Zu unbeständig für jede Serie: BVB verliert in Wolfsburg

1.Bundesliga, 14. Spieltag / VfL Wolfsburg 2 BVB 0

Vor siebeneinhalb Jahren gewann der VfL Wolfsburg das Pokalfinale gegen Borussia Dortmund. Es war der letzte Sieg der Wölfe in diesem Duell – bis gestern. Trotzdem kann die Dortmunder Niederlage in dieser Saison niemand überraschen. Die Mannschaft ist einfach die personifizierte Inkonstanz. Damit verbunden stellt sich die Qualitätsfrage: Die Schwarz-Gelben entscheiden in der Regel die Spiele gegen Teams aus der (Stand heute) unteren Tabellenhälfte für sich, geben aber gegen die Anderen Punkte ab. Ausnahmen gibt es natürlich: Freiburg und Frankfurt wurden geschlagen; der Sieg gegen Letztere war aber bekanntlich sehr glücklich.

Ist es also mehr eine Frage des Niveaus als der mangelnden Konstanz? Kann man die Wechselhaftigkeit der Ergebnisse doch an etwas festmachen? Eine Antwort fällt nach einer Partie wie der in Wolfsburg nach wie vor schwer. Derzeit würde sie wohl „ja und nein“ lauten. Ja, die Gastgeber hatten die hochkarätigeren Gelegenheiten (Expected Goals: 2,91:1,30 laut Understat, 2,54:1,58 laut Fotmob), doch die Borussia hatte mehr Torschüsse (17:21, allerdings 8:6 pro Wolfsburg aufs Tor).

Immer wieder diese Ecken

Die Schwarz-Gelben waren deutlich mehr im Spiel als in Frankfurt (nach allem, was ich von jener Partie gehört und gelesen habe). Das hatte natürlich auch mit dem Spielverlauf zu tun. Diesmal war es wieder die Borussia, die einem frühen Rückstand hinterherlaufen musste. Schuld war erneut die Ecken-Problematik, die Edin Terzics Team hinten wie vorne durch die Saison begleitet. In der 6. Minute verlängerte Nico Schlotterbeck eine Ecke von rechts unglücklich direkt zu van de Ven, der die Riesenchance nutzte. Der Wolfsburger Innenverteidiger entkam hier dem ansonsten starken Süle. Es war schon die zweite gute Gelegenheit für Wolfsburg – die erste durch Mamoush in der 3. Minute hatte Kobel noch großartig parieren können. Immerhin: Bei eigenen Ecken hat die Borussia in vergangenen Partien auch schon schlechter ausgesehen. Mehrere Male kam es gestern in der Folge immerhin zu Torschüssen (xG nach Ecken: 0,60).

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The Catch-up: Moukoko und Chelsea

Was passiert beim BVB? Nach knapp zwei Wochen Ruhe bei Any Given Weekend gibt es das eine oder andere zu besprechen. Nicht dass sich Borussia Dortmund in der Zwischenzeit neu erfunden hätte. In der Bundesliga haben die Schwarz-Gelben zweimal gewonnen: sehr glücklich in Frankfurt und wenig überraschend, zumal nach einer frühen Führung, zu Hause gegen Bochum. Beide Partien können nicht als Anzeichen für einen Trend in die eine oder andere Richtung oder eine Stabilisierung der Borussia gewertet werden.

Spannend wird in dieser Hinsicht Wolfsburg: Historisch gesehen ist der BVB klarer Favorit, hat die letzten acht Partien gegen den VfL gewonnen und 14-mal nicht verloren. Doch was zählt ist jetzt und in der jüngsten Vergangenheit haben sich Niko Kovacs Wölfe in der Bundesliga stabilisiert: In den letzten fünf Spielen gab es drei Unentschieden, gefolgt von zwei Siegen. Es gibt wenig Anzeichen, dass diese Partie ähnlich wie gegen Bochum laufen wird.

