1.Bundesliga, 22. Spieltag / 1. FC Union Berlin 0 BVB 3
Ist dieser kleine Fluch also gebrochen: Borussia Dortmund gewinnt zum ersten Mal an der Alten Försterei und bleibt dabei zum ersten Mal seit 15. Dezember ohne Gegentor. Ersteres konnte man in einer unbeständigen Saison wie dieser fast schon erwarten, Letzteres kam durchaus überraschend, besonders angesichts der personellen Situation.
Marco Rose musste auf alle gelernten und angelernten Rechtsverteidiger verzichten und setzte stattdessen auf einen, der da auch schon irgendwann mal gespielt hatte: Manuel Akanji. Der machte dort das, was er auf dieser Position kann: seine Seite halbwegs dicht. Große Ausflüge nach vorne standen eher nicht auf dem Aufgabenzettel und Manuel verzichtete dementsprechend auf sie. Rose ließ ein 4-2-3-1 spielen, das ein wenig mehr auf Sicherheit ausgerichtet war als man es vom Trainer bisher kannte. Mit der Hereinnahme von Axel Witsel und dem vermutlich klaren Auftrag an Mo Dahoud, zunächst mal nichts anbrennen zu lassen, schuf er eine solidere Grundlage für erfolgreiches Defensivverhalten. Trotzdem mussten die Spieler ihre Rollen erstmal ausfüllen und das gelang gestern weitgehend.
Mats und Daxo können es doch
Der BVB bekam die Partie nach der Anfangsphase in den Griff, hatte viel Ballbesitz und bestimmte das – nicht immer hohe – Tempo. Dafür sorgten gutes Positionsspiel und gutes Verschieben, das Union wenig Räume ließ. Ganz wesentlich war aber auch, dass die Schwarz-Gelben weniger Bälle in kritischen Situationen und der eigenen Hälfte verloren. In diesem Zusammenhang muss man gerade angesichts der Kritik der letzten Wochen ein Lob an unsere gestrigen Innenverteidiger aussprechen: Die Rückkehr von Mats Hummels wirkte sich wohltuend auf die Ordnung in der Hintermannschaft aus. Und der Leistung von Berlin-Köpenick nach zu urteilen waren alle Abgesänge auf Dan-Axel Zagadou verfrüht. Ich habe vor dem Spiel geglaubt – und glaube es jetzt natürlich umso mehr, dass Daxo mit mehr Spielpraxis und ohne Verletzungen immer noch zu einer Stütze der BVB-Abwehr werden kann. Und mehr, wie sein langer Ball auf Malen vor dem 0:2 zeigte.
Borussia Dortmund musste erneut ohne Erling Haaland antreten, hatte aber gestern in Marco Reus jemand, der zumindest die Abschlussstärke des begehrten Torjägers ersetzen konnte. Auch der Kapitän kann es also noch, selbst wenn er es in dieser Spielzeit zu selten gezeigt hat. Union hatte seine Chancen, vor allem in der zweiten Hälfte und besonders in der Schlussphase, brachte aber nur zwei Schüsse zielgenau aufs Tor. Einmal rettete Gregor Kobel schon im Strafraum stark. Die Expected Goals sprachen für Dortmund: 2,17 zu 1,09. Und dann war da noch das per VAR aberkannte Union-Tor in der 73. Minute, das der Partie noch etwas Spannung hätte zurückgeben können. Die Entscheidung der Unparteiischen war nachvollziehbar und wohl auch richtig, denn Ujahs Ellbogen hat nun mal nichts im Gesicht von Akanji zu suchen. Es ist nicht auszuschließen, dass der gestrige Rechtsverteidiger sonst Möhwald noch beim Torabschluss hätte stören können.
0:3-Auswärtssieg beim „Angstgegner“ Union – jetzt also wieder Bayern-Jäger? Marco Reus kann es nicht mehr hören und die meisten Fans, inklusive mir, wohl auch nicht. Bayern hatte neun Punkte Vorsprung, ein CL-Spiel vor der Brust und ließ seine Nummer 1 operieren. Der Ausrutscher in Bochum kam also nicht so überraschend wie er mancherorts dargestellt wurde. Nächsten Sonntag haben die Bayern Fürth zu Gast, während es im Westfalenstadion zum Borussen-Duell kommt.
Die Aufstellung: Kobel – Akanji, Hummels, Zagadou, Guerreiro (90. Schulz) – Dahoud (73. Can), Witsel – Brandt (89. Reinier), Reus (90. Tigges), Bellingham – Malen (81. Moukoko). Gelbe Karte: Brandt. Tore: Reus (2), Guerreiro