Uns Auba macht es vierfach

1. Bundesliga, 10. Spieltag / Hamburger SV 2 BVB 5

Unerklärlicherweise war dieser HSV zu unserem Angstgegner mutiert. Natürlich nicht wortwörtlich, aber die Ergebnisse waren bescheiden, gerade in Hamburg. Und das, obwohl der ‚Dino‘ in den letzten Jahren sonst nur Grütze gespielt hatte. In diesem Jahr ist bisher alles noch schlimmer – für den HSV. Die Borussia hat sich dagegen die Ergebniskrise – gegen diesen Verein und in der Liga allgemein – aus den Köpfen geschossen.

5:2, obwohl Thomas Tuchel erneut rotierte, etwa Rode, Mor und Bartra in der Startelf brachte. Und natürlich Pierre-Emerick Aubameyang. Ein kleiner Mailand-Trip hatte die Suspendierung für die Champions League verursacht. Von mir aus kann er auch noch nach Paris und Potsdam fahren, wenn es im Anschluss denselben Effekt hat. Vier Tore in einem Ligaspiel erzielte für den BVB zuletzt Susi Zorc in den spätern Achtzigern, wie Sky-Kommentator Wolf Fuß wusste.

Natürlich ging es auch sehr gut los für die Schwarz-Gelben. Nachdem Torwart Adler nach vier Minuten einen Mor-Schuss abklatschen ließ, war Auba schon zur Stelle. Und für den HSV ging es ganz düster, nicht mal zweitligatauglich weiter. Katastrophaler Fehler durch Djourou, den erneut Mor ausnutzte und diesmal mit Absicht für Auba vorlegte. Den Hattrick machte unser Torjäger dann dank der Schokoladenhände von Adler komplett.

Erst gegen Ende der ersten Hälfte deutete sich an, dass die Gastgeber zur Gegenwehr im Stande waren. Nicolai Müller, mit Abstand bester Hamburger, kam zweimal in Tornähe. Später gelangen ihm dann auch zwei Treffer, doch da war es für den HSV schon zu spät. In der 48. Minute hatte deren Abwehr den Ball in Strafraumnähe hergeschenkt, Pulisic hatte auf Auba gelegt und der trocken ins lange Eck getroffen. Nicht schön reden braucht man, dass der BVB es danach streckenweise etwas zu sehr schleifen ließ und nach dem Anschlusstreffer unter einen gewissen Druck geriet.

Doch als Thomas Tuchel endlich wechselte, ging alles ganz schnell. Und der eingewechselte Ousmane Dembélé machte endlich sein nächstes Tor, nachdem man bei seinen Schüssen zuletzt schon gar nicht mehr hinschauen mochte. Diesmal umso mehr. Dass Müller dann von der Strafraumgrenze erneut traf, war nur noch eine Unschönheit. Was will man mehr, als unter diesen Voraussetzungen fünf Tore in Hamburg schießen? Vielleicht eine weiter verkürzte Verletztenliste nach der Länderspielpause. Und dass dem Bundesliga-Dino endlich mal Gerechtigkeit widerfährt.

Die Aufstellung: Bürki – Ginter, Sokratis (81. Passlack), Bartra – Piszczek, Guerreiro – Rode, Castro – Mor (69. Dembélé), Pulisic (69. Schürrle) – Aubameyang. Tore: Aubameyang (4), Dembélé

Pulisic rotiert zum Shootingstar

1. Bundesliga, 30. Spieltag / BVB 3 Hamburger SV 0

Endlich mal wieder überzeugend gegen den HSV gewonnen, geglückte Generalprobe für den Pokal – alles gut? Ganz so einfach stellt sich die Situation nach dem 3:0 von Sonntagnachmittag nicht da. Eine Erleichterung war jedoch, dass die Mentalität der Borussia nach dem Drama von Liverpool keinen dauerhaften Schaden genommen hat.

