Adeyemi doch kein Flop

1.Bundesliga, 21. Spieltag / BVB 4 Hertha BSC 1

Zweimal hintereinander in der Überschrift: Es sind die Karim Adeyemi-Wochen bei Borussia Dortmund und in der Folge hier im Blog. Die Fragezeichen hinter Karims teurer Verpflichtung verblassen im Rückspiegel. In der Hinrunde waren sie berechtigt und auch ich habe damals das Preis-Leistungs-Verhältnis kritisch gesehen. Doch die Geduld mit ihm scheint sich ausgezahlt zu haben: Bis zu seiner Verletzung in der 31. Minute erzielte Adeyemi ein Hackentor und gab nach schnellem Antritt eine Klasse-Vorlage zu Donyell Malens 2:0. Und dann musste er raus. Wer hätte sich da vor vier Monaten abseits persönlicher Genesungswünsche viele Gedanken drüber gemacht?

Der 21-jährige Nationalspieler war allerdings gestern kein Alleinunterhalter. Kapitän Marco Reus hatte ihm den Ball zum 1:0 schön vorgelegt und später einen Freistoß direkt verwandelt – auch diesen Bann haben die Schwarz-Gelben gebrochen. Und Reus hat auf sein Bankdrücken in der Champions League positiv reagiert – so, wie Edin Terzic es vorhergesagt hatte. Die Partie war jedoch keineswegs so ein Spaziergang, wie das Ergebnis suggeriert. Die Anfangsphase beider Hälften gehörte den Gästen – das kam besonders prägnant durch das schnelle Tor nach Wiederanpfiff zum Ausdruck, das Toussart nach einem unnötigen Dortmunder Ballverlust im Mittelfeld gelang.

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„Road Runner“ Adeyemi schießt Dortmund zum Sieg

Champions League, Achtelfinale / BVB 1 Chelsea FC 0

Es war nicht meine Idee: Edin Terzic verglich Karim Adeyemi nach der gestrigen Partie im Westfalenstadion mit dem berühmten Zeichentrick-Charakter. Und filmreif war es wirklich, was der 21-Jährige in der 63. Minute ablieferte. Nach einer Chelsea-Ecke kommt der Ball über Guerreiro zu Karim, der mit dem Spielgerät über zwei Drittel des Platzes rast, sich dann die Kugel etwas weiter vorlegt, um im Turbo-Sprint Chelseas Teuer-Zugang Enzo Fernandez abzuhängen und zum Schluss Torwart Kepa umrundet, um den Ball locker ins Tor zu schieben. Viele werden die Szene gesehen haben, aber man muss das einfach nochmal in Worte fassen. Adeyemi: vom Enttäuscher zum Spielentscheider in ein paar Monaten.

Entscheidend war das Tor nicht wegen seiner Brillanz. Wichtig war, dass es überhaupt fiel – zu einer Zeit, als Chelsea längst die Kontrolle über die Partie übernommen hatte. Die Gäste hatten schon in der ersten Hälfte ein paar gute Szenen, inklusive eines Lattentreffers von Joao Felix. Doch zu jener Zeit war der BVB noch voll drin im Spiel und gut im Pressing; verzeichnete 59 Prozent Ballbesitz und 11:4 Torschüsse in den ersten 45 Minuten. Allerdings waren darunter einige Abschlüsse, die eher von Hoffnung als von Qualität zeugten. Chelsea gewann laut Fotmob App schon in Halbzeit eins die Expected Goals-Wertung (0,57:0,80), am Ende lagen die xG-Werte bei 1,49 (BVB) und 2,20. Erhellend in Sachen Akkuratesse: Bei der Borussia kamen insgesamt nur zwei Schüsse zielgenau auf den Kasten, bei Chelsea acht.

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Zwei Spieltage später

Da fährt man mal in Urlaub, kommt eine Woche und zwei verpasste BVB-Spiele später zurück und plötzlich sind die Schwarz-Gelben Titelanwärter. Weil die Konkurrenz eben auch manchmal ausrutscht und der BVB in diesem Jahr noch nicht. Dritter Tabellenplatz, zwei Punkte zur Spitze und gar punktgleich mit dem FC Bayern – kaum zu glauben war so ein Szenario noch vor zehn Tagen; trotz des Auswärtssiegs in Mainz. Was ist mit der Borussia los?

