BVB holt Landsmann von Haaland

Julian Ryerson kommt von Union Berlin zu Borussia Dortmund: Heute Vormittag war davon erstmals gerüchteweise zu lesen, heute Abend hat der Verein den Transfer des 25-jährigen Außenverteidigers auch schon bestätigt. Ryerson unterschrieb nach dem Medizincheck einen Vertrag bis Juni 2026. Der Norweger kann links wie rechts eingesetzt werden – auch in einer Dreierkette, wie Sebastian Kehl heute verlauten ließ.

Mit Ryerson verlässt der aktuell zweitdienstälteste Unioner die Alte Försterei und geht zum direkten Konkurrenten – immerhin sind die Köpenicker derzeit Tabellenfünfter, die Borussia Sechster. War die Schwächung der Konkurrenz der Haupt- oder zumindest ein wichtiger Grund für den Transfer? Wohl kaum. Der Bedarf auf der Außenverteidiger-Position war spätestens seit Thomas Meuniers erneuter Verletzung offensichtlich. Dass die Wahl auf den Unioner fiel, liegt nicht nur an dessen sehr soliden Leistungen, sondern laut Kicker auch an einer Ausstiegsklausel, nach der er für fünf Millionen Euro den Verein verlassen konnte. Bitter für den FC Union, aber auf dieses Szenario hat man sich bewusst eingelassen. Und da sich beim BVB auf der Abgabeseite noch nichts getan hat (siehe dazu der letzte Beitrag), war man natürlich um eine auch preislich vernünftige Lösung bemüht.

Die Zahlen zu Ryerson

Wie gut ist nun Julian Ryerson? Im Vergleich zu seinen aktuellen Hauptkonkurrenten beim BVB, Raphael Guerreiro und Thomas Meunier, muss man differenzieren. Offensiv bleibt der Norweger in der bisherigen Bundesliga-Saison statistisch gesehen hinter den Schwarz-Gelben zurück. Erfolgreiche Dribblings gelangen ihm 15-mal, das entspricht einer Quote von 48 Prozent. Meunier kommt auf 50 Prozent (4x erfolgreich), Guerreiro gar auf 65 (11x erfolgreich). Ryersons Anteil erfolgreicher Flanken liegt bei 22 Prozent (neun Stück). Meunier erreicht 47 Prozent (7 St.), Guerreiro 28 (7 St.). Bei der Quote der Schüsse aufs Tor führt Guerreiro mit 63 Prozent (fünf zielgenaue Schüsse, ein Treffer), Ryerson folgt mit 50 Prozent (6/0). Meunier hat bisher keinen zielgenauen Schuss aufs Tor aufzuweisen.

Die Passquote des Neuzugangs, 73 Prozent, entspricht der von Thomas Meunier; Rafa Guerreiro liegt bei 85 Prozent. Defensiv wiederum steht der Norweger oben, zumindest bei den erfolgreichen Ballabnahmen. Ryerson gelangen 17 – das entspricht 61 Prozent aller Versuche. Meunier kommt wie Guerreiro auf sieben Ballabnahmen – 47 respektive 39 Prozent (alle Daten stammen aus der Fotmob App). Es versteht sich von selbst, dass die Interpretation der Daten nicht so einfach zum Ergebnis „defensiv ein Fortschritt, offensiv eher nicht“ führen sollte. Natürlich gibt es noch mehr mögliche Kategorien, natürlich hängt so manches auch von den Mitspielern ab. Zudem haben Ryerson und Guerreiro deutlich mehr gespielt als Meunier.

Wir müssen also – wie immer – abwarten, dürfen uns aber auch ein wenig freuen, dass der BVB ein seit Jahren bestehendes Problem angeht. Julian Ryerson wählte warme Abschiedsworte gegenüber seinem bisherigen Verein und dessen Fans. Das ist gut so; nichts anderes hätte ich erwartet. Man darf aber zuversichtlich sein, dass er sich ab morgen in Dortmund voll reinhängt.

