BVB bringt sich selbst auf den Punkt

1.Bundesliga, 24. Spieltag / FC Augsburg 1 BVB 1

Die Partie in Augsburg charakterisierte all das, was Borussia Dortmund in dieser Spielzeit ausmacht: eine erneute Verletztenmisere, fehlende Konstanz innerhalb der 90+ Minuten, Gegentreffer wegen Unordnung und fehlende Schlagkraft ohne Haaland. Ab sofort dürfen die Schwarz-Gelben von der Vizemeisterschaft reden.

Erling Haaland immer noch nicht im Kader, die Auswahl in der Defensive arg beschränkt, der Kapitän nicht an Bord – es stand zu befürchten, dass die Reise nach Augsburg nicht in einen Spaziergang münden würde. Marco Rose reagierte auf die personelle Situation mit einer Dreierkette inklusive Marin Pongracic. Letzterer war trotz ein, zwei Unsicherheiten mitnichten das Problem im BVB-Spiel. Es war insgesamt auch keine schwache Defensivleistung der Gäste. Nur beim 1:1, nach Ballverlust von Witsel in der gegnerischen Hälfte, standen die Schwarz-Gelben im Strafraum schlecht geordnet und zu weit weg von den zahlreichen Gegenspielern.

Dribbel-Star Hazard

Die Idee der Augsburger war die gleiche wie bei so vielen Gegnern des BVB: Frühes Stören und aggressives Anlaufen, gefolgt von sicher stehen und auf Konter lauern. Nach der lebhaften Anfangsphase hatten die Schwarz-Gelben zwar viel vom Spiel, kreierten aber zu wenig. Typisch also, dass der Torerfolg mal wieder aus einer Einzelaktion hervorging: Thorgan Hazard dribbelte sich in der 35. Minute einfach mal durch die Augsburger Verteidigung und traf anschließend ins lange Eck. Ein tolles Tor, welches das Spiel leider nicht entschied – kein Einzelfall in dieser Saison. Für Hazard darf man sich ruhig freuen – mir wurde er in den letzten Monaten etwas zu voreilig abgeschrieben.

Zu Beginn der zweiten Hälfte hätte der BVB in Person von Donyell Malen nachlegen können. Es reichte jedoch nur – aber immerhin – zu zwei Alu-Treffern. Danach hätten die Gäste dranbleiben müssen, doch es kam – auch nicht zum ersten Mal – anders. Ob sich Augsburg nach etwa einer Stunde in die Partie zurück kämpfte oder die Borussia sie dazu einlud, ist eine Frage der Interpretation. Ich tendiere zur zweiten Lesart. Ja, der FCA stellte in dieser Phase das Zentrum zu und verschob auch gut. Trotzdem hätte vom Tabellenzweiten mehr kommen müssen: mehr Zug, weniger „Hintenrum“ und Zögerlichkeit. Letzteres kitzelte die Gastgeber geradezu heraus – und der BVB konnte das nicht zu seinem Vorteil nutzen.

Am Ende hatte der BVB mehr Schüsse (10:8) und mehr Schüsse aufs Tor (6:3) aufzuweisen, der FCA dagegen die aussichtsreicheren Chancen (Expected Goals: 1,16:0,55) auf jedoch niedrigem Niveau. Das Unentschieden geht in Ordnung. Wir müssen aber nicht darüber reden, dass es Schwarz-Gelb nicht zufriedenstellen kann. Es scheint sich zu bewahrheiten, dass diese Spielzeit nun ihrem Ende entgegen plätschert. Ob das Erling noch verhindern kann?

Die Aufstellung: Kobel – Can, Hummels, Pongracic – Hazard, Witsel, Guerreiro – Brandt (68. Wolf), Dahoud (81. Reinier), Bellingham – Malen (68. Moukoko). Gelbe Karte: Bellingham. Tor: Hazard

Alles außer Langeweile: Später Auswärtssieg in Frankfurt

1.Bundesliga, 18. Spieltag / Eintracht Frankfurt 2 BVB 3

Man kann dem BVB einiges vorwerfen in den letzten Wochen: Unkonzentriertheiten, die löchrige Abwehr, temporäre Passivität. Doch es war selten langweilig, wenn Schwarz-Gelb beteiligt war – mit Ausnahme von Teilen des Fürth-Spiels. Gestern dann die Krönung: keine übermäßig attraktive Partie der Borussia, aber dafür mal wieder ein Wechselbad der Gefühle. Mit einer bis zum Schluss kämpfenden Mannschaft, die sich mit zwei späten Toren und drei Punkten belohnte. Nicht Malaga, aber doch mal wieder ein toller Schluss.

