits aus dem Tor geholt, denn das Leder war nach der Attacke auf Robert zu Kagawa gesprungen, der ter Stegen ausspielte und einschob. Lewandowski blieb im Meisterspiel ohne Tor, zeigte aber ansonsten alle seine wertvollen Qualitäten als Balleroberer, -behaupter und Vorbereiter.

Nach der kurzen Verschnaufpause, die der BVB um die 65. Minute einlegte, brachte die Mannschaft das Spiel souverän über die Runden. Mario Götze feierte sein Comeback und es erscheint sehr wahrscheinlich, dass er in den verbleibenden Partien noch einige Spielpraxis erhalten wird. Die Stimmung im Stadion wurde hörbar immer ausgelassener und nachdem Lewandowski in der Nachspielzeit noch einen Drehschuss neben das Tor gesetzt hatte, kam der Schlusspfiff und die Feier begann. Es gab tolle Szenen im Stadion, die ich erst heute Vormittag im Fernsehen mitgekriegt habe. Denn, wie der werte Leser sich denken kann, auch die Berliner Borussen können feiern.

Ich habe es letzte Woche schon gesagt und es ist so wahr: In diesem Verein wurde und wird hervorragende Arbeit geleistet. Zusammen, von allen Verantwortlichen, auch den weniger Bekannten. Es ist schwer, die Wertigkeit der zwei Meisterschaften zu vergleichen, doch man kann sicher sagen, dass die Titelverteidigung mindestens genauso viel wert ist wie der Titel 2011.

Nun, da Watzke, Klopp, Zorc und die anderen dem FC Bayern gezeigt haben, wie man stilvoll Meister wird, geht die Liga noch zwei Wochen weiter. Die Chancen, als erster Verein über 80 Punkte in einer Saison zu erreichen, stehen gar nicht so schlecht. Der nächste Gegner Kaiserslautern ist seit gestern abgestiegen und der übernächste, Freiburg, sollte am 34. Spieltag gerettet sein. Das würde bedeuten, dass deren Teams keine Motivationsvorteile gegenüber der Borussia haben. Was dann in Berlin noch ansteht, davon wird man in den nächsten Wochen noch genügend hören, auch hier. Wer ist Deutscher Meister? BVB Borussia. Wer ist Deutscher Meister? Borussia BVB.

Die Mannschaft: Weidenfeller (6) – Piszczek (7), Subotic (8), Hummels (9), Schmelzer (10) – Gündogan (7) (73. Leitner), Kehl (8) – Kuba (6) (88. Bender), Kagawa (7) (73. Götze), Perisic (7) – Lewandowski (9). Gelbe Karte: Kagawa. Tore: Perisic, Kagawa

9 Kommentare zu „Und schon wieder deutscher Meister BVB!

  1. Dortmund hat (auch) in diesem Spiel gezeigt, was die Mannschaft in dieser Saison auszeichnet; schön hier (http://i2h.de/f84F7) bei spielverlagerung.de nachzulesen. Mal sehen, wie viel Jubel diese Saison noch bereithält, Stichwort Punkterekord und Pokal.

    Und dann geht die Zitterpartie los, wer bleibt und wer geht. Die Polen-Connection hat dieses Jahr wesentlich dazu beigetragen, dass Götze sich in Ruhe auskurieren und Barrio ein Formtief nehmen durfte; und die Meisterschaft doch eingefahren werden konnte.

    Bleibt spannend.

    Bis dahin: FREUEN!

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  2. @le karl: Ich denke, dass mindestens zwei von drei Polen bleiben. Aber wie du schon sagst: erstmal noch ne ganze Zeit freuen!

    @Kirsten: Ich habe die Überschrift ja auch schon woanders gesehen, aber die musste ich einfach nehmen. Ich wollte das Lied auch die ganze Zeit schon singen, diese Bilder aus den 90ern hatte ich echt schon Wochen im Kopf. 😉

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  3. bambule, randals! dembowski klaut die schale. damit stehe ich mit der überschrift allein da. und bin immer noch schwer begeistert. habt ihr den laden auseinandergenommen, nick?

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  4. Bildlich gesprochen hängt mir der Unterkiefer immer noch runter. Ich staune immer noch … Dass der BVB es wirklich geschafft hat, die Schale wieder nach Dortmund zu holen. Dass wir den FCB und S04 je zwei Mal in einer Saison besiegt haben. Dass wir im Pokalfinale stehen. Einfach nur un-fucking-fassbar!

    Samstag nach dem last minute Tor von Ribery ging es mir übel. Das wahr schon irgendwie ein Schlag ins Kontor. Aber im Nachhinein betrachtet, bin ich natürlich unglaublich froh und stolz, dass wir es aus eigener Kraft, vor eigenem Publikum geschafft haben. Sehr wichtig! Die Fersehbilder von der Süd waren einfach überwältigend! Hab ein paar Tränchen geweint vor Freude.

    Wir dürfen gespannt sein, wie es mit der jungen Mannschaft weitergeht. Für mich wäre es großartig, wenn sowohl Shinji als auch Robert eine Verlängerung beim BVB unterschrieben.
    Eins ist allerdings auch klar, denke ich: In der CL MUSS!! der BVB endlich mal zeigen, was sie drauf haben. Das wird natürlich nicht einfach, da sie wieder im Lostopf mit dem „Kanonenfutter“ landen. Also: Da gehört auch Glück bei der Auslosung dazu. Aber wie gesagt, jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Da sind die Ansprüche einfach gestiegen. Ich denke mal, auch die der Spieler.

    Auch wir hier in Ffm. dürfen wieder Erstligafussball genießen in der kommenden Saison *freu*. Vielleicht kann ich ja sogar mal ’ne Karte für’s Gastspiel des BVB ergattern!

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  5. @Dembowski: Alles heil geblieben. Dafür hat uns aber wirklich die ganze Straße gehört. Siehe Video.

    @Claudia: Frankfurt, Düsseldorf oder St. Pauli, das sind tolle Fußballstädte/-stadtteile. Fürth hätte es da weniger gebraucht. 😉

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  6. Noch mehr Lob für den BVB: Drei Schwarz-Gelbe sind in der Yahoo-Europa-Elf der Saison:

    http://uk.eurosport.yahoo.com/blogs/pitchside-europe/european-team-season-170611805.html

    Witzig dabei ist, dass die meisten Englischsprachigen Kommentatoren ‚ihre‘ Stars aus der Premier League suchen und dabei einfach den ersten Satz überlesen: ‚Pitchside Europe selects a team of the season composed of players who ply their trade outside the Premier League‘

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