Zehn Spieltage und kein bisschen weise

1.Bundesliga, 10. Spieltag / 1. FC Union Berlin 2 BVB 0

Rechtzeitig zur Zwischenbilanz, die man nach zehn Spieltagen gerne zieht, rutscht Borussia Dortmund in einer zugegeben engen Bundesliga um gleich vier Plätze auf Rang 8 ab. Nach der Niederlage beim Tabellenführer Union Berlin liegen die Schwarz-Gelben nun schon sieben Punkte hinter den Köpenickern zurück und nur noch drei vor beispielsweise Augsburg. Immerhin: In einer derzeit noch spannenden Saison ist der FC Bayern bisher nur drei Punkte enteilt. Viel besorgniserregender als der Tabellenstand ist dementsprechend die Leistung, die wir an der Alten Försterei zu sehen bekamen.

Der BVB tritt ganz offensichtlich auf der Stelle: Beachtliche Leistungen oder willensstarke Auftritte wie gegen Kopenhagen, in Sevilla und gegen Bayern wechseln sich ab mit den Pleiten gegen Bremen, in Köln oder jetzt Berlin. Klar, die Borussia wird auch in dieser Spielzeit über Gebühr von Verletzungen und Krankheiten sowie schlichtem Spielpech gebeutelt. Letzteres war schließlich der Ausrutscher von Gregor Kobel vor dem 1:0 – eigentlich verbietet es sich fast, von einem Torwartfehler zu sprechen. Hätte unsere Nummer 1 da irgendwie weniger riskant zum Ball gehen können? Fraglich. Nur reicht das Pech bei weitem nicht als Erklärung für die vielen individuellen Fehler, lethargische Spielphasen und fehlende Kreativität.

Individuelle Aussetzer und die M-Frage

Nehmen wir das 2:0, das bereits in der 21. Minute fiel. Karim Adeyemi probiert in der eigenen Hälfte einen Querpass mit der Hacke – macht also genau das, was Mats Hummels nach dem letzten Spiel kritisiert hatte, ohne Namen zu nennen. Union schnappt sich den Ball, bringt ihn nach vorne und muss dann natürlich nicht automatisch treffen. Man hätte das als Abwehr konsequenter verteidigen können. Doch gegen einen formstarken Tabellenführer, der in der Offensive klar und einfach agiert, war es nach Adeyemis Aussetzer auch nicht soo einfach. Karim muss jedenfalls noch viel lernen und arbeiten, um die erhoffte Verstärkung und kein neuer Schürrle zu werden. Ich war angesichts der beträchtlichen Ablöse skeptisch, hoffe aber trotzdem noch, dass es anders kommt.

Weiterlesen „Zehn Spieltage und kein bisschen weise“

Premierensieg an der Alten Försterei

1.Bundesliga, 22. Spieltag / 1. FC Union Berlin 0 BVB 3

Ist dieser kleine Fluch also gebrochen: Borussia Dortmund gewinnt zum ersten Mal an der Alten Försterei und bleibt dabei zum ersten Mal seit 15. Dezember ohne Gegentor. Ersteres konnte man in einer unbeständigen Saison wie dieser fast schon erwarten, Letzteres kam durchaus überraschend, besonders angesichts der personellen Situation.

Marco Rose musste auf alle gelernten und angelernten Rechtsverteidiger verzichten und setzte stattdessen auf einen, der da auch schon irgendwann mal gespielt hatte: Manuel Akanji. Der machte dort das, was er auf dieser Position kann: seine Seite halbwegs dicht. Große Ausflüge nach vorne standen eher nicht auf dem Aufgabenzettel und Manuel verzichtete dementsprechend auf sie. Rose ließ ein 4-2-3-1 spielen, das ein wenig mehr auf Sicherheit ausgerichtet war als man es vom Trainer bisher kannte. Mit der Hereinnahme von Axel Witsel und dem vermutlich klaren Auftrag an Mo Dahoud, zunächst mal nichts anbrennen zu lassen, schuf er eine solidere Grundlage für erfolgreiches Defensivverhalten. Trotzdem mussten die Spieler ihre Rollen erstmal ausfüllen und das gelang gestern weitgehend.