Thomas Tuchel rotierte erneut massiv, brachte unter anderem mit Felix Passlack (links hinten) und Christian Pulisic (Flügel) eine ganz junge linke Seite. Auch sonst gab es wieder viel Neues in der Defensive – Bender, Ginter und Sahin standen in der Startelf. Um es klar zu sagen: Die Sache hätte auch nach hinten losgehen können. Bis zur Führung in der 38. Minute war der BVB zwar die aktivere Mannschaft, aber Angst hatte man vor allem, wenn die Gäste – mit oft einfachen Mitteln wie hohen Bällen – in die Nähe des Dortmunder Strafraums kamen. Bei den Schwarz-Gelben wirkte das alles andere als sattelfest. Wäre nicht Mats Hummels gewesen, der Sven Schipplock den Ball kurz vor dem entscheidenden Pass in die Mitte weggrätschte, hätte das Spiel ganz anders ausgehen können.

Wollen wir hoffen, dass es eine Zeit ohne Mats in unserem Trikot nicht so schnell geben wird. Denn der Kapitän war es auch, der den Pass vor der Führung durch Christian Pulisic gab. Letzterer wiederum war der Hauptgewinner der Rotation. 17 Jahre, dribbelstark und schon erstaunlich abgeklärt – der US-Amerikaner präsentierte sich über weite Strecken als hervorragende Alternative zu großen Namen. Das 1:0, frech ins kurze Eck, war Christians erstes Bundesligator – als viertjüngster Schütze überhaupt. Es ist keine mutige Prophezeiung, dass wir an ihm noch Freude haben werden.

Das Tor war – wie so oft – der klassische Dosenöffner, um noch einmal unseren alten Trainer zu zitieren. Danach lief es für die Borussia – mit etwas Glück und Mithilfe des HSV. Das 2:0 fiel kurz vor der Pause auch deshalb, weil die Gästedeckung Adrian Ramos nicht entschlossen anging, ihn vielleicht sogar unterschätzte. So konnte der den Ball sehenswert von links ins lange Eck zirkeln – ein tolles Tor.

In der zweiten Hälfte kam es dann knüppeldick für die Gäste: Rene Adler stoppte Shinji Kagawa unsanft vor dem Strafraum. Da er der Torwart und kein gewöhnlicher Feldspieler ist, darf man die Rote Karte durch Schiedsrichter Marco Fritz als hart, aber gerecht bezeichnen. Es folgte Verletzungspech, so dass die Hamburger die Partie sogar mit neun Mann beenden mussten. Lasogga und Müller waren bereits verletzt ausgeschieden, Drobny nach dem Platzverweis für Kacar gekommen – dann erwischte es auch noch Ekdal. Zum Glück konnte die Borussia von dieser deutlichen Überzahl noch mal profitieren. Ramos erzielte mit einem Abstauber-Tor vier Minuten vor Schluss noch seinen zweiten Treffer.

Gegen einen solchen HSV reicht eine solch insgesamt höchst durchschnittliche Leistung dann eben. Die zweite Halbzeit war einseitig, nach dem Platzverweis kam offensiv nichts mehr Erwähnenswertes von den Gästen. Hätten diese ihre Chancen verwertet, hätten sie besser gestanden … wer weiß? Aber mit dem Konjunktiv brauchen wir uns nicht lange aufhalten. Teil 1 meiner Wunschliste ist erfüllt, die Hoffungen auf Teil 2 sind deutlich gestiegen. Hertha ist nicht Liverpool, das Olympiastadion alles andere als Anfield.

Die Aufstellung: Bürki – Ginter (75. Schmelzer), Bender, Hummels, Passlack – Gündogan (65. Leitner), Sahin – Castro (75. Aubameyang), Kagawa, Pulisic – Ramos. Tore: Pulisic, Ramos (2)

Dinos trampeln über Aufbaugegner

1. Bundesliga, 22. Spieltag / Hamburger SV 3 BVB 0

Was bleibt einem angesichts eines ganz tristen Nachmittags, an dem sich schwarz-gelb ziemlich grau präsentierte, übrig, als noch mal mit der Saurier-Analogie etwas Farbe reinzubringen? Ist das letzte Mal, versprochen. Um es kurz und schmerzhaft zusammenzufassen: Der BVB machte es in Hamburg genauso, wie ich mir das Worst-Case-Szenario ausgemalt hatte, mit dem ich aber nicht ernsthaft rechnete.

