Gutes Ende, schlechtes Ende

1. Bundesliga, 34. Spieltag / BVB 4 SC Freiburg 0

Borussia Dortmund hat eine unglaubliche Saison mit einem früh herausgespielten 4:0 gegen Freiburg und einem neuen Punkterekord beendet. 81 Punkte, die schwer zu toppen sein werden. Wie es dazu kommen konnte, zeigte die Mannschaft auch am letzten Spieltag. Anstatt einfach auf die Meisterschale zu warten, präsentierten sich die schwarz-gelben Jungs erneut engagiert und spritzig, so dass das Überraschungsteam der Rückserie ohne reelle Chance auf eine Überraschung blieb.

Kurz vor Anpfiff
Feierstimmung vor dem letzten Anpfiff

Der BVB zeigte große Variabilität und alle seine Stärken. Das in manchen Partien zu kurz gekommene Flügelspiel war ebenso zu sehen wie die gefürchteten, Abwehren zerschneidenden Pässe in die Tiefe. Mats Hummels und Neven Subotic verteidigten sehr hoch und fielen mehrmals mit starken Bällen in die Spitze auf. Herrliche Tore und Torvorbereitungen der polnischen Nationalspieler Kuba, Lewandowski und Piszczek machten in der ersten Halbzeit allerbeste Laune und selbst im verhalteneren zweiten Abschnitt hätte noch der eine oder andere Treffer fallen können.Weniger schön war dann das Ende des Spiels. Es war vorhersehbar, dass die wiederholten Lautsprecherdurchsagen von Nobby Dickel einen Platzsturm nicht würden verhindern können. Ebenso wenig wie die reichlich genutzte Pyrotechnik auf der Südtribüne kurz vor dem Abpfiff.

Nach Abpfiff des 34. Spieltags
Die ersten sitzen schon auf dem Zaun.

Man kann über das Für und Wider von Pyrotechnik ebenso diskutieren wie über eine Öffnung des Spielfelds für Fans nach einer Meisterschaft. Ich sehe sicher nicht alles durch die offizielle Vereinsbrille, aber Hans-Joachim Watzke hat mit seinem Kommentar zum Geschehen in der 3. Halbzeit recht:

An erster Stelle steht immer noch der Club Borussia Dortmund, er ist das Wichtigste und Größte, nicht der Egoismus einzelner Stadionbesucher.

Denn es ist tatsächlich egoistisch, wenn man Augenblicke vor der Überreichung der Meisterschale an die Mannschaft die Kette der Ordner durchbricht, um den Platz endgültig zu stürmen. Auch wenn die Zeremonie auf der Westtribüne etwas schleppend verlief. Es kam so, dass man höchstens mit einem Auge das Geschehen dort verfolgen konnte, da die Aufmerksamkeit durch die immer zahlreicheren Fans auf dem Rasen abgelenkt wurde.

Meisterschale 2012 für den BVB
Nur unscharf zu erkennen: Der BVB beim Aufstieg zur Schale

Es waren anfänglich ein paar hundert Egoisten, die den restlichen Zehntausenden BVB-Fans die Feier verdarben – wenn auch nur bis zum späteren Gang in die Kneipe. Mal sehen, wie lange der Verein und die Fans nun Zeit haben, gemeinsam nachzudenken, wie eine solche Meisterfeier besser gestaltet werden kann.

Die Aufstellung: Weidenfeller (7) – Piszczek (8) (54. Götze (6)), Subotic (9), Hummels (9), Schmelzer (7) – Gündogan (8), Kehl (7) – Kuba (10) (81. Barrios), Kagawa (7) (65. Perisic), Großkreutz (6) – Lewandowski (10). Tore: Kuba (2), Lewandowski (2)

3 Kommentare zu „Gutes Ende, schlechtes Ende

  1. Wir haben damals im Podcast mit Nobby Dickel (http://www.bvb-podcast.de/?p=744) lange über das Thema diskutiert und Änderungsvorschläge besprochen, die dieser auch versprach einzubringen. Das Ergebnis war schon Ende der letzten Woche enttäuschend: Nichts als das erneute stumpfe kommunizieren von Verboten und der Brüllaffe Dickel später in Hochform im Stadion.
    So geht’s nicht!

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  2. Sehe ich ähnlich wie Clemens. Man hätte das ganze Thema deutlich besser angehen könnten, statt den Leute zu suggerieren, dass man nur lästiges Beiwerk ist. Und wenn man im Vorfeld im Grund das gesamte Stadion von der Übergabe der Schale ausnimmt, weil man es schlichtweg nicht sehen kann auf der Westtribüne, dann muss man sich nicht wundern, wenn die Leute sich den besten Platz, nämlich den auf dem Rasen, holen.

    Man hätte einfach einen ordentliche Tribüne aufbauen können, Zäune drum und ein „Catwalk“ in die Kabine. Dann Tore auf und man hätte wie bei einem Konzert die tobende Masse gehabt und dennoch freien Blick für SKY auf die Schalenübergabe.

    Übrigens ist es mehr als verlogen vom BVB, auf der Fansbookseite erst das Bild vom Platzsturm mit „echte Liebe“ zu kommentieren und dann durch Watzke eine Differenzierung in „echte Fans“ und „Minderheit“ vorzunehmen.

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  3. @BVBoisseree: Du hast sicher recht, man hätte das von Vereinsseite anders machen sollen (den Podcast werde ich mir in einer ruhigen Stunde nach dem Finale mal anhören). Deshalb sollten bei der nächsten Feier den Lippenbekenntnissen dann auch Taten folgen. Doch auch die Platzstürmer müssten sich eigentlich hinterfragen (siehe unten).

    @VM: Deine Idee mit der Tribüne hört sich durchdacht an und vielleicht führt der zweite Platzsturm in Folge ja dazu, dass man beim Verein nun über Änderungen für die hoffentlich bald folgende dritte Meisterfeier nachdenkt. Ich stimme auch deinem letzten Absatz zu.

    Aber: Ich bin überzeugt, dass es der großen Mehrheit der Leute, die da auf den Rasen stürmten, nicht darum ging, den besten Blick auf die Schalenübergabe zu haben. Die wollten sich selber feiern, da war auch Trotz dabei und der Wunsch, sich ein Souvenir mitzunehmen. Ich habe es beobachtet: von den Leuten, die ich sehen konnte, hat kaum jemand auf die Zeremonie geachtet. Viele waren vor der Nordtribüne, um mit den Freiburgern zu feiern – aber mehr sich selbst als die Schale.
    Ich will nicht per se alle verurteilen, die da auf dem Rasen waren. Letztes Jahr war ich einige Zeit nach dem Spiel auch unten. Nur die, die ausgerechnet Sekunden vor der Übergabe der Schale dafür gesorgt haben, dass sich alle anderen nicht darauf konzentrieren konnten – die haben mich genervt.

    Und die Mannschaft wäre natürlich mit der Schale zu den Fans gekommen. Dass sie es bei den Zuständen, die kurz nach dem Platzsturm herrschten, nicht getan haben, ist nur verständlich. Da wurde ja auch noch gezündelt.

    Ich hoffe eben, dass der Verein beim nächsten Mal auf die Fans zugeht und die sich dem würdig erweisen. Das ist dann aber auch ein Muss.

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