Dortmund holt das Supertalent

Julien Duranville wechselt von RSC Anderlecht zum BVB. Der 16-jährige Flügelstürmer hat in Dortmund einen Vertrag bis 2027 unterschrieben. Er „gilt als eines der größten Talente seines Jahrgangs“, wie auf der Vereins-Webseite zu lesen ist. Oder eben als ein „Toptalent“, wie der Kicker schreibt. Die Borussia hat schon reichlich Erfahrungen mit Talenten gemacht. Nicht immer waren sie durchweg positiv. Manchmal hat sich ein junger Spieler einfach als nicht so gut wie erwartet herausgestellt. Manchmal hat es dann an anderer Stelle besser geklappt – wie etwa beim „neuen Zlatan Ibrahimovic“, Alexander Isak. Aber natürlich gibt es auch eine Reihe von spektakulären Erfolgsfällen, wie Jadon Sancho, Jude Bellingham – und auch deren Landsmann Jamie Bynoe-Gittens hat das Potenzial dazu.

Den belgischen Teenager Duranville hat der BVB schon länger auf dem Schirm gehabt. Er soll laut Sebastian Kehl schnell, kreativ und technisch stark sein. Zudem ist er auf beiden Flügeln einsetzbar. In der aktuellen Saison kam Duranville zu sechs Einsätzen in der belgischen Jupiler Pro League, davon zwei von Beginn an. Insgesamt gelang ihm dabei ein Tor; ein Assist war nicht dabei. Für die zweite Mannschaft von RSC, genannt RSCA Futures, startete er in der zweitklassigen Challenger Pro League viermal, wobei er einen weiteren Treffer erzielte. Außerdem wurde Julien schon viermal in der Europa Conference League eingewechselt. Seit Anfang Dezember zwingt ihn ein Muskelteilabriss zum Zuschauen – die zweite Verletzung der Saison nach einem zweiwöchigen Ausfall wegen einer Oberschenkel-Geschichte im Oktober.

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BVB holt Landsmann von Haaland

Julian Ryerson kommt von Union Berlin zu Borussia Dortmund: Heute Vormittag war davon erstmals gerüchteweise zu lesen, heute Abend hat der Verein den Transfer des 25-jährigen Außenverteidigers auch schon bestätigt. Ryerson unterschrieb nach dem Medizincheck einen Vertrag bis Juni 2026. Der Norweger kann links wie rechts eingesetzt werden – auch in einer Dreierkette, wie Sebastian Kehl heute verlauten ließ.

Mit Ryerson verlässt der aktuell zweitdienstälteste Unioner die Alte Försterei und geht zum direkten Konkurrenten – immerhin sind die Köpenicker derzeit Tabellenfünfter, die Borussia Sechster. War die Schwächung der Konkurrenz der Haupt- oder zumindest ein wichtiger Grund für den Transfer? Wohl kaum. Der Bedarf auf der Außenverteidiger-Position war spätestens seit Thomas Meuniers erneuter Verletzung offensichtlich. Dass die Wahl auf den Unioner fiel, liegt nicht nur an dessen sehr soliden Leistungen, sondern laut Kicker auch an einer Ausstiegsklausel, nach der er für fünf Millionen Euro den Verein verlassen konnte. Bitter für den FC Union, aber auf dieses Szenario hat man sich bewusst eingelassen. Und da sich beim BVB auf der Abgabeseite noch nichts getan hat (siehe dazu der letzte Beitrag), war man natürlich um eine auch preislich vernünftige Lösung bemüht.