Warten auf die Unterschrift

Aus dieser letzten Begegnung der Schwarz-Gelben, dem kleinen Nachbarschaftsduell gegen den VfL, können wir jedoch eines mitnehmen: Youssoufa Moukoko zeigt langsam auch im Profibereich, warum er jahrelang als Dortmunder Wunderkind galt. Zu einem Tor wie dem Lupfer über Riemann beim 3:0 gehört jede Menge Selbstvertrauen und das war vermutlich eine der Eigenschaften, die Youssoufa in dieser Saison noch nicht im Übermaß hatte. Nun stehen auf dem Konto des in zwölf Tagen 18-Jährigen sechs Tore in zwölf Einsätzen. Das sind noch keine Haaland-Zahlen; es lässt einen aber sehnsüchtig darauf hoffen, dass sich Moukoko und der Verein bald auf eine Vertragsverlängerung verständigen.

Gestern wurde das Achtelfinale der Champions League ausgelost, nachdem sich der bereits qualifizierte BVB im letzten Vorrundenspiel Unentschieden von Kopenhagen getrennt hatte. Die Schwarz-Gelben treten als Gruppenzweiter zunächst zu Hause gegen den FC Chelsea an. Ein attraktives Los – vor allem, weil wir es mit den Londonern im Europapokal noch nicht zu tun hatten. Mit Graham Potter ist dort ein interessanter Trainer am Werk, der den Verein nach den Turbulenzen des Frühjahrs wieder zum Erfolg in der Premier League und international führen soll. Natürlich sind bei den Blues auch noch die Ex-Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang und Christian Pulisic beschäftigt. Auf die Borussia wartet zweifellos eine schwere Aufgabe, bei der die Schwarz-Gelben nicht favorisiert sind. Es fühlt sich aber nicht aussichtslos an – dafür fehlt Chelsea noch die Konstanz in den Ergebnissen. Doppelt zufrieden mit dem Los können wir sein, wenn man guckt, wen Leipzig und die Bayern erwischt haben.

Malen, Haaland und drei Punkte

1.Bundesliga, 13. Spieltag / VfL Wolfsburg 1 BVB 3

Fußball eben: Da war Borussia Dortmund nach dem verfrühten Champions League-Aus gerade am Saison-Tiefpunkt und dreht dann am Samstag darauf nach frühem Rückstand die spannende Partie beim – nun ehemaligen – Verfolger Wolfsburg. Noch dazu kehrt eine Woche vor dem Topspiel gegen die Bayern unerwartet der Superstar zurück auf den Platz. Größer könnte der Unterschied in den Gefühlswelten zwischen Mittwoch und gestern nicht sein. Vielleicht bin es auch nur ich, wegen meines gestörten Verhältnisses zur Champions League, aber mit dem Auftritt von gestern hat der BVB stimmungsmäßig einiges wieder gut gemacht.

Es ist ein positives Zeichen hinsichtlich des Verhältnisses von Marco Rose zu seiner Mannschaft, dass er Spielern, die nicht überzeugt haben, eine zweite Chance gibt. Nicht blindlings – der Trainer wird seine Gründe haben. Nico Schulz und Emre Can waren in Lissabon am Ausgang des Spiels mitentscheidend beteiligt. In Wolfsburg zahlten sie Roses Vertrauen zurück; im Rahmen ihrer Möglichkeiten: Von Can kam mehr als von Schulz, aber auch Letzterer hatte ein paar gelungene Szenen vorzuweisen. Zwar fiel das frühe 1:0 der Gastgeber über Dortmunds linke Seite, aber Nico war diesmal nur mittelbar beteiligt.

Aktives Zentrum und zwei treffende Stürmer

Wie der BVB auf den frühen Rückstand reagierte, war eindeutig positiv. Mit Mo Dahoud und eben Can standen dafür genau die richtigen Spieler im Zentrum. Mit Marius Wolf kehrte ein weiterer Aktivposten nach Verletzung ins Team zurück und beackerte die rechte Seite. Marco Reus war vorne wie hinten an wichtigen Aktionen beteiligt und sein Lauf in den Strafraum führte zum Elfmeter zum 1:1. Die Borussia war auch danach das bessere, aktivere Team, kam wach und offensiv ausgerichtet aus der Pause zurück. Dass es dann Donyell Malen war, der mit einem tollen, jedoch nicht völlig unhaltbaren Schuss aus 18 Metern zum 1:2 traf, passte natürlich perfekt. Nun ist er wohl endgültig angekommen in der Bundesliga und wir mussten uns keine so großen Sorgen mehr machen, dass Erling Haaland nicht da war…