Wie so ein bevorstehendes CL-Achtelfinale genau auf die Psyche der Spieler einwirkt, ist sicher schwerer zu erklären, als es einige Medien nahelegen. Doch schon die Leichtigkeit, mit der Nuri Sahin die Niederlage beim HSV scheinbar wegsteckte, gibt zu denken: „Das Spiel ist viel zu wichtig, um uns jetzt runterziehen zu lassen“sagte der wie so viele Borussen sehr mäßig agierende Mittelfeldregisseur in Bezug auf die Partie gegen St. Petersburg. Klingt nach schnell abhaken und nach vorne blicken – was nun zwar alternativlos ist, aber dafür Wiederholungsgefahr birgt

Es war eines der Ergebnisse, von denen man am Saisonende sagen muss: Qualitätsunterschiede hin oder her, diese drei Punkte Rückstand auf den FC Bayern sind überflüssig. Nicht dass die Schwarz-Gelben das derzeit kümmern müsste, doch wurde natürlich die Gelegenheit versäumt, an Leverkusen ranzukommen und die Blauen auf Distanz zu halten. Der Borussia fiel offensiv zu wenig ein. Die gegen Frankfurt endlich mal überzeugende linke Seite war wieder ein Ausfall. Nehmen wir Marcel Schmelzer: 85 Minuten stand er neben sich, ließ immer wieder ein vernünftiges Positionsspiel vermissen, schlug lange Bälle und war in Richtung Hamburger Strafraum erschreckend uneffektiv. Dann wachte er scheinbar kurz vor Schluss auf und rannte alle in Grund und Boden.

Nehmen wir Pierre-Emerick Aubameyang. Der hatte eine gefühlte Fehlpassquote von 80 Prozent – in der Realität immer noch schwache 35 Prozent. Und dann war da noch sein Tritt gegen Arslans Brust, der statt Gelb auch Rot hätte bedeuten können. Nach Absicht sah es zwar nicht aus, aber nach einer Schlampigkeit, die sich durch das Auftreten eines Großteils der Mannschaft zog. Die Gegentore sprechen eine deutliche Sprache: Beim 0:1 wird Lasogga von Friedrich und Schmelzer an der Torauslinie gestellt, kann dennoch an den langen Pfosten flanken, wo Piszczek und Aubameyang Jiracek nicht am Kopfball ins Tor hindern können. Das 0:2 in der 58. Minute verursacht scheinbar Sahin mit seinem Ballverlust im Mittelfeld. Allerdings steht er dort allein gegen zwei Hamburger und ausreichende Absicherung ist nicht vorhanden.

Das 0:3 kurz vor Schluss hinterlässt einen dann vollends ratlos: Der 40-Meter-Freistoß von Calhanoglu dreht sich wenige Meter vor dem Tor tückisch in die linke Ecke, so dass Weidenfeller hier ein wenig, wenn auch nicht ganz zu entlasten ist. Man könnte sagen „Schwamm drüber“, man hätte aber auch eine Ein- oder Zwei-Mann-Mauer stellen. Wurst oder Wurstigkeit?

Natürlich hatte die Borussia einige Chancen. Es gab ein, zwei ordentliche und ein paar schwache Distanzschüsse. Und bei den Versuchen aus kürzerer Distanz war Rene Adler zur Stelle, der gegen Braunschweig noch doppelt gepatzt hatte. Doch allgemein fehlte der unbedingte Wille eines Mats Hummels, die Übersicht eines Ilkay Gündogan – und in der zweiten Hälfte musste der BVB auch noch auf Sven Bender verzichten. Heute wurde bekannt: ‚Manni‘ leidet an einer Schambeinentzündung und muss voraussichtlich zehn Wochen pausieren! So schnell kann sich das Wohlfühl-Klima verflüchtigen. Mirko Slomkas neuem HSV reichte volle Konzentration, um sich gegen einen CL-Teilnehmer durchzusetzen.

Vor der Partie gegen St. Petersburg ist neben Mats Hummels auch Robert Lewandowski wegen einer Erkältung fraglich. Es gibt viel mehr Arbeit für Jürgen Klopp, als er es sich noch am Samstagmorgen gedacht hatte.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek, Friedrich, Sokratis, Schmelzer – Bender (46. Reus), Sahin – Aubameyang, Mkhitaryan, Großkreutz (75. Hofmann) – Lewandowski (67. Duksch). Gelbe Karten: Aubameyang, Reus.