Die Zahlen zu Ryerson

Wie gut ist nun Julian Ryerson? Im Vergleich zu seinen aktuellen Hauptkonkurrenten beim BVB, Raphael Guerreiro und Thomas Meunier, muss man differenzieren. Offensiv bleibt der Norweger in der bisherigen Bundesliga-Saison statistisch gesehen hinter den Schwarz-Gelben zurück. Erfolgreiche Dribblings gelangen ihm 15-mal, das entspricht einer Quote von 48 Prozent. Meunier kommt auf 50 Prozent (4x erfolgreich), Guerreiro gar auf 65 (11x erfolgreich). Ryersons Anteil erfolgreicher Flanken liegt bei 22 Prozent (neun Stück). Meunier erreicht 47 Prozent (7 St.), Guerreiro 28 (7 St.). Bei der Quote der Schüsse aufs Tor führt Guerreiro mit 63 Prozent (fünf zielgenaue Schüsse, ein Treffer), Ryerson folgt mit 50 Prozent (6/0). Meunier hat bisher keinen zielgenauen Schuss aufs Tor aufzuweisen.

Die Passquote des Neuzugangs, 73 Prozent, entspricht der von Thomas Meunier; Rafa Guerreiro liegt bei 85 Prozent. Defensiv wiederum steht der Norweger oben, zumindest bei den erfolgreichen Ballabnahmen. Ryerson gelangen 17 – das entspricht 61 Prozent aller Versuche. Meunier kommt wie Guerreiro auf sieben Ballabnahmen – 47 respektive 39 Prozent (alle Daten stammen aus der Fotmob App). Es versteht sich von selbst, dass die Interpretation der Daten nicht so einfach zum Ergebnis „defensiv ein Fortschritt, offensiv eher nicht“ führen sollte. Natürlich gibt es noch mehr mögliche Kategorien, natürlich hängt so manches auch von den Mitspielern ab. Zudem haben Ryerson und Guerreiro deutlich mehr gespielt als Meunier.

Wir müssen also – wie immer – abwarten, dürfen uns aber auch ein wenig freuen, dass der BVB ein seit Jahren bestehendes Problem angeht. Julian Ryerson wählte warme Abschiedsworte gegenüber seinem bisherigen Verein und dessen Fans. Das ist gut so; nichts anderes hätte ich erwartet. Man darf aber zuversichtlich sein, dass er sich ab morgen in Dortmund voll reinhängt.

Gute Vibes beim BVB?

Sebastien Haller erzielt im zweiten Einsatz für die Schwarz-Gelben einen Hattrick. Der neue Co-Trainer Achim Reutershahn schwärmt vom BVB“. Verletzte kommen zurück und ein Problemkind geht. Was ist denn da los – herrscht bei Borussia Dortmund fünf Tage vor dem ersten Pflichtspiel 2023 wirklich gute Laune? Oder ist das der übliche Zweckoptimismus, bevor es wieder losgeht?

Manche Dinge passieren einfach und der BVB kann nur bedingt etwas dafür. Dass Sebastien Haller wieder auf dem Fußballplatz stehen und drei Tore gegen den FC Basel schießen kann, verdankt er vor allem der Medizin, sich selbst und möglicherweise, je nach persönlichem Glauben, dem Schicksal oder einer anderen höheren Instanz. In jedem Fall war es wunderbar und Sebastiens Hattrick dürfte nicht nur ihn, sondern den ganzen Verein entzückt haben. Die zwei deutlichen Testspiel-Siege im Trainingslager in Marbella, 5:1 gegen Fortuna Düsseldorf und 6:0 gegen Basel, haben der Stimmung sicher auch nicht geschadet.

Der Co-Trainer spricht

Co-Trainer Reutershahn gibt sich gegenüber dem vereinseigenen BVB.tv gleich volksnah und gelöst. Vielleicht wird man über ihn und seine Zusammenarbeit mit dem restlichen Trainer-Team ja tatsächlich mehr erfahren als zuvor bei Peter Hermann. Zu seinen Schützlingen zählten im Trainingslager auch wieder Marco Reus, Mo Dahoud und Marius Wolf nach ihrer Rückkehr aus Verletzungsphasen. Edin Terzics Auswahl steigt, obwohl der Kader auch am Sonntag gegen Augsburg nicht komplett zur Verfügung stehen wird.

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Wie wertvoll ist Youssoufa Moukoko?