Vor allem aber, weil wir dessen Abwesenheit nach der Führung nur ganze 16 weitere Minuten ertragen mussten. Völlig überraschend für Fans und Medien hatte Marco Rose unter der Woche die Rückkehr von Haaland in den Kader bekanntgegeben – Wochen, bevor man das erwartet hatte. Und das Phänomen lieferte prompt. In einer Phase, in der der BVB unter Druck geriet und vor allem über die Seiten nicht unverwundbar wirkte, erwischte Erling eine Hereingabe von Brandt dank eines Sprungs mit seinem gestreckten Bein und bugsierte den Ball zum 1:3 ins Tor. Was soll man dazu noch sagen? Genießen wir es, so lange wir können!

Mi Zagadou kam fünf Minuten vor Schluss ein weiterer Spieler, der am Mittwoch an einer unglücklichen Aktion beteiligt war. Gestern ging alles gut aus und das wird nicht nur Schulz, Can und „Daxo“ Auftrieb geben. So sehr das CL-Aus sportlich und finanziell enttäuschend war, so sehr ist dem BVB trotzdem zuzutrauen, dass er in der Liga hinter den Bayern eine sehr gute Rolle spielen wird. Bleibt Haaland jetzt fit, könnte auch in der Europa League noch einiges gehen.

Die Aufstellung: Kobel – Meunier, Akanji, Hummels, Schulz (85. Zagadou) – Can (85. Witsel), Dahoud – Wolf (62. Knauff), Reus, Brandt – Malen (72. Haaland). Gelbe Karte: Wolf. Tore: Can (EM), Malen, Haaland

Transfer Deadline Day: BVB leiht Pongracic aus

Seit gestern verdichteten sich die Hinweise, dass Borussia Dortmund bei der Suche nach Verstärkung für die Defensive beim Tabellenführer fündig geworden ist. Die Bestätigung kam gegen Mittag am letzten Tag der Transferphase: Der in Landshut geborene zweimalige kroatische Nationalspieler Marin Pongracic kommt vom VfL Wolfsburg. Der gerade noch 23-Jährige Innenverteidiger wird für den Rest der Saison ausgeliehen. Im Anschluss soll der BVB laut Medienberichten eine Kaufoption für 10 bis 13 Millionen Euro haben – wofür es keine Bestätigung vom Verein gibt.

Angesichts der kurz- bis mittelfristigen Ausfälle von Mats Hummels und Emre Can macht der Transfer aktuell natürlich Sinn. Axel Witsel war kein wirklich überzeugender Ersatz in der Innenverteidigung. Über die Saison gesehen könnte Pongracic die erste oder zweite Alternativ-Option zum Duo Hummels/Akanji werden, da Dan-Axel Zagadou und Soumalia Coulibaly zumindest leistungsmäßig noch eine ganze Weile brauchen dürften, um wieder aufzuschließen.

Ob Pongracic sogar erste Wahl werden und eine längerfristige Verpflichtung folgen könnte, ist schlicht nicht abzusehen. In Salzburg kam er unter Marco Rose einst regelmäßig zum Einsatz. In Wolfsburg stand er in dieser Saison erst einmal im Kader und noch nicht in der Mannschaft. Positiv ist, dass Pongracic auch Rechtsverteidiger spielen kann. Bei der nicht gerade übermächtigen Konkurrenz von Meunier, Passlack und in Zukunft wieder Morey könnte auf dieser Position sogar ein Nicht-Spezialist Einsatzchancen haben.

Große Punkte für den BVB

1. Bundesliga, 31. Spieltag / VfL Wolfsburg 0 BVB 2

Was ist schöner als ein Sieg im Sechs-Punkte-Spiel? Klar – ein Sieg in Unterzahl. Die Borussia bleibt damit nach dem Auswärtsspiel, das sie über eine halbe Stunde zu zehnt bestreiten musste, zweifellos einer der Angstgegner der Wölfe. Seit knapp sechs Jahren haben jene nicht mehr gegen Schwarz-Gelb gewonnen, bei nur einem Unentschieden seither.

