Als ob nichts gewesen wäre

1. Bundesliga, 23. Spieltag / BVB 3 1. FC Nürnberg 0

Die Borussia siegt gegen formstarke Nürnberger dank einer sehr guten Mannschaftsleistung garniert mit Nachweisen individueller Klasse. Also allem, was man braucht, um in der Bundesliga erfolgreich zu sein. Der Dortmunder Auftritt beweist, dass die Pleite beim HSV nur einen Ausrutscher darstellte – der Bremer, dass sie unnötig war.

Das Auftreten der Schwarz-Gelben legt auch nahe, dass die Nicht-Leistung in Hamburg nicht auf die leichte Schulter genommen wurde. Der Einsatz wirkte 50 Prozent besser, etwa beim auch hier kritisierten Marcel Schmelzer, der ein gutes Spiel machte. Mit Hummels und Sokratis war die aktuelle 1A-Innenverteidigung am Werk, die jedoch für die einzige Chance der Nürnberger aus dem Spiel heraus sorgte. Es war die Schuld des Griechen, der einen schlampigen Pass auf Mats spielte, den Pekhart abfangen konnte – zum Glück traf er im Anschluss nur den Pfosten. Sokratis, der am Dienstag in der CL noch beängstigend lange verletzt auf dem Feld gelegen hatte, musste wegen seiner Achillessehne noch vor der Pause runter.

Der BVB hatte das Spiel im Griff, obwohl er den Gästen in der ersten Hälfte verhältnismäßig viel Ballbesitz gestattete – oder deswegen? Konstantes Pressing ließ Jürgen Klopp jedenfalls nicht praktizieren; dafür stand die Abwehr mit der erwähnten Ausnahme sicher und die Offensivabteilung ließ sich die Partie unter der Woche nicht anmerken. Nürnberg tat sich schwer nach vorne und offenbarte Lücken, wenn Mkhitaryan, Lewandowski, Großkreutz oder gelegentlich Sahin schnelle Angriffe inszenierten. Den Schwarz-Gelben konnte man gestern nur vorwerfen, dass es zu lange 0:0 stand. Die Chancenverwertung bleibt ausbaufähig, doch immerhin war Konsequenz in den gut anzusehenden Spielzügen zu spüren.

In der 49. Minute hätte es für Schiedsrichter Dingert nur eine richtige Entscheidung gegeben, als Pogatetz Mkhitaryan am Strafraumeck von hinten in die Beine grätschte – es gibt wenig klarere Elfer. Dafür stand beim erlösenden 1:0 Lewandowski leicht im Abseits, als er den Ball von Sahins Freistoß aufs Tor köpfte. Schäfer konnte abwehren, aber Hummels stocherte die Kugel auf der Torlinie ins Netz. Henrikh Mkhitaryan sorgte mit seinem Querpass auf Lewa für die Vorbereitung zum 2:0 und erzielte selbst ganz cool das dritte, nachdem Hofmann Pogatetz zuvor einen tollen Pass durch die Beine gespielt hatte. In Abwesenheit von Reus spielten ‚Miki‘ und Lewa richtig stark auf, assistiert von enorm fleißigen Außenspielern. Nicht zu vergessen: Kapitän Sebastian Kehl findet mehr und mehr zu früherer Souveränität zurück.

Es war eine schöne zweite Halbzeit, auch wenn das Spannendste nach dem 2:0 die Frage war, wie viele Sekunden Milos Jojic nach seiner Einwechslung für ein Tor brauchen würde. Der einzige Wermutstropfen: Es wird noch gezählt.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek, Sokratis (36. Friedrich), Hummels, Schmelzer – Sahin, Kehl – Aubameyang (71. Hofmann), Mkhitaryan (85. Jojic), Großkreutz – Lewandowski. Tore: Hummels, Lewandowski, Mkhitaryan

Das perfekte Wunder: Der BVB ist Meister!