Fußball für Frischverliebte

1. Bundesliga, 5. Spieltag / BVB 6 Hamburger SV 2

Gestern Abend spielte Borussia Dortmund, als ob der Himmel voller Glocken und Schäfchenwolken hing. Wer zum ersten Mal die neue Freundin oder den neuen Freund zum Fußball mitnahm, konnte wunderbar Händchenhalten und gemeinsam staunen. Romantik pur. Ach, das könnte ewig so weitergehen.

Wenn wir uns die ersten fünf Spieltage etwas weniger glückstrunken vergegenwärtigen, kommen wir natürlich zu der Einsicht, dass die Schwarz-Gelben in diesem Jahr endlich mal wieder ein dankbares Auftaktprogramm hatten. Doch die Leistung gestern kann das nicht schmälern – gegen den HSV hatte die Borussia in der letzten Saison sieben Tore kassiert, davon vier im eigenen Stadion.

Und einige Minuten lang sah es so aus, als könnten die Gäste erneut etwas aus Dortmund mitnehmen. Nach dem 2:2-Ausgleich wirkten die Borussen bedient, dass es dem HSV gelungen war, aus dem Nichts zwei Tore zu machen. Lam hatte Subotic aussteigen lassen und einen Schuss von links perfekt ins rechte Eck gezirkelt – was ihm so in dieser Spielzeit vermutlich kein zweites Mal gelingen wird. In der 49. Minute köpfte dann Westermann ein, nachdem auch er sich gegen den inzwischen angeschlagenen Subotic durchgesetzt hatte. Zu diesem Treffer hätte es aber so nicht kommen dürfen, denn der vorausgegangene Freistoß war eine völlige Fehlentscheidung.

Der Zwischenstand war wirklich kaum zu erklären. Der HSV hatte der BVB-Offensive wenig entgegenzusetzen. Es war ja nicht nur so, dass die Gäste einen Spieler wie Son vermissten, der schnell ist und mal über den Flügel Alarm macht. Trainer Thorsten Fink hatte seiner Elf auch noch eine Dreier- oder wahlweise Fünferkette verordnet, die das Durchschlüpfen der flinken Schwarz-Gelben nicht verhindern konnte. Dafür machte sich die ungewohnte Formation im Mittelfeld in deutlicher Unterlegenheit bemerkbar. Um es aber klar zu sagen: Die Verbesserung nach der Umstellung zur Pause war nur temporär – im letzten Viertel des Spiels brach auch das 4-4-2 zusammen.

Selbstverständlich ist Jürgen Klopp zuzustimmen, der für einen Erfolg immer die gesamte Mannschaft verantwortlich macht. Mats Hummels spielte tatsächlich sehr souverän, Sven Bender setzte kaum einen falschen Fuß und Nuri Sahin war endlich wieder der umsichtige Mittelfeld-Regisseur, den er natürlich in sich hat. Aber klar ist auch: Ohne tolle Einzelleistungen und vor allem ein sensationelles Zusammenspiel der vier Offensiven wäre nicht der Fußball zum Verlieben herausgekommen, den wir gestern gesehen haben – und auch kein 6:2. Es waren ja nicht nur die Tore, es waren auch drei Aluminiumtreffer dabei und Hamburgs Keeper Adler hielt streckenweise sehr stark.

Wenn man sieht, wie steil man beispielsweise Aubameyang den Ball vorlegen kann und der kommt trotzdem ran und kein Gegner mit – da muss einem das Fußballherz aufgehen. Oder natürlich Lewandowskis Hackenvorlage in den Lauf von Mkhitaryan vor dem 2:0. Oder wie Reus beim 4:2 Aubameyangs Flanke zu Lewandowski durchlässt – wofür er nach Klopps Willen in den Himmel kommt. Belohnt hat er sich dafür ohnehin mit dem eiskalten 5:2 durch Diekmeiers Beine. Und wollen wir nicht das erleichternde und so unglaublich verdiente 3:2 vergessen, das Aubameyang nach gut getimeter Vorlage von Mkhitaryan ebenfalls zielsicher besorgte.

