+++ UPDATE: Wieder unglückliches Timing. Es gibt die erneute Wende: Nachdem ein Berufungsgericht in Alicante die Herausgabe von Protokollen abgehörter Telefongespräche an den spanischen Fußballverband untersagt hat, kann der FC Hercules für die Primera Division planen. Die Aufnahmen belasteten den Mehrheitsaktionär des Vereins, Enrique Ortiz. Die Justiz hat ihre Ermittlungen jedoch eingestellt, da Sportbetrug in Spanien zurzeit nicht strafbar ist. Das Beweismaterial bleibt unter Verschluss, weil es die Privatsphäre von Ortiz verletzt.
Die Konsequenz: Nelson Valdez hat heute gegenüber „DerWesten“ bestätigt, dass der Wechsel zum FC Hercules nun doch vollzogen wird. Die Ablösesumme soll bei etwa vier Millionen Euro liegen. Alles Gute in Spanien, Nelson! +++
Es scheint sicher, dass Nelson Valdez den BVB nicht mehr in die Champions League schießen wird, wie ihn die Fans im Stadion immer wieder gebeten haben. Der Abschied des paraguayanischen Stürmers ist seit Wochen beschlossene Sache, ein Transfer wurde jedoch noch nicht realisiert. Anfang letzter Woche hatten sich Valdez und die Borussia mit dem spanischen Erstliga-Aufsteiger FC Hercules geeinigt. Kurz darauf leitete der spanische Fußballverband ein Ermittlungsverfahren gegen den Club ein. Dessen Mehrheitsaktionär soll in der letzten Saison Spieler gegnerischer Mannschaften bestochen haben, um so den Aufstieg von Hercules zu sichern. Die (straf-)rechtliche Lage ist ungewiss, sportlich steht jedoch ein Zwangsabstieg im Raum.
Wie die Untersuchung des Verbandes ausgeht, bleibt abzuwarten – der Transfer ist jedoch erst mal geplatzt. In den nächsten zwei Wochen wird sich zeigen, wie viel an dem immer wieder von Valdez‘ Berater kolportierten Interesse anderer Clubs aus England und Frankreich dran ist. Der BVB könnte gezwungen sein, mit dem Preis weiter nach unten zu gehen, denn ernst- und namhafte Interessenten aus der Ligue 1 oder gar der Premier League hätten den Aufsteiger aus Alicante längst ausgestochen, wenn eine Verpflichtung von Valdez Priorität für sie hätte. Es ist menschlich gesehen ein bisschen traurig, wie die schwarz-gelbe Zeit für Nelson enden muss – in den Kader soll er ganz offensichtlich nicht mehr berufen werden.
Die Nichtberücksichtigung für den 18er-Kader – diese bittere Pille musste am Wochenende auch Mittelfeld-Regisseur Tamas Hajnal schlucken. Obwohl er in den Vorbereitungsspielen noch regelmäßig eingesetzt worden war, verzichtete Jürgen Klopp in Burghausen auf sein Mitwirken. Der „Kicker“ und einige andere Medien zogen Parallelen zum Fall Valdez und spekulieren, auch Hajnals Zeit in Dortmund könne abgelaufen sein. In meinen Augen ist das ein voreiliger Schluss. Jeder Bundesligaverein verfügt über einen Kader von mehr als 20 Spielern – schon rein mathematisch ist der Härte- also der Normalfall. Oft sind es Nachwuchsspieler, die nicht berücksichtigt werden, aber hoffen können, dass ihre Zeit noch kommt. Manchmal führen Verletzungen dazu, dass alle gesunden Spieler im Aufgebot stehen. Trotzdem ist es im modernen Fußball Normalität, dass sich auch gestandene Spieler mal auf der Tribüne wiederfinden.
Natürlich muss es „ein Schock“ für Tamas Hajnal gewesen sein, der in der vorletzten Saison noch Stammspieler und Leistungsträger war. Es gab und gibt jedoch immer wieder Beispiele von Spielern, die aus so einer Situation in die Mannschaft zurückkehren. Verletzungspech oder Leistungseinbrüche bei den Konkurrenten, stetiges Anbieten im Training – schon ist man zurück im Kader oder gar in der Mannschaft. Ähnliche Gedanken werden sich auch Hajnal und Jürgen Klopp machen. Der Trainer weiß, dass er sich nicht darauf verlassen kann, dass neue bzw. junge Spieler wie Kagawa, Lewandowski oder Götze immer auf höchstem Niveau spielen und topfit durch die Saison kommen. Daher ist nicht davon auszugehen, dass er Hajnal aktiv ‚vertreiben‘ will. Die Stärke der Borussia 2010/11 ist die Breite des Kaders. Klopp und Zorc sollten deshalb Tamas Hajnal nur bei einem guten und nicht bei einem nur akzeptablen Angebot gehen lassen.