Wie wertvoll ist Youssoufa Moukoko?

In Fan-Foren, in sozialen wie in anderen Medien tobt die Debatte über den Wert von Youssoufa Moukoko für Borussia Dortmund sowie über das Verhalten des Spielers und seiner Berater in den laufenden Vertragsverhandlungen. Die Diskussion bedarf der Versachlichung. Einen Beitrag dazu hat Sascha vom Fanzine Schwatzgelb.de geleistet. Aus seinem Text ergibt sich eine klassische Henne-und-Ei-Frage: Was war eigentlich zuerst da, die Unsummen und fragwürdigen Praktiken im Profifußball oder die „Gier“ der Spieler und Spielerberater? Für Sascha ist Moukoko ein Kind seiner Sozialisation ins große Fußball-Geschäft und verhält sich dementsprechend marktkonform. Zudem ist Youssoufa ja auch nicht durch und durch schwarz-gelb – der BVB holte ihn vielmehr im Sommer 2016 aus der Jugend des FC St. Pauli.

Nun sind wir Fans alle Menschen und erwarten wohl deshalb von einem Spieler, der auch ein Mensch ist, etwas Menschliches wie Dankbarkeit. Der Trugschluss dabei ist, dass wir uns von einem Angestellten eines Fußballvereins die gleiche Leidenschaft für seinen Arbeitgeber erhoffen, die wir Fans zu geben bereit sind. Das ist schlicht überzogen. Ein gewisses Maß an Dankbarkeit und Verbundenheit sollte man aber schon voraussetzen können, wenn ein Verein offensichtlich die Karriere eines Spielers gefördert und ihn nicht schlecht behandelt hat.

Weiterlesen „Wie wertvoll ist Youssoufa Moukoko?“

Was war denn da los? Gedanken zur BVB-Hinrunde

Nennen wir es nicht Analyse! Es wäre für einen mehr oder weniger Außenstehenden anmaßend zu behaupten, man könne diese wechselhafte, aber zum Ende hin doch enttäuschende Hinserie 2022/23 vollständig erklären. Besonders skeptisch bin ich gegenüber zum Monokausalen tendierenden Ansätzen: Es lag nicht nur am Trainer, nicht nur am Haaland-Weggang, nicht nur an den Herren Watzke oder Sammer. Hilfreich ist eher, Konstanten und Kontinuitäten über die generell inkonstante Saison hinweg aufzudecken – oder sogar saisonübergreifend.

Trainer und Taktik

Es ist der älteste Reflex im modernen Fußball: Läuft es für einen Club schlecht und bringen Startelf-Variationen keine schnellen Erfolge, wird das am Trainer festgemacht. Selten ganz zu Unrecht, doch genauso selten lassen sich die Fehler des Trainers zu einer hinreichenden Erklärung zusammenfügen. Wer jetzt schon wieder Edin Terzic loswerden möchte, sollte sich bewusst machen, dass auch unter den Trainern Favre und Rose keine Konstanz beim BVB herrschte. Es gab bei jedem der drei letzten Dortmunder Trainer Phasen und Aspekte, die besser waren als bei den anderen, und es gab eher schwierige Momente.

Edin Terzic kommt in dieser Saison auf einen Punkteschnitt von 1,74 über alle Wettbewerbe; in seiner ersten Amtszeit lag der Wert bei glatt 2. Für Marco Rose stehen 1,85 Punkte zu Buche, für Lucien Favre 2,01. Letzterer Wert erinnert uns an die guten Zeiten unter dem Schweizer, ehe die Ergebnisse im letzten Halbjahr zu unbeständig wurden. Ich bin ein Freund davon, Trainer – wie alle anderen am Fußball Beteiligten – an den Ergebnissen zu messen, da wir trotz aller Medien zu wenig von der Arbeit und der vereinsinternen Situation jenseits des Spieltags mitbekommen, um daraus Schlüsse zu ziehen. Die Unterschiede bei der Punkteausbeute der drei Genannten sind allerdings zu gering, um einen von ihnen zum besten BVB-Trainer der letzten Jahre zu küren. Schließlich darf man die Fluktuationen im Kader und auf der Verletztenliste auch nicht ganz außer Acht lassen.

