„Experiment“ gescheitert: no Haaland, no party!

1. Bundesliga, 6. Spieltag / Mönchengladbach 1 BVB 0

Be careful what you wish for: Nach dem letzten Spiel hatte ich geschrieben, dass ich mir als Experiment „einen Sturm aus Donyell Malen und Youssoufa Moukoko schon mal gerne anschauen“ würde – aber nicht unbedingt in der Realität. Warum wurde gestern mehr als klar.

Nicht nur hier wurde die große Abhängigkeit des BVB von Erling Haaland schon länger thematisiert. In Gladbach musste Marco Rose nun nicht nur den Über-Stürmer wegen muskulären Problemen ersetzen, sondern auch noch den ebenfalls formstarken Kapitän Marco Reus wegen einer Kapselreizung im Knie. Beide Verletzungen sollen keine längerfristigen Ausfälle nach sich ziehen. Inwiefern also der enge Terminkalender mit dem bevorstehenden Champions League-Spiel gegen Sporting Lissabon eine Rolle spielte, bleibt dahingestellt. Völlig klar ist natürlich, dass auch Erling Haaland mal eine Pause braucht.

Es blieb auf schwarz-gelber Seite aber nicht bei personellen Veränderungen: Trainer Rose passte auch das System an das der Gastgeber an und ließ mit Dreierkette spielen, gebildet von Akanji, Pongracic und Hummels. Nicht, dass diese drei es nicht alle verdient hätten, zu spielen. Aber der Mannschaft insgesamt schien diese Umstellung, die nach der Pause zurückgenommen wurde, eine zusätzliche Bürde zu sein. Wenn die Außenverteidiger Guerreiro und Meunier weit aufrückten, wirkten die drei hinten einige Male entblößt. Man hätte auch ahnen können, dass ein Mittelfeld aus Witsel, Bellingham und Dahoud und der neue Sturm aus Moukoko und Malen von Anfang an die Unterstützung eines Thorgan Hazard gebraucht hätte, der zugegebenermaßen noch nicht lange wieder fit ist.

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Ein traditioneller Pokalfight

DFB-Pokal, Achtelfinale / BVB 4 Hertha BSC 3 (n.E.)

Es wurde spät: Wer sich nach dem spannenden Pokalabend auch noch die Auslosung des Viertelfinales anschauen wollte, kam erst weit nach Mitternacht ins Bett. Zuvor hatte die Borussia einen nach Chancen und Spielanteilen hochverdienten Sieg gegen Hertha BSC errungen – aber erst im Elfmeterschießen. Die Gäste verteidigten vor allem in der zweiten Halbzeit massiert in der eigenen Hälfte und beließen es weitgehend dabei.

Drei Gedanken zum Spiel

Was ist falsch an der guten, alten Viererkette? Auch wenn Hertha sich überwiegend aufs Verteidigen konzentrierte, hätte dem BVB eine traditionellere Abwehr gut getan. Die Dreier- bzw. Fünferkette mit nur zwei echten Innenverteidigern überzeugt mich nicht. Beim Gegentor ließen die Schwarz-Gelben schlicht die Zuordnung vermissen – sowohl bei der Flanke von Niklas Stark als auch beim Kopfball von Kalou. Nun bin ich kein ausgesprochener Taktikfuchs, aber Marcel Schmelzer schien mir auf seiner vorgezogenen Position im Mittelfeld nicht effektiver als wenn er klassisch Außenverteidiger spielt. Der offensiv ohnehin agilere Erik Durm hat auch schon von der Rechtsverteidiger-Position aus gute Partien gezeigt.