Das aktuelle Problem des BVB: Gegen ein Team, das halbwegs kicken kann und ein paar Pässe zusammenkriegt, laufen die Schwarz-Gelben immer Gefahr, durch eigene Unzulänglichkeiten in Schwierigkeiten zu geraten. Und die Eintracht ist mehr als so ein Team. Nehmen wir das 2:0 als Fallstudie: Es wurde eingeleitet durch einen Fehlpass im Spielaufbau. Es wurde am Ende ermöglicht durch einen technischen Fehler von Marco Reus, der den Ball im Strafraum erst eroberte und dann wieder verlor. Dazwischen lag eine ansehnliche Passstafette der Gastgeber, in die die Borussen es nicht schafften, einzugreifen.

Die Fehlerkette vor dem 1:0 endete an einer ungewöhnlichen Stelle: Ebenfalls ein unnötiger Ballverlust, gefolgt von einem unnötigen Freistoß für die Eintracht. Kostic führte aus, Reus konnte den Ball nicht aufhalten, Bellingham Borré nicht am Schuss hindern. Am Ende war es jedoch Torwart Gregor Kobel, der an die Kugel kam, sie aber nicht am Überqueren der Torlinie hindern konnte – einer der bisher wenigen klaren Fehler der neuen Nummer 1.

Weiterlesen „Alles außer Langeweile: Später Auswärtssieg in Frankfurt“

Dortmund gewinnt wie der Effzeh gegen Köln

1.Bundesliga, 10. Spieltag / BVB 2 1. FC Köln 0

Vertauschte Rollen im Westfalenstadion: 21:8 Schüsse und 58 Prozent Ballbesitz – für die Gäste. Der Effzeh über lange Strecken die aktivere Mannschaft. Doch der BVB holt sich dank Effektivität, einem Standard und einem starken Torwart die drei Punkte.

Die Aufstellung war das Beste, was Marco Rose bei der angespannten Personallage aufbieten konnte. Eine Dreierkette machte zunächst mal ebenso Sinn wie ein Sturm aus Hazard und Reus, mit Julian Brandt auf seiner eigentlichen Lieblingsposition dahinter. Donyell Malen nach seinem Magen-Darm-Infekt nicht von Beginn an zu bringen war ebenso nachvollziehbar. Gefährlich wurde der BVB aber nur wenige Male. Es waren eher Nadelstiche gegen einen in der Spielkontrolle mehr als ebenbürtigen Effzeh.

Borussia effektiv per Kopf

Die Gastgeber hatten jedoch besonders in der ersten Hälfte die gefährlicheren Szenen und gewannen die xG-Wertung hierfür mit 0,89 zu 0,31. Reus vergab zweimal, ehe Jude Bellingham nach Vorarbeit von Brandt auf Thorgan Hazard flankte und der per Kopf traf. In der zweiten Halbzeit ging die Wertung dann an die Kölner (0,72 zu 1,28), doch das Ergebnis war das Gleiche: Die Borussia traf durch den eingewechselten Nachwuchsstürmer Steffen Tigges, per Kopf nach einer Ecke von Brandt. Bis zu jener 63. Minute konnte man fast von einem Sturmlauf der Gäste sprechen. Uth und der zuvor formstarke Modeste forderten BVB-Keeper Kobel heraus, doch der behielt nicht nur in dieser Phase die Oberhand. Allerdings kamen auch nur fünf Kölner Schüsse aufs Tor – wie beim BVB – und diese meist zentral.

Das letzte Viertel der Partie gestalteten die Schwarz-Gelben mit der Zwei-Tore-Führung im Rücken wieder ausgeglichen, ohne selbst noch groß Gefahr auszustrahlen. Trainer Rose hatte in Hazard, Wolf und spät noch Brandt drei der Top-Performer ausgewechselt (dazu noch Pongracic, für den der Torschütze Tigges kam), was aber nichts an der wiedererlangten Souveränität der Gastgeber änderte.