Weiterlesen „Premierensieg an der Alten Försterei“

Traumtore und Gegentreffer: 4:2 ist das neue 2:0

1. Bundesliga, 5. Spieltag / BVB 4 1. FC Union Berlin 2

Aber eins, das bleibt in dieser Saison bestehen: Borussia Dortmund schießt mindestens drei Tore und kassiert zwei. Sieht man mal großzügig vom Freiburg-Spiel ab, das hoffentlich die die Regel bestätigende Ausnahme bleiben wird. Im Ernst: Der spektakuläre BVB gefällt mir ganz gut. Auch das super Haaland-Tor, das in der Schlussphase die Entscheidung bringt, darf gerne zur Regel werden. Schon klar, dass solch ein Spielverlauf dem Mannschaftskapitän nicht hundertprozentig behagen kann. Aber die Schwarz-Gelben werden daran arbeiten und solange gilt: Fußball ist ein Ergebnis-Geschäft.

Die frühe Schrecksekunde, als Unions Awoniyi ein Abseitstor erzielte, war schnell vergessen. Die Borussia ging druckvoll ins Spiel und wenn nach zehn Minuten Raphael Guerreiro von links mit einem Traumschuss ins lange Eck trifft, stehen die Chancen auf einen schönen Fußball-Abend nicht schlecht. Union brachte in der ersten Hälfte Gregor Kobels Tor nicht mehr ernsthaft in Gefahr, kam auch nur selten überhaupt in den Strafraum. Die Borussia zeigte immer wieder, aber nicht durchgehend, sehenswertes Kombinationsspiel. Die Gästeabwehr stand dementsprechend meist gut, aber zum 2:0 reichte es trotzdem. Denn auch das gehört zum Rose-BVB: Thomas Meuniers Flanken kommen plötzlich an und Erling Haaland trifft nun auch mit dem Kopf.

Licht und Schatten bei Meunier und Witsel

Über Haalands Beitrag auch zu diesem Spiel müssen wir nicht lange diskutieren. Bei Meunier muss man dagegen differenzieren: Nach vorne weiß er in dieser Saison durchaus zu überzeugen. Defensiv sah es gestern anders aus: Über seine Seite kamen zu viele Pässe und Flanken durch und die Ecke, die zum zweiten Gegentreffer führte, war von Thomas schlecht verteidigt. Licht und Schatten zeigte auch sein Landsmann Axel Witsel: einige gute Defensivaktionen, aber auch ein paar phlegmatische Momente. Überhaupt zog nach dem Eigentor zum 3:0, das Bellingham und Reus toll vorbereiteten, ein bisschen Phlegma, gemischt mit Schlampigkeit ins BVB-Spiel ein. Ein paar Ballverluste, weniger Druck auf den Gegner – und Union war wieder im Spiel. Man hatte nach dem berechtigten Elfmeter zum 3:1 nicht direkt Angst, dass gleich die nächste Bude fallen würde, aber es war eben auch kein souveränes Heimspiel mehr.

Weiterlesen „Traumtore und Gegentreffer: 4:2 ist das neue 2:0“

Reality Check: Alter BVB an der Alten Försterei

1. Bundesliga, 13. Spieltag / Union Berlin 2  BVB 1

Ein Schritt vor, einer zurück: Borussia Dortmund lässt ihn Köpenick wieder vieles vermissen, was in Bremen noch zu sehen war. Die Realität ist: Der 1. FC Union ist derzeit einer der Hauptkonkurrenten des BVB.

Neue Ideen, altes Personal

Es war nicht von Beginn an der Favre-BVB, den wir in Berlin zu sehen bekamen. Anfangs war das Bemühen zu erkennen, wieder schneller und direkter nach vorne zu spielen als unter dem Ex-Trainer. Allein, es funktionierte nicht besonders gut. Die Bälle kamen zu selten an, die Gastgeber waren aufmerksam – es war von beidem etwas dabei. Und so verfielen die Schwarz-Gelben wieder in alte Muster, wirkten gerade im Mittelfeld unfähig, Lücken in der kompakten Union-Defensive zu erkennen, so dass fast jeder Angriff früh stockte und der nächste Quer- oder Rückpass kam.