Berliner Mauern wird bestraft. Ich vertrete ja die Meinung, dass jede Fußballmannschaft das Recht hat, innerhalb des Regelwerks so zu spielen, dass sie die größten Erfolgschancen hat. Also darf Hertha BSC im Westfalenstadion selbstverständlich defensiv auftreten. In der ersten Hälfte taten sie das nur primär und nicht ausschließlich, hatten ähnlich viele Chancen wie der BVB und führten denn auch 1:0. Später kamen sie über lange Phasen kaum noch aus der eigenen Hälfte, warteten 15 Meter vor dem eigenen Strafraum auf die Dortmunder Bemühungen, eine Lücke zu finden. Zu diesem Zeitpunkt wäre ein Lucky Punch nicht mehr verdient gewesen. Das Problem: Die Borussia nutzte nach dem schnellen 1:1 nach der Pause die noch entstehenden Gelegenheiten wieder mal nicht. Weiterlesen „Ein traditioneller Pokalfight“

Nichts Neues in Sinsheim – aber spannend war’s

1. Bundesliga, 15. Spieltag / TSG Hoffenheim 2 BVB 2

Der BVB kommt nach teils selbst-, teils fremdverschuldeten Nackenschlägen zweimal zurück, spielt dabei 50 Minuten in Unterzahl. Die nötige Energieleistung führt dazu, dass die Gastgeber in Hälfte 2 mehr Ballbesitz haben. Kurz vor Schluss vergibt die TSG die Chance zum Sieg, der aber nicht gerecht gewesen wäre.

Drei Gedanken zum Spiel

We were robbed. Man muss den 27-jährigen Schiedsrichter Benjamin Brand nicht gleich in eine Reihe mit Hartmut Strampe, Michael Weiner und Wolfgang Stark stellen. Doch in der Partie gegen die gewohnt unsauberen Hoffenheimer hat er die Borussia zweimal massiv benachteiligt. Vor dem 1:2 schubste Sandro Wagner Rückkehrer Sven Bender im entscheidenden Moment weg. Sonst wäre vermutlich ‚Manni‘ zum Kopfball gekommen – oder zumindest Wagner nicht so frei. Es war natürlich nur ein Allerweltsfoul im Strafraum – aber eines, das Stürmern immer abgepfiffen wird.

Noch eklatanter die zweite Fehlentscheidung: Von anderen fragwürdigen Zweikampfbewertungen fangen wir nicht an, aber diese hätte genau andersherum ausfallen müssen. Marco Reus ging, schon mit Gelb belastet, als defensiver Akteur in ein Laufduell mit Nadiem Amiri. Wie Fernsehbilder beweisen, zieht Amiri Reus am Trikot. Dadurch kommt Marco nach mehreren Sekunden aus dem Tritt und am Ende Amiri zu Fall. Ursache und Wirkung sind zumindest im Fernsehen unstrittig zu erkennen – doch weder Schiri Brand noch sein nicht weit entfernter Assistent sehen die Szene so. Es war auch ‚geschickt‘ gemacht vom Hoffenheimer, der von unten zieht, was womöglich schwieriger zu sehen war. Selbstredend gibt Amiri das Foul nicht zu.

Would the Real Roman please stand up! Im Bernabeu war er sensationell, doch in der Bundesliga zeigt sich, warum Roman Weidenfeller nicht mehr regelmäßig im BVB-Tor steht. Dass das nur fehlende Spielpraxis ist, glaube ich nicht. Natürlich, vor dem 0:1 hebt ein noch von einem Zusammenprall angeschlagener Matthias Ginter das Abseits auf und vor dem 1:2 ereignet sich besagtes Foul von Sandro Wagner. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass Weidenfeller beim ersten Gegentreffer zwischen dem Tor und dem heraneilenden Uth strandet und beim zweiten den Ball fast schon durch die Hände rutschen lässt. Bei allen Verdiensten hat mMn eine Vertragsverlängerung mit Roman keine Priorität. Inzwischen scheint er große Gegner oder große Momente wie ein Elfmeterschießen für Höchstleistungen zu brauchen.

Punktgewinn dank Batman and Fantomous: Schön zu sehen, dass Superstars oder Bald-Superstars wie Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé keine Champions League für starke Auftritte brauchen. Auch sie haben schwächere Partien, doch die gestern gehörte nicht dazu. Wann hatten wir seit Tomas Rosicky einen derart dribbelstarken Spieler wie Ousmane? Es waren ja nicht nur die tollen Vorarbeiten für Mario Götzes erstes Liga-Saisontor und Aubas 16., womit Letzterer nun vier Treffer vor Modeste liegt. Für die Hoffenheimer Abwehrreihen war Ousmane phasenweise ein Phantom. Ich bekenne: Dembélé ist noch besser als ich es mir vorgestellt habe. Und natürlich war auch Aubas Heber toll gemacht.