Für alles, was zuvor passiert war, muss man dem Effzeh, der unter Steffen Baumgart unheimlich weit gekommen ist, ein Kompliment aussprechen. Keine Ahnung, ob die Kölner das über die gesamte Saison durchhalten, aber hier ist ein Team, das definitiv seine Stärken ausspielt. Nur die zuvor gezeigte Effektivität fehlte gestern. Der BVB muss sich einige Fragen zum Abwehrverhalten und der teilweise fehlenden Kontrolle im Mittelfeld stellen, darf sich aber auch über eine weiße Weste in einer schwierigen Phase gegen einen spielerisch unangenehmen Gast freuen.

Die Aufstellung: Kobel – Akanji, Hummels, Pongracic (58. Tigges) – Meunier, Witsel, Bellingham, Wolf (70. Passlack) – Brandt (87. Knauff) – Hazard (58. Malen), Reus. Gelbe Karten: Meunier, Bellingham. Tore: Hazard, Tigges

Promi-Joker gewinnen Spiel

DFB-Pokal, 2. Runde / BVB 2 FC Ingolstadt 0

25.130 Zuschauer waren gestern Abend im Westfalenstadion. Der Hauptgrund für den spärlichen Zuspruch dürfte nicht die Aussicht auf einen wenig glanzvollen Arbeitssieg gewesen sein. Trotzdem passte die Kulisse zu dem, was lange Zeit auf dem Platz zu sehen war. Denn es fehlten zunächst nicht nur eine Reihe prominenter Kranker und Verletzter, sondern auch drei potenzielle Stammkräfte, die geschont wurden: Marco Reus, Thorgan Hazard und Manuel Akanji.

Der Gegner – der Tabellenletzte der 2. Bundesliga FC Ingolstadt – war gekommen, um zu verteidigen. Am Ende standen für die Schanzer drei Torschüsse, von denen keiner aufs Ziel kam. Das ist nur einer mehr, als mein lokaler Regionalligist Babelsberg 03 zuvor gegen RB Leipzig geschafft hatte. Trotzdem gelang es dem BVB lange nicht, aus seiner drückenden Überlegenheit Kapital zu schlagen. Eine Angriffs-Drei mit Julian Brandt, Steffen Tigges und Reinier ist schlicht nicht torgefährlich genug. Wenn zudem im Mittelfeld mit Jude Bellingham nur einer steht, der wirklich kreativ werden und in der gegnerischen Defensive für Aufregung sorgen kann, kommt selbst das Kellerkind aus Liga 2 nicht an seine Grenzen.

Game Management gelungen

Man muss das bis zur 71. Minute Gesehene allerdings nicht zu einem bleibenden Eindruck überhöhen. Dass Marco Rose mit den Kräften seiner Spieler haushalten muss, zeigen ja gerade die vielen Verletzungen. So gesehen war die Startelf nachzuvollziehen. Die Frage nach der qualitativen Tiefe des Kaders ist legitim, doch der Verein wird die Situation schon aus finanziellen Gründen nicht von heute auf morgen ändern können. Letztlich handelte der Trainer gestern noch rechtzeitig, wechselte in eben jener 71. Minute Reus und Hazard für Tigges und den schon gelb belasteten Meunier ein – und damit den Erfolg. Was einen ausgeruhten Hazard von den restlichen gestrigen Offensivkräften unterscheidet, war unverzüglich zu sehen: Läufe mit und ohne Ball in aussichtsreiche Positionen und schnelle Abschlüsse. Mit den zwei eingewechselten „Promis“ als Partner im Angriff wurde Julian Brandt doch noch zum Assist-Geber.

Obwohl er nicht so auffällig wie Jude Bellingham agierte, sollte der die linke Seite beackernde Marius Wolf mal Erwähnung finden. Er galt als abgeschrieben, als einer der ersten Wechselkandidaten im Sommer. Inzwischen ist Marco Rose angesichts der personellen Situation sicher froh, dass er ihn als sehr ordentliche Alternative für beide Seiten zur Verfügung hat. Wolf muss sich hinter keinem Konkurrenten verstecken; nur Raphael Guerreiro ist ihm in Normalform ein gutes Stück voraus. Das sagt etwas über die Schwachstellen des aktuellen schwarz-gelben Kaders aus, ist aber einfach auch eine schöne Geschichte.