In Fan-Foren, in sozialen wie in anderen Medien tobt die Debatte über den Wert von Youssoufa Moukoko für Borussia Dortmund sowie über das Verhalten des Spielers und seiner Berater in den laufenden Vertragsverhandlungen. Die Diskussion bedarf der Versachlichung. Einen Beitrag dazu hat Sascha vom Fanzine Schwatzgelb.de geleistet. Aus seinem Text ergibt sich eine klassische Henne-und-Ei-Frage: Was war eigentlich zuerst da, die Unsummen und fragwürdigen Praktiken im Profifußball oder die „Gier“ der Spieler und Spielerberater? Für Sascha ist Moukoko ein Kind seiner Sozialisation ins große Fußball-Geschäft und verhält sich dementsprechend marktkonform. Zudem ist Youssoufa ja auch nicht durch und durch schwarz-gelb – der BVB holte ihn vielmehr im Sommer 2016 aus der Jugend des FC St. Pauli.

Nun sind wir Fans alle Menschen und erwarten wohl deshalb von einem Spieler, der auch ein Mensch ist, etwas Menschliches wie Dankbarkeit. Der Trugschluss dabei ist, dass wir uns von einem Angestellten eines Fußballvereins die gleiche Leidenschaft für seinen Arbeitgeber erhoffen, die wir Fans zu geben bereit sind. Das ist schlicht überzogen. Ein gewisses Maß an Dankbarkeit und Verbundenheit sollte man aber schon voraussetzen können, wenn ein Verein offensichtlich die Karriere eines Spielers gefördert und ihn nicht schlecht behandelt hat.

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BVB 2023: ein neues Gesicht, ein Wiedersehen und einige Fragezeichen

Kaum war der Rauch der letzten Böller verflogen, startete Borussia Dortmund bereits ins Fußball-Jahr 2023. Die Profis sind nach der WM-Pause zurück auf dem Trainingsplatz und stehen mal wieder vor einer herausfordernden Rückserie. Die Schwarz-Gelben haben es sich selber schwer gemacht – und trotzdem gibt es Grund zum Optimismus. Bei aller berechtigten Kritik an einigen Auftritten in der ja noch nicht ganz beendeten Hinrunde waren es erneut auch Verletzungssorgen, die Edin Terzic und dem Team die Arbeit schwer machten. Es wird nun mit Sicherheit darauf ankommen, ob die kommenden Monate in dieser Hinsicht besser verlaufen. Ein BVB mit allen Mann an Bord ist schwerer vom Kurs abzubringen – das sollte auch für jene außer Frage stehen, die grundsätzliche Zweifel an Terzics Fähigkeiten und/oder der Kaderzusammenstellung haben.

Wer war da am Dienstagnachmittag nicht alles zu sehen? Mo Dahoud, Marco Reus und Marius Wolf standen wieder auf dem Platz. Drei Spieler, die der Mannschaft in guter Form auf jeden Fall gut tun. Die schönste Nachricht: Sebastien Haller nahm am Montag bereits an der üblichen Leistungsdiagnostik teil und soll noch diese Woche wieder Teile des Mannschaftstrainings bestreiten. Natürlich wird seine Rückkehr in den Kader noch länger auf sich warten lassen und vielleicht wird Sebastien in dieser Saison keine Verstärkung mehr sein. Aber er ist wieder im Kreis der Mannschaft und diese Entwicklung ist gut für ihn und mutmaßlich auch für die Stimmung unter den Mitspielern.

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Peter Hermann geht – BVB verliert Erfahrung

Co-Trainer Peter Hermann und Borussia Dortmund gehen ab sofort getrennte Wege. Der 70-jährige Star-Assistent bat den Verein aus gesundheitlichen Gründen um die Auflösung seines Vertrages – der BVB hat dem Wunsch selbstverständlich entsprochen. Dass es nicht etwa wegen Differenzen im Trainer-Team zum Bruch kam, darf man aus der Tatsache schließen, dass Hermann seine Karriere ganz beendet.