Leider ist nun fraglich, ob wir das Duo beim letzten Spiel vor Weihnachten, am Dienstag gegen Augsburg, noch mal gemeinsam sehen werden. Schließlich wurde ‚Ous‘ nach mehreren Wirkungstreffern verletzt ausgewechselt. Trotzdem ist ein Heimsieg gegen Augsburg, die gerade Dirk Schuster entlassen haben, natürlich Pflicht, um nach oben nicht wieder abreißen zu lassen.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Ginter, Bender, Bartra – Pulisic (83. Ramos), Weigl, Götze, Schmelzer – Dembélé (69. Mor), Reus – Aubameyang (90. +2 Aubameyang). Gelbe Karte: Bartra. Gelb-Rote Karte: Reus. Tore: Götze, Aubameyang

DO trotzt dem Schema F

1.Bundesliga, 16. Spieltag / BVB 4 Eintracht Frankfurt 1

Nach sieben Minuten der letzten Bundesliga-Begegnung dieses Spieltags gab es unter BVB-Fans wohl einen sehr weit verbreiteten Gedanken: Nicht schon wieder. Die Schwarz-Gelben hatten in der Anfangsphase unheimlich Druck gemacht und sich dann beim ersten Eintracht-Angriff gleich kalt erwischen lassen. Also schon wieder die Baustelle Abwehr, mit einem halbherzigen Hummels. Und warum hatte der Tuchel bloß einen fitten Sokratis auf der Bank gelassen?

Am Ende der gut 90 Minuten konnte man keinem Borussen inklusive Trainer mehr einen Vorwurf machen. Mats Hummels hatte mit einem Klassepass in die Tiefe den Ausgleich vorbereitet und später das 3:1 erzielt. Eine Unaufmerksamkeit hatte er mit viel Präsenz, gerade auch nach vorne, wieder mehr als wettgemacht.

Weiter zu arbeiten mit Geduld und Übersicht, das machte heute den Unterschied gegenüber der Partie gegen PAOK aus. Natürlich griff die Eintracht nach der Führung erst recht auf ihr übliches Schema gegen spielstarke Teams zurück. Es war gegen den Ball ein Spiel mit zwei Abwehrreihen, fünf bis sechs Leute ganz hinten und drei davor, die frühestens Mitte der eigenen Hälfte attackierten. Die Borussia tat sich eine Zeit lang schwer damit, blieb aber geduldig und hatte am Ende 75 Prozent Ballbesitz. Weiterlesen „DO trotzt dem Schema F“

Keine Freundschaft im Spiel

1. Bundesliga, 32. Spieltag / BVB 1 Bayern München 1

Icon_spielbericht_newWer gedacht hatte, dass aus der sportlich vergleichsweise bedeutungslosen Liga-Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern ein harmloser Frühlingskick werden würde, verkennt den Charakter des Fußballs. Zwischen diesen beiden Vereinen ist in den letzten Monaten und Jahren einiges vorgefallen und es war klar, dass schon ein kleiner Funke genügen würde, um so richtig Feuer ins Spiel zu bringen. Der Blutdruck vieler BVB-Fans dürfte spätestens bei den lächerlichen Freistoßentscheidungen zugunsten der Bayern in der letzten Viertelstunde vor der Pause deutlich angestiegen sein.

Natürlich ließen beide Trainer wie erwartet und teilweise schon angekündigt nicht alle ihre Topspieler aufs Feld. Jupp Heynckes rotierte noch etwas mehr als Klopp und setzte vor allem im Mittelfeld auf Akteure, die eher unregelmäßig auflaufen. Nach einer Anfangsphase mit deutlich mehr Ballbesitz für die Bayern gelang dem BVB bereits nach elf Minuten die Führung. Nuri Sahin spielte einen präzisen langen Pass auf Kuba, der von halblinks Richtung langer Pfosten flankte. Dort war Kevin Großkreutz zur Stelle, nahm den Ball schön volley und netzte gegen seinen speziellen Freund Manuel Neuer aus wenigen Metern ein.