Weiterlesen „Was war denn da los? Gedanken zur BVB-Hinrunde“

Cha-cha-cha-changes: Was Borussia Dortmund 2021 ändern sollte

Es hilft ja nichts: Fußball ist schrecklich kurzatmig. Es ist noch keine sechs Wochen her, da glaubte sicher nicht nur ich – nach dem 2:5-Sieg des BVB im Berliner Olympiastadion – dass sich die Schwarz-Gelben im Vergleich zur Vorsaison weiterentwickelt hätten. Es war nicht alles perfekt, aber man ist ja als Fan eines Vereins, der nicht Bayern München heißt, oft schon für Fortschritte dankbar. Doch die Wochen, die folgten, ließen alles wieder in anderem Licht erscheinen. Bedenken und Vorbehalte stellten sich als nur verbuddelt und nicht verschwunden heraus. Sie erwiesen sich als zu groß für das System Favre.

Warum der allenthalben als menschlich sympathisch beschriebene Schweizer Trainer scheiterte, ist nicht mit nur zwei Ansätzen zu erklären. Es mögen valide Gründe sein, dass Favre kein besonders guter Motivator war und einen zu abwartenden Spielstil pflegen ließ. Aber schon an dieser Stelle muss man fragen, warum diese Mannschaft scheinbar einen Klopp-ähnlichen Trainer braucht. Und warum sie zu selten die Lücke findet – denn auch Favre hat ja keine 90 Minuten Quergeschiebe gepredigt. Es gibt weitere Fragen: an den ehemaligen und den neuen Trainer sowie an die Entscheider im Verein.

Das Innenleben der Mannschaft

Fragt man sich etwa, warum das Team immer wieder diese unerklärlichen Aussetzer hat, besonders krass beispielsweise Ende letzter Saison gegen Mainz und Hoffenheim, landet man mit seinen Überlegungen bei der Mentalität, beim Charakter. Den zu hinterfragen klingt immer ein bisschen populistisch, weil viele Medien und auch Fans damit inflationär umgehen. Doch selbst im verlässlich guten BVB-Podcast der Ruhr Nachrichten war in Folge 247 von „kleinen Ich-AGs“ die Rede. Auch das klingt zunächst nach Polemik, aber im Kontext gehört wirkt es nur ein wenig zugespitzt und beinhaltet leider einige Funken Wahrheit. Weiterlesen „Cha-cha-cha-changes: Was Borussia Dortmund 2021 ändern sollte“

Die Woche vor der Wahrheit

In sieben Tagen bestreitet Borussia Dortmund das erste Pflichtspiel der Saison 2015/16. Nach Wolfsburg kommt nun Wolfsberg – der österreichische Erstligist hat sich in der 2. Qualifikationsrunde der Europa League auch im Rückspiel gegen Salihorsk durchgesetzt. Wie weit sind die Schwarz-Gelben eine Woche vor der wichtigen Partie in Klagenfurt?

Hauptberufliche BVB-Beobachter haben in den letzten Wochen vor allem die Unterschiede in den Arbeitsweisen und Inhalten von Thomas Tuchel und Jürgen Klopp betont. Häufiger wurde dabei angeführt, dass der neue Trainer mehr am Ballbesitzspiel arbeiten und ein leicht verändertes System, 4-1-4-1, einüben lässt. In dieser Variante gibt es keinen klassischen Achter – Ilkay Gündogan, Nuri Sahin oder ein noch offensiverer Vertreter würden nach vorne gezogen. Auch ein System mit zwei Stürmern sei vorstellbar, hört man.

In der Praxis zeigte die Borussia ein unglückliches Spiel mit guten Ansätzen beim Nachbarn in Bochum (1:2) und eine offensiv sehr ansehnliche Partie in Bad Ragaz gegen Luzern (4:1). Vorne scheint es mehr und mehr zu stimmen. Es wird spannend zu sehen sein, ob der wieder ins Mannschaftstraining eingestiegene Adrian Ramos, den Tuchel früher schon einmal verpflichten wollte, auf dieser positiven Welle mitschwimmen kann. Anderenfalls dürften die sicher schwierigen Bemühungen um einen vernünftigen Stürmer zu einem vernünftigen Preis doch noch mal intensiviert werden. Der Trainer schätzt die Personalsituation auf der Position als eng ein.

