Ein Beispiel zum Schulemachen

Niemand mag sie so richtig, aber sie sind in der Fußballwelt inzwischen allgegenwärtig: Spielerberater. Dass sie bald wieder verschwinden, hofft mancher, aber glaubt kein Fan. Es geht natürlich nicht darum, einen ganzen Berufsstand pauschal zu verurteilen, denn ohne Zweifel hilft ein guter Berater seinem Schützling bei vielen Nebensächlichkeiten, um die sich dieser nun wirklich nicht kümmern müssen sollte. Doch genauso zweifellos hat das Aufkommen des Beratertums auch dazu geführt, dass die üppigen Spielergehälter noch weiter gestiegen sind – und darüber hinaus bei Transfers oftmals kräftige Provisionen an die Vermittler fällig werden, die in aller Regel die Vereine zahlen.

Spätestens seit Borussia Dortmund wieder zu den deutschen Spitzenclubs zählt, machen auch die Schwarz-Gelben Erfahrungen mit dem Übereifer und der besonderen Geschäftstüchtigkeit dieses Berufsstandes, auf die wir verzichten könnten. So musste man alle paar Tage in der Presse lesen, mit wem der Berater von Robert Lewandowki wieder verhandelt hat. Und vieles spricht dafür, dass diese Stories mit zweifelhafter Substanz häufig durch ‚Hintergrundinformationen‘ der Berater zustandekommen. Ob mit dem Streuen von Gerüchten ein Vorteil für den Spieler verbunden ist, sei mal dahingestellt – seinem Verein schadet diese Praxis eher.

Einen Berater zu haben, der sich um das Geschäftliche kümmert, ist angenehm. Nicht nur für Sportler. Und daher ist es nachvollziehbar, dass viele Fußballspieler sich dieser Möglichkeit bedienen. Doch vielleicht begreifen manche von ihnen in den nächsten Jahren, dass sie überversorgt sind. Dass die Arbeit ihrer Berater zu oft eher eine Ablenkung vom Wesentlichen darstellt als das erwünschte Gegenteil. Vielleicht folgen manche dem Beispiel von Serdar Tasci. Der 25-jährige Kapitän des VfB Stuttgart hat sich vor einigen Wochen von seinem Berater getrennt. Schlicht und einfach weil er derzeit dessen Tätigkeit nicht braucht, was er im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ so begründet:

Weil man einen Berater eigentlich nur braucht, wenn man den Verein wechseln oder seinen Vertrag verlängern will. Beides ist für mich im Augenblick jedoch überhaupt kein Thema.

Gerüchte über den FC Barcelona und Milan hat die neue Selbstständigkeit nicht verhindert. Doch wenn Tasci davon spricht, dass es keinen direkten Kontakt zu diesen Vereinen gegeben habe, dass er ein „Stuttgarter Junge“ sei und das Kapitänsamt eine Ehre, dann braucht man zumindest nicht zu befürchten, dass gleichzeitig jemand in seinem (vermeintlichen) Auftrag mit Manchester City verhandelt.

Ein zeitweiser Verzicht auf einen Berater – wenn keine Veränderung ansteht – würde die Vielstimmigkeit um die Spieler verringern und den meisten Gerüchten ihren Nährboden nehmen. Solch ein Schritt kommt nicht für jeden Profisportler infrage – er erfordert eine gewisse Selbstständigkeit. Doch nach einer Gewöhnungsphase, in der, wie Tasci erzählt, das Telefon nicht stillsteht, dürfte diese Option vielen mehr Ruhe und Konzentration ermöglichen. Vereine und Fans würden ohnehin begrüßen, wenn dieses Beispiel Schule macht.