Dortmund glänzt, Berlin wartet

DFB-Pokal, Halbfinale / BVB 5 Holstein Kiel 0

Ohne Erling Haaland spaziert Borussia Dortmund ins Pokalfinale. Trotz des Ausfalls des schwarz-gelben Torjägers war das klare Weiterkommen nicht überraschend, allenfalls die Höhe des Sieges. Einfach guter Fußball – was will man mehr? Nur eine vermutlich schwere Verletzung dämpft die Freude.

Großer Fußball ohne klassische „9“

Als ob es diese Wendung noch gebraucht hätte, als ob dieser einseitigen Partie der Gesprächsstoff fehlte: Es waren bereits drei Viertel des Pokal-Halbfinales absolviert, der BVB führte immer noch 5:0, als sich der erst 13 Minuten zuvor eingewechselte Mateu Morey ohne Fremdeinwirkung in einem Laufduell wohl schwer am Knie verletzte und vor Schmerzen schrie. Scheinbar ist es in diesen Zeiten einfach nicht möglich, Fußball mal halbwegs unbeschwert zu genießen. Dabei denke ich natürlich nur ganz am Rande an mich und „uns Fans“, sondern zuallererst an Mateu Morey, der kurz vor seinem ersten Endspiel mit dem BVB stand und nicht nur das mit Sicherheit verpassen wird. Gute Besserung, Mateu!

Zur Geschichte der Partie zuvor gibt es dagegen viel Erfreuliches zu sagen. Ob mit oder ohne Haaland: Die klare Maßgabe von Trainer Edin Terzic schien gewesen zu sein, Holstein Kiel von Beginn an unter Druck zu setzen und nicht ins Spiel kommen zu lassen. Endlich mal konsequentes, ganz frühes Anlaufen, endlich mal flüssiges Kombinationsspiel nach vorne! Natürlich geht das leichter gegen einen Zweitligisten, der vor nicht allzulanger Zeit noch in Quarantäne war und deswegen nun ein richtig volles Restprogramm hat. Aber der BVB schaffte es nicht nur, das auszunutzen, sondern glänzte dabei auch noch.

Bis zum ersten Tor durch Giovanni Reyna hielten die Kieler noch einigermaßen dagegen; in der Folge wurden sie dann regelmäßig überspielt. Vielleicht hätten es die „Störche“ zumindest taktisch einfacher gehabt, wenn Haaland als einzige Spitze auf dem Platz gestanden hätte. Nominell schlüpfte Thorgan Hazard in dessen Rolle, aber die eigentliche Gefahr entwickelten zunächst die Drei hinter ihm: Sancho, Reus und Reyna brillierten und die Gäste-Defensive bekam die schnellen Kombinationen auf allen Seiten nicht eingehegt. Der Fokus fehlte – was nicht heißen muss, dass es mit der Urgewalt Haaland tatsächlich leichter für die Kieler gewesen wäre.

Den Titel holen – für den Fußball!

Die zweite Hälfte konnte erwartungsgemäß nicht mit der Qualitäts-Demonstration der ersten 45 Minuten mithalten. Absolut nachvollziehbar, dass Edin Terzic Julian Brandt nach der Halbzeit und Reinier, Delaney und Morey nach 62 Minuten Spielpraxis verschaffte. Am Ende stand eine Passquote von 92 Prozent, die auch gegen einen Zweitligisten und selbst unter Einbeziehung der Quer- und Sicherheitspässe stark ist.

Es folgen nun zwei Partien gegen RB Leipzig. Das muss man so nicht haben, denn eigentlich gehört RB dahin, wo man auf Asche spielt; es ist aber die Realität. Leipzig schätze ich momentan nicht stärker ein als den BVB, sie haben aber einen Vorteil: Das Spiel am Samstag müssen sie nicht gewinnen, denn niemand glaubt, dass sie noch Meister werden. Eine interessante Frage ist, welche der beiden zweifellos wichtigen Begegnungen man für wichtiger hält. Für mich ist es das Pokalfinale. Weil es um einen Titel für den BVB geht und in zweiter Linie auch darum, einen Titel für Leipzig zu verhindern. Deshalb wird uns ein Großteil von Fußball-Deutschland die Daumen drücken – hoffentlich hilft’s!

Die Aufstellung: Hitz – Piszczek (62. Morey (74. Meunier)), Akanji, Hummels, Guerreiro – Bellingham, Can (62. Delaney) – Reyna (46. Brandt), Reus (62. Reinier), Sancho – Hazard. Tore: Reyna (2), Reus, Hazard, Bellingham

Benders Bänder

Der musste jetzt schon sein. Denn die Sache, um die es geht, ist vergleichsweise glimpflich ausgegangen. BVB-Mittelfeldspieler Sven Bender hat sich beim nicht geahndeten Foul des Nürnbergers Didavi am Freitag ’nur‘ einen Teilabriss des Außenbandes im linken Sprunggelenk sowie eine Dehnung des Syndesmosebandes zugezogen. Er wird beim morgigen Pokalspiel und am Samstag gegen Leverkusen in jedem Fall pausieren müssen, könnte jedoch bei optimalem Heilungsverlauf in Berlin wieder dabei sein.

Ist blöd für Samstag, aber besser, als die meisten Fans erwartet haben dürften. Und vor allem kein Grund, morgen nicht ins Pokal-Halbfinale einzuziehen. Denn über das Spiel in Kiel muss man nicht viele Worte verlieren, das muss man einfach gewinnen. Bei jeder Temperatur, auf jedem Boden und auch ohne Götze und Bender. Alle anderen BVB-Spieler sollten morgen sowieso fit sein. Gute Besserung, Manni!

Dortmund gewinnt Elfmeterschießen

DFB-Pokal, Achtelfinale / Fortuna Düsseldorf 0 BVB 0 (4:5 n.E.)

Das große Drama verpasst. Vielleicht besser so für meine Nerven. In meiner Abwesenheit klappts auch mit dem Elfmeterschießen. Bei Roman und allen Schützen. Notiz an Jürgen Klopp: Das nächste Mal besser einen Innenverteidiger aufstellen, der Spielpraxis auf der Position hat – und sei sie aus der Regionalliga. Danke Jungs, für frohe Weihnachten! Im Viertelfinale wartet Holstein Kiel. Was soll man jetzt dazu sagen? Machbar, oder?