Zu passiv, aber effektiv

Für den BVB kehrte Jadon Sancho in die Startelf zurück und Lukasz Piszczek behielt seinen Platz. Kein Vertrauensbeweis für die Rechtsverteidiger-Kollegen Morey und Meunier, aber in dieser eminent wichtigen Partie war es zumindest verständlich, dass Edin Terzic auf den Routinier setzte. Es begann munter und ausgeglichen, bis Erling Haaland den katastrophalen Rückpass von Ridle Baku abfing und sich nicht mehr vom 0:1 abhalten ließ. Bleibt die Frage, wie jemand ernsthaft glauben konnte, dass Erling womöglich ein längerfristiges Problem mit dem Toreschießen habe.

Solange die Schwarz-Gelben zu elft spielten, verhielten sie sich nach der Führung zu passiv – abgesehen von der Anfangsphase der zweiten Hälfte. Wenn starke Gegner sie früh anlaufen, reagieren die Borussen mit zu viel Vorsicht und ziehen sich häufig zu weit zurück. Teilweise ist es schwer nachzuvollziehen, warum im eigenen letzten Drittel so häufig quer gespielt wird, vom Torwart bis zu den Mittelfeldspielern, anstatt schneller den Raumgewinn und den Weg nach vorne zu suchen. Ballkontrolle ist gut – wenn man sich aber beim dritten oder vierten Querpass von anrückenden Gegenspielern nervös machen lässt, ist die Kontrolle eben dahin. Weiterlesen „Große Punkte für den BVB“

Heimsieg: Manuel ist der Wölfe Wolf

1. Bundesliga, 14. Spieltag / BVB 2 VfL Wolfsburg 0

Ein Standard und ein später Konter reichen der Borussia, um zum elften Mal in Folge gegen Wolfsburg ungeschlagen zu bleiben. Es war erneut ein Sieg ohne Glanz, aber ein glaubwürdiger, nicht unverdienter. Wer seine direkten Konkurrenten schlägt, muss sich dafür nicht verstecken.

Ins Spiel gearbeitet

Ein Selbstläufer war das wirklich nicht. Die Gäste kamen im Westfalenstadion besser ins Spiel, besetzten ein paar Minuten lang regelrecht die Dortmunder Hälfte. Der Mut der formstärkeren Mannschaft wurde aber nicht belohnt; die Schwarz-Gelben hielten stand und befreiten sich, ohne viele starke Aktionen nach vorne zu haben. Es waren Bilder, die wir kennen: der BVB bemüht, auf der Suche nach der Lücke, aber ohne rechte Inspiration. Gegen den Tabellenvierten schaut man dem natürlich geduldiger zu als etwa gegen Köln.

Nach einer offenen, spielerisch mittelmäßigen ersten Halbzeit hätte Jadon Sancho kurz vor der Pause freistehend die Führung erzielen sollen, erwischte den Ball aber nicht richtig. Das Gute: Über 90 Minuten fehlte auch den Wölfen der letzte Biss, ihren Abschlüssen der Druck oder die Präzision. Auf der anderen Seite musste Casteels schon ernsthaft seine gute Form bestätigen, um in der 53. Minute gegen Haaland zu retten. Weiterlesen „Heimsieg: Manuel ist der Wölfe Wolf“

Perfekter Tag: BVB gewinnt dreckig und in letzter Minute

1. Bundesliga, 27. Spieltag / BVB 2 VfL Wolfsburg 0

Genau so gewinnt man etwas – und sei es nur ein Spiel gegen Wolfsburg. Lange hatte Borussia Dortmund ohne den werdenden Vater Marco Reus nicht die richtigen Mittel gefunden, auf der Suche nach der Lücke bei den stark verteidigenden Wolfsburgern. Ja, die Gäste hatten sogar zielstrebiger ausgesehen. Unverdient war der späte Sieg trotzdem nicht: Die Borussia gab mehr Torschüsse insgesamt sowie mehr Schüsse aufs Tor ab. Wer sich bis zur letzten Sekunde abrackert, auch wenns mal nicht läuft, wird eben manchmal belohnt.