Von den letzten beiden Partien habe ich an bewegten Bildern nur den Sportstudio-Bericht zum Freiburg-Spiel gesehen. Trotzdem sind die Veränderungen gegenüber dem Spiel am Bruchweg, nach dem es noch viele grummelige Reaktionen gab, nicht so schwer zu beschreiben:

  • Karim Adeyemi trifft. Und nicht nur das, er wirkt auch in anderen Momenten effizienter.
  • Sebastien Haller spielt von Anfang an. Und nicht nur das, er trifft auch noch.
  • Marco Reus kehrt zurück in die Offensivzentrale, Julian Brandt rückt wieder nach außen. Und trifft trotzdem.
  • Ja, die Abwehr patzt nach wie vor gelegentlich. Wie gegen Freiburg. Aber weder die beteiligten Abwehrspieler noch den Rest des Teams wirft das um.
  • Raphael Guerreiro, von dem gemunkelt wird, er würde im Sommer gegangen, bereitet plötzlich wieder drei Tore vor.

Endlich Konkurrenz

Die wahrscheinlichste Erklärung für die jüngsten zwei Leistungen, gegen Konkurrenten, die man höher eingeschätzt hatte als die beiden zuvor, liegt in der Konkurrenzsituation, der günstigen Personallage. Endlich einmal ist der größte Teil des Kaders fit. Auch wenn sich etwas in mir dagegen sträubt, zu sagen, dass Menschen nur dann richtig arbeiten, wenn sie großen Konkurrenzdruck spüren: Im Fußball könnte der vielleicht doch zu ein paar extra Prozent Leistung führen.

Der Rückserienstart: nun ganz zweifellos perfekt geglückt. Besteht weiterhin die Gefahr eines Nachlassens, von Rückschlägen? Mit Sicherheit. Bochum im Pokal darfst du auch nicht ein bisschen unterschätzen. Bremen in der Liga – wir wissen, was letzten Sommer im Westfalenstadion passiert ist. Chelsea wird ohnehin sehr schwer. Mal sehen, wo wir nach den nächsten drei Pflichtspielen stehen.

Fußball ohne Bellingham, aber mit Standard-Tor

1.Bundesliga, 17. Spieltag / FSV Mainz 05 1 BVB 2

Borussia Dortmund siegt in der Nachspielzeit in Folge eines Eckballs; nach einer zweiten Halbzeit, in welcher der Gegner stärker wurde und sich die Schwarz-Gelben schwer taten, gute Chancen zu kreieren. Vieles davon hört sich bekannt an, aber eben nicht alles. „Auswärtssieg in Mainz nach einem Standard-Tor in beinahe letzter Minute“ klingt jedenfalls mehr als passabel.

Um mal wieder traditionell mit der Aufstellung zu starten: Dass Edin Terzic erneut Donyell Malen und Karim Adeyemi auf den offensiven Außenpositionen starten ließ, darf man getrost als umstrittene Entscheidung bezeichnen. Leistungstechnisch war das nicht einfach zu begründen. Ob Spieler, in die der Verein besonders viel investiert hat, einen Bonus haben oder Terzic einfach noch vorsichtig mit Bynoe-Gittens und Reyna ist, wissen wir auch nicht.

Startelf in der Diskussion

In der Partie war Malen erneut unauffälliger als Adeyemi. Letzterer ist zwar unterhaltsamer und wirkt aktiver, aber wo bleibt die Effizienz? Ich will ihm wirklich keine Absicht unterstellen, aber warum spielt Adeyemi nicht öfter rechtzeitig ab? So wie es ist verpuffen seine schnellen Läufe und gelegentlich (gestern 2 von 4) erfolgreichen Dribblings, wenn er irgendwann doch hängenbleibt. Seine immerhin vier Torschüsse in Mainz erfolgten aus eher weniger erfolgversprechenden Positionen (Expected Goals-Gesamtwert: 0,22).

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Wie Handball, nur mit Fuß

1.Bundesliga, 16. Spieltag / BVB 4 FC Augsburg 3

Von einem Handball-Ergebnis zu sprechen, ist natürlich übertrieben. Aber was Borussia Dortmund und der FC Augsburg da gestern zwischen der 39. und 45. sowie der 74. und 77. Minute ablieferten, erinnerte schon ein wenig an den Sport, der gerade seine WM in Polen und Schweden zelebriert. Drei Treffer innerhalb von sechs, dann sogar innerhalb von vier Minuten – das wäre auch beim Hoch und Runter in der Halle denkbar. Die Partie im Westfalenstadion war streckenweise ein Spektakel, wir haben tolle Tore gesehen, aber es lief natürlich zu wild ab, als dass man mit Blick auf die Defensive hätte ganz zufrieden sein können.