Ein altes Muster ist auch der Leistungsstand einiger verantwortlicher Akteure: Axel Witsel kriegt absolut keinen Zug in seine Aktionen, da nützt auch ein Alibi-Abschluss nichts. Marco Reus war, so ungern ich das schreibe, bis zu seiner Auswechslung weitgehend unsichtbar. Und Jadon Sancho? Der war absolut involviert, ist aber eben völlig glücklos derzeit. Ihm ist jedoch ein schnelles Wiederaufblühen nach einem Erfolgserlebnis am ehesten zuzutrauen.

Hat Edin Terzic also falsch aufgestellt? Hat er überzeugende Alternativen? Die Aufstellung in Berlin kann man schon nachvollziehen. Aber für Braunschweig und die Zukunft sollte der wieder genesene Thomas Delaney Thema für die Zentrale sein, zunächst neben Can oder Dahoud. Ob Julian Brandt derzeit die bessere Option als Marco Reus ist, sei mal dahingestellt. Und im Pokal sollte Terzic Zagadou mal 90 Minuten geben.

Peinliche Wiederholung

Ohne Standards hätte die Borussia die Partie nicht verloren. Wie gegen Köln waren es erneut zwei Ecken, die zu den Gegentoren führten. Einmal ganz ähnlich wie damals nach einer Kopfballverlängerung, einmal nachdem Marvin Friedrich beim Lauf in den Strafraum völlig allein gelassen wurde und vor dem heranstürmenden Hummels einköpfen konnte. Schwer zu entschuldigen, das so etwas nicht verhindert wird – egal ob das an der fehlenden Übung oder, wahrscheinlicher, an der fehlenden Umsetzung des Geübten liegt.

Wie gegen Stuttgart gelang der Borussia ein bemerkenswertes Tor, das nachher niemand mehr so recht interessierte: Youssoufa Moukoko wurde mit seinem ersten Liga-Treffer zum Rekordhalter als jüngster Torschütze. Es war ein schönes Tor, wenn auch nicht ganz so toll wie Reynas Treffer beim 1:5. Moukoko hat jedenfalls Werbung für weitere Startelf-Einsätze gemacht. Dass die Rückkehr von Erling Haaland dem BVB enorm helfen würde, steht trotzdem außer Frage.

Was nun, BVB? Vor Weihnachten wird sich nicht mehr klären, ob Edin Terzic diesem Kader weiterhelfen kann. Das Braunschweig-Spiel, das hier und da schwerer geredet wird als es sein dürfte, kann kein Gradmesser sein. Alle müssen jetzt Geduld aufbringen. Terzic hat die Chance, während des mächtig schweren Programms Anfang 2021 zu zeigen, was er der Mannschaft beibringen kann. Allzuviel Zuversicht fällt momentan allerdings noch schwer.

Die Aufstellung: Bürki – Meunier (80. Morey), Akanji (85. Schulz), Hummels, Guerreiro – Witsel, Can (80. Bellingham) – Sancho, Reus (72. Brandt), Reyna – Moukoko. Gelbe Karte: Witsel. Tor: Moukoko

Die Show geht weiter

1. Bundesliga, 19. Spieltag / BVB 5 Union Berlin 0

Wer das Hinrundenspiel des BVB in der Alten Försterei gesehen hat, weiß, dass uns heute der größtmögliche Kontrast geboten wurde. Eine um Dimensionen verbesserte Borussia traf auf fehlerhafte und später mutlose Unioner und schlug die Gäste auch in der Höhe verdient mit 5:0.