Kurze Zeit später wurde Ilkay Gündogan wegen einer Oberschenkelverhärtung durch Moritz Leitner ersetzt. Eine verständliche Vorsichtsmaßnahme; ein Ausfall des Mittelfeldregisseurs ist daher nicht zu befürchten. Allerdings zeigte sich erneut, dass Leitner (noch?) nicht das Format hat, wichtige Funktionen im Spielaufbau zu erfüllen – schon gar nicht gegen Mannschaften vom Kaliber Bayern. Bis auf wenige gelungene Aktionen lief die Partie auch gestern wieder am Ex-60er vorbei. Gut möglich, dass sie mit einem fitten Gündogan anders geendet hätte.

So fehlte trotz ansehnlicher Ansätze auf beiden Seiten den Angriffen meist die Durchschlagskraft. Wenn allerdings Mario Gomez – wie gestern in der 23. Minute durch einen Fehler von Schmelzer und schlechtes Stellungsspiel von Subotic – frei zum Kopfball kommt, lässt er sich die Gelgenheit selten entgehen. Nach diesem 1:1 passierte recht wenig Erwähnenswertes – bis auf die eingangs angesprochenen kleinlichen bis schlichtweg falschen Pfiffe von Schiedsrichter Gagelmann und eine Eins-gegen-Eins-Situation, bei der Weidenfeller mit dem Bein toll gegen Gomez klärte. Weiterlesen „Keine Freundschaft im Spiel“

Drama, Baby!

1. Bundesliga, 27. Spieltag / VfB Stuttgart 1 BVB 2

icon_spielberichtfinalGegen den VfB gibt es gefühlt eigentlich nur zwei Arten von Spielen für uns Schwarz-Gelbe: Hochdramatische Thriller wie vor einem Jahr oder durchschnittliche bis langweilige Unentschieden. Wobei „langweilig“ sich eher auf die spielerischen Leistungen bezieht, da die Partien (natürlich) immer eng waren. Mein erstes Mal im Westfalenstadion war eines dieser Unentschieden gegen die Schwaben, ein 0:0, das dadurch nicht besser wurde, dass wir auf der Nordtribüne direkt hinter dem Tor standen, durch ein Netz oder einen Zaun sichtbehindert waren und von dort aus nur die Gästefans im Nachbarblock hörten.

Gestern ging es mal wieder dramatisch zu. Es war spannend und emotional, was vor allem an der unsauberen Spielweise der Gastgeber lag. Härte gehört bis zu einem gewissen Grad zu diesem Sport dazu, doch Tacklings, die mit gestrecktem Bein voll auf die Knochen gehen, nicht. Genauso wenig wie Hände und Ellbogen im Gesicht des Gegners – das kann mal passieren, doch der VfB bediente sich dieser Mittel gestern zu häufig. Ob es jetzt eine Generalkritik braucht oder man eher konsequent die einzelnen Situationen benennen sollte, ist diskutabel. Völliger Quatsch war jedenfalls Christian Gentners Aussage, die Stuttgarter Aktionen seien immer gegen den Ball gegangen. Schmelzers Nasenbeinbruch war eher ein Unfall und niemals ‚Absicht‘, gleichwohl war die Gelbe Karte für Harnik berechtigt.

Was die Gemüter am meisten in Wallung brachte – und das zu Recht – war allerdings das Verhalten von Innenverteidiger Georg Niedermeier. Der hatte schon in der ersten Hälfte richtigerweise Gelb gesehen und sprang dann mit einem jener angesprochenen Brutalo-Tacklings in Mario Götze hinein. Danach wälzte er sich das Gesicht haltend auf dem Boden, als ob ihm Götze einen Faustschlag versetzt hätte, obwohl der ihn allenfalls in der ersten Wut leicht berührt hatte. Und am Ende, als er dann plötzlich wieder auf den Beinen war, folgten noch lautstarke Proteste gegen seine Gelb-Rote Karte, obwohl glatt Rot die richtigere Entscheidung von Schiedsrichter Aytekin gewesen wäre. Abstoßend war’s, doch zum Glück sollte der BVB die nummerische Überlegenheit noch ausnutzen.

