1. Bundesliga, 27. Spieltag / VfB Stuttgart 1 BVB 2
Gegen den VfB gibt es gefühlt eigentlich nur zwei Arten von Spielen für uns Schwarz-Gelbe: Hochdramatische Thriller wie vor einem Jahr oder durchschnittliche bis langweilige Unentschieden. Wobei „langweilig“ sich eher auf die spielerischen Leistungen bezieht, da die Partien (natürlich) immer eng waren. Mein erstes Mal im Westfalenstadion war eines dieser Unentschieden gegen die Schwaben, ein 0:0, das dadurch nicht besser wurde, dass wir auf der Nordtribüne direkt hinter dem Tor standen, durch ein Netz oder einen Zaun sichtbehindert waren und von dort aus nur die Gästefans im Nachbarblock hörten.
Gestern ging es mal wieder dramatisch zu. Es war spannend und emotional, was vor allem an der unsauberen Spielweise der Gastgeber lag. Härte gehört bis zu einem gewissen Grad zu diesem Sport dazu, doch Tacklings, die mit gestrecktem Bein voll auf die Knochen gehen, nicht. Genauso wenig wie Hände und Ellbogen im Gesicht des Gegners – das kann mal passieren, doch der VfB bediente sich dieser Mittel gestern zu häufig. Ob es jetzt eine Generalkritik braucht oder man eher konsequent die einzelnen Situationen benennen sollte, ist diskutabel. Völliger Quatsch war jedenfalls Christian Gentners Aussage, die Stuttgarter Aktionen seien immer gegen den Ball gegangen. Schmelzers Nasenbeinbruch war eher ein Unfall und niemals ‚Absicht‘, gleichwohl war die Gelbe Karte für Harnik berechtigt.
Was die Gemüter am meisten in Wallung brachte – und das zu Recht – war allerdings das Verhalten von Innenverteidiger Georg Niedermeier. Der hatte schon in der ersten Hälfte richtigerweise Gelb gesehen und sprang dann mit einem jener angesprochenen Brutalo-Tacklings in Mario Götze hinein. Danach wälzte er sich das Gesicht haltend auf dem Boden, als ob ihm Götze einen Faustschlag versetzt hätte, obwohl der ihn allenfalls in der ersten Wut leicht berührt hatte. Und am Ende, als er dann plötzlich wieder auf den Beinen war, folgten noch lautstarke Proteste gegen seine Gelb-Rote Karte, obwohl glatt Rot die richtigere Entscheidung von Schiedsrichter Aytekin gewesen wäre. Abstoßend war’s, doch zum Glück sollte der BVB die nummerische Überlegenheit noch ausnutzen.
Bevor die vielen Fouls den Spielfluss störten, war es eine flotte Partie; mit Vorteilen für die Schwaben in der Anfangsphase. Jürgen Klopp schonte zunächst Lukasz Piszczek, für ihn spielte Kevin Großkreutz rechts hinten. Ilkay Gündogan rückte ins offensive Mittelfeld, hinter ihm agierten Bender und Sahin. Das mutige Mitspielen der Stuttgarter schien sich auszuzahlen – sie hatten vor allem in der ersten Viertelstunde bei den Chancen ein Übergewicht. Roman Weidenfeller war jedoch über 90 Minuten ebenso präsent wie Sven Ulreich auf der anderen Seite, so dass es in dem intensiven Spiel weniger Tore gab als vor Jahresfrist.
Hätten die Gastgeber die Härte etwas besser dosiert, wäre ihnen vielleicht auch der Rückstand erspart geblieben. Denn den erzielte der Minuten zuvor eingewechselte Piszczek, als er einen Freistoß von Reus mit dem Hinterkopf ins Tor verlängerte. Die Leistung des Rechtsverteidigers war einer der positivsten Aspekte des Spiels – die scheinbar notwendige Operation wegen seiner Hüftprobleme kann wohl guten Gewissens noch etwas aufgeschoben werden.
In der zweiten Halbzeit verzichtete der VfB zunächst auf grobe Unsportlichkeiten und wurde dafür durch den Ausgleich belohnt. Zu elft und nach der Hereinnahme von Leitner für Gündogan beim BVB hätte ich den Schwaben mindestens einen Punkt zugetraut, doch Niedermeier leistete sich die beschriebene unnötige Szene in der Nähe der Mittellinie. Es war dann natürlich Robert Lewandowski, der den Siegtreffer erzielte und scheinbar unaufhaltsam auf den Gewinn der Torjäger-Kanone zusteuert – Ligatreffer 20. Und das, obwohl die Begegnung keine seiner besseren gewesen war. Die Vorlage kam übrigens von Lukasz Piszczek.
Als es vorbei und der nächste Auswärtssieg eingefahren war, fühlte es sich zunächst mal wie ein Sieg der Gerechtigkeit an, obwohl die Gastgeber rein spielerisch gesehen nicht weit von einem Punkt entfernt waren. In jedem Fall ist der Stuttgart-Fluch gebrochen – das ist das Wichtigste, und dass die Bayern trotz eines 9:2 noch nicht Meister sind, nimmt man auch gerne mit.
Die Aufstellung: Weidenfeller – Großkreutz, Subotic, Santana, Schmelzer (24. Piszczek) – Bender, Sahin – Götze (83. Schieber), Gündogan (60. Leitner), Reus – Lewandowski. Gelbe Karten: Götze, Großkreutz. Tore: Piszczek, Lewandowski
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