Das alles funktioniert so nur, weil Egoismen mit Ausnahme ganz weniger Szenen zurückgestellt werden. Natürlich wirkte die Defensive der Gäste in der letzten halben Stunde auch sehr statisch und Thorsten Fink schien keine brauchbare Idee zu haben, wie die vergangenen Erfolge gegen den BVB zu wiederholen wären. Es brauchte nicht mal Super-Joker Jonas Hofmann, der in der 79. Minute für den angeschlagenen Mkhitaryan eingwechselt wurde und soeben bis 2018 verlängert hat, um den deutlichen Erfolg sicherzustellen.

Vor dem schweren Auftakt in die Champions League beim SSC Neapel kommt unsere Borussia also auf 32 Torschüsse und sechs Tore – aber Zahlen sind nichts für Verliebte.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Großkreutz, Subotic (61. Sokratis), Hummels, Schmelzer (79. Durm) – Bender, Sahin – Aubameyang, Mkhitaryan (79. Hofmann), Reus – Lewandowski. Tore: Aubameyang (2), Mkhitaryan, Lewandowski (2), Reus

Elf Gewinner sollt ihr sein

Jürgen Klopp bittet das Publikum im ausverkauften Westfalenstadion am Samstag um eine „Vitaminspritze durch Lautstärke“ – so hoch ist derzeit der Krankenstand bei Borussia Dortmund. Es soll sich auch keinesfalls um die Länderspiel-Krankheit handeln, die etwa Mario Götze, Marco Reus und Marcel Schmelzer erwischt hat. Vor dem Heimspiel gegen den HSV sind nach des Trainers Angaben in der heutigen Pressekonferenz sechs Spieler fraglich – zusätzlich zum Langzeitverletzten Patrick Owomoyela. Bei Schmelzer und Kevin Großkreutz sieht es am schlechtesten aus: Beide sind erkrankt und konnten auch am Donnerstag nicht trainieren. Weidenfeller, Piszczek, Reus und Götze sollten zumindest individuell arbeiten.

Der Trainer ist zuversichtlich, dass er für die Begegnung elf Spieler zusammen bekommt – doch dürften diese elf unter der Woche recht wenig miteinander trainiert haben. Spannend könnte die Besetzung der Linksverteidiger-Position werden, wenn Schmelle und Großkreutz wirklich ausfallen. Dann wird sich zeigen, ob Klopp dem jungen Halstenberg vertraut, der nach dem Abgang von Chris Löwe eigentlich in den Kader aufrücken sollte. Was in der PK komischerweise gar nicht angesprochen wurde: Bei so vielen unfitten Mittelfeldspielern und einem Auswärtsspiel in der Ukraine vor der Brust dürften die Chancen groß sein, dass Nuri Sahin sein Startelf-Debüt für den BVB gibt.

Das Hinspiel in Hamburg war nach dem Derby und der Partie gegen Düsseldorf der ärgerlichste Punktverlust der Saison. Man ließ sich von den Gastgebern auskontern und von Außenstürmer Heung-Min Son, dessen Gefährlichkeit sicher nicht nur mir schon vor dem Spiel bekannt war, bestrafen. Zuhause soll das nun selbstverständlich gerade gerückt werden, aber die Gäste haben sich seit dem 4. Spieltag im Mittelfeld der Liga etabliert und haben Tuchfühlung zu Platz 5 und 6. Neben dem weiterhin überzeugenden Son trifft nun auch der neue Stürmer Artjoms Rudnevs – fünfmal in den letzten sieben Ligaspielen.

Dennoch ist der HSV noch keine fertige Mannschaft und kann übermorgen ebenfalls nicht in Bestbesetzung antreten. Neuzugang Milan Badelj ist Stammspieler im Mittelfeld – ohne zuletzt zu überzeugen -, fehlt aber gelbgesperrt. Innenverteidiger Michael Mancienne fällt noch einige Wochen mit einem Bänderriss aus, so dass die Innenverteidigung wohl aus Bruma und Westermann bestehen dürfte. Für eine fitte Dortmunder Offensive sollte das eigentlich keine unüberwindbare Hürde sein, so dass die Form und der Fitnesszustand des Wieder-Nationaltorhüters Adler eine entscheidende Rolle spielen könnten.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die von Klopp geforderte Vitaminspritze von den Rängen tatsächlich gesetzt wird. Zwei emotionale Fanlager in einem vollen Stadion – es könnte eine Partie werden, die zumindest von der Atmosphäre her die am vergangenen Sonntag übertrifft.