Es kann nur eine Meinung geben

Eine der neuen Dimensionen der Schwarz-Gelben heißt Erling Haaland. Wer aufgrund von Alter, der nötigen Umstellung auf eine stärkere Liga oder Anpassung an eine neue Umgebung Zweifel an dieser Verpflichtung hatte, darf diese tatsächlich schon nach drei Spielen begraben. Klar, der norwegische Wunderstürmer wird auch mal leer ausgehen und jeden Spieler kann das Verletzungspech treffen. Aber Haaland hat schon einen Bundesliga-Rekord geknackt: Sieben Tore in den ersten drei Spielen hat ligaweit noch kein Neuling geschafft. Dazu dieser Torriecher gepaart mit Schnelligkeit – genau das hat dem BVB in der Hinserie gefehlt. Der Transfer war sowas von richtig. Bleibt nur die Frage, ob wir nicht einen Stürmer mehr hätten vertragen können.

Lust am Fußball

Diese Mannschaft hat (wieder) Bock auf die Rückrunde. Jeder will 90 Minuten spielen und setzt in der Regel nach, wenn er den Ball verliert. Es gab diese Ballverluste bei den Schwarz-Gelben, es gab einige schlampige Pässe, aber man ließ sich im Anschluss nicht vom Gegner auskontern, sondern gewann viele Bälle schnell zurück. Der BVB hatte schwächere, passivere zehn bis 15 Minuten zu Anfang der zweiten Hälfte. Aber so richtig gefährlich wurde der 1. FC Union nicht. Da war nach dem frühen 0:2-Rückstand der Gäste viel Respekt zu spüren – und sie vermissten offensichtlich die Alte Försterei.

Der BVB profitierte von Fehlern. Selbst Unions Torwart und Fanliebling Gikiewicz hätte das 5:0 halten können. Aber es waren auch feine schwarz-gelbe Spielzüge dabei, die zu noch mehr Toren hätten führen können. Ein rundum gelungener Tag war es dennoch.

Deadline Day Can

Am Freitag wurde zwischen den Abgängen von Paco Alcacer zu Villareal und Jacob Bruun Larsen zur TSG Hoffenheim noch ein großer Einkauf klar gemacht: Emre Can wurde bis zum Saisonende von Juventus ausgeliehen und wird danach aller Voraussicht nach dauerhaft verpflichtet werden. Schön, dass wir noch einen starken Defensiv-Allrounder verpflichtet haben. Schade wäre es, wenn er Dan-Axel Zagadou aus der Startelf verdrängt.

Die Aufstellung: Bürki – Piszczek, Hummels, Akanji – Hakimi (64. Hakimi), Brandt, Witsel, Guerreiro – Sancho, Reus (72. Hazard) – Haaland (78. Reyna). Tore: Sancho, Haaland (2), Reus (EM), Witsel

Dortmund gewinnt das Jubiläumsspiel

Weniger als 24 Stunden nach dem Auswärtssieg in Gladbach war Borussia Dortmund schon wieder im Einsatz: Als Jubiläumsgast zum 50. des 1. FC Union in der Alten Försterei. Natürlich schickte Thomas Tuchel elf Spieler aufs Feld, die gestern nicht in der Startelf gestanden hatten. Marcel Schmelzer war ebenso von Anfang an dabei wie Erik Durm.

Am Anfang sah es nach einer netten Bescherung für die Jubilare aus, aber nicht nach einem sportlich sinnvollen Ausflug der Borussia. Natürlich stand da eine nicht eingespielte B-Elf auf dem Rasen. Die Abwehr wirkte mit Subotic und Stenzel im Zentrum nicht sattelfest. Aber nach dem Rückstand und dem 0:2, was nicht gegeben wurde, rafften sich die Schwarz-Gelben auf.

image

Der alte Herthaner Adrian Ramos traf doppelt und die jungen Nachwuchsleute des BVB zeigten, dass es gut ist, da mal wieder genauer hinzuschauen. Besonders Torschütze Pulisic und der in Hälfte 2 eingewechselte Larsen fielen positiv auf.

Und so feierten die einen den Sieg und Benjamin Köhler, die anderen eine gelungene Choreo, zivilisierte Pyrotechnik, Jubiläum und natürlich auch Benjamin Köhler. Und dann schlug noch Bremen die Blauen in der Turnhalle 3:1. Perfekter Sonntag.