Edin Terzic wird in der Pressemitteilung des Vereins wie folgt zitiert:

Peter Hermann hinterlässt auf der Co-Trainer-Position im fachlichen wie im menschlichen Bereich für uns alle eine sehr große Lücke. Darüber hinaus wird er mir als Freund und Weggefährte an meiner Seite fehlen. Aus vollem Herzen: Danke, Peter

via Kicker Online

Es sind warme Worte, die ehrlich klingen und es gibt auch absolut keinen Grund, an ihnen zu zweifeln. Worüber ich allerdings bis in die WM-Pause hinein am Rätseln war, ist die Frage, worin genau der Input von Peter Hermann bestand. Ich bin sicher, er wird seinen Anteil an der Arbeit des Trainer-Teams gehabt haben, aber Details dazu sind nie wirklich bekannt geworden. Wenn man ihn gelegentlich im Fernsehen auf der Trainerbank sitzen sah, wirkte er stets ruhig und war selten in Diskussionen mit Edin Terzic oder anderen Teammitgliedern zu sehen. Das kann und wird vermutlich Zufall gewesen sein. Doch geben eben auch die bewegten Bilder keinen Aufschluss darüber, wie eingebunden Hermann wirklich war.

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Einer geht, keiner kommt: Dortmunds Transfer Deadline Day

Es hat doch noch geklappt: Eine Transfer-Geschichte, die sich in diesem Sommer fast so sehr zog wie das Warten auf Regen, hat ein Ende gefunden. Wie sich schon gestern andeutete, wechselt Manuel Akanji für rund 18 Millionen Euro zuzüglich möglicher Boni zu Manchester City. Der Wechselwunsch des Schweizers war seit dem Frühjahr bekannt und besprochen; Edin Terzic berücksichtigte den Innenverteidiger daher in dieser Saison nicht mehr für den Kader. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass der BVB ein Jahr vor Vertragsende (zumindest zunächst) nicht die einst bezahlte Transfersumme erlösen konnte – nicht mal bei einem Wechsel zum Scheich-Club.

Einen Ersatz für Akanji musste die Borussia nicht suchen – schließlich hat man für die Innenverteidigung schon einiges getan. Mit den aktuellen Nationalspielern Schlotterbeck und Süle, dem Ehemaligen Hummels, sowie Emre Can, Soumaila Coulibaly und Antonios Papadopoulos in der Hinterhand sind die Schwarz-Gelben gut aufgestellt. Bleibt die Frage, ob man mit den Einnahmen aus dem Akanji-Transfer heute noch etwas anderes hätte machen können und sollen.

Vernünftiges Nichtstun?

Finanziell ist die Tatenlosigkeit von Kehl, Watzke & Co sicher vernünftig. Für Anthony Modeste musste man bereits ungeplant in die Tasche greifen. Beim Gegenrechnen bleibt zwar noch etwas übrig, aber der BVB kann das Geld sicher an vielen Stellen gut gebrauchen. Zweifellos ist der Kader auch groß genug. Die Crux ist natürlich, dass es wieder mal nicht gelungen ist, mehrere Spieler loszuwerden, mit denen man nicht mehr plant. Zugegeben, das war im Fall Nico Schulz in diesem Sommer auch besonders schwierig.

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Klare Lösungswege für BVB-Dilemma

Zu den wichtigsten Dingen, die Borussia Dortmund mittelfristig für Sebastien Heller tun kann, zählt, ihm den Weg zurück in die Mannschaft so einfach wie möglich zu machen. Wir wünschen uns alle vor allem, dass er wieder vollständig gesund wird. Egal wie lange das dauert, gibt es für den Verein zwei Alternativen, wie er Haller bis dahin ersetzen kann.

Option 1: Der BVB setzt auf die anderen Offensivkräfte. Besonders naheliegend ist das natürlich, wenn Hallers Rückkehr eher früher als später zu erwarten ist. Klar dürfte einem dabei nicht ganz wohl sein, denn Karim Adeyemi, Donyell Malen und Youssoufa Moukoko als die nominellen Stürmer haben noch nicht nachgewiesen, dass sie im BVB-Trikot regelmäßig treffen können.