Noch nicht sattelfest wirkt die Viererkette. Hier ist noch kein neues Personal in Sicht und auch noch nicht klar, wer außer Hummels Stammspieler wird. Beide der letzten Gegner bereiteten dem BVB gelegentlich Probleme bei schnellen Gegenstößen – was natürlich auch dem Stand und der Mühe der Vorbereitung geschuldet sein kann. Weiterhin scheint man aber eine Verstärkung auf den Außenpositionen nicht als vorrangig anzusehen.

Nachdem glücklicherweise nach und nach alle Akteure auf den Trainingsplatz zurückkehren, hat die Borussia vor allem im Mittelfeld ein Überangebot. Trotz seines Testspieltors sollte Moritz Leitner der erste Abgabekandidat sein. Gespannt bin ich, wie Thomas Tuchel mit ‚Kuba‘ Blaszczykowski plant.

Eine Woche bis zur Europa League. In der man wiederum in einer Woche ganz schnell für miese Stimmung sorgen kann. Wovon aber nicht auszugehen ist, denn die Ansätze sind unter Tuchel durchaus ansehnlich. Doch die Wahrheit sind sie eben nicht.

Willkommen im Postkloppismus!

Bei einer erwartungsgemäß gut besuchten Pressekonferenz hat Borussia Dortmund heute Thomas Tuchel als neuen Trainer vorgestellt. Die ganz großen Überraschungen sind – auch nicht unerwartet – ausgeblieben. Dass der Neue einen nüchterneren Stil pflegen würde als Jürgen Klopp war klar. Was Tuchel aber glaubhaft vermitteln konnte: Er hat wieder Lust auf Fußball und brennt darauf, beim BVB anzufangen – nicht zuletzt wegen der Leidenschaft und den Emotionen rund um den Verein.

Neue Transfers wurden nicht vermeldet und Fragen danach von Hans-Joachim Watzke schon am Anfang präventiv abgeschmettert. Thomas Tuchel würdigte noch mal ausführlich die Leistung seines Vorgängers und die Qualität der Mannschaft. Wichtig sei es ihm, den Kader erst mal persönlich und im Training kennenzulernen. Über seine Fußball-Philosophie und eventuelle Unterschiede zu Klopps Ansatz war ihm zu entlocken, dass er den aktiven Angriffsfußball der Borussia beibehalten wolle. Es könnte eher in die Richtung einer Verfeinerung und Erweiterung des taktischen Spektrums gehen. So nannte Tuchel Ballbesitz und dessen Erhalt als ein weiteres potenzielles Element seiner Matchpläne.

Der Trainer machte aber keinen Hehl daraus, dass es aufgrund der wegen der Europa League-Quali kurzen Vorbereitung dauern könne, bis alle Feinheiten implementiert seien. Gut möglich, dass sich der Spielansatz in den ersten Begegnungen noch nicht groß von dem Klopps unterscheidet.

Die nächsten Wochen werden nun wieder diversen Transferspekulationen gehören. Ein paar Länderspiele gibt es leider auch noch, bevor Ende des Monats schon wieder Trainingsbeginn für die schwarz-gelben Jungs ist. Mit Thomas Tuchel, der trotz Watzkes Absage an eine Zielsetzung zum jetzigen Zeitpunkt davon sprach, ein Herausforderer für die ersten vier sein zu wollen. Ich traue es ihm zu und freue mich darauf. Willkommen, Thomas Tuchel!

Die nebulöse Zukunft des BVB

Lieber DFB, es war doch nur eine Metapher.
Lieber DFB, es war doch nur eine Metapher.

Am Mittwoch um 12 Uhr stellt sich Thomas Tuchel in Dortmund der schwarz-gelben Öffentlichkeit als neuer BVB-Trainer vor. Die meisten Fans dürften dem Termin trotz oder auch wegen des gerade erst verlorenen Pokalfinales mit großer Spannung entgegenblicken. Doch dass sich dann die Zukunft der Borussia so schnell klärt wie die gelben Nebelschwaden am Samstagabend im Olympiastadion ist nicht zu erwarten. Zwar ist nicht auszuschließen, dass Tuchel als Antrittsgeschenk einen weiteren festgeklopften Transfer bekommt – etwa 1860-Talent Julian Weigl – doch werden in den nächsten Monaten noch viele wichtige Entscheidungen fallen.

