Turnier in Mainz / FSV Mainz 0 BVB 1
Borussia Dortmund hat sich erfolgreich in Deutschland zurück gemeldet. Nachdem das letzte Testspiel im Trainingslager gegen Polonia Warschau 1:2 verloren ging, sah man heute im neuen Stadion von alten Bekannten einen ordentlichen Auftritt der Schwarz-Gelben, der mit einem verdienten 1:0-Sieg endete.
Das Turnier in Mainz ist schon allein wegen der verkürzten Spielzeit von 2 x 30 Minuten nicht mit einem Pflichtspiel zwischen den beteiligten Mannschaften zu vergleichen. Es ist jedoch für alle Teilnehmer eine erste Standortbestimmung gegen bekannte Bundesliga-Konkurrenten aus der oberen Tabellenhälfte. Und gegen solche Gegner geht man durchaus etwas ernsthafter zu Sache, wie sich insbesondere im zweiten Spiel zwischen den Bayern und dem HSV auch an einigen Temperamentsausbrüchen zeigte.
Jürgen Klopp versuchte es in der Partie gegen Mainz diesmal mit Kevin Großkreutz auf der Linksverteidiger-Position des verletzten Marcel Schmelzer. Im Mittelfeld spielte Moritz Leitner neben dem alten und neuen Kapitän Sebastian Kehl. Das Spiel brauchte wenig überraschend etwas Zeit, um Fahrt aufzunehmen – mit einer Ausnahme: nach gutem Einsatz von Shinji Kagawa im Strafraum kam Mario Götze zum Schuss und setzte den Ball bereits in der vierten Minute an den Pfosten. Um es vorwegzunehmen: Wie in den letzten Spielen war es ganz besonders das Zusammenspiel dieser beiden Klasse-Fußballer, das uns Schwarz-Gelben Freude machte.
Ansonsten war es zunächst eine ordentliche Partie ohne ganz große Chancen. Beide Teams versuchten, so konsequent wie es zu diesem Zeitpunkt der Saisonvorbereitung geht, ihr typisches Pressing aufzuziehen. Der BVB hatte mehr vom Spiel, brauchte aber bis zur 24. Minute, um sich gegen die veränderte Mainzer Mannschaft wieder richtig in Szene zu setzen. Ivan Perisic kam aus spitzem Winkel zum Schuss, Torwart Müller konnte parieren. Die beste Chance der ersten 30 Minuten produzierten kurz vor dem Pausenpfiff erneut Götze und Kagawa. Mario flankte von rechts, Kagawa kam am langen Pfosten an den Ball, verzog aber über das Tor, weil er das Leder zu hoch erwischte. Kapitän Kehl war einer der wenigen Borussen, die in der ersten Hälfte noch nicht so richtig auf der Höhe schienen. Ärgerlich waren allerdings nur die wiederholten Einblendungen von aus dem Bus steigenden oder herumstehenden Bayern-Spielern und -Trainern während des Spiels. Aber das war bei dem Sponsor wohl zu erwarten.
In der zweiten Hälfte brauchte der BVB nur wenige Minuten, um die schon zuvor sichtbare Überlegenheit zu nutzen. Nach Flanke von Super Mario zeigte Ivan Perisic, was wir von ihm hoffentlich noch öfter erwarten können: Hoher Sprung, perfekter Kopfball ins Toreck. Nicht nur in dieser Szene wirkte der kroatische Neuzugang aus Brügge gegenüber dem Spiel gegen St. Gallen verbessert. Nach der Führung lief es bei den Schwarz-Gelben noch mal deutlich flüssiger als in der ersten Hälfte. Kurz nach seiner Einwechslung schoss Chris Löwe aus mehr als 25 Metern an die Latte. Lewandowski köpfte nach einer Flanke von Perisic über das Tor und zeigte sich leider auch fünf Minuten später nach toller Vorarbeit von Kagawa nicht so effektiv wie gegen die Schweizer.
Die Mainzer kamen nach der Einwechslung ihrer Neuverpflichtung Anthony Ujah noch mal besser ins Spiel. Der 20-jährige Nigerianer konnte sich über links ein paar Mal in Szene setzen und bereitete dem nun rechts hinten spielenden Großkreutz einige Probleme. Insgesamt standen vor allem die Dortmunder Innenverteidiger schon wieder sehr sicher, egal ob Hummels, der mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselte Subotic oder Felipe Santana. Es gab wenig herausgespielte Torszenen der Gastgeber. In Erinnerung bleiben eher der Weitschuss von Ivanschitz oder der halb-gefährliche Freistoß, bei dem Ujah ans Außennetz köpfte. Das Einzige, was Jürgen Klopp gerade etwas Sorgen machen muss, ist die ansteigende Zahl zumindest angeschlagener Spieler. In Deutschland geht es wieder zur Sache – der Trainer wird sich deshalb gut überlegen, wen er am Wochenende beim Supercup spielen lässt und wen nicht.
Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern hatte vor dem Auftritt in Mainz angekündigt, wieder Titel holen zu wollen. Die Nachrichtenagenturen haben diese Aussage auf das Turnier bezogen. Sollte sie wirklich so zu verstehen sein (den genauen Kontext des Satzes kenne ich nicht), war das wohl ebenfalls dem Sponsor geschuldet. Jedenfalls haben die Bayern diesen ‚Titel‘ bereits verspielt. Im zweiten Spiel unterlagen sie dem HSV mit 1:2 und das, obwohl beim Tabellendritten noch eher eine mögliche erste Elf auf dem Platz stand als bei den Norddeutschen.
Das Ergebnis hat zur Folge, dass es nicht zum Traumfinale kommt, das die Veranstalter und der übertragende Sender wohl gerne morgen zur Primetime gesehen hätten. Der FC Bayern spielt nun schon am Vorabend gegen die Gastgeber um Platz 3. Um 20:30 Uhr trifft dann der Meister auf den ersten Bundesliga-Gegner. Ich weiß nicht, ob diese Konstellation im Interesse der beiden Trainer Klopp und Oenning lag, aber es sind ja noch zweieinhalb Wochen bis zum Wiedersehen. Der HSV konnte positiv überraschen, auch wenn sie vor allem auf Konter lauerten. Die Chelsea-Jungs scheinen etwas draufzuhaben, insbesondere Michael Mancienne wirkte in der Innenverteidigung sehr solide. Ich persönlich finde es gut, morgen auf die Hamburger zu treffen.
Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek (42. Löwe), Hummels, Subotic (31. Santana), Großkreutz – Leitner, Kehl – Götze, Kagawa, Perisic – Lewandowski. Gelbe Karte: Löwe. Tor: Perisic