Bis zu jener ersten wilden Phase der Begegnung, gegen Ende der ersten Halbzeit, hatten die Schwarz-Gelben alles im Griff – in der 38. Minute lagen sie bei den Expected Goals noch mit 1,30 zu 0,03 vorne. Die Borussia hatte guten Zugriff im Mittelfeld und viele schnelle Ball(rück)eroberungen zu verzeichnen. Das frühe Pressing der Augsburger, um den Spielaufbau des BVB schon in dessen eigener Hälfte zu stören, war noch nicht so intensiv und ausgeprägt. Jude Bellingham traf zur Führung – wer sonst, darf man ruhig fragen. Auch gestern war Jude wieder immens wichtig; in der Rückwärtsbewegung aber auch nicht unfehlbar. Trotzdem wird immer deutlicher, dass sein möglicher Weggang im Sommer eine Lücke von Haalandschen Ausmaßen hinterlassen könnte.

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Danke Greg! BVB vorzeitig im Achtelfinale

Champions League, 5. Spieltag / BVB 0 Manchester City 0

Das darf man echten Fortschritt nennen: Im Gegensatz zur Vorsaison qualifiziert sich Borussia Dortmund für das Achtelfinale der Champions League und das sogar schon am vorletzten Spieltag. Mit großer Hilfe von Keeper Gregor Kobel gelingt den Schwarz-Gelben ein Statement, dass diese Saison vielleicht doch besser wird als die letzte.

Volles Haus zu Haus – entsprechend trat die Borussia in der ersten Halbzeit auf. Und das ohne gelernte Außenverteidiger: Rechts musste mal wieder Niklas Süle ran, links sogar Thorgan Hazard für den ausgefallenen Guerreiro. Gleich mal vorweg: Süle spielte solide und Hazard überraschenderweise auch. Es waren recht offene erste 45 Minuten, in denen City zwar schon begann, sich den Großteil des Ballbesitzes zu erarbeiten, dem BVB aber einige Durchbrüche und mehr echte Torchancen gelangen. Die größte vergab Youssoufa Moukoko aus kurzer Distanz in der 37. Minute. Es war eine Gelegenheit jener Güteklasse, die du gegen Manchester City eigentlich nicht vergibst, ohne bestraft zu werden. Vorbereiter war Karim Adeyemi – nicht zum einzigen Mal. Ihm gelang zwar nicht jede Aktion, aber seinen Fleiß, gerade auch in der Defensivarbeit, muss man nach dieser Partie hervorheben. So wie es auch Mats Hummels tat.

Kaum am Ball, aber Punkt verdient

Die zweite Hälfte ähnelte nach einer Weile dem, was wir schon in Manchester gesehen hatten: ein klar überlegener englischer Meister, der nun gefühlte 95 Prozent Ballbesitz hatte (am Ende der Begegnung waren es reale 73 Prozent über die 90+ Minuten). Es gab drei Unterschiede zum Hinspiel: Erling Haaland war nicht mehr dabei – er wurde von Pep Guardiola in der Pause ausgewechselt. Den Gästen reichte ein Unentschieden zum Gruppensieg. Und ja, Dortmund machte es in der letzten Reihe ganz vernünftig, Mats Hummels war immens. All das trug wohl dazu bei, dass die Schwarz-Gelben ohne Gegentor blieben und ihrerseits den Einzug ins Achtelfinale feiern konnten. Rein optisch sah das vom BVB in den letzten 20, 25 Minuten aber nicht besser aus als in Manchester.

Trotzdem: Dieser Punktgewinn gegen den großen Titel-Favoriten war verdient. Das sagen auch die Zahlen, zumindest die Expected Goals-Werte. Hier liegt die Borussia nur knapp hinten (1,16:1,19). Rechnet man noch den – zweifellos berechtigten, mal wieder von Emre Can verursachten – Elfmeter heraus, der allein einen xG-Wert von 0,79 hatte, sieht es für die Schwarz-Gelben sogar noch viel besser aus. Wäre Gregor Kobel nicht gewesen, hätte das dem BVB aber vermutlich nichts genutzt. Er hielt Mahrez‘ Versuch stark und wirkte auch sonst souverän wie immer. Ein Unterschiedsspieler eben. Früher war das Haaland, jetzt teilen sich „Greg“ und Jude Bellingham diese Rolle. Die Beiden verstehen sich ja ohnehin ganz gut…

Die Aufstellung: Kobel – Süle, Hummels, Schlotterbeck, Hazard (82. Wolf) – Bellingham, Can – Adeyemi (73. Malen), Brandt, Reyna (87. Papadopoulos) – Moukoko (82. Modeste). Gelbe Karte: Hummels.