Ohne Zweifel war das über weite Strecken ein mäßiges Spiel der Schwarz-Gelben. Wolfsburg ist inzwischen auch eine gute, disziplinierte Mannschaft – außer gegen Bayern. Und man muss es deutlich sagen: Bei allem Lob der letzten Zeit kann Mario Götze Marco Reus nicht ersetzen. Er ist nicht (mehr) wendig, schnell und instinktsicher genug. Es fehlte allgemein die Kreativität gegen gut verschiebende und defensivstarke Wolfsburger. Marius Wolf wirkte über rechts zwar engagiert, aber er hat zu viele Ungenauigkeiten und Ballverluste in seinem Spiel. Gefallen haben mir hauptsächlich Dan-Axel Zagadou und mit Abstrichen Akanji und Witsel.

Nicht dass die Gäste unglaublich viel Torgefahr ausstrahlten. Roman Bürki musste in der ersten Hälfte einen Schuss von Weghorst von links um den Pfosten lenken. Für den BVB setzte Alcacer den Ball knapp übers Tor. Dass am Ende ein Standard die Führung bringen sollte, war zuvor nicht abzusehen. Einmal war Zagadou bei einem Freistoß von außen frei, traf den Ball aber leider nur mit der Schulter. Die zwei zentralen Freistöße in der regulären Spielzeit der zweiten Hälfte waren noch weniger der Rede wert: Paco Alcacer schoss meilenweit drüber, Guerreiro Torwart Casteels in die Arme. Weiterlesen „Perfekter Tag: BVB gewinnt dreckig und in letzter Minute“

Keine Tore ohne Auba

1. Bundesliga, 18. Spieltag / BVB 0 VfL Wolfsburg 0

Für Spannung allein gibt es noch keine drei Punkte: Zum Rückrundenauftakt vergibt Borussia Dortmund die Chance auf dem Silbertablett, tabellarisch wieder zur zweiten Kraft im deutschen Fußball zu werden. 0:0 zu Hause gegen Wolfsburg – das ist (noch) nicht die ersehnte Fortsetzung des Stöger-Aufbruchs. In einem waren sich danach aber wohl alle Schwarz-Gelben einig: Mit dem suspendierten Pierre-Emerick Aubameyang hätte man die Partie gewonnen.

Baustellen, die keiner braucht

Aubameyang war am Samstag nicht zu einer wichtigen Teamsitzung erschienen, in der es „um einen gemeinsamen Verhaltenskodex, um gemeinsame Ziele“ ging, wie Michael Zorc erläuterte. Fühlte sich unser Torjäger da thematisch eingeengt oder will er tatsächlich sogar einen Wechsel provozieren? Ich weiß nicht, ob man Auba so viel Kalkül unterstellen muss – die nächsten gut zwei Wochen werden uns schlauer machen. Was man schon sagen kann: Natürlich hat er es sich mit seinem Verhalten im Mannschaftskreis schwerer gemacht. Und natürlich verringern solche Aktionen die Chancen auf eine Zusammenarbeit über den Sommer hinaus.

Ist der BVB irgendwie selber schuld an der Entwicklung, wie ja auch der unglückliche Kommentar des Kicker-Redakteurs Wild nahelegte, den Aubameyang als beleidigend empfand? Nicht unbedingt in diesem Fall. Als ein Verein mit den Möglichkeiten der Borussia kannst du einen solchen Torjäger nicht einfach aussieben; du musst ihn managen. Ist der Verein zu streng, ist der Spieler bald weg. Auf der anderen Seite ist zu konstatieren, dass der BVB inzwischen recht weit entfernt scheint vom Teamgeist der Klopp-Meisterjahre. Natürlich müssen sich da auch diverse Verantwortliche hinterfragen. Weiterlesen „Keine Tore ohne Auba“

Die erste Woche der Wahrheit

Die kürzeste Winterpause seit Jahren geht zu Ende. Für Borussia Dortmund war sie noch aus einem anderen Grund eine ungewöhnliche, hat man doch zwei Spieltage vor Weihnachten den Trainer gewechselt. Peter Stöger hatte im kurzen Trainingslager in Marbella und in nur zwei Testspielen die Aufgabe, die Mannschaft auf die Rückserie vorzubereiten. Ziel ist das erneute Erreichen eines Champions League-Platzes.