Bevor die vielen Fouls den Spielfluss störten, war es eine flotte Partie; mit Vorteilen für die Schwaben in der Anfangsphase. Jürgen Klopp schonte zunächst Lukasz Piszczek, für ihn spielte Kevin Großkreutz rechts hinten. Ilkay Gündogan rückte ins offensive Mittelfeld, hinter ihm agierten Bender und Sahin. Das mutige Mitspielen der Stuttgarter schien sich auszuzahlen – sie hatten vor allem in der ersten Viertelstunde bei den Chancen ein Übergewicht. Roman Weidenfeller war jedoch über 90 Minuten ebenso präsent wie Sven Ulreich auf der anderen Seite, so dass es in dem intensiven Spiel weniger Tore gab als vor Jahresfrist.

Hätten die Gastgeber die Härte etwas besser dosiert, wäre ihnen vielleicht auch der Rückstand erspart geblieben. Denn den erzielte der Minuten zuvor eingewechselte Piszczek, als er einen Freistoß von Reus mit dem Hinterkopf ins Tor verlängerte. Die Leistung des Rechtsverteidigers war einer der positivsten Aspekte des Spiels – die scheinbar notwendige Operation wegen seiner Hüftprobleme kann wohl guten Gewissens noch etwas aufgeschoben werden.

In der zweiten Halbzeit verzichtete der VfB zunächst auf grobe Unsportlichkeiten und wurde dafür durch den Ausgleich belohnt. Zu elft und nach der Hereinnahme von Leitner für Gündogan beim BVB hätte ich den Schwaben mindestens einen Punkt zugetraut, doch Niedermeier leistete sich die beschriebene unnötige Szene in der Nähe der Mittellinie. Es war dann natürlich Robert Lewandowski, der den Siegtreffer erzielte und scheinbar unaufhaltsam auf den Gewinn der Torjäger-Kanone zusteuert – Ligatreffer 20. Und das, obwohl die Begegnung keine seiner besseren gewesen war. Die Vorlage kam übrigens von Lukasz Piszczek.

Als es vorbei und der nächste Auswärtssieg eingefahren war, fühlte es sich zunächst mal wie ein Sieg der Gerechtigkeit an, obwohl die Gastgeber rein spielerisch gesehen nicht weit von einem Punkt entfernt waren. In jedem Fall ist der Stuttgart-Fluch gebrochen – das ist das Wichtigste, und dass die Bayern trotz eines 9:2 noch nicht Meister sind, nimmt man auch gerne mit.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Großkreutz, Subotic, Santana, Schmelzer (24. Piszczek) – Bender, Sahin – Götze (83. Schieber), Gündogan (60. Leitner), Reus – Lewandowski. Gelbe Karten: Götze, Großkreutz. Tore: Piszczek, Lewandowski

Wir können auch anders

1. Bundesliga, 22. Spieltag / BVB 3 Eintracht Frankfurt 0

icon_spielberichtfinalBorussia Dortmund hatte in dieser Saison schon mehrmals Probleme, als Trainer Klopp wichtige Spieler ersetzen musste und darauf teilweise mit Systemumstellungen oder positionsfremder Aufstellung reagierte. Gestern gegen Eintracht Frankfurt zeigte sich, dass die Mannschaft grundsätzlich dazu in der Lage ist, das Fehlen einzelner Stars zu kompensieren – wenn das System steht und die anderen Spieler in ihren gewohnten Rollen ran dürfen. Die Schwarz-Gelben schafften es nach dem Platzverweis gegen Julian Schieber sogar ohne nominellen Stürmer, die Partie gegen den Tabellenvierten zu dominieren und das Ergebnis noch deutlicher zu gestalten. Sollte Robert Lewandowski irgendwann einmal den Verein verlassen, wird die Borussia eine Antwort darauf haben.

