1. Bundesliga, 22. Spieltag / BVB 3 Eintracht Frankfurt 0
Borussia Dortmund hatte in dieser Saison schon mehrmals Probleme, als Trainer Klopp wichtige Spieler ersetzen musste und darauf teilweise mit Systemumstellungen oder positionsfremder Aufstellung reagierte. Gestern gegen Eintracht Frankfurt zeigte sich, dass die Mannschaft grundsätzlich dazu in der Lage ist, das Fehlen einzelner Stars zu kompensieren – wenn das System steht und die anderen Spieler in ihren gewohnten Rollen ran dürfen. Die Schwarz-Gelben schafften es nach dem Platzverweis gegen Julian Schieber sogar ohne nominellen Stürmer, die Partie gegen den Tabellenvierten zu dominieren und das Ergebnis noch deutlicher zu gestalten. Sollte Robert Lewandowski irgendwann einmal den Verein verlassen, wird die Borussia eine Antwort darauf haben.
Die Gäste aus Frankfurt mögen sich für die Begegnung im Westfalenstadion viel vorgenommen haben und zeigten auch gelegentlich ihr ansehnliches, schnelles Spiel nach vorne. Die zwei Sebastians – Rode und Jung, beide angeblich im Fokus größerer Vereine – hatten die größten Chancen für die Eintracht, Jung traf mit einem tollen Schuss die Latte. Doch in Wahrheit hatten die Frankfurter der Brillanz des Dortmunder Super-Duos Mario & Marco wenig entgegenzusetzen. Bestens unterstützt wurden die beiden durch einen nach seiner Verletzung wieder hervorragend aufgelegten Ilkay Gündogan, einen nahezu fehlerlosen Sven Bender, einen Mats Hummels, der möglicherweise gestärkt durch seinen späten Kopfballtreffer in der Ukraine an seine Topform anknüpfte.
Schon bevor Marco Reus die ersten beiden frühen Treffer seines Hattricks erzielte, hatte er allein vor Torwart Kevin Trapp die Führung auf dem Fuß gehabt. Wenn das Mittelfeld des BVB flüssig kombiniert wie gestern, dann kann beinahe jede Mannschaft der Welt Schwierigkeiten bekommen. Die Abwehr ist zudem sicher nicht das Prunkstück der Überraschungsmannschaft der Saison. Bei allen drei Toren misslang der Eintracht die Abseitsfalle – weil alles zu schnell ging und ein bisschen Pech dabei war. Natürlich war es auch perfekt gemacht von der Borussia: Pässe im richtigen Moment von Gündogan auf Götze auf Reus (1:0), ein zielstrebiger Ausflug mit ebenfalls perfekt getimeten Pass von Mats Hummels (2:0) und wieder Gündogan perfekt auf Götze vor dem 3:0. Das eigentlich Mario gehört, denn wie er sich dann im Strafraum behauptet und per Außenrist auf Reus zurücklegt, ist einfach nur Weltklasse.
Beeindruckend war selbstverständlich auch, wie die Schwarz-Gelben mit der Unterzahl umgingen. Gerade über weite Strecken der zweiten Halbzeit kam nur der BVB gefährlich vors Tor, auch wenn die Eintracht mehr Ballbesitz hatte. Julian Schieber kann einem unterdessen nur Leid tun. Mit Sicherheit hätte unserer Stürmer Nummer 2 das 1:0 erzielt, wenn Marco Reus ihm den Ball gegeben hätte, anstatt ihn – verständlicherweise – selber reinzumachen. Dann musste er nach einer guten halben Stunde mit Gelb-Rot vom Platz, weil Schiedsrichter Dr. Brych es nicht vermochte, der Situation angemessen zu urteilen, sondern nur die vermeintliche Wirkung von Schiebers Ellbogen im Gesicht von Oczipka sah. Es ist nun mal so, wie es später Jürgen Klopp sagte: Kein Spieler, der zum Kopfball hochgeht, hat seine Arme angelegt am Körper. Dass Oczipka von hinten genau in Schiebers Ellbogen läuft, war unglücklich, aber vom Dortmunder nicht zu verhindern. Weiterlesen „Wir können auch anders“