So oder so ähnlich geht siegen

1. Bundesliga, 19. Spieltag / Eintracht Braunschweig 1 BVB 2

Es geht doch. Irgendwie. Nach dem knappen Auswärtssieg in Braunschweig durfte man sich zwar die Frage stellen, gegen welches andere Bundesliga-Team der BVB gestern gewonnen hätte, aber zum Glück ist bis zur nächsten Partie in Bremen eine gute Woche Zeit.

Jürgen Klopp startete mit Pierre-Emerick Aubameyang über rechts und Mats Hummels kehrte in die Innenverteidigung zurück. Beide Personalien sollten sich als wichtig erweisen. Doch zunächst konnte einem Angst und Bange werden, wie die Gastgeber die schwarz-gelbe Defensive ein ums andere Mal aushebelten. Da passte es hinten und vorne nicht und dass ein erfahrener Mann wie Kuba fehlte, kam noch dazu. Auch Hummels brauchte eine Eingewöhnungsphase, aber alle sechs Feldspieler ab Sahin rückwärts wirkten zunächst immobil und ließen sich durch einfache Braunschweiger Pässe überrumpeln. Wer mir am meisten Sorgen macht ist Marcel Schmelzer: Da gab es eine gute Rettungstat im ganzen Spiel zu sehen und sonst viele Szenen, in denen er schlecht positioniert war.

Es musste ein Freistoß von Nuri Sahin her – Reus‘ Standards waren zuvor kaum anzuschauen gewesen – um die erste Chance für den BVB heraufzubeschwören. Und es schien mit dem Ende von Hummels‘ Akklimatisierungszeit zu koinzidieren, als es für die Schwarz-Gelben besser lief. Mit der ersten schönen Kombination, die an den Dortmunder Meisterstil erinnerte, fiel das 1:0. Nach einem Sokratis-Pass kam Lewandowski über halbrechts, spielte einen tollen Doppelpass mit Reus und lupfte den Ball dann in die Mitte, wo Aubameyang knapp vor dem Tor nur noch den Kopf hinhalten musste. Und wie zu erwarten brachte der Treffer Selbstvetrauen und mehr Sicherheit – zunächst.

Direkte Pässe und flüssige Kombinationen gab es in der zweiten Hälfte zum Glück in größerer Anzahl zu sehen. Doch leider auch wiederholt Konzentrationsfehler in der Deckung. Bestes Beispiel: der Ausgleich nach einer Ecke, als Braunschweigs Kessel im Strafraum ungestört dem Ball entgegengehen und köpfen durfte. Kurz vor Schluss setzte Bicakcic noch einen Kopfball gegen den Pfosten, bevor Weidenfeller die Kugel aufnehmen konnte – es wäre für die derzeitige BVB-Phase das bezeichnende Ende eines Spiels gewesen, in dem wieder eine Reihe von hochkarätigen Gelegenheiten nicht genutzt wurde.

Marco Reus hatte mit einem Konter in der 65. Minute toll das 2:1 durch Aubameyang vorbereitet, aber auch wieder zu viel liegen gelassen. Lewandowski scheiterte ebenfalls mehrmals und Braunschweigs Torwart Davari wuchs über sich hinaus. So richtig setzte das Haareraufen jedoch in der 89. Minute ein, als der ansonsten leicht verbesserte Mkhitaryan frei vor dem Keeper den Ball an den Pfosten setzte. Die Entscheidung hätte in jedem Fall früher fallen müssen – so bleibt nach der späten Schrecksekunde der Eindruck eines sehr knappen Sieges beim Tabellenletzten.

Die breitere Auswahl im Mittelfeld nach der Verpflichtung von Milos Jojic könnte Jürgen Klopp wirklich weiterhelfen. Nuri Sahin schoss zwar wieder einen schönen Freistoß – das kann Jojic angeblich auch -, aber insgesamt kommen von ihm derzeit zu wenig Impulse. Aubameyang hat sich gestern für eine zentralere Rolle angeboten – die Idee eines zweiten Stürmers oder Halbstürmers ist Klopp für gewisse Partien wirklich ans Herz zu legen. Trotz aller Ungewissheit ist meine Freude auf das Bremen-Spiel schon groß – so oft, wie diese Begegnungen es in den letzten Jahren in sich hatten.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Großkreutz (84. Piszczek), Sokratis, Hummels, Schmelzer – Sahin, Bender (90. Kehl) – Aubameyang, Mkhitaryan (90. +3 Duksch), Reus – Lewandowski. Gelbe Karte: Mkhitaryan. Tore: Aubameyang (2)

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