Mit Übertreibung, ohne Plan: die DFL-Sicherheitsdiskussion

Aufgeregte Reaktionen, reihenweise Vereine, die auf Distanz gehen und eine Fankampagne, initiiert von Schwatzgelb.de – die Vorschläge einer „Kommission Sicherheit“ des DFL-Ligaverbandes zur Verbesserung der Sicherheit in Fußballstadien haben ein großes Echo hervorgerufen. Diskutiert wird über ein Maßnahmenpapier (auffindbar via Ruhrbarone), das auf der Mitgliederversammlung des Ligaverbandes Ende September präsentiert wurde, aber noch keineswegs beschlossene Sache ist. Leider gibt es dabei auf Seiten der Fans ein Äquivalent zur ausufernden Medien-Berichterstattung über Gewalt im Fußball-Umfeld. Auch die Äußerungen von Bloggern, Fan- und fanfreundlichen Vereinsvertretern beinhalten Übertreibungen und Schwarz-Weiß-Malerei.

Was die Diskussion wesentlich erschwert, ist die Uneinigkeit über die Dimension der Problematik. Durch aufgeregte Medienberichte wird das Fehlverhalten einiger Fans in immer kürzeren Abständen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit transportiert. Daraus konstruiert der Meinungsmainstream einen Handlungsdruck. „Ich fühl‘ mich sicher“, die schon erwähnte Kampagne von Schwatzgelb.de, bestreitet dagegen, dass der Besuch eines Fußballspiels in den letzten Jahrzehnten gefährlicher geworden sei und belegt, dass beispielsweise beim Münchener Oktoberfest das Risiko eines Personenschadens deutlich höher liegt.

Wir haben es hier allerdings mit einem generellen Problem von Statistiken zu Massenveranstaltungen zu tun. Während der Fußball über die Saison betrachtet sicher erscheint, gibt es bei einzelnen Partien Vorkommnisse, über die man nicht so einfach hinweggehen kann. Das Relegationsrückspiel zwischen Düsseldorf und Hertha BSC kommt einem in den Sinn, hierbei vor allem das Verhalten der Berliner Fans. Oder als jüngstes Beispiel der Platzsturm der Gästefans bei der Pokalpartie Hannover 96 gegen Dynamo Dresden. Die Ausschreitungen beim Revierderby in Dortmund fanden zwar überwiegend außerhalb des Stadions statt, sind aber nicht vom Ereignis zu trennen. Mag es auch bei den ersten zwei Beispielen keine Verletzten gegeben haben, so wandelt man da auf einem schmalen Grat. Wenn sich aggressive Fangruppen Zutritt zum Spielfeld oder womöglich zu anderen Blocks verschaffen können und dabei auch noch Pyrotechnik unsachgemäß benutzen, wird das nicht immer glimpflich ausgehen.

Am Beispiel der Pyrotechnik kann man die Problematik, der sich Vereine wie Fans gegenüber sehen, gut verdeutlichen. Bengalos könnten eine stimmungsvolle Zutat des „Stadionerlebnisses“ sein, doch stellen sie in den falschen Händen eine Gefahr nicht nur für die unmittelbar Umstehenden dar. Es gibt eine Minderheit von Menschen im Umfeld der Fußballvereine, je Club eine dreistellige oder niedrige vierstellige Personenzahl, die sich nicht an Spielregeln halten, die schlicht und einfach notwendig sind. Diese Personen nutzen Pyrotechnik mutwillig unsachgemäß. Sie werfen Bengalos aufs Spielfeld und in gegnerische Fanblocks oder zünden Rauchbomben. Zu den Problemfällen gehören auch Gewalttäter und Rechtsradikale, die den Fußball für ihre Zwecke missbrauchen. Weiterlesen „Mit Übertreibung, ohne Plan: die DFL-Sicherheitsdiskussion“

Schritt für Schritt

Michael Zorc arbeitet die Transfer-Wunschliste ab – wie am Ende der letzten Saison ruhig, aber zügig. Nun steht die Verpflichtung eines neuen Torwarts unmittelbar bevor. Vorbehaltlich eines bestandenen Medizinchecks wird der 22-jährige Australier Mitchell Langerak von Melbourne Victory zum BVB wechseln und einen Vertrag bis 2014 unterschreiben. Um die Ablösesumme wurde eine Weile gefeilscht – sie soll jetzt bei sicherlich akzeptablen 600.000 Euro liegen.