Die wichtigste Weichenstellung wird sein, ob die verbleibenden Vereinsverantwortlichen eine weithin verbreitete Rechtfertigung für den Klopp-Abgang wirklich glauben. Die besagte, dass ein echter Umbruch in der Mannschaft nicht mehr nötig sei, wenn der prominente Kopf der Schwarz-Gelben weg wäre. Diese Ansicht könnte sich als Trugschluss herausstellen. Es geht gar nicht darum, viel Geld für neue Spieler auszugeben oder wirklich zehn Mann auszutauschen. Nötig ist aber, wie schon gefordert, eine harte, ehrliche Analyse – ohne Schonung von Akteuren, über die bisher eher die Hand gehalten wurde.

Es ist kein Geheimnis, dass ich damit vor allem die in dieser Saison eingesetzten Außenverteidiger meine. Schmelle, Piszczu, Kevin, ja selbst Erik sind alles Jungs, die gefühlsmäßig zu uns gehören, aber auch auf den Prüfstand. Da muss man ja niemand direkt wegschicken, man sollte sich aber um die vorhandenen und eventuell verfügbare neue Alternativen kümmern. Um die defensive Stabilität wiederherzustellen muss Tuchel natürlich alle relevanten Positionen in den Blick nehmen – und die bisherigen Hierarchien überdenken. Weiterlesen „Die nebulöse Zukunft des BVB“

Sind wir gut drauf?

Dortmund nach Utrecht und Düsseldorf – und wir sind, wie meistens nach Testspielen, nicht wirklich schlauer. Unter der Woche zeigten die Schwarz-Gelben in den Niederlanden eine ansprechende Leistung und Neuzugang Kevin Kampl traf zum ersten Mal. Der kurzfristig angebotene Livestream wurde einem allerdings durch die penetrant nervige Opel-Werbung von Kommentator Nobby Dickel verleidet.

Doch es machte mehr Spaß zuzuschauen als am Samstag. Denn gegen den Tabellensechsten der zweiten Bundesliga waren Muster zu erkennen, die deutlich an die BVB-Auftritte der Hinserie erinnerten. Probleme beim Erarbeiten von Chancen gegen eine kompakte, tief stehende Abwehr. Probleme, bei schnellen Gegenstößen der Fortuna selbst hinten nah genug am Mann zu bleiben. Und – zumindest während der Begegnung – ein neues Verletzungsproblem: Ilkay Gündogan wurde bereits nach 28 Minuten ausgewechselt und hielt sich beim Gang in die Kabine den Oberschenkel.

Jürgen Klopp hatte nach den Ausfällen von Kehl und Bender auf ein offensives zentrales Mittelfeld mit Ilkay und Nuri Sahin gesetzt. Ob diese Besetzung nun wieder gesprengt ist, bleibt abzuwarten. Nach derzeitigem Stand war der Wechsel in Düsseldorf eher eine Vorsichtsmaßnahme; Gündogan könnte kommenden Samstag in Leverkusen durchaus zur Verfügung stehen. Ob Klopp gegebenenfalls diese Variante wählen wird? Eigentlich ist das auswärts gegen ein spielstarkes Team kaum vorstellbar – wobei Ilkay für das Offensivspiel, die öffnenden Pässe nach der gestrigen Partie unverzichtbar erscheint. Das vielversprechende Duo Reus/Kampl benötigt beim Spielaufbau seine Unterstützung.

Bei allen Fragezeichen hinter Matthias Ginter gibt es nächste Woche keinen Grund, ihm Nuri Sahin vorzuziehen. Denn eine zusätzliche Absicherung für die immer noch nicht sattelfeste Defensive scheint fast genauso unverzichtbar wie Ilkays Einsatz. Die Probleme in der Außenverteidigung waren auch gestern zu sehen und Mats Hummels war ebenfalls wieder mit einem unnötigen Fehlpass dabei. Nun sprach Jürgen Klopp nach der Partie von mangelnder Frische wegen des intensiven Trainings – diese Theorie gilt es am Samstag zu bestätigen.

Im offensiven Mittelfeld sollte der Trainer dafür dann die Qual der Wahl haben. Henrikh Mkhitaryan wurde nach seiner Verletzung gestern eingewechselt, Shinji Kagawa ist mit Japan aus dem Asien-Cup ausgeschieden und ‚Kuba‘ Blaszczykowski holte in Düsseldorf einen 50:50-Elfmeter heraus und verwandelte ihn zum Ausgleich. Großkreutz und Jojic sind weitere mögliche Ergänzungen für die sicher gesetzten Reus und Kampl.