Keine ganz leichte Aufgabe. Die Konkurrenz ist stärker geworden, der BVB präsentierte sich in den letzten Monaten schwächer. Die Teams hinter Bayern liegen dicht beisammen. Man muss also nicht jedes Spiel gewinnen, darf sich aber auf keinen Fall noch mal eine schwarze Serie erlauben. Die ersten beiden Partien unter Stöger wurden gewonnen. Doch das kurze Trainingslager verlief nicht optimal. Eine Reihe von Spielern erwischte ein Magen-Darm-Virus. Schmelzer und Guerreiro verletzten sich. Und die atmosphärischen Störungen in der Mannschaft scheinen noch nicht komplett vergessen.

Menschlich ist es Peter Stöger auf jeden Fall zuzutrauen dass er die schwarz-gelben Jungs wieder zusammenführt. Vielleicht etwas ruhiger als Jürgen Klopp, aber ebenfalls mit viel positiver Ausstrahlung. Als Trainer unterscheidet sich Stöger vom Helden der jüngeren BVB-Geschichte: Klopp hatte seine ganz eigene Spielweise, stark beeinflusst von seinem Mentor Wolfgang Frank. Unser Neuer richtet sich eher nach den Fähigkeiten des zur Verfügung stehenden Kaders. Stöger schaut sich an, „wo die Qualitäten der Spieler liegen und wo sie sich am sichersten aufgehoben fühlen“, wie er in dieser Woche dem „Kicker“ sagte (Nr. 4/2018, S. 23). Das hört sich weniger visionär, aber flexibler an. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht zu sehr nach den Spielern richtet.

Zunächst mal traue ich es Peter Stöger zu, für diesen Kader in jedem Spiel von neuem eine gute Idee zu entwickeln. Ein bisschen Grundvertrauen schadet nicht. Als erster Gegner kommt am Sonntag der VfL Wolfsburg ins Westfalenstadion. Zuletzt spielte die Borussia gerne gegen die Wölfe. Die letzte Niederlage war ausgerechnet jene in Berlin, in Jürgen Klopps letztem Spiel als BVB-Trainer. Auch unter Martin Schmidt reißt der VW-Klub keine Bäume aus und ist vor allem für seine Unentschieden bekannt. Mario Gomez ist nach Stuttgart gegangen, Liverpool-Leihgabe Divock Origi noch da.

Trotzdem: In der jetzigen Phase sind die Wölfe genauso schwer einzuschätzen wie die Borussia selber. Was nicht heißt, dass die Schwarz-Gelben sich mit weniger als einem Sieg zufriedengeben könnten.

Kein Blues auf dem Platz

1. Bundesliga, 1. Spieltag / VfL Wolfsburg 0 BVB 3

Von Verunsicherung und Trübsal keine Spur: Borussia Dortmund gelingt trotz aller Nebengeräusche ein Traumstart in die neue Bundesligasaison und die Ära Bosz. Vieles von dem, was sich der neue Trainer vorstellt, funktionierte in Wolfsburg – auch dank der Gastgeber.

Drei Gedanken zum Spiel

So schnell geht Fußball: Pulisic ist der neue Dembelé. Das ist ein wenig übertrieben, aber natürlich ist das gut und fühlt sich gut an, wenn ausgerechnet der Vertreter des schmollenden Franzosen solch ein Spiel abliefert. Christian Pulisic hat sich erst neulich zu Schwarz-Gelb bekannt. Gestern schoss er ein Tor, das dem von Dembelé gegen Bayern ähnelte und er flankte für Auba, wie es auch Dembelé tut. Christian’s on fire, their defence was terrified.

Alle baten um Geduld, doch Peter Boszs 4-3-3 funktioniert. Thomas Tuchel gilt als der taktisch kreativere und vielfältigere Trainer, doch wenn eine Mannschaft ein System verinnerlicht, kann man allein damit weit kommen. In der Vorbereitung lief das alles noch nicht perfekt, aber in Wolfsburg sah es sehr gut aus. Endlich wieder eine Viererkette. In der Zagadou seine Sache mit ganz wenigen Ausnahmen gut machte – aber ich bin ja eh niemand, der Schmelle schnell vermisst. Weiterlesen „Kein Blues auf dem Platz“