Vielleicht hilft es Neuzugang Adeyemi oder dem noch so jungen Moukoko aber auch, wenn man ihnen explizit das Vertrauen als Torschützen schenkt und sie im Sturmzentrum einsetzt. In jedem Fall dürfte es die Chancen vergrößern, Letzteren zu halten, nachdem Youssoufa zuvor im Blitztempo dem schwarz-gelben Nachwuchs entwachsen war, seine Entwicklung in der ersten Mannschaft jedoch stagnierte. Edin Terzic müsste bis zum Saisonstart noch ausprobieren, in welcher Konstellation – etwa mit ein oder zwei Spitzen – Option 1 funktionieren könnte. Und natürlich bräuchten die genannten Spieler gehörig Unterstützung aus einem nachrückenden Mittelfeld.

Option 2: Die Borussia leiht einen Stürmer aus – je nach Lage für ein halbes oder ganzes Jahr. 2018 hat das mit Michy Batshuayi in einer nicht einfachen Saison solide funktioniert. Der springende Punkt: Es gibt vertraglich gebundene Offensivkräfte bei Klubs mit entsprechendem Standing, etwa in der Premier League, die dort nicht oder nicht ausreichend zum Zuge kommen, dem BVB aber vermutlich weiterhelfen könnten. Natürlich müssten Sebastian Kehl, Edin Terzic & Co abwägen, wie schnell jemand, der nicht so oft wie gewünscht gespielt hat, bei 100 Prozent wäre und wie viel eine Leihe inklusive Gehalt und möglicher Gebühr kosten würde. Passende Leihstürmer findet man zwar nicht wie Sand am Meer und jemand vom Niveau Sebastien Hellers dürfen wir wohl nicht erwarten. Jemanden auszuleihen, der mehr Torgefahr ausstrahlt als die vorhandenen Angreifer, sollte jedoch möglich sein.

Einen Stürmer für eine Ablöse fest zu verpflichten verbietet sich eigentlich angesichts der anderen Baustellen, die der BVB noch hat. Als Alternative geistert seit Kurzem der Name Luis Suarez durch das Web und die sozialen Medien, also ein vertragsloser Spieler, der den Schwarz-Gelben vermutlich sofort weiterhelfen könnte. Doch zu dieser Verpflichtung wird es wohl kaum kommen. Abgesehen von den Fragezeichen hinsichtlich seines Charakters würde Suarez wohl so gar nicht ins Gehalts- und Mannschaftsgefüge der Borussia passen.

Grundsätzlich dürfte es nur ganz wenige ungebundene Spieler geben, die die Qualität für den BVB haben und zu dessen Gehaltsstruktur passen. Und auch noch bereit für die Feuerwehrmann-Funktion sind, also einen kurzzeitigen Vertrag unterschreiben würden. Wenn der BVB eine solche „Perle“ finden sollte – her damit! Wahrscheinlich dürfte es jedoch auf Option 1 oder 2 hinauslaufen.

Sebastien Haller kommt im Juli zum BVB

Borussia Dortmund hat seinen Königstransfer in trockenen Tüchern. Denn bei allem Respekt vor Niklas Süle und Nico Schlotterbeck dürfte die entscheidende Frage in dieser Transferperiode sein, ob es den Schwarz-Gelben gelingt, Erling Haaland zu ersetzen – wenn schon nicht gleichwertig, dann zumindest intelligent. Dabei hatte Sebastien Haller, bisher bei Ajax Amsterdam, den Norweger in dieser Saison zumindest in der Champions League sogar hinter sich gelassen – mit elf Toren in acht Spielen.