1. Bundesliga, 32. Spieltag / BVB 2 1.FC Nürnberg 0

„Wenn mir das vor der Saison jemand gesagt hätte“…so fangen derzeit häufig die Sätze von direkt oder indirekt an der Meistersaison von Borussia Dortmund beteiligten Menschen an. Es ist mittlerweile schon fast langweilig, seine Überraschung darüber zu äußern, wie weit es der BVB gebracht hat – aber das hat wiederum mit der Schnelllebigkeit des Fußball- und Mediengeschäfts zu tun. Wir Schwarz-Gelbe sollten es uns deshalb nicht nehmen lassen zu sagen, wie es ist: Wir sind Meister und das ist eine der größten Leistungen im deutschen Fußball der letzten Jahre!

Besonnene Beobachter rechneten am Anfang der Saison damit, dass die Borussia wieder um die internationalen Plätze mitspielen könnte. Allerdings wurde auch registriert, dass die Konkurrenz – vor allem die finanzstarke – aufgerüstet hatte, so dass es für uns nicht leicht werden würde. Ich selber habe dem BVB Platz 4 zugetraut. Aber dieser Wahnsinnstrainer mit seinem Team und diese charakterlich wie leistungsmäßig hervorragenden Spieler haben das Wunder vollbracht, mit dem zu diesem Zeitpunkt und nach den letzten Jahren niemand rechnen konnte.

Die Vollendung erfolgte vor heimischer Kulisse und mit der Schützenhilfe der Kölner, die zum ersten Mal seit 14 Jahren wieder einen Ligaerfolg über Leverkusen feiern konnten. Von der Dramaturgie und dem eigenen Gemütszustand her kann man die Partie gegen Nürnberg in drei etwa gleich lange Phasen teilen. Die erste halbe Stunde war geprägt durch gut stehende und gestaffelte Abwehrreihen, die auf beiden Seiten kaum Chancen zuließen. Angriffe wurden meistens schon im Mittelfeld unterbunden. Nürnberg war höchstens bei einigen, teilweise fragwürdigen, Freistößen gefährlich, der BVB hatte einen Distanzschuss von Großkreutz zu verbuchen. Man kann nicht in die Spieler hineinschauen, aber es wirkte in dieser Phase so, als ob ein bisschen Nervosität im Spiel war. Obwohl die Schwarz-Gelben mehr vom Spiel hatten, kamen zu viele Zuspiele in die Spitze nicht an. Zum Glück unterlief unserer Spitzendefensive nicht wieder ein untypischer Fehler wie in Gladbach.

Die Erlösung kam in der 32. Minute. Ein von der Nürnberger Abwehr zu kurz geklärter Ball kam zu Mario Götze, der aus ca. 20 Metern abzog. Torwart Schäfer konnte den Ball nur abprallen lassen und der rechtzeitig vor dem Spiel fitte Lucas Barrios erzielte mal wieder ein sehr wichtiges Tor. Phase 2 des Spiels hatte begonnen, geprägt von Zuversicht bei Fans und Spielern. Das Tor war der ‚Dosenöffner‘, wie Jürgen Klopp so gerne sagt. Leichtigkeit und Passsicherheit kehrten zurück ins BVB-Spiel. Fünf Minuten nach dem Führungstor kam Barrios in aussichtsreicher Position zum Kopfball, erwischte das Leder aber nicht perfekt, so dass es erst auf den Boden und dann über die Latte sprang.

Die Schwarz-Gelben legten trotzdem noch vor der Pause nach. Nach einem langen Pass von Hummels ließ Lewandowski im Zweikampf Pinola schlecht aussehen und überlupfte im Anschluss Schäfer. Es war ein schönes Tor, das wieder einmal die Klasse des Stürmers bewies. Die nach dem Gladbach-Spiel geäußerte Kritik an ihm ist überzogen. Schon dort hätte sein Heber über ter Stegen einen Torerfolg verdient gehabt.

Nach der Pause war klar: Der BVB würde nichts mehr anbrennen lassen und der Club nichts mehr anzünden. Die Schwarz-Gelben bestimmten das Spiel, die Gäste hatten nur noch wenige Offensivaktionen. Auch von den Gastgebern gab es kein Feuerwerk mehr – um im Bild zu bleiben. Es sah aber sehr souverän aus und Subotic sowie Barrios hatten weitere dicke Kopfballchancen. Über einen Dortmunder Sieg allein wären auch schon alle glücklich gewesen, aber in der 67. Minute gelang dem Effzeh in Köln die Führung durch Novakovic. In der Kneipe waren die Bilder der jubelnden Südtribüne schneller als die Ergebnisticker der Handys. Phase 3 konnte beginnen: Aufwärmen zur Meisterfeier. Bis zum 2:0 der Kölner in der 82. Minute war mir durchaus bewusst, dass Leverkusen schon Spiele gedreht hat – danach war alles klar.