Schon wieder HSV

1. Bundesliga, 4. Spieltag / Hamburger SV 3 BVB 2

Vor gut einem Jahr verlor Borussia Dortmund zum letzten Mal in der Fußball-Bundesliga, damals mit 1:2 beim HSV. Nun ist es wieder passiert. 2:3, erneut beim HSV, allerdings bei dem aus Hamburg. 2011 wurde dem durchwachsen gestarteten BVB im Anschluss eine Krise eingeredet, die sich, wie wir alle wissen, nicht bestätigte. In diesem Jahr kam die Niederlage deutlich überraschender – schließlich hatte der Gegner bisher 0 Punkte auf dem Konto und lag auf Platz 17.

Ausnahmsweise will ich mich heute mehrmals selbst zitieren. Meinen Vorbericht. Mit der Niederlage habe ich nicht gerechnet, das vorweg. Das Hamburger Stadion habe seinen Schrecken für die Borussia verloren, behauptete ich. Vielleicht war genau das ein Grund für die Lässigkeit, mit der ein paar Spieler in entscheidenden Situationen zu Werke gingen. Jedenfalls ist man die gestern gezeigte Anzahl von Alibi-Aktionen und leichten Fehlpässen von den Schwarz-Gelben nicht gewohnt. Und leider hatten sie auch nicht die Warnung vor dem Zusammenspiel von Rafael van der Vaart und Heung-Min Son verinnerlicht, die sicher nicht nur ich ausgesprochen habe.

Die Gründe für die Niederlage, an die man sich erst mal wieder gewöhnen muss, waren jedenfalls weitestgehend hausgemacht. Das ist kein fehlender Respekt für die Gastgeber – die spielten das angesichts der Ausgangslage gut runter. Wirklich gefährlich wirkte aber fast ausschließlich das, was die schon erwähnten van der Vaart und Son produzierten. Und in der letzten halben Stunde hätte der HSV noch locker zwei oder drei Punkte verlieren können.

Schon bei der gestrigen Aufstellung des BVB darf man ein Fragezeichen setzen. Die Herausnahme von Kuba zugunsten von Ivan Perisic kann man aufgrund der bisher regelmäßigen Einsätze des polnischen und der zwei Tore des kroatischen Nationalspielers rechtfertigen – auch wenn der hart arbeitende und zielstrebige Kuba dem Dortmunder Angriffsspiel in der ersten Hälfte sicher nicht geschadet hätte. Deutlich weniger einleuchtend war die Startelf-Saisonpremiere von Moritz Leitner, der für die zentrale Position neben Kehl einfach (noch) nicht die nötige Zweikampfstärke mitbringt. Hier wäre der Saison-Einstand von Sven Bender vermutlich die bessere Wahl gewesen – es sei denn, es gab Fitness-Gründe, die dagegen sprachen. Weiterlesen „Schon wieder HSV“

1. Bundesliga, 1. Spieltag / BVB 0 Bayer Leverkusen 2

Burghausen, Qarabag, Leverkusen…irgendetwas passt hier nicht.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Schmelzer, Hummels, Subotic, Owomoyela (77. Rangelov) – Sahin, Kehl (63. Lewandowski) – Götze, Kagawa, Großkreutz (67. Piszczek) – Barrios.

Es war vollkommen klar, dass es nicht so souverän weitergehen würde wie in DFB-Pokal und Europa League. Was der BVB gestern gegen einen starken Meisterschaftskandidaten zeigte, war trotzdem zu wenig. Nach der Verletzung von Kuba (ca. zwei Wochen Pause wegen Muskelfaserriss) nahm Jürgen Klopp Mario Götze in die Mannschaft, Großkreutz rückte auf die rechte Seite.

Das Spiel begann ausgeglichen, jedoch deutete sich schon durch einen Pfostenschuss von Derdiyok an, dass Leverkusen gefährlicher war. Die zwei Tore innerhalb von wenigen Minuten um die 20. herum zeigten den Unterschied: Die Gäste konnten und durften sich flüssig durch die Dortmunder Abwehr kombinieren, Schmelzer und die Innenverteidigung sahen jeweils nicht gut aus. Es war aber auch die individuelle Klasse von Leuten wie Vidal, Renato Augusto, Derdiyok und Barnetta, die zum Vorschein kam.