Die Gäste aus Frankfurt mögen sich für die Begegnung im Westfalenstadion viel vorgenommen haben und zeigten auch gelegentlich ihr ansehnliches, schnelles Spiel nach vorne. Die zwei Sebastians – Rode und Jung, beide angeblich im Fokus größerer Vereine – hatten die größten Chancen für die Eintracht, Jung traf mit einem tollen Schuss die Latte. Doch in Wahrheit hatten die Frankfurter der Brillanz des Dortmunder Super-Duos Mario & Marco wenig entgegenzusetzen. Bestens unterstützt wurden die beiden durch einen nach seiner Verletzung wieder hervorragend aufgelegten Ilkay Gündogan, einen nahezu fehlerlosen Sven Bender, einen Mats Hummels, der möglicherweise gestärkt durch seinen späten Kopfballtreffer in der Ukraine an seine Topform anknüpfte.

Schon bevor Marco Reus die ersten beiden frühen Treffer seines Hattricks erzielte, hatte er allein vor Torwart Kevin Trapp die Führung auf dem Fuß gehabt. Wenn das Mittelfeld des BVB flüssig kombiniert wie gestern, dann kann beinahe jede Mannschaft der Welt Schwierigkeiten bekommen. Die Abwehr ist zudem sicher nicht das Prunkstück der Überraschungsmannschaft der Saison. Bei allen drei Toren misslang der Eintracht die Abseitsfalle – weil alles zu schnell ging und ein bisschen Pech dabei war. Natürlich war es auch perfekt gemacht von der Borussia: Pässe im richtigen Moment von Gündogan auf Götze auf Reus (1:0), ein zielstrebiger Ausflug mit ebenfalls perfekt getimeten Pass von Mats Hummels (2:0) und wieder Gündogan perfekt auf Götze vor dem 3:0. Das eigentlich Mario gehört, denn wie er sich dann im Strafraum behauptet und per Außenrist auf Reus zurücklegt, ist einfach nur Weltklasse.

Beeindruckend war selbstverständlich auch, wie die Schwarz-Gelben mit der Unterzahl umgingen. Gerade über weite Strecken der zweiten Halbzeit kam nur der BVB gefährlich vors Tor, auch wenn die Eintracht mehr Ballbesitz hatte. Julian Schieber kann einem unterdessen nur Leid tun. Mit Sicherheit hätte unserer Stürmer Nummer 2 das 1:0 erzielt, wenn Marco Reus ihm den Ball gegeben hätte, anstatt ihn – verständlicherweise – selber reinzumachen. Dann musste er nach einer guten halben Stunde mit Gelb-Rot vom Platz, weil Schiedsrichter Dr. Brych es nicht vermochte, der Situation angemessen zu urteilen, sondern nur die vermeintliche Wirkung von Schiebers Ellbogen im Gesicht von Oczipka sah. Es ist nun mal so, wie es später Jürgen Klopp sagte: Kein Spieler, der zum Kopfball hochgeht, hat seine Arme angelegt am Körper. Dass Oczipka von hinten genau in Schiebers Ellbogen läuft, war unglücklich, aber vom Dortmunder nicht zu verhindern. Weiterlesen „Wir können auch anders“

Treffen der Generationen

1. Bundesliga, 9. Spieltag / Werder Bremen 0 BVB 2

Im Bremer Weserstadion kam es gestern zum Treffen der alten und neuen vermeintlichen Bayern-Jäger. Borussia Dortmund hatte den Jagdschein aufgrund der Verdienste der letzten Saison quasi ehrenhalber von den Medien erhalten und setzt sich eher für eine temporäre friedliche Koexistenz ein. Die Gastgeber hatten den Liga-Platzhirschen in den letzten Jahren das eine oder andere Mal einen ins Fell gebrannt und gaben sich in den letzten Tagen in Person von Klaus Allofs bereits wieder verhalten optimistisch ob ihres Jagdglücks. Aber liebe Bremer: Wer die Lizenz als Bayern-Jäger bekommen will, sollte sich nicht wie verwundetes Wild aufführen.