Im Moment ist die Spannung ebenso groß wie die Vorfreude auf die Rückserie. Ob sich die Borussia nach den jüngsten Eindrücken allerdings wirklich zeitnah aus der Abstiegszone verabschieden wird, halte ich für keineswegs ausgemacht – da wirkt die Vorsicht eines Aki Watzke schon realistisch.

Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Lösungsansätze

Die Vollzugsmeldung beim Lewandowski-Transfer hat Borussia Dortmund kurzzeitig medial auf Augenhöhe mit den Bayern gebracht und ausufernde Spekulationen über (einen) mögliche(n) Nachfolger in Gang gesetzt. Wie das in solchen Fällen ist, werden von den Medien derzeit alle Namen nochmal hervorgekramt, über die im Jahr 2013 irgendwann spekuliert wurde. Doch einige Optionen kann man mit mittelmäßigen Fußball-Kenntnissen und etwas gesundem Menschenverstand wohl getrost beiseite schieben.

Jackson Martinez vom FC Porto soll von der Borussia 2012 beobachtet worden sein, hat aber eine Ausstiegsklausel von 40 Millionen Euro im Vertrag stehen. Nur unwesentlich günstiger wäre Diego Costa von Atlético Madrid: Für ihn würden 38 Millionen fällig. Weder Porto noch Madrid haben Gründe, von diesen Summen abzurücken. Und Hans-Joachim Watzke hat wiederholt betont, dass der BVB Mega-Transfers dieser Dimension nicht tätigen wird.

Christian Benteke von Aston Villa wird nun ebenfalls wieder ins Gespräch gebracht. Seine Verpflichtung erscheint jedoch deutlich unwahrscheinlicher als letzten Sommer, da er damals seinen Vertrag mit dem von Ex-Borusse Paul Lambert trainierten Klub aus Birmingham verlängert hat. Sollte Aston Villa die Klasse halten – derzeit stehen sie 6 Punkte vor der Abstiegszone im Mittelfeld – dürften sie kaum gewillt sein, den Belgier für einen für den BVB annehmbaren Preis zu verkaufen. Besonders gerne wird zurzeit der Name Kevin Volland genannt. Ein junger, entwicklungsfähiger deutscher Stürmer erscheint vielen als idealer Nachfolger des vermeintlichen ‚Söldners‘ Lewandowski. Doch auch dieser Transfer wird sicher nicht einfach zu realisieren sein. Volland ist vermutlich die größte Identifikationsfigur der TSG Hoffenheim und der Hopp-Verein hat es nicht nötig, ihn für lau ausgerechnet nach Dortmund abzugeben.

Auch der in Deutschland aufgewachsene Grieche Konstantinos Mitroglu wurde von Jürgen Klopp und Michael Zorc beobachtet, doch er scheint keine Anstalten machen zu wollen, Olympiakos Piräus bald zu verlassen. Vor kurzem hat er seinen Vertrag verlängert und zugestimmt, eine Ausstiegsklausel zu streichen. Macht man so etwas, nur um seinem Verein eine höhere Ablöse zu garantieren? Von den gehandelten Namen kommt inzwischen vielleicht sogar am ehesten Edin Dzeko von Manchester City in Frage, der sich angeblich eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen kann. Doch Gehalt und Ablöse dürften für den BVB an der oberen Schmerzgrenze liegen – wenn nicht darüber.

Als Fazit bleibt nur, dass Geduld nötig ist. Denn am wahrscheinlichsten ziehen Zorc und Klopp wieder jemand ganz anderen aus dem Hut – die Geheimhaltung funktioniert in Dortmund ja noch vergleichsweise gut.

Interessanter ist derzeit die Frage, an welchen Schrauben der BVB-Trainer drehen könnte, um in dieser Saison wieder etwas Schwung in die schwarz-gelbe Offensive zu bringen und den ein oder anderen Gegner zu überrraschen. In manchen Partien könnte es eine Option sein, mit zwei Spielern im Sturmzentrum zu operieren. Warum nicht Aubameyang mal direkt neben Lewandowski aufbieten oder Reus weiter vorziehen? Und ja, warum nicht sogar Schieber? Der ‚Bulle von Backnang‘ hat immerhin gezeigt, dass er Bälle behaupten und ablegen kann. Als zweiter Stürmer könnte er durchaus nützlich sein.