BVB stolpert ins Achtelfinale

DFB-Pokal, 2. Runde / Hannover 96 0 BVB 2

Ein 0:2-Auswärtssieg beim Tabellenfünften der zweiten Liga ist zunächst mal ein vollkommen akzeptables Ergebnis. Die andere Borussia wäre sicher auch mit einem Sieg im Elfmeterschießen beim aktuellen Spitzenreiter jener Liga zufrieden. Doch war es natürlich die Art des BVB-Auftritts im Niedersachsenstadion, die gerade im Kontext der bisherigen Saison Fragezeichen hinterlässt. Denn in jenem Licht kann man den mühsamen Sieg eben nicht als „bad day at the office“ abtun. Trotzdem gab es auch etwas – jemanden – zu feiern…

Nach seinem angeblichen Fehler an der Alten Försterei präsentierte sich Torwart Gregor Kobel, als sei er die letzten Wochen nicht weg gewesen. Sieben gehaltene Schüsse auf sein Tor, davon mindestens drei wirklich starke Paraden, gute Strafraumpräsenz – da fallen auch zwei, drei ins Aus geschlagene Bälle nicht ins Gewicht. Ohne Kobel, das legte nach der Partie auch Emre Can nahe, hätte die Borussia in Hannover noch mehr, vielleicht sogar unlösbare, Probleme gehabt.

Besser als in Berlin, aber nicht in jeder Hinsicht

Dabei lief es zunächst gegensätzlich zum und deutlich besser als beim Union-Spiel: Schon nach zehn Minuten gingen die Schwarz-Gelben in Führung. Moukokos Schuss von rechts war eher eine Hereingabe, doch Hannovers Arrey-Mbi fälschte den Ball ins lange Eck ab. Trotzdem gebührt Youssoufa unbedingt Respekt dafür, wie er sich in der Szene flink durchsetzte – und Julian Brandt dafür, wie er den Ball über den Kopf zu Hazard weiterleitete. Überhaupt Brandt: Auch wenn bei ihm immer noch zu viel falsch läuft – er ist andererseits der Borusse für die besonderen Momente. Die münden nicht immer in einem Tor, aber man hat Spaß beim Zuschauen.

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Zehn Spieltage und kein bisschen weise

1.Bundesliga, 10. Spieltag / 1. FC Union Berlin 2 BVB 0

Rechtzeitig zur Zwischenbilanz, die man nach zehn Spieltagen gerne zieht, rutscht Borussia Dortmund in einer zugegeben engen Bundesliga um gleich vier Plätze auf Rang 8 ab. Nach der Niederlage beim Tabellenführer Union Berlin liegen die Schwarz-Gelben nun schon sieben Punkte hinter den Köpenickern zurück und nur noch drei vor beispielsweise Augsburg. Immerhin: In einer derzeit noch spannenden Saison ist der FC Bayern bisher nur drei Punkte enteilt. Viel besorgniserregender als der Tabellenstand ist dementsprechend die Leistung, die wir an der Alten Försterei zu sehen bekamen.

Der BVB tritt ganz offensichtlich auf der Stelle: Beachtliche Leistungen oder willensstarke Auftritte wie gegen Kopenhagen, in Sevilla und gegen Bayern wechseln sich ab mit den Pleiten gegen Bremen, in Köln oder jetzt Berlin. Klar, die Borussia wird auch in dieser Spielzeit über Gebühr von Verletzungen und Krankheiten sowie schlichtem Spielpech gebeutelt. Letzteres war schließlich der Ausrutscher von Gregor Kobel vor dem 1:0 – eigentlich verbietet es sich fast, von einem Torwartfehler zu sprechen. Hätte unsere Nummer 1 da irgendwie weniger riskant zum Ball gehen können? Fraglich. Nur reicht das Pech bei weitem nicht als Erklärung für die vielen individuellen Fehler, lethargische Spielphasen und fehlende Kreativität.

Individuelle Aussetzer und die M-Frage

Nehmen wir das 2:0, das bereits in der 21. Minute fiel. Karim Adeyemi probiert in der eigenen Hälfte einen Querpass mit der Hacke – macht also genau das, was Mats Hummels nach dem letzten Spiel kritisiert hatte, ohne Namen zu nennen. Union schnappt sich den Ball, bringt ihn nach vorne und muss dann natürlich nicht automatisch treffen. Man hätte das als Abwehr konsequenter verteidigen können. Doch gegen einen formstarken Tabellenführer, der in der Offensive klar und einfach agiert, war es nach Adeyemis Aussetzer auch nicht soo einfach. Karim muss jedenfalls noch viel lernen und arbeiten, um die erhoffte Verstärkung und kein neuer Schürrle zu werden. Ich war angesichts der beträchtlichen Ablöse skeptisch, hoffe aber trotzdem noch, dass es anders kommt.

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