Die Flugeinlagen des Leichtgewichts Marko Marin sind ja sattsam bekannt. Aber auch ein paar andere Bremer Spieler schienen Probleme mit der Schwerkraft zu haben, so dass sie Schiedsrichter Meyer einfach mal unbedrängt zum Schuss kommen ließ – per Freistoß. Was deutlich über das erträgliche Maß an Fehlentscheidungen hinausging, war die Gelb-Rote Karte gegen Ivan Perisic kurz nach der Pause. Weniger wegen der zweiten Aktion, sondern wegen der ersten Verwarnung. In der Szene war Perisic einfach eher am Ball als sein Gegenspieler Sokratis, der Schiedsrichter bewertete jedoch nur den Fall des Griechen. Wenn so was bestraft wird, kann man das Tackling gleich ganz verbieten. In England hätten sie das einen „inch-perfect tackle“ genannt. Viel weniger streng sah der Unparteiische Mayer dagegen taktische Fouls und Schwalben der Bremer – und den Schubser gegen Gündogan im Strafraum.

Der Schiedsrichter sorgte andererseits dafür, dass aus einer ohnehin spannenden, intensiven Partie echter Nervenkitzel  wurde. In der ersten Hälfte sahen wir zwei Mannschaften mit offenem Visier. Die zwei hoch stehenden Abwehrreihen sorgten dafür, dass sich das Spiel im Mittelfeld verdichtete und kaum Zeit zum Atem holen blieb. Die vorhandene Defensivqualität (bei Bremen zeigte Naldo ein gutes Comeback in die Startelf) brachte es jedoch auch mit sich, dass Großchancen selten blieben. Weiterlesen „Treffen der Generationen“

Lobe nie den Schiedsrichter – vor dem Spiel

1. Bundesliga, 22. Spieltag / 1.FC Kaiserslautern 1 BVB 1

Da sage ich einmal vor einer Partie etwas zum Schiedsrichter, noch dazu was Positives, und dann so was. Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob Florian Meyers Gelb-Rote Karte gegen Neven Subotic dem BVB den Sieg gekostet hat – wir werden keine Antwort finden. Die Schwarz-Gelben hatten in einem guten Spiel noch andere Probleme als den Unparteiischen.

Kuba hatte sich am Freitag im Training eine leichte Knieverletzung zugezogen. Für ihn kam Landsmann Robert Lewandowski in die Mannschaft und besetzte das zentrale offensive Mittelfeld. Nun wissen inzwischen alle, dass Robert ein Stürmer ist und ganz vorne besser zur Geltung kommt. Vermutlich traute Jürgen Klopp Mohamed Zidan noch keinen Einsatz über 90 Minuten zu – sonst wäre ein Versuch mit ihm auf der ’10‘ oder der rechten Außenbahn lohnenswert gewesen. So musste Mario Götze nach rechts rücken.

Der BVB hatte trotzdem seine Chancen, mehrere wurden von Lewandowski vorbereitet, aber gegen stark kämpfende Lauterer hätten es noch mehr sein können. Es fehlt in Abwesenheit von Shinji Kagawa und mit Götze auf der Außenbahn an Kreativität in der Zentrale. Nuri Sahin braucht nicht nur einen defensiven, sondern auch einen offensiven Partner – sonst fokussiert sich der Gegner auf ihn und kann ihn mal mehr, mal weniger, aus dem Spiel nehmen. Lewandowski ist eben nicht der flinke, kreative Dribbler, sondern in seiner gestrigen Rolle eher ein klassischer ‚target man‘, der die Bälle annimmt und im Idealfall schnell weiterverarbeitet. So einer ist jedoch leichter auszurechnen.