Angesichts seiner guten Leistungen und der Rückkehr von Lukasz Piszczek wäre es auch denkbar, Kevin Großkreutz mal wieder weiter vorne auf dem Flügel einzusetzen. Dass er sich so verzettelt wie zuletzt Kuba oder gelegentlich Aubameyang steht immerhin nicht zu befürchten. In 2 1/2 Wochen werden wir sehen, was Jürgen Klopp im Trainingslager in La Manga und danach austüftelt.

Lust auf mehr

Wie schnell man seinen Lieblingssport und seine Lieblingsmannschaft vermisst, merkt man erst, wenn man ein Spiel verpasst hat. So ein Spiel. Denn dass eine A2-Auswahl des BVB den englischen Meister geschlagen hat, ist groß. Auch wenn Manchester City wohl wenig Lust auf die Europa League an den Tag legte. Bis zur Winterpause stehen den Schwarz-Gelben jetzt nur noch drei Pflichtspiele bevor und auf jedes davon freue ich mich.

Am Samstag sind die Trümmerkicker vom VFL Wolfsburg zu Gast im Westfalenstadion, die noch mit den Hinterlassenschaften der Magath-Ära zu kämpfen haben. Der aktuelle Cheftrainer auf Abruf Lorenz-Günther Köstner hat zwar für ein besseres Betriebsklima beim VW-Klub gesorgt, doch noch keinen nachhaltigen Aufschwung eingeleitet. Drei Siegen in der Liga seit seinem Amtsantritt stehen zwei Unentschieden und zwei Niederlagen gegenüber. Ob es mit einem typischen Flohmarkt-Kader Magath’scher Prägung gelingen kann, die Wende zum Guten noch in dieser Saison zu schaffen, ist fraglich. Der neue Sportdirektor Klaus Allofs hat die Trainerfrage vorerst offen gelassen – drängender scheint tatsächlich die Reduzierung und Neuausrichtung des Kaders zu sein.

Obwohl der unstrukturiert aussieht, finden sich doch eine Menge guter Leute darin. Zu Bremer Zeiten hat Diego den BVB das ein oder andere Mal geärgert – vor der Partie am Samstag ist der VFL-Spielmacher jedoch angeschlagen. Ebenfalls zu beachten ist der niederländische Stürmer Bas Dost, auch wenn ihm noch ein wenig Konstanz fehlt. Es gibt noch weitere Namen, die man nennen könnte, doch das würde in diesem Fall zu lange dauern. Jürgen Klopp warnte in der PK zum Spiel vor einer Mannschaft von hoher Qualität, die wieder „Spaß am Fußball“ gefunden habe. Damit müssen die Schwarz-Gelben wohl rechnen, doch sollte die höhere mannschaftliche Geschlossenheit weiter bei ihnen zu finden sein.

Die Personalsituation wird Klopp noch bis Samstag beschäftigen. Die defensiven Mittelfeldspieler Sven Bender und Sebastian Kehl werden aller Voraussicht nach verletzt ausfallen. ‚Manni‘ hat Probleme an der Leiste, Kapitän Kehl laboriert weiter an seiner Kapselreizung im Knie. Aufgrund dieser Konstellation schloss Klopp nicht aus, auch gegen Wolfsburg wieder auf die zuletzt zweimal erprobte 4-3-2-1-Taktik, auch „Tannenbaum“ genannt, zurückzugreifen. Bei weiteren angeschlagenen oder erkrankten Spielern muss der Trainer das morgige Abschlusstraining abwarten; die Tendenz bei Subotic, Blaszczykowski und Piszczek scheint jedoch positiv zu sein.

Jürgen Klopp sprach vor der Presse auch von der unglücklichen Situation, ausgerechnet jetzt gegen die beiden kommenden Gegner antreten zu müssen, die jeweils einen neuen Trainer an Bord haben. Möglicherweise kommt der VFL aber noch zur rechten Zeit – ehe sich die positiven Veränderungen verfestigt haben. Bleibt zum Abschluss zu hoffen, dass die beiden Teams mit hohem spielerischem Potenzial nicht durch schlechte Witterungsverhältnisse ausgebremst werden.

