Patronen in der Post des Klubbesitzers – das würde man vielleicht mit dem kolumbianischen Fußball assoziieren, passiert ist es jedoch in der Region Manchester. So berichtet es jedenfalls Abdallah Lemsagam, der Besitzer des Viertligisten Oldham Athletic. Oldham ist eine 96.000-Einwohner-Stadt in Greater Manchester, elf Kilometer vom Stadtzentrum des großen Nachbarn entfernt und arg in dessen Schatten stehend. Zu den vielen Dingen, die in Manchester erfolgreicher sind, gehört der Fußball. Wer neben City und United sowie vielen niedrigklassigeren Vereinen in der Region bestehen will, hat es grundsätzlich nicht einfach.
Das wissen auch die Fans der „Latics“ – und dennoch gibt es seit geraumer Zeit Proteste gegen Lemsagam, die nun einen unrühmlichen Höhepunkt gefunden haben. Die widerwärtige Form der Kommunikation, die ein vermeintlicher Fan anscheinend gewählt hat, wird inzwischen von der Greater Manchester Police untersucht. Dass überhaupt protestiert wird, ist dagegen alles andere als verwunderlich. Lemsagam, ein früherer Spielerberater, übernahm Oldham im Januar 2018 in der League One (dritte Liga). Im Mai 2018 stiegen die Latics ab. Seither spielen sie in der viertklassigen League Two – und stehen derzeit auf dem 24. und letzten Tabellenplatz; mit 18 Punkten aus 24 Partien, vier Zähler hinter dem rettenden 22. Rang, bei einem Spiel mehr als der dort platzierte Kontrahent Colchester United.
Sportlich am Abgrund
Sollte Oldham Athletic am Ende der Saison immer noch auf einem der beiden letzten Plätze stehen, wären sie der erste ehemalige Premier League-Klub, der in den ‚Amateurfußball‘ absteigt. Zwar gibt es in der fünftklassigen National League und selbst in ihren Nord- und Süd-Staffeln auf der sechsten Ebene ebenfalls Vereine, die unter Profibedingungen arbeiten. Aber nach wie vor ist der Absturz vom League- in den Non-League-Football (gemeint sind hier die Spielklassen unterhalb der English Football League (EFL)) ein tiefer Einschnitt, finanziell wie psychologisch. Aus der National League steigt nur ein Verein direkt in die League Two der EFL auf; ein weiterer über die Play-Offs. Dass die Latics nun kurz vor diesem Abgrund stehen, muss die Fans also beunruhigen.
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