Während Borussia Dortmund heute das Testspiel beim Drittligisten MSV Duisburg mit 6:1 gewonnen hat und Hoffnungen auf einen guten Rückserienauftakt schürt, wurde in Fankreisen und Medien hauptsächlich ein anderes Thema diskutiert. Es ging um Gewalt und Ausschreitungen im Stadion, aber auch außerhalb, und vor allem um die jüngere Vergangenheit und nähere Zukunft des größten deutschen Derbys zwischen dem BVB und dem FC Schalke.
Die Sanktionen, die Borussia Dortmund gegen eigene Fangruppen verhängt hat, die mit den Ausschreitungen beim letzten Derby in Gelsenkirchen in Verbindung gebracht wurden, waren nachvollziehbar und maßvoll. Die jüngsten Entwicklungen geben aber Anlass zur Sorge und gingen wiederum nicht von Polizei oder Innenministerium aus. Dass der FC Schalke gegen zweifelsfrei identifizierte Randalierer, die sich als BVB-Fans ausgeben, bundesweite Stadionverbote verhängt, verdient zu 100 Prozent Unterstützung.
Darüber hinaus wurden jedoch fast 500 Hausverbote für die Turnhalle gegen BVB-Anhänger verhängt, die vor dem Skandal-Derby am Essener Hauptbahnhof polizeilich überprüft wurden. Hier wird es nun schwierig. Einerseits handelte es sich nicht um einen offiziell empfohlenen Anreiseweg zum Spiel, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ein Großteil derjenigen, die ihn dennoch nutzten, dürfte sich bewusst gewesen sein, dass dadurch Kontrollen umgangen werden sollten. Andererseits sind natürlich die meisten Fans am Bahnhof friedlich geblieben, weswegen es schon fragwürdig ist, dass ihre Daten an den FC Schalke weitergegeben wurden.
Einerseits ist es Willkür, andererseits hat ein Verein oder Stadionbetreiber eben das Hausrecht, das es ihm erlaubt, bestimmte Personen nicht einzulassen. Und darüber hinaus muss man auch als kritischer Fan eingestehen, dass es ein Phänomen am Rand (nicht nur) der Derbykrawalle gibt, das leider die Trennlinie zwischen gutem Fan und bösem ‚Fan‘ verwischt: die Mitläufer. Die, die eben absichtlich mit dem selben Zug zum Spiel fahren wie die harten Jungs. Die sich nicht aktiv an Ausschreitungen beteiligen, aber dabei sind, johlen, filmen, ihre Unterstützung zeigen. Die dazu gehören wollen, wenn es gegen die Blauen und die Polizei geht. Wenn es hier mehr Distanzierung gäbe, wäre manches leichter.
Die Situation ist derzeit aber eher angespannt. Was ausgerechnet die beteiligten Vereine Borussia Dortmund und FC Schalke, sekundiert von den Medien, dazu bewogen hat, ernsthaft den kompletten Ausschluss von Gästefans beim Derby in Erwägung zu ziehen. Der BVB soll dabei sogar die treibende Kraft gewesen sein – für eine freiwillige Kollektivbestrafung der eigenen Anhänger, die trotz der schlimmen Bilder vom Herbst in der Mehrzahl friedlich waren. Eine solche Maßnahme wäre schlicht ein Armutszeugnis, ein Tiefschlag für die Fankultur und man würde vor allem auch diejenigen bestrafen, die das Derby zu dem machen, was es in positiver Hinsicht ist.
Eine Annäherung an italienische oder griechische Verhältnisse ist derzeit unnötig. Die, die das Derby in den Dreck ziehen, dürfen gerne hart bestraft werden. Verurteilte Gewalttäter auch mit Meldeauflagen – mit Stadionverboten ohnehin. Eine Vermischung der Hooligan-Schlägereien in der Kölner Innenstadt mit den Vorkommnissen in der Schalker Arena letztes Jahr und dem Derby allgemein sollten aber zumindest die Vereine vermeiden. Vor allem auch der BVB, der sich zuletzt über manche Schlagzeile in den Medien zu Recht aufgeregt hat.
Einen guten Artikel zum Thema findet ihr auch beim Rote Erde Blog.
Ein Kommentar zu „Eine rote Linie hat zwei Seiten“