Die Verpflichtung war nötig geworden, da die bisherige Nummer 2 im Dortmunder Tor, Marc Ziegler, für 300.000 Euro zum VFB Stuttgart wechseln wird. Grund für diesen Wechsel von der Bank auf die Bank soll die schwäbische Herkunft von Zieglers Frau sein. Vorstellbar ist aber auch, dass sich Marc beim VFB größere Chancen auf einen Stammplatz ausrechnet, da die designierte Nummer 1 Sven Ulreich bekanntlich ein junger Torwart mit wenig Bundesliga-Erfahrung ist. Für den BVB war Ziegler jedenfalls ein Glücksfall: Ein Ersatztorwart wie im Bilderbuch, verlässlich und loyal. Als Typen werden wir ihn vermissen.

Auch die Dortmunder Nummer 3 wechselt. Marcel Höttecke, der Stammkeeper der abgestiegenen zweiten Mannschaft war, geht ablösefrei zu Union Berlin und trifft dort auf den ehemaligen BVB-Amateurtrainer Uwe Neuhaus. Somit ist die Verpflichtung eines erstligatauglichen neuen Torwarts unumgänglich. Langerak sollte die Anforderungen locker erfüllen. Mit Melbourne spielte er in der asiatischen Champions League und wurde in dieser Saison national Vizemeister. Laut Michael Zorc verkörpert er „das moderne Torwartspiel“.

Vorerst soll Langerak die Nummer 2 in Dortmund werden, aber natürlich wird er darauf brennen, irgendwann einmal zu spielen. Einen ‚mitspielenden‘ Torwart hat der BVB trotz Fortschritten bei Weidenfeller noch nicht und deshalb kann es nicht schaden, ein bisschen Wettkampf zwischen den beiden zuzulassen. Klar wird Roman die Nummer 1 sein, Jürgen Klopp sollte und wird jedoch die Leistungen beider Keeper beobachten. Aber noch ist ja nichts unterschrieben…

Weidenfäller

Ja, da hat Ex-Nationalspielerin Renate Lingor wirklich ein „glückliches Händchen“ bei der Pokalauslosung gehabt, wie in der ARD-Sportschau gefühlte dutzendmal betont wurde. Gleich in der ersten Runde gibt es mehrere auf dem Papier wirklich attraktive Partien. In Hessen könnte es einen Urlaubsstopp bei der Polizei für das erste August-Wochenende geben, denn es kommt wieder zu DEM Hessenderby überhaupt: Kickers Offenbach gegen Eintracht Frankfurt. Das letzte Aufeinandertreffen im Pokal liegt gerade mal 2 1/2 Jahre zurück, damals ein klarer Fall für die Eintracht (0:3).

Ein weiteres Highlight, gerade aus Sicht eines in Berlin lebenden Fußballfans, ist die Partie Union Berlin v Werder Bremen. Der Neu-Zweitligist empfängt im von Fans ausgebauten Stadion den Titelverteidiger. Damit wird die neue Alte Försterei noch mal richtig eingeweiht (das offizielle Eröffnungsspiel findet in der Saisonvorbereitung gegen Hertha statt – sehr einfallsreich). Nicht uninteressant auch die Begegnung Fortuna Düsseldorf gegen den HSV; da dürften einige Zuschauer kommen – mal sehen, ob die Hamburger sich bis dahin wieder eingekriegt haben.

Der BVB hat unterdessen eine machbare Aufgabe zugelost bekommen: Es geht zur Spvgg Weiden, die gerade als Bayernliga-Meister in die Regionalliga Süd aufgestiegen ist. Ein frischgebackener Viertligist ist zu schlagen und wird geschlagen, wenn unsere Mannschaft konzentriert und ohne Überheblichkeit auftritt. In einem guten Monat geht die neue Saison mit der ersten Pokalrunde los!