Mario Götze interpretierte seine Rolle wie so häufig flexibel und zog oft nach innen, um im Zentrum für Gefahr zu sorgen. Das führte aber wiederum dazu, dass wenig gefährliche Flanken von den Flügeln kamen – nur der bis auf wenige Ausnahmesituationen gut aufgelegte Piszczek konnte sich da hin und wieder auszeichnen. Leider kommt mir der linke Flügel in dieser Hinsicht zurzeit etwas lahm vor. Kevin Großkreutz spielt auch gerne etwas zentraler und Marcel Schmelzer rückte selten bis in die Nähe der Grundline vor, hatte allgemein wenig Offensivaktionen. Weiterlesen „Lobe nie den Schiedsrichter – vor dem Spiel“

Drama ohne Happy End

Europa League, 2. Spieltag / BVB 0 FC Sevilla 1

Die Aufstellung: Weidenfeller – Schmelzer, Hummels, Subotic, Piszczek – Sahin, Bender (76. Owomoyela) – Großkreutz (86. da Silva), Kagawa, Kuba (76. Lewandowski) – Barrios. Gelb-Rote Karte: Schmelzer (49.)

In einem erneut dramatischen Europapokal-Spiel hat der BVB diesmal das schlechtere Ende für sich. Aus Verletzungsgründen hatte Jürgen Klopp die am Dienstag von mir angeregte Startelf aufgestellt: Kuba kam für den leicht verletzten Götze und Piszczek verdrängte den angeschlagenen Owomoyela auf die Bank.

Es war bitter, sehr unglücklich, es war aber auch ein packendes EL-Spiel mit einer bravourösen kämpferischen Leistung der Schwarz-Gelben. In der ersten Hälfte machte der BVB bis auf fünf Minuten zwischendurch das Spiel gegen tief stehende Gäste. Zunächst sah das im Spielaufbau sehr ordentlich aus, es fehlten aber überzeugende Torschüsse. Doch gerade als sich Sevilla mehr zuzutrauen schien, kamen wir zu gefährlichen Chancen, die alle auf das Konto von Lucas Barrios gingen. Vorbereitet wurden sie durch gute Flanken von Sahin und Kuba, doch die Kopfbälle unseres Torjägers gingen daneben oder wurden gehalten. Und wenige Minuten vor der Pause hatte Lucas nach einem Abspielfehler der Gäste im Strafraum noch eine Riesen-Schusschance, die aber erneut von Torwart Palop vereitelt wurde.

Der CL-Kandidat Sevilla hatte bis in die Nachspielzeit nur einen Torschuss (Luis Fabiano aus der Distanz daneben) zu Buche stehen, bestrafte dann jedoch den BVB für eine einzige Nachlässigkeit. Einen Freistoß von rechts an den langen Pfosten kann Weidenfeller nicht klären, den Kopfball von Caceres köpft Subotic in die Mitte des Strafraums, so dass Cigarini mit dem Nachschuss keine Probleme hat. Meiner Ansicht nach eher ein Fehler von Weide, da Subotic unter Bedrängnis nicht viel anderes übrig blieb. Es ist ein blöder Klassiker: Überlegen gewesen, kurz vor der Pause dumm in Rückstand geraten. Wer den Kloppschen BVB kennt, wusste natürlich, dass noch nicht das letzte Wort gesprochen war – das Drama, das folgen sollte, konnte allerdings niemand ahnen.

Ganz klar, in der zweiten Hälfte nahm der englische Schiedsrichter Mike Dean eine Hauptrolle ein. Nach gutem Beginn der Borussen stellte er in der 49. Minute Marcel Schmelzer wegen einer Schwalbe mit Gelb-Rot vom Platz. Eine harte Entscheidung natürlich, aber sie war vertretbar. Es war keine Berührung des Gegenspielers zu sehen und Schmelle hob plötzlich ab. Nicht im Strafraum, aber trotzdem muss man als Spieler intelligenter sein. Oder irgendjemand muss die Jungs darauf hinweisen, dass da ein typisch englischer Schiedsrichter pfeift. Dean ließ vieles laufen, das kann man so machen und ich habe da nichts dagegen. Und solche Schiedsrichter haben nun mal eine besondere Aversion gegen Schwalben. Weiterlesen „Drama ohne Happy End“