Der Ex-Frankfurter Haller wechselt also zum BVB – dem Kicker zufolge für 31 Millionen Euro zuzüglich möglicher Boni, die mehrere Millionen betragen könnten. Laut den Ruhr Nachrichten hat der Ivorer heute einen Vier-Jahres-Vertrag unterzeichnet. In Kraft treten wird der am 1. Juli; die Bekanntgabe ist ebenfalls erst für Anfang Juli geplant. Dies soll ein buchhalterischer Wunsch von Ajax gewesen sein, um den Transfer im neuen Geschäftsjahr zu verbuchen. Für die Borussia macht dieses Detail offenbar keinen Unterschied, da Haller aufgrund seiner kürzlich absolvierten Länderspiele ohnehin erst am 8. oder 9. Juli ins Training einsteigen muss.

Mitleid mit Ajax

Dass man Ajax hier entgegenkommt, ist nur recht und billig. Die Niederländer können einem schon leid tun: Jahr für Jahr bauen sie Talente auf oder bringen fertige Spieler wie Haller noch größer heraus. Und Jahr für Jahr verlieren sie ihre Topspieler an noch größere Klubs. Allein in diesem Sommer ziehen drei nach Deutschland weiter, zwei zum FC Bayern und Haller nun eben zum BVB. Nicht zu vergessen: Erfolgstrainer Erik Ten Hag ist der Neue bei Manchester United. Der Fluch des Erfolgs: Im Gegensatz zur Borussia hat sich Ajax in dieser Spielzeit in der Königsklasse mit Ruhm bekleckert.

Borussia Dortmund bekommt einen echten Mittelstürmer, aber keinen, der nur in und am Strafraum zuhause ist. Sebastien Heller kann sich auch ganz gut bewegen – ob mit oder ohne Ball. Ob er diesen unnachahmlichen Antritt von Erling, diese faszinierende Kombination aus Kraft, Technik und Schnelligkeit, emulieren kann, ist fraglich. Technisch versiert und durchsetzungsstark ist der 1,90 Meter-Stürmer jedoch mit Sicherheit. Neben seinen CL-Toren traf er in der niederländischen Eredivisie 21-mal in 31 Spielen. Und für den BVB ist die zweite Zahl wohl ähnlich bedeutend wie die erste: Haller stand in nur drei Liga-Partien nicht im Kader. Einmal war er krank, zweimal fehlte er wegen seiner Teilnahme am Afrika-Cup mit der Elfenbeinküste.

Werden Haller und die anderen Neuzugänge dazu führen, dass die Schwarz-Gelben wieder Bayern-Jäger sind? Wohl kaum, wenn man die bisherige Transferpolitik des Rekordmeisters bedenkt. Denn der war ja mit seinem einen nationalen Titel auch nicht zufrieden und hat entsprechend gehandelt. Wir BVB-Fans können uns trotzdem auf Sebastien Haller freuen – ich tue es auf jeden Fall.

Tigges zu Tünnes

Borussia Dortmund lässt Steffen Tigges zum 1. FC Köln ziehen. Dort unterschreibt der 23-jährige Stürmer aus dem schwarz-gelben Nachwuchs einen Vertrag bis 2026. Es ist eine Transfer-Vollzugsmeldung, die man im Kontext der Planungen für die Saison 2022/23 schnell abhaken kann – man kann aber auch noch ein paar Zeilen darüber nachdenken.

Der Effzeh ist zunächst mal ein Verein, für den der durchschnittliche Borusse eher Sympathie als Antipathie hat. Vor wenigen Wochen hat sich der BVB dort Mittelfeldspieler Salih Özcan geangelt – warum also nicht etwas zurückgeben? Eine Ablöse von 1 bis 1,5 Millionen ist für die Bundesliga nicht viel, könnte aber durch Bonuszahlungen und eine Beteiligung an einem möglichen Weiterverkauf von Tigges noch steigen. Kölns Geschäftsführer Christian Keller attestiert dem Neuzugang „viele wichtige Stürmereigenschaften“. Gleichzeitig wird Steffen aber noch nicht als fertiger Spieler, sondern eher als Projekt gesehen, das „viel Fantasie für die Zukunft“ bietet. Die Hoffnung des Spielers ist wohl trotzdem, das er in absehbarer Zeit mehr Spielzeit bekommt als in Dortmund.

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