Robert Lewandowski wechselt im Sommer ablösefrei zum FC Bayern München und unterschreibt dort einen Fünfjahresvertrag. Woran spätestens seit den klärenden Worten des Stürmers im Herbst kaum noch ein Zweifel bestand, wurde nun offiziell bestätigt. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, dass bei diesem Transfer formal alles korrekt gelaufen sei. Und was will man dem FC Bayern auch vorwerfen – sie haben einen Spieler verpflichtet, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Fragt man Fans, die den deutschen Vereinsfußball mögen, dürfte sich außer den Bayern und ein paar Schalkern jedoch kaum jemand über den Wechsel freuen.
Dass manche Leute gedacht haben, die Verantwortlichen des Rekordmeisters scherten sich wirklich um das Niveau der deutschen Fußball-Bundesliga, mag man für naiv halten; der Gedanke wurde aber von den Bossen Rummenigge und Hoeneß durch von mir schon mehrfach zitierte Äußerungen nahe gelegt. Ersterer sagte 2012, man werde keinen BVB-Spieler verpflichten, nur um den Konkurrenten zu schwächen. Damit hat Rummenigge formal nicht gelogen. Aber sollte die Politik in der Vergangenheit bei anderen Transfers mal anders gewesen sein – zugegeben haben es die FCB-Granden ohnehin nie. Deshalb kann man wie bei allen Bayern-Transfers getrost mehrere Motive unterstellen.
Läge den Machern von der Säbener Straße wirklich etwas an einem Konkurrenzkampf in der Liga, hätte man sich durchaus anderswo bedienen können. Natürlich sind Götze und Lewandowski absolute Topspieler, doch dass es weltweit keine gleichwertigen auf ihren Positionen gebe, ist eine unbewiesene, Deutschland-zentrierte Behauptung. Die Bayern haben sich schlicht und einfach für den einfachsten Weg entschieden – weil sie es können, haben sie formal korrekt nach dem wahrscheinlich besten Mittelfeldspieler auch den besten Stürmer der Bundesliga verpflichtet. Integrationsprobleme sind so natürlich nicht zu erwarten, es sei denn, der Rekordmeister schafft sich selber welche.
Droht nun 2014/15 endgültig Langeweile in der Liga? Ein Untergangsszenario braucht trotz allem niemand, schließlich kann immer Unvorhergesehenes passieren; am Zoll, in der Politik, vor Gericht und erst Recht im Fußball. Dass die Bayern aber etwas für die Attraktivität der Liga als Ganzes tun, ist heute so sehr ein Märchen wie es schon lange eines war und vermutlich noch lange eines bleiben wird.
Borussia Dortmund hatte seit Monaten Gelegenheit, sich auf Lewas Ausstiegsszenario vorzubereiten. Natürlich sind Michael Zorc und Jürgen Klopp längst auf der Suche nach einem Nachfolger, doch da der BVB nicht annähernd so viel investieren kann wie die Bayern, muss man gründlicher und fantasievoller vor- und ein höheres sportliches Risiko eingehen. Treffer gelingen auf dem Transfermarkt nicht am laufenden Band und daher gehen auch die fehl, die jetzt erwartungsgemäß „ich weiß, was ihr letzten Sommer hättet tun sollen“ sagen. Robert Lewandowski hat in der Liga 2013/14 bisher 11-mal getroffen und darüber hinaus wichtige CL-Tore erzielt. Hätte man das Geld genommen und einen Anderen verpflichtet, wäre man möglicherweise international nicht mehr dabei und stünde national noch schlechter da – auch wenn das niemand beweisen kann.
Die Unterschiede zum Götze-Wechsel wurden schon häufiger thematisiert und sind darüber hinaus zu nahe liegend, um sie noch mal erwähnen zu müssen. Robert Lewandowski hat für den BVB verdammt viel getan in den letzten Jahren, gerade gegen seinen zukünftigen Verein. Vielleicht gelingt ihm das auch in der Rückserie noch mal, vielleicht wieder gegen seinen zukünftigen Verein. An seinem Einsatzwillen braucht man jedenfalls nicht mehr zu zweifeln; seine Wechsel-Entscheidung folgt seiner persönlichen, kühl kalkulierten Kosten-Nutzen-Rechnung.
Nach dem aus Borussensicht erwartbar schlechten Auftakt wünsche ich dennoch allen Lesern ein gutes neues Jahr!
Ich finde es trotzdem frustrierend, auch wenn der Weggang von Lewandowski schon lange feststeht. Weil es eben Bayern München ist und nicht Manchester oder Madrid. Ich befürchte schon Langeweile in der Liga.
Bayern steht aktuell meilenweit über den Gegnern, hat in meinen Augen die beste Mannschaft aller Zeiten. Ein Unterschied zu früheren Zeiten: Gewannen sie in Zeiten von Effenberg, Kahn oder Matthäus viele Spiele mit ihrem Willen, sind sie heute meist spielerisch deutlich überlegen.
Und wenn ein Gegner ihnen nahekommt, kaufen sie einfach deren beste Spieleler. So war das früher, so ist das heute
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Ja, natürlich ist das frustrierend. Eine bessere, spannendere Bundesliga schien vorübergehend möglich, doch wenn man ehrlich ist, war es schon immer am wahrscheinlichsten, dass die Bayern mit ihrer Finanzmacht zurückschlagen und sich ihre Ausnahmestellung zurückerobern würden. Weil sie es können und weil sie eben sind wie sie sind: Sie suchen den schnellsten Weg zum Erfolg – natürlich nur dem eigenen. Altruistisch sind sie nur gegenüber Vereinen, die ihnen nicht gefährlich werden können.
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