Natürlich: Das Spiel hätte anders ausgehen können, wenn Kehls Ausgleich nach einer Kopfballverlängerung von Götze nicht fälschlicherweise wegen Abseits aberkannt worden wäre. Direkt im Gegenzug fiel das 0:2. Es gab von Dortmunder Seite jedoch zu wenig zu sehen, um zu suggerieren, dass ohne Fehlentscheidung drei Punkte herausgesprungen wären. Leverkusen ließ die Schwarz-Gelben nach der beruhigenden Führung kommen und gegen die sehr gut stehende Defensive der Gäste – hervorzuheben ist natürlich Sami Hypiä – fiel denen zu wenig ein. Meistens hatten wir schon Schwierigkeiten, das Mittelfeld zu überbrücken, so dass häufig quer oder hoch nach vorne gespielt wurde. Die hohen Bälle konnten unsere Offensivleute aber nicht verwerten – vor allem Götze, Barrios und Großkreutz versprangen sie reihenweise.

Es wurde ebenfalls wieder deutlich, dass die Außenverteidigung des BVB Probleme mit schnellen, technisch guten Gegenspielern hat. Die Leverkusener Tore wurden über Schmelzers Seite vorbereitet, natürlich darf auch der linke Mittelfeldspieler Mario Götze mal dazwischen gehen. Rechts hinten war Owomoyela zwar defensiv wenig gefordert, wirkte aber statisch und setzte keinerlei Impulse nach vorne. Jürgen Klopp sollte sich nicht scheuen, über die vorhandenen Alternativen Piszczek und (in ein paar Wochen) Dede nachzudenken. Weiterlesen „1. Bundesliga, 1. Spieltag / BVB 0 Bayer Leverkusen 2“

BL 18.Spieltag / BVB 1 Bayer Leverkusen 1

With a little bit of luck.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Lee, Subotic, Santana, Owomoyela – Tinga – Kringe, Boateng – Sahin (71. Öztekin) – Frei, Zidan (71. Valdez).

Es war heute wieder exemplarisch. Gegen richtig spielstarke Mannschaften können die Schwarz-Gelben nicht mithalten, jedenfalls nicht ohne die beiden Kreativspieler Hajnal und Kuba im Mittelfeld. In der ersten Hälfte wurde das prächtig kompensiert durch eine einwandfreie, zeitweise begeisternde kämpferische und läuferische Leistung. Nach gut zehn Minuten war der BVB im Spiel und schaffte es über weite Strecken, die Gäste am selbigen zu hindern. In der ersten Hälfte zeigte auch Kevin Boateng wieder eine sehr ansprechende Leistung, ließ aber in der zweiten, wie gegen Bremen, nach – vielleicht noch aus konditionellen Gründen. Die besseren Anlagen der Leverkusener waren zwar immer sichtbar, aber zur Pause konnte man noch zuversichtlich und fast ein wenig stolz sein.

Den Dortmunder Auftritt verkörperte Patrick Owomoyela. Nach überstandenem grippalen Infekt o.ä. war er wieder in die Startelf gerückt. Nach wenigen Minuten eröffnete sein Fehlpass den Gästen die erste Chance durch Helmes. Aber sein Engagement war vorbildlich. Exemplarisch war hier der Führungstreffer: Owo setzt gegen Sinkiewicz nach, deshalb prallt dessen Schuss vom Dortmunder in die Mitte zu Alex Frei, der nur noch einköpfen muss. Das Glück des Tüchtigen eben. In Hälfte 2 lässt sich Patrick dann vor dem Ausgleich durch Helmes von Barnetta auf links klassisch ausspielen, rettet jedoch später auf der Linie dem BVB den einen Punkt. Obwohl die Leverkusener in der letzten halben Stunde noch genügend andere Möglichkeiten hatten.

Die Erklärung, warum wir diesen Sturmlauf der Gäste zulassen mussten, könnte sein, dass die Mannschaft zuvor sehr großen Aufwand betrieben hatte und betreiben musste, um so etwas zu einem früheren Zeitpunkt zu unterbinden. Gegen Ende hing der Sturm in der Luft und die Abwehr tat ihr Möglichstes – das Problem lag daran, dass sich das Mittelfeld quasi auflöste, denn Kringe, Tinga und Sahin sind halt nicht die Spieler, die dort ein Spiel an sich reißen und lenken können; gegen einen immer spielstärkeren Gegner beschränkten sie sich immer mehr auf die Defensive.

