BVB 2023: ein neues Gesicht, ein Wiedersehen und einige Fragezeichen

Kaum war der Rauch der letzten Böller verflogen, startete Borussia Dortmund bereits ins Fußball-Jahr 2023. Die Profis sind nach der WM-Pause zurück auf dem Trainingsplatz und stehen mal wieder vor einer herausfordernden Rückserie. Die Schwarz-Gelben haben es sich selber schwer gemacht – und trotzdem gibt es Grund zum Optimismus. Bei aller berechtigten Kritik an einigen Auftritten in der ja noch nicht ganz beendeten Hinrunde waren es erneut auch Verletzungssorgen, die Edin Terzic und dem Team die Arbeit schwer machten. Es wird nun mit Sicherheit darauf ankommen, ob die kommenden Monate in dieser Hinsicht besser verlaufen. Ein BVB mit allen Mann an Bord ist schwerer vom Kurs abzubringen – das sollte auch für jene außer Frage stehen, die grundsätzliche Zweifel an Terzics Fähigkeiten und/oder der Kaderzusammenstellung haben.

Wer war da am Dienstagnachmittag nicht alles zu sehen? Mo Dahoud, Marco Reus und Marius Wolf standen wieder auf dem Platz. Drei Spieler, die der Mannschaft in guter Form auf jeden Fall gut tun. Die schönste Nachricht: Sebastien Haller nahm am Montag bereits an der üblichen Leistungsdiagnostik teil und soll noch diese Woche wieder Teile des Mannschaftstrainings bestreiten. Natürlich wird seine Rückkehr in den Kader noch länger auf sich warten lassen und vielleicht wird Sebastien in dieser Saison keine Verstärkung mehr sein. Aber er ist wieder im Kreis der Mannschaft und diese Entwicklung ist gut für ihn und mutmaßlich auch für die Stimmung unter den Mitspielern.

Der Neue auf der Dortmund-Bank

Nicht unerwartet bekommen die schwarz-gelben Jungs auch gleich ein neues Gesicht zu sehen. Nach dem gesundheitsbedingten Rücktritt von Peter Hermann hat Borussia Dortmund einen ähnlich erfahrenen Nachfolger präsentiert: den 62-jährigen Achim Reutershahn. Wie Hermann wird er Co-Trainer neben Sebastian Geppert. Reutershahn war in der Bundesliga für den VfB Stuttgart, TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach tätig; mit der Eintracht wurde er 2018 Pokalsieger. Neben dem Faktor Erfahrung dürfte das Fachwissen entscheidend für die Verpflichtung bis zum Saisonende gewesen sein: Sebastian Kehl bezeichnete Reutershahn als renommierten, sehr erfahrenen Fußballfachmann.

Spannend, weil offen, bleibt, welche Dynamik sich im neuen Trainergespann herausbilden wird und wie diese in den Kader hineinwirkt. Vom Zwischenmenschlichen, der Hierarchie und der täglichen Trainingsarbeit hat man (nicht nur) in der Zeit mit Peter Hermann wenig gehört. Es ist zweifelhaft, dass sich das nun schnell ändert – und ein Grund, warum es für Fans und Beobachter so schwer ist, den Anteil des Trainerteams am Erfolg oder Misserfolg der Mannschaft zu beurteilen.

Immerhin wird es wohl nicht allzu lange dauern, bis wir erste Anzeichen haben, in welche Richtung es für Schwarz-Gelb in dieser Spielzeit noch geht. Nach dem Wiederbeginn zu Hause gegen Augsburg am 22. Januar muss die Borussia auswärts in Mainz und Leverkusen ran, trifft dann im Westfalenstadion auf den Tabellenzweiten Freiburg, reist im Pokal nach Bochum und in der Liga nach Bremen, um anschließend zu Hause das Hinspiel im CL-Achtelfinale gegen den FC Chelsea zu bestreiten. Das sind nicht nur sieben Spiele in 25 Tagen, sondern größtenteils echte Gradmesser für Schwarz-Gelb. Vielleicht gilt das für Augsburg und Bochum weniger, aber wer würde in der ersten Partie nach der Winterpause und im Pokal-Achtelfinale seine Hand für diesen BVB ins Feuer legen?

Offene Personalien: Schulz, Bellingham, Moukoko

Werden wir zum Pflichtspiel-Start oder bis Ende Januar noch weitere neue Gesichter in Dortmund begrüßen können? Im BVB-Podcast der Ruhr Nachrichten hieß es, im Fall Nico Schulz sei allen Beteiligten daran gelegen, dass der bei der Borussia ausgemusterte Linksverteidiger bald wieder Fußball spielen kann. Doch wird es wirklich ein Angebot für ihn geben? Und könnten es sich die Schwarz-Gelben wirklich leisten, Thomas Meunier abzugeben, weil Marius Wolf zurück ist? Von Mateu Morey hört man noch wenig. Ob Niklas Süle zur Dauerlösung hinten rechts taugt, sei mal dahingestellt.

Doch es wird wohl Abgänge geben müssen, um die Außenverteidigung – oder gar noch andere Positionen – verstärken zu können. Das verlangt zumindest die finanzielle Gewissenhaftigkeit, mit der die BVB-Verantwortlichen zum Glück agieren. Es wäre mutmaßlich auch sinnvoll für die Stimmung im Kader. Die Abschiede von Youssoufa Moukoko und Jude Bellingham, über die europaweit diskutiert wird, scheinen im Winter nahezu, im Fall Jude sogar komplett, ausgeschlossen. Sportlich kann sie sich die Borussia in der jetzigen Situation schlicht nicht erlauben, denn selbst kostspielige Nachfolger brächten ein zu großes Risiko mit sich, eine zu lange Eingewöhnungszeit zu brauchen.

Viel Neues ist personell also nicht zu erwarten – umso wichtiger ist es, dass die jetzigen Kadermitglieder fit bleiben. Es klingt banal, das immer zu wiederholen. Und doch dürfte der Ausgang der Saison für den BVB 2023 davon abhängen. Denn der BVB ist auch in diesem Jahr kein Superclub und keine Maschine. Er wird fehlerhaft bleiben – womöglich fehlerhafter, als wir Fans uns das vor der Spielzeit erhofft hatten. Nur müssen es weniger Fehler als in Teil 1 sein und da kann vor allem ein bestbesetzter Spieltagskader helfen.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein gutes, gesundes und friedliches neues Jahr!

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