Am Samstag kommt der Effzeh ins Haus – ein vermutlich deutlich schwererer Test für den verletzungsgeschwächten BVB. Danach geht’s gegen Ajax und Leipzig, immer noch ohne Erling Haaland. Der November hat es also in sich – im Fall des Norwegers nur gut, dass der Monat eine weitere Länderspielpause mit sich bringt.

Die Aufstellung: Hitz – Can, Hummels (83. Akanji), Pongracic – Meunier (71. Hazard), Witsel, Bellingham, Wolf (87. Knauff) – Brandt (87. Passlack), Tigges (71. Reus), Reinier. Gelbe Karte: Meunier. Tore: Hazard (2)

Dortmund glänzt, Berlin wartet

DFB-Pokal, Halbfinale / BVB 5 Holstein Kiel 0

Ohne Erling Haaland spaziert Borussia Dortmund ins Pokalfinale. Trotz des Ausfalls des schwarz-gelben Torjägers war das klare Weiterkommen nicht überraschend, allenfalls die Höhe des Sieges. Einfach guter Fußball – was will man mehr? Nur eine vermutlich schwere Verletzung dämpft die Freude.

Großer Fußball ohne klassische „9“

Als ob es diese Wendung noch gebraucht hätte, als ob dieser einseitigen Partie der Gesprächsstoff fehlte: Es waren bereits drei Viertel des Pokal-Halbfinales absolviert, der BVB führte immer noch 5:0, als sich der erst 13 Minuten zuvor eingewechselte Mateu Morey ohne Fremdeinwirkung in einem Laufduell wohl schwer am Knie verletzte und vor Schmerzen schrie. Scheinbar ist es in diesen Zeiten einfach nicht möglich, Fußball mal halbwegs unbeschwert zu genießen. Dabei denke ich natürlich nur ganz am Rande an mich und „uns Fans“, sondern zuallererst an Mateu Morey, der kurz vor seinem ersten Endspiel mit dem BVB stand und nicht nur das mit Sicherheit verpassen wird. Gute Besserung, Mateu!

Zur Geschichte der Partie zuvor gibt es dagegen viel Erfreuliches zu sagen. Ob mit oder ohne Haaland: Die klare Maßgabe von Trainer Edin Terzic schien gewesen zu sein, Holstein Kiel von Beginn an unter Druck zu setzen und nicht ins Spiel kommen zu lassen. Endlich mal konsequentes, ganz frühes Anlaufen, endlich mal flüssiges Kombinationsspiel nach vorne! Natürlich geht das leichter gegen einen Zweitligisten, der vor nicht allzulanger Zeit noch in Quarantäne war und deswegen nun ein richtig volles Restprogramm hat. Aber der BVB schaffte es nicht nur, das auszunutzen, sondern glänzte dabei auch noch.

Bis zum ersten Tor durch Giovanni Reyna hielten die Kieler noch einigermaßen dagegen; in der Folge wurden sie dann regelmäßig überspielt. Vielleicht hätten es die „Störche“ zumindest taktisch einfacher gehabt, wenn Haaland als einzige Spitze auf dem Platz gestanden hätte. Nominell schlüpfte Thorgan Hazard in dessen Rolle, aber die eigentliche Gefahr entwickelten zunächst die Drei hinter ihm: Sancho, Reus und Reyna brillierten und die Gäste-Defensive bekam die schnellen Kombinationen auf allen Seiten nicht eingehegt. Der Fokus fehlte – was nicht heißen muss, dass es mit der Urgewalt Haaland tatsächlich leichter für die Kieler gewesen wäre.

Den Titel holen – für den Fußball!

Die zweite Hälfte konnte erwartungsgemäß nicht mit der Qualitäts-Demonstration der ersten 45 Minuten mithalten. Absolut nachvollziehbar, dass Edin Terzic Julian Brandt nach der Halbzeit und Reinier, Delaney und Morey nach 62 Minuten Spielpraxis verschaffte. Am Ende stand eine Passquote von 92 Prozent, die auch gegen einen Zweitligisten und selbst unter Einbeziehung der Quer- und Sicherheitspässe stark ist.

