1. Bundesliga, 13. Spieltag / BVB 0 Bayern München 3
Natürlich, die deutschen Sportmedien und – allgemeiner gesprochen – die hiesige Fußball-Szene hätten gerne den Glamour und die internationale Bedeutung eines ‚Clasico‘. Und der Fakt, dass die gestrige Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern in 209 Ländern übertragen wurde, legt nahe, dass sehr viele Augen auf das Topspiel der deutschen Bundesliga gerichtet waren. Doch ein echter Clasico, sofern man das Wort überhaupt international verwenden will, verlangt zweierlei: Er muss Tradition als Spitzenspiel haben – deswegen steckt das Wort „klassisch“ drin. Daher muss er ein Duell auf Augenhöhe sein – langfristig. Beides ist in Deutschland nur bedingt bis gar nicht gegeben.
Dass die Bundesliga in den letzten Jahren verstärkt internationale Aufmerksamkeit bekam, war zu einem guten Teil Borussia Dortmund zu verdanken. Der Spielweise und der Art des Vereins sowie der Tatsache, dass mit dem BVB ein ernstzunehmender Konkurrent für die Bayern zu erwachsen schien, der die Liga spannender gestalten können würde. Vielen war eigentlich klar, dass der FCB dabei nicht zuschauen würde – trotzdem war der Wunsch nach langfristiger Spannung offensichtlich so groß, dass man den ‚Clasico‘ importieren musste. Das gestrige Topspiel war zwar nur ein Spiel, in dem drei Punkte vergeben wurden und auch keine echte Vorentscheidung in der Meisterschaft fallen konnte, aber es hat gezeigt, dass sich an der Lage in der Liga strukturell nichts ändern wird.
Es gibt da manchmal einen Verein, der dem FC Bayern ein paar Probleme bereiten kann, derzeit die Borussia, aber mit Hilfe ihrer Finanzkraft schaffen es die Münchener immer, einen zeitweise geschrumpften Abstand wiederherzustellen. Ihre Qualität quer durch den gesamten Kader wird sich im Vergleich früher oder später bemerkbar machen. Unvermeidlich und exemplarisch war, dass der vom Konkurrenten geholte Mario Götze mit seinem Tor den Auswärtssieg der Bayern einleitete – Robert Lewandowski wird ihm möglicherweise bald in die bayerische Landeshauptstadt folgen. Schade, dass Uli Hoeneß momentan sicher wenig Zeit hat, sich Vorschläge gegen die Einseitigkeit der Liga auszudenken.
Sprechen wir also nicht vom Clasico, sprechen wir von einem Spiel, das lange Zeit spannend war. In dem die Bayern deutlich mehr Ballbesitz hatten, das die Gastgeber jedoch nach 15, 20 Minuten offen gestalten konnten. In dem die Borussen die besseren Chancen hatten, diese aber nicht nutzten. Selbst die improvisierte Viererkette mit Kevin, Sokratis, Manuel Friedrich und Eric Durm machte ihre Sache über eine Stunde sehr ordentlich. Bis Müller von rechts zu Götze im Strafraum passen konnte und der sonst überragende Sokratis ein wenig zu weit weg vom Ex-Dortmunder stand. Im Anschluss zeigte sich dann ein paar Mal, dass den vier Abwehrleuten die Eingespieltheit fehlte. Sicher, der Traumpass von Thiago auf Robben war schwer zu verteidigen – Tatsache bleibt aber, dass diese BVB-Defensive verwundbarer ist als die A-Lösung.
Reus, Lewandowski und Mkhitaryan hatten vor und nach Bayerns 0:1 Chancen, einen Treffer für die Schwarz-Gelben zu erzielen. Das Spiel hätte dann anders ausgehen können. Doch es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass ein Team zeitweise dem FCB ebenbürtig war und am Ende unterlag. Der BVB muss sich auch keine Sorge um die Offensive machen – die wird wieder treffen, vielleicht schon gegen Neapel. Nur werden die Wochen, in denen Mats Hummels der Abwehr fehlt, lang. Man muss kein Pessimist sein, um den ein oder anderen Punktverlust zu prophezeien. Das Saisonziel, erneut die Champions League zu erreichen, ist nun hoffentlich für jeden ersichtlich kein Understatement mehr.
Der Satz „und am Ende gewinnen immer die Bayern“ scheint also wieder Gesetz zu sein. Die Fans der Roten freuen sich verständlicherweise darüber. Das sollen sie. Solange sie nicht vom Rest der Liga verlangen, wieder spannungsarme Spielzeiten nur deswegen gutzuheißen, weil der FCB sein Geld ja mit harter Arbeit verdient hat.
Die Aufstellung: Weidenfeller – Großkreutz, Friedrich, Sokratis, Durm – Bender (79. Piszczek), Sahin – Blaszczykowski (71. Aubameyang), Mkhitaryan (71. Hofmann), Reus – Lewandowski. Gelbe Karten: Großkreutz, Mkhitaryan
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