Die neue Borussia und die Champions League

Halbzeit in der Champions League – zumindest für den BVB. Es gibt Redebedarf. Vor der Saison hatte ich keine großen Erwartungen an diesen Wettbewerb und unsere Mannschaft darin. Dann kam die Auslosung und plötzlich erschien der dritte Platz mehr als realistisch, fast schon ein Mindestziel. Am Tag nach der Pleite von Piräus sollte man deshalb noch mal darauf hinweisen, dass die Gruppengegner der Schwarz-Gelben nicht ohne Grund einen besseren UEFA-Koeffizienten haben. Dieser beweist nicht, dass die Mannschaften wirklich besser sind – wohl aber, dass sie mehr Erfahrung im Europapokal haben.

Die Borussia hat trotzdem die Erwartungen enttäuscht. Nach dem Auftakt gegen Arsenal, als es bis auf die Chancenverwertung nichts zu meckern gab, hat sie spielerisch abgebaut. In Marseille war es vor allem die Defensive, in Piräus hat nur noch wenig funktioniert. Einen wesentlichen Grund hat Dirk Krampe in den „Ruhr Nachrichten“ genannt: „Dortmunds Umschaltspiel war haarsträubend“. Wenn man sich fragt, wie die vielen Fehler in der Defensive zustande kommen – und das ist keine leichte Frage – erscheint diese Erklärung plausibel. Das Umschalten von Defensive auf Offensive und umgekehrt ist ein Problem. Die Innenverteidiger stehen hoch und übernehmen teilweise sogar den Spielaufbau. Das defensive Mittelfeld, dessen Aufgabe das eigentlich wäre, funktioniert zurzeit nicht wie gewünscht. Sven Bender gibt sein bestes, ist aber überfordert, wenn sein Nebenmann – gestern Ilkay Gündogan – nicht in Form ist. Und Manni ist auch nicht der Mann, der die Pässe punktgenau über das ganze Spielfeld verteilen kann.

Wenn das ‚Scharnier‘ zwischen Viererkette und Kreativabteilung nicht funktioniert, fehlt der Mannschaft insgesamt die Abstimmung, der Takt. So werden die Offensivspieler von langen Bällen und ungenauen Pässen aus der Abwehr überrascht und diese zeigt sich wiederum anfällig bei plötzlichen Ballverlusten weiter vorne. In Piräus herrschte daher beim Zurückziehen der Viererkette mehrmals Unordnung, das Stellungsspiel schien fast dem Zufall geschuldet. Allerdings war am zweiten und dritten Treffer der Griechen niemand anders schuld als die Defensivkräfte. Die Tore entstanden aus einem Einwurf und einem Freistoß.

Ein Lösungsansatz für die Problematik wäre, die Viererkette wieder traditioneller und tiefer spielen zu lassen. Nicht in jedem Spiel – nur in der Champions League und gegen starke Gegner. Klopp würde den Spielern damit mehr Zeit zum Luft holen und zur Konzentration auf die eigentlichen Aufgaben geben. Diese Spielweise würde von den Fans Geduld erfordern, weil sie nicht so spektakulär wäre wie das, was wir vor allem in der letzten Saison gesehen haben. Das zentrale Mittelfeld müsste wieder mehr von außen unterstützt werden, so dass sich in diesen Partien ein traditionelles 4-4-2-System anböte. Mit Barrios in der Spitze und Lewandowski als Nebenmann oder knapp dahinter – eine ansprechende Vorstellung.

Selbstverständlich obliegt die Tiefenanalyse dieser ersten drei CL-Spiele Jürgen Klopp und seinem Team. Nur sie haben alle Fakten und nur sie können reagieren. Als Beobachter kann man feststellen, dass den Verein sportlich ein weiteres Jahr in der Europa League womöglich weitergebracht hätte als diese CL-Kampagne. Es wäre der Entwicklung der Mannschaft und des Trainers angemessener gewesen. Auch Klopp hätte unter Umständen früher taktische Flexibilität zeigen und mehr zwischen Bundesliga und Champions League differenzieren sollen. Klar ist jedoch ebenso, dass die Teilnahme an der Königsklasse eine tolle Erfahrung und aus finanziellen Gründen unverzichtbar ist. Und der Traum von der Europa League ist schließlich noch erfüllbar.