Es folgen nun zwei Partien gegen RB Leipzig. Das muss man so nicht haben, denn eigentlich gehört RB dahin, wo man auf Asche spielt; es ist aber die Realität. Leipzig schätze ich momentan nicht stärker ein als den BVB, sie haben aber einen Vorteil: Das Spiel am Samstag müssen sie nicht gewinnen, denn niemand glaubt, dass sie noch Meister werden. Eine interessante Frage ist, welche der beiden zweifellos wichtigen Begegnungen man für wichtiger hält. Für mich ist es das Pokalfinale. Weil es um einen Titel für den BVB geht und in zweiter Linie auch darum, einen Titel für Leipzig zu verhindern. Deshalb wird uns ein Großteil von Fußball-Deutschland die Daumen drücken – hoffentlich hilft’s!

Die Aufstellung: Hitz – Piszczek (62. Morey (74. Meunier)), Akanji, Hummels, Guerreiro – Bellingham, Can (62. Delaney) – Reyna (46. Brandt), Reus (62. Reinier), Sancho – Hazard. Tore: Reyna (2), Reus, Hazard, Bellingham

Tut zu viel Lob Dortmund nicht gut?

1. Bundesliga, 9. Spieltag / BVB 1 1. FC Köln 2

Oder ist das auch nur ein rein spekulativer Erklärungsversuch für etwas schwer Erklärbares? Erneut hat Borussia Dortmund gegen einen Verein aus der unteren Tabellenregion Punkte liegen lassen, sogar gleich drei zu Hause. Und das, wo das Team doch gerade für seine neu gewonnene Stabilität gelobt worden war.

Lob für den Gegner

Credit where credit’s due: Der Effzeh trat in Dortmund auf, wie man es als Abstiegskandidat machen muss. Kompakt aus einer starken Abwehr heraus, so dass vor allem zentral kaum ein Durchkommen war. Und effektiv, sobald sich Chancen boten, wie bei den zwei Ecken, die zu den Toren führten. Zwar hatten die Schwarz-Gelben viel mehr Torschüsse zu verzeichnen, aber aufs Tor kamen bei den Roten genauso viele – fünf. Natürlich hatte der BVB auch mehr Großchancen – da muss man nur an die Nachspielzeit und Haalands fast Hundertprozentige denken – aber das Glück des Tüchtigen gehört in so einer Partie für den „Kleinen“ eben dazu.

Der Borussia fehlte gestern nicht nur die Effektivität. Offensichtlich war, dass die Deckung vor den beiden Gegentoren nicht funktionierte. Eine Frage der Aufmerksamkeit, wobei nicht klar zu sehen war, wem Doppel-Torschütze Ellyes Skhiri jeweils entwischte. Und natürlich hätte man im Idealfall auch schon die Kopfball-Verlängerungen verhindern können. Weiterlesen „Tut zu viel Lob Dortmund nicht gut?“

Wie es sich heute anfühlt, Derbysieger zu sein

1. Bundesliga, 26. Spieltag / BVB 4 FC Schalke 0

Borussia Dortmund hat den höchsten Derbysieg seit 1966 errungen – und das nach zuletzt zwei wirklich üblen Revierderbys im Westfalenstadion. Ein Grund zur Freude? Wenn man es aufs rein sportliche runterbricht: ja. Ich habe mich gefreut. Sport gibt es mit vielen oder wenigen Fans und auch ganz ohne. Vom Kick auf dem Bolzplatz über das Tennisspiel zu zweit bis zum zuletzt öfter zitierten Kreisligaspiel mit zehn Zuschauern. Dass sich das Spiel gestern auf anderer Ebene nicht so gut angefühlt hat, ist aber ebenso klar.

Football or not

Die DFL hat sich für den Wiederbeginn der Saison 2019/20 ein- und diesen durchgesetzt. Es gibt ein Konzept, das die größtmögliche Sicherheit vor Corona bieten würde, wenn sich alle daran halten. Ob größtmöglich in diesen Tagen groß genug ist, wird sich zeigen. Die Spielzeit könnte nun geordnet zu Ende gehen oder noch in einer bösen Farce enden. Die Wahrscheinlichkeit für Letzteres erhöht sich, wenn Einzelne – wie etwa Ex-Borusse und Neu-FCA-Trainer Heiko Herrlich – ausscheren. Das ist aber nicht nur eine Frage des Spitzenfußballs, sondern der gesamten Gesellschaft. Mit Sicherheit werden die Anti-Lockdown-Demonstranten mehr zur Weiterverbreitung von Covid-19 beitragen als die Bundesliga-Fußballer. Genauso wie normale, unauffällige Leute, die im privaten Umfeld selber Lockerungen beschließen, weil ihnen die soziale Distanzierung zu viel wird.

