Julian Ryerson kommt von Union Berlin zu Borussia Dortmund: Heute Vormittag war davon erstmals gerüchteweise zu lesen, heute Abend hat der Verein den Transfer des 25-jährigen Außenverteidigers auch schon bestätigt. Ryerson unterschrieb nach dem Medizincheck einen Vertrag bis Juni 2026. Der Norweger kann links wie rechts eingesetzt werden – auch in einer Dreierkette, wie Sebastian Kehl heute verlauten ließ.
Mit Ryerson verlässt der aktuell zweitdienstälteste Unioner die Alte Försterei und geht zum direkten Konkurrenten – immerhin sind die Köpenicker derzeit Tabellenfünfter, die Borussia Sechster. War die Schwächung der Konkurrenz der Haupt- oder zumindest ein wichtiger Grund für den Transfer? Wohl kaum. Der Bedarf auf der Außenverteidiger-Position war spätestens seit Thomas Meuniers erneuter Verletzung offensichtlich. Dass die Wahl auf den Unioner fiel, liegt nicht nur an dessen sehr soliden Leistungen, sondern laut Kicker auch an einer Ausstiegsklausel, nach der er für fünf Millionen Euro den Verein verlassen konnte. Bitter für den FC Union, aber auf dieses Szenario hat man sich bewusst eingelassen. Und da sich beim BVB auf der Abgabeseite noch nichts getan hat (siehe dazu der letzte Beitrag), war man natürlich um eine auch preislich vernünftige Lösung bemüht.
Die Zahlen zu Ryerson
Wie gut ist nun Julian Ryerson? Im Vergleich zu seinen aktuellen Hauptkonkurrenten beim BVB, Raphael Guerreiro und Thomas Meunier, muss man differenzieren. Offensiv bleibt der Norweger in der bisherigen Bundesliga-Saison statistisch gesehen hinter den Schwarz-Gelben zurück. Erfolgreiche Dribblings gelangen ihm 15-mal, das entspricht einer Quote von 48 Prozent. Meunier kommt auf 50 Prozent (4x erfolgreich), Guerreiro gar auf 65 (11x erfolgreich). Ryersons Anteil erfolgreicher Flanken liegt bei 22 Prozent (neun Stück). Meunier erreicht 47 Prozent (7 St.), Guerreiro 28 (7 St.). Bei der Quote der Schüsse aufs Tor führt Guerreiro mit 63 Prozent (fünf zielgenaue Schüsse, ein Treffer), Ryerson folgt mit 50 Prozent (6/0). Meunier hat bisher keinen zielgenauen Schuss aufs Tor aufzuweisen.
Die Passquote des Neuzugangs, 73 Prozent, entspricht der von Thomas Meunier; Rafa Guerreiro liegt bei 85 Prozent. Defensiv wiederum steht der Norweger oben, zumindest bei den erfolgreichen Ballabnahmen. Ryerson gelangen 17 – das entspricht 61 Prozent aller Versuche. Meunier kommt wie Guerreiro auf sieben Ballabnahmen – 47 respektive 39 Prozent (alle Daten stammen aus der Fotmob App). Es versteht sich von selbst, dass die Interpretation der Daten nicht so einfach zum Ergebnis „defensiv ein Fortschritt, offensiv eher nicht“ führen sollte. Natürlich gibt es noch mehr mögliche Kategorien, natürlich hängt so manches auch von den Mitspielern ab. Zudem haben Ryerson und Guerreiro deutlich mehr gespielt als Meunier.
Wir müssen also – wie immer – abwarten, dürfen uns aber auch ein wenig freuen, dass der BVB ein seit Jahren bestehendes Problem angeht. Julian Ryerson wählte warme Abschiedsworte gegenüber seinem bisherigen Verein und dessen Fans. Das ist gut so; nichts anderes hätte ich erwartet. Man darf aber zuversichtlich sein, dass er sich ab morgen in Dortmund voll reinhängt.