Nicht nur in Dortmund, auch in Berlin wurde im Anschluss auf der Straße gefeiert. Danke an Jürgen Klopp, Zeljko Buvac und Team, danke an die schwarz-gelben Jungs, danke an Michael Zorc, Aki Watzke, Reinhard Rauball und alle anderen Beteiligten! Egal was passiert – diesen wunderbaren, unerwarteten Erfolg, die Gefühle, die tollen Meisterfeiern, die es schon gab und noch geben wird – das kann uns niemand mehr nehmen, das wird lange nachwirken und noch viel länger in Erinnerung bleiben!

Die Mannschaft: Weidenfeller – Schmelzer, Hummels, Subotic, Piszczek – da Silva (83. Santana), Bender – Großkreutz (90. Dede), Lewandowski (78. Kuba), Götze – Barrios. Gelbe Karte: Barrios. Tore: Barrios, Lewandowski

1. Bundesliga, 15. Spieltag / VFB Stuttgart 1 BVB 2

(Updated) Wenn man am wenigsten damit rechnet, passiert dann wieder sowas. Aber, wie gesagt, es ist typisch für den BVB dieses Jahr. Diese Mannschaft ist und bleibt ein Rätsel. Mit der besten Auswärtsleistung der Saison schaffte sie gestern nach der kläglichen Pleite in Nürnberg den Sieg beim Meister. Thomas Doll hatte sich entschieden, es nochmal mit Kuba als Degen-Ersatz hinten rechts zu probieren und das klappte bis auf zwei, drei Szenen ganz ordentlich. Im Mittelfeld ließ der Trainer wieder Raute spielen – endlich wieder mit Sebastian Kehl in der Startelf.

Der BVB war von Beginn an aggressiv und sofort im Spiel. Ob die Fehler des VFB an der Müdigkeit oder unserem entschlossenen Auftreten lagen, sei mal dahingestellt. Die Dortmunder Führung in der 10. Minute war eine peinliche Eigentor-Panne, bei der Torwart Schäfer einen Ball nicht festhalten konnte (das hatte sicher nichts mit Müdigkeit zu tun) und dieser dann von Delpierre ins Tor abprallte…so leid es mir für Nelson Valdez tut – er kam erst hinter der Linie an den Ball, auch wenn die BVB-Webredakteure das anders sahen. Der VFB kam zwar nach einiger Zeit besser ins Spiel, hatte aber kaum Torchancen, bis es in der 35. Minute nach einer Glanzparade von Weidenfeller Ecke gab und Meira den Ausgleich köpfte. Kehl und Petric behinderten sich dabei gegenseitig; es blieb aber der einzige Fehler von Kehl, dessen engagierter starker Auftritt ein wesentlicher Grund für die Leistungsexplosion des Teams gewesen sein könnte.

In der zweiten Halbzeit war es ein ausgeglichenes Spiel, der VFB hatte zunächst die besseren Szenen, Weidenfeller und Kovac klärten eine ‚Doppelchance‘ der Schwaben, dann kamen aber wieder einige gute Szenen von schwarz-gelb, vor allem durch Petric und Federico. Und gestern klappte es dann auch noch: Nach einem gut getimeten Pass von Federico in den Rücken der Abwehr musste Petric nur noch einschieben – das 2:1 zwölf Minuten vor Schluss; was für ein Gefühl 🙂 ! Richtig viel Zwingendes fiel dem VFB daraufhin nicht mehr ein – bis zur Nachspielzeit, in der plötzlich Marica nach einer Magnin-Flanke freistand, aber den Ball neben das Tor bugsierte (Gomez hätte den vielleicht gemacht). Aufgrund dieser Szene hätte es also Unentschieden ausgehen können, aber unverdient war der Sieg trotzdem nicht. Weiterlesen „1. Bundesliga, 15. Spieltag / VFB Stuttgart 1 BVB 2“