Ja, Bundesliga-Fußball ohne Fans ist Mist. Aber wäre es wirklich besser, die Saison zu annullieren und es in Kauf zu nehmen, dass Vereine pleite gehen? Das wären dann vermutlich nicht die Großen – nicht Bayern und Dortmund, auch nicht Leipzig, Wolfsburg oder Hoffenheim, sondern eher die, die versucht haben, einen für den Klassenerhalt ausreichenden Kader zusammenzustellen und dafür die Fernsehgelder eingeplant haben. Weiterlesen „Wie es sich heute anfühlt, Derbysieger zu sein“

Konstanz liegt am Bodensee

1. Bundesliga, 17. Spieltag / TSG Hoffenheim 2 BVB 1

Zwei Spiele nach Mainz ist beim BVB gefühlt wieder alles ungut. Während die Partie gegen Leipzig vor allem ergebnistechnisch negativ war, erkannte man in der zweiten Hälfte in Sinsheim wieder die gleiche Spielweise, die die Fans bis vor wenigen Wochen so aufgeregt hatte. Schwarz-Gelb lässt sich alle drei Punkte abnehmen und das war absolut absehbar.

Eine gute Hälfte

Es ist ja in dieser Saison kein neues Phänomen, dass die Borussia Spiele mindestens phasenweise aus der Hand gibt. Nur war es gestern besonders frustrierend, weil man gegen solche Hoffenheimer einfach gewinnen musste. In den ersten 45 Minuten hatten die Gastgeber genau eine, wenn auch gute, Gelegenheit, als Skov einen Freistoß aus großer Distanz an die Unterkante der Latte schoss. Dortmund wirkte dagegen souverän, und über rechts mit Hakimi und Hazard immer wieder gefährlich. Leider reichte es nur zu Götzes Treffer. Außer bei zwei, drei starken Szenen war bei Mario sonst viel Luft nach oben.

Nun ist es wirklich unglücklich, wenn mit Mats Hummels und Thorgan Hazard zur Pause der Abwehrorganisator und der offensive Top-Performer der letzten Wochen wegbrechen. Bei Hazard gibt es bis dato noch keine mir bekannte belastbare Aussage, ob und wie schwer er verletzt war. Doch selbst wenn der Doppelwechsel unvermeidbar war: Hier lag Lucien Favre falsch. Er brachte den – wie sage ich es respektvoll – Veteranen Lukasz Piszczek und Jacob Bruun Larsen – der sich bei seinen wenigen Auftritten bisher nicht aufdrängen konnte. Mutig und wohl sinnvoller wäre es gewesen, Leo Balerdi endlich mal eine echte Chance in der Innenverteidigung zu geben und Hazard durch Guerreiro oder gleich Alcacer zu ersetzen. Weiterlesen „Konstanz liegt am Bodensee“

Borussia schlägt Mönchengladbach

1. Bundesliga, 8. Spieltag / BVB 1 Borussia Mönchengladbach 0

Die Flaute ist vorbei, Borussia Dortmund holt zu Beginn der „Wochen der Wahrheit“ drei Punkte gegen den Tabellenführer. Es war ein spannendes Spiel von ordentlicher Qualität, in dem die Schwarz-Gelben das entscheidende Bisschen besser waren. Alles in allem wirkten die Gastgeber über längere Phasen dominant als die Gladbacher. Schaut man sich einige der wichtigsten Spieldaten zusammen an, ergibt sich das gleiche Bild: Der BVB lag vorne bei Torschüssen (16:14), Passquote (80:76 %), Ballbesitz (54:46 %) und Zweikampfquote (57:43 %).

