1.Bundesliga, 18. Spieltag / Eintracht Frankfurt 2 BVB 3
Man kann dem BVB einiges vorwerfen in den letzten Wochen: Unkonzentriertheiten, die löchrige Abwehr, temporäre Passivität. Doch es war selten langweilig, wenn Schwarz-Gelb beteiligt war – mit Ausnahme von Teilen des Fürth-Spiels. Gestern dann die Krönung: keine übermäßig attraktive Partie der Borussia, aber dafür mal wieder ein Wechselbad der Gefühle. Mit einer bis zum Schluss kämpfenden Mannschaft, die sich mit zwei späten Toren und drei Punkten belohnte. Nicht Malaga, aber doch mal wieder ein toller Schluss.
Das aktuelle Problem des BVB: Gegen ein Team, das halbwegs kicken kann und ein paar Pässe zusammenkriegt, laufen die Schwarz-Gelben immer Gefahr, durch eigene Unzulänglichkeiten in Schwierigkeiten zu geraten. Und die Eintracht ist mehr als so ein Team. Nehmen wir das 2:0 als Fallstudie: Es wurde eingeleitet durch einen Fehlpass im Spielaufbau. Es wurde am Ende ermöglicht durch einen technischen Fehler von Marco Reus, der den Ball im Strafraum erst eroberte und dann wieder verlor. Dazwischen lag eine ansehnliche Passstafette der Gastgeber, in die die Borussen es nicht schafften, einzugreifen.
Die Fehlerkette vor dem 1:0 endete an einer ungewöhnlichen Stelle: Ebenfalls ein unnötiger Ballverlust, gefolgt von einem unnötigen Freistoß für die Eintracht. Kostic führte aus, Reus konnte den Ball nicht aufhalten, Bellingham Borré nicht am Schuss hindern. Am Ende war es jedoch Torwart Gregor Kobel, der an die Kugel kam, sie aber nicht am Überqueren der Torlinie hindern konnte – einer der bisher wenigen klaren Fehler der neuen Nummer 1.
Rückmeldung in der zweiten Hälfte
0:2 in Frankfurt ist ein herausforderndes Ergebnis. Schon nach dem ersten Treffer schien der BVB nervös und passiv zu werden – obwohl sie zuvor gut begonnen hatten. Erst in der Schussphase der ersten Hälfte gelang nochmal ein Ausrufezeichen: Doppelchance durch Hummels, dessen Kopfball Trapp stark parierte, doch Malen hätte den Ball in der Folge mit links versenken müssen, anstatt ihn mit rechts gegen den Pfosten zu setzen. Unglücklich, so eine Chance kurz vor der Pause zu vergeben – und doch sollten die Schwarz-Gelben mit noch mehr Mut aus der Kabine kommen.
Es brauchte allerdings einige Zeit, bis die Gäste richtig gefährlich wurden. Erst waren wieder die Frankfurter dran: Lindström war frei durch, aber Gregor Kobel diesmal gut zur Stelle. Im letzten Viertel der Partie schafften es die Schwarz-Gelben, den Druck nochmal zu erhöhen, während Frankfurt zu passiv agierte und lange keine Entlastung mehr hinbekam. Der Anschluss gelang dem gerade erst eingewechselten Hazard nach einem Haaland-Zuspiel in der 71. Minute. Man darf die Frage stellen, ob Marco Rose schon früher hätte umstellen und etwa Reus in die Mitte beordern sollen. Doch es klappte ja perfekt am Ende. 86. Minute: Meunier-Flanke auf Bellingham, der einen starken Kopfball im Tor unterbrachte. Richtig ausgelassen wurde es dann in der 89., als Dahoud etwa von der Strafraumgrenze mit einem schönen Schuss den Auswärtssieg klar machte. Das hätten die meisten zur Halbzeit wohl nicht mehr für möglich gehalten.
Alle Jekyll, alle Hyde
Es sind die zwei Gesichter des BVB und einzelner Spieler, die das Zusehen gerade so spannend machen. Manchmal ist es sehr frustrierend zwischendurch, aber manchmal endet es eben auch wie gestern. Nehmen wir Thomas Meunier: Der hatte ganz früh einen tollen Schuss von rechts aufs Tor gesetzt, den Kevin Trapp gerade noch an den Pfosten lenken konnte. Er gab auch wie erwähnt die Vorlage zum 2:2. Doch wie so oft bei Dortmunds Außenverteidigern hat er seine Probleme mit der Defensivarbeit – mit Schnelligkeit, Genauigkeit und Positionsspiel.
Über Julian Brandt habe ich mich im letzten Beitrag ausführlicher geäußert. Nach der Partie in Frankfurt gibt es nichts Neues zu ihm zu sagen. Emre Can hatte in der Innenverteidigung seine Probleme, doch ich war froh, dass da nicht Pongracic oder Witsel standen. Haaland und Malen trafen nicht, waren aber in der entscheidenden Phase voll involviert. Dahoud hatte das Zentrum nicht gerade kontrolliert, doch packte am Ende diesen tollen Schuss aus. Reus steigerte sich in gewohnter Position.
Die Borussia bleibt Work-in-progress. Das weiß auch Marco Rose, der vor allem im ZDF-Interview eine gute Figur machte. Müssten die Schwarz-Gelben schon weiter sein? Darüber kann man in der Tat reden. Jedenfalls schafften sie es gestern, sich gegen einen unangenehmen, defensivstarken Gegner nochmal richtig zu steigern. In Berlin war das nach dem verhängnisvollen Zwischentief nicht ausreichend geglückt. Selbst wenn es abgedroschen klingt: Die nächsten Partien gegen Freiburg, Hoffenheim und Leverkusen konstituieren Wochen der Wahrheit für den BVB. Die Pokalpartie am Millerntor übernächste Woche und das Ligaspiel in der Alten Försterei im Anschluss an dieses Programm kann man getrost noch dazu nehmen. Spannung ist garantiert, eine Erfolgsserie sicher nicht. Aber gestern, das hatte schon was.
Die Aufstellung: Kobel – Meunier, Can, Hummels, Guerreiro – Brandt (65. Hazard), Dahoud, Bellingham – Malen, Haaland, Reus (90.+2 Witsel). Gelbe Karten: Haaland, Hazard. Tore: Hazard, Bellingham, Dahoud