Kloppo hat genug vom Pokal. Zumindest bleibt der Trainer des FC Liverpool bei seinem Standpunkt, das Wiederholungsspiel der 4. Runde des FA Cups zu Hause gegen Drittligist Shrewsbury Town auszulassen. Konkret würde das bedeuten, dass er selber sowie der gesamte Kader der ersten Mannschaft nicht da oder sogar in Urlaub sind. Antreten soll stattdessen die U23 der Reds, angeleitet von ihrem Trainer Neil Critchley.
Klopp beruft sich auf eine von der Premier League eingeführte gestaffelte Spielpause im Februar, die den Klubs aus dem Oberhaus etwas Freizeit verschaffen soll. Der englische Fußballverband FA sagt dagegen, alle Vereine hätten gewusst, was passiert, wenn man in der 4. Runde des Pokals in ein Wiederholungsspiel muss. Der Terminkalender der folgenden Wochen sei schon überladen.
Topspieler halfen nicht
Wie immer man dazu steht: Schade ist, dass die Diskussion davon ablenkt, was Liverpools Gegner Shrewsbury im Hinspiel geschafft hat. Ja, Klopp und die Reds traten im New Meadow freiwillig mit Spielern aus der zweiten Reihe an. Aber auch die späteren Einwechslungen von Alex Oxlade-Chamberlain, Mohamed Salah und Firmino verhalfen ihnen nicht zum Sieg. Der großflächig tätowierte Einwechselstürmer Jason Cummings hatte für die Riesenüberraschung gesorgt und aus einem 0:2 ein 2:2 für Shrewsbury gemacht.
Es war nicht der erste „Cup-set“ von Salop (der Spitzname von Shrewsbury Town bezieht sich auf das lateinische Motto des Vereins, „Floreat Salopia“). In diesem Jahr hatten sie bereits Bristol City und im Vorjahr Stoke City ausgeschaltet, beides Klubs aus der zweitklassigen Championship. Seit meinem letzten Beitrag über Shrewsbury im Frühjahr 2019 hat sich der Verein unter Trainer Sam Ricketts weiter stabilisiert. Vor allem die Dreierkette in der Abwehr aus Ro-Shaun Williams, Aaron Pierre und Ethan Ebanks-Landell erweist sich als echte Stütze oder besser Wand.
Ehrenhafte Langatmigkeit
Deutlich schwerer fällt zuweilen das Toreschießen. Und so rangiert man derzeit im unteren Mittelfeld, allerdings mit deutlichem Abstand auf die Abstiegsränge und ein bis zwei Spielen weniger als viele davor platzierte Klubs. Es kann bisweilen zäh sein, sich eine Partie von Shrewsbury anzuschauen. Und doch ist der gefühlte Triumph gegen Liverpool kaum einem englischen Profiklub so sehr zu gönnen wie den überaus bodenständigen und schuldenfreien Shrews. Eigentümer Roland Wycherly und CEO Brian Caldwell setzen auf langsamen und vernünftigen Fortschritt. Und wenn sich nun so manch eine/r in den sozialen Medien über den friedlichen Platzsturm nach einem Unentschieden lustig macht – sollen sie doch.
Shrewsbury Town tritt nun nach Stand der Dinge Anfang Februar in der Anfield Road gegen eine U23 des FC Liverpool an. Sicher wird der Nachwuchs der Reds alles geben, doch natürlich ist die Chance auf ein richtiges „Cup-set“ mit Klopps Ankündigung größer geworden. Sollte es tatsächlich dazu kommen, hätten Sam Ricketts‘ Jungs jede nur mögliche Anerkennung verdient. Schließlich spielen auch Drittligisten in England diverse Wettbewerbe neben der Liga. Die Belohnung für den bis letzte Woche für unmöglich gehaltenen Erfolg wäre eine Reise nach London an die Stamford Bridge.