Favre macht es mehrheitlich richtig

Bei den meisten Personalentscheidungen darf sich der Trainer nach der Partie bestätigt fühlen: Trotz der vollkommen nachvollziehbaren Suspendierung von Jadon Sancho hatte die BVB-Offensive mehr Zugriff auf das Spiel. Thorgan Hazard hatte gegen seinen alten Verein oder gegen den Spitzenreiter sichtlich etwas zu beweisen. Marco Reus durfte wie gewohnt auf ’seiner‘ 10 ran und zeigte es allen Zweiflern.

Für Julian Brandt ist auch die Sturmspitze nur bedingt etwas, aber was soll der Trainer gegen ein Team wie Gladbach anders machen? Nur ein defensiver Mittelfeldspieler wäre hier zu riskant gewesen – gerade, da sich Brandt beim Zweikämpfen schwer tut. Immerhin traf der ins Tor, mit einem Schuss, den Gladbachs Keeper Sommer wohl auch ohne Sichtbehinderung nicht gehalten hätte. Vielleicht hilft der Treffer Julian, selbst wenn er nicht gegeben wurde.

In der Viererkette stellte Favre etwas überraschend auf: Weigl kam neu ins Abwehrzentrum, während Manuel Akanji nach rechts rückte. Diese Entscheidung muss man zweigeteilt sehen: Der zweite Julian machte seine Sache gut, Mats Hummels sowieso, auch wenn er beinahe einen Elfmeter verursachte. Die Idee, gegen über die Flügel starke Gladbacher einen echten Defensivmann als Außenverteidiger aufzustellen, war prinzipiell gut. Manuel Akanji machte seine Sache auch nicht über 90 Minuten schlecht, doch man merkt einfach, dass er eine kleine Formkrise hat. Andererseits: Welche andere Lösung wäre besser gewesen? Piszczek nach mäßiger Saison und Verletzung? Hakimi? Mateu Morey hätten sicher viele gerne mal gesehen, aber die Lösung wäre sehr mutig gewesen. Weiterlesen „Borussia schlägt Mönchengladbach“

Transfer-Triple: Schuuulz, Hazard und Brandt zum BVB

Die Namen dieser drei Bundesliga-Spieler gingen schon einige Tage durch die Medien, die sich immer sicherer wurden, Nico Schulz, Thorgan Hazard und Julian Brandt bald in schwarz-gelb zu sehen. Aber dass es dann sowas von schnell ging… Gestern verkündete Borussia Dortmund gleich zwei Transfers: den von Hazard für 25,5 Millionen Euro plus Boni von Mönchengladbach und auch schon den von Brandt für festgeschriebene 25 Millionen aus Leverkusen. Zwei Kracher für die Offensive an einem ganz normalen Mittwoch. Linksverteidiger Schulz war einen Tag zuvor für ebenfalls 25,5 Millionen von der TSG Hoffenheim verpflichtet worden.

Sportlich macht jeder der drei für sich genommen absolut Sinn: Nationalspieler Nico Schulz bringt Geschwindigkeit und Vorbereiter-Qualitäten für die linke Seite. Natürlich dürften sich die Perspektiven von Marcel Schmelzer dadurch weiter verschlechtern. Aus sportlicher Sicht habe ich damit wenig Probleme. Thorgan Hazard als technisch versierter offensiver Außenspieler und Julian Brandt als starker Offensiv-Allrounder sind für den BVB qualitativ ein weiterer beträchtlicher Schritt nach vorne. Obwohl sie noch mehr oder weniger jung sind (Hazard 26, Brandt 23 Jahre), bringen sie weitreichende Erfahrung aus Bundesliga und Nationalmannschaft mit.

Das macht Appetit auf die nächste Saison. Einige Medien haben auch schon den ablösefreien Wechsel des Barca-Nachwuchsspielers Mateu Morey als perfekt vermeldet, doch offiziell verkündet wurde der noch nicht. Weil angesichts der größeren Namen noch keine Zeit war – oder gab es beim verletzungsanfälligen Rechtsverteidiger Probleme beim Medizincheck? Kommt Morey, dürfte es ihm zunächst ähnlich ergehen wie Sergi Gomez, der bisher überhaupt keine Rolle spielt. In der nächsten Spielzeit werden Achraf Hakimi und Lukasz Piszczek die ersten Anwärter auf den Platz rechts hinten sein, sofern sie fit bleiben. Weiterlesen „Transfer-Triple: Schuuulz, Hazard und Brandt zum BVB“