Nicht unerwähnt bleiben sollen zwei Szenen aus der ersten Hälfte, die zum Thema für den ‚Pfiff des Tages‘ im Sportstudio werden könnten: Bei einem Solo von Frei wird dieser außerhalb des Strafraums von Torwart Rene Adler von den Beinen geholt – es gibt kein Gelb (letzter Mann war Adler wohl nicht). Später geht der schon mit Gelb verwarnte Arturo Vidal übel mit gestreckten Beinen in einen Zweikampf gegen Tinga – bleibt aber auf dem Feld. Es hätte also anders kommen können. Aber man hätte heute auch im Lotto gewinnen können, wenn man gespielt hätte…

Unterm Strich heißt das: Der BVB wird gerade in den nächsten Wochen am Limit spielen müssen, um zu punkten. Tamas Hajnal wird in München nach seiner Sperre wieder dabei sein. Für Mats Hummels könnte es bei seinem noch eigentlichen oder bald wieder richtigen Arbeitgeber eventuell auch reichen. Jedoch war sein Vertreter Felipe Santana gerade in der ersten Halbzeit mit der beste Spieler auf dem Platz und irgendwie wäre es schade, wenn er schon wieder auf die Bank müsste.

Der Adler bleibt im Horst

Nun gehts also wieder los. Mit der Liga und mit solchen Überschriften. Bei den BVB-Fans wird sich das Bedauern in Grenzen halten, dass sich die vielleicht baldige Nummer 1 im deutschen Tor, Rene Adler, hauptberuflich bei Bayer Leverkusen, an der Schulter geprellt hat und zum Ligaauftakt am Samstag fehlen wird. Zumal sich „Prellung“ nicht so gravierend anhört. Gegen Dortmund wird Adler nun vom unerfahrenen Benedikt Fernandez vertreten, der in der letzten Saison nur zweimal im UEFA Cup und einmal in der Liga ran durfte. Könnte schon ein Vorteil für Schwarz-Gelb sein.

Beim BVB werden neben Frei und Tinga auch Delron Buckley und Patrick Owomoyela wie erwartet fehlen („Owo“ könnte allerdings bis zum Bayern-Spiel wieder fit sein). Kuba wird in die Mannschaft zurückkehren, nachdem er ja im Pokal gesperrt war. Gebangt wird zur Zeit noch um einen Einsatz des in Essen starken Nelson Valdez, es sieht aber gut aus. Sollte der Paraguayaner jedoch ausfallen, sind verschiedene personelle Alternativen möglich, die auch zu taktischen Umstellungen führen könnten: Der klassische Mittelstürmer Diego Klimowicz, Tamas Hajnal als hängende Spitze oder der quirlige, aber noch unerfahrene Bajram Sadrijai als Valdez-Kopie. Ich denke aber, dass Nelson alles dran setzen wird, beim Ligaauftakt dabei zu sein und sein momentan gutes Standing zu untermauern – gleich mit noch einem Tor?

Ansonsten ist es natürlich auch das Duell der ’neuen‘ Trainer am Samstag. Wer schafft den besseren Start, Labbadia oder Klopp? Die Leverkusener haben sich im Pokal deutlich schwerer getan als der BVB, mussten in die Verlängerung gehen, allerdings auch gegen Zweitliga-Aufsteiger RW Oberhausen. Ich habe ja in der Saisonvorschau geschrieben, dass ich den Leverkusenern keine große Steigerung zur Vorsaison zutraue – was wiederum bedeutet, dass ich sie mit dem BVB ungefähr auf Augenhöhe sehe. Umso spannender wirds übermorgen; wichtig wird sein, welcher Trainer seine positive, offensive Einstellung besser auf die Mannschaft übertragen kann. Auf dem Papier sind beide Teams offensiv gut besetzt; die zweite Schlüsselfrage wird deshalb sein, welche der Abwehrreihen sich zum Auftakt wacher präsentiert. Hoffen wir, dass die kleinen Schwächen, die die junge Dortmunder Hintermannschaft in den letzten Wochen noch zeigte, am Samstag nicht mehr (so stark) ins Gewicht fallen. Come on, Dortmund!