Heißes Spiel und heiße Köpfe

1. Bundesliga, 4. Spieltag / TSG Hoffenheim 1 BVB 1

Hat diese Begegnung ihrem Ruf doch mal wieder alle Ehre gemacht. Guter Fußball – wenn auch nicht immer von Schwarz-Gelb, heiß umkämpft bis zum Schluss, Umstrittenes auf und neben dem Platz. Am Ende darf sich Borussia Dortmund über einen in Unterzahl errungenen Punkt natürlich etwas mehr freuen.

Bemerkenswerte Personalentscheidungen traf diesmal Lucien Favre: Der bis zu dieser Woche kaum zum Zug gekommene Shinji Kagwa stand in der Startelf, Marius Wolf spielte eine Art Mittelstürmer. Darüber dass Mario Götze nicht im Kader stand mussten sich nur einige Medien wundern. Die Schwarz-Gelben legten gut los, waren direkt im Spiel und bauten Druck auf. Allerdings nur bis zum Strafraum, dahinter ging nicht mehr viel.

Einige vorhergesagte Dinge trafen ein: die fehlende Durchschlagskraft ohne gelernten Stürmer, defensiv die Probleme auf den Flügeln. Marcel Schmelzer hatte vom Engagement her einen ganz starken Auftritt, aber er wurde auch etliche Male überspielt. Ein, zwei brauchbare Flanken und der Steilpass vor dem Ausgleich waren seine Offensivbilanz. Sagen wir es so: Es gab schon schwächere Partien von ihm. Ob uns das auf Dauer reicht, muss Lucien Favre entscheiden, am besten ganz allein.

Fehlentscheidung ins Glück

Als etwa zur Hälfte der ersten Halbzeit die Hoffenheimer ihrerseits Druck aufbauen konnten, wurde es dann ganz spärlich mit den Dortmunder Bemühungen nach vorne. Der Rückstand war schon folgerichtig, aber auch zu verhindern. Es war ja nicht nur Diallo, der per Kopf suboptimal klärte. Schon eine Aktion vorher konnten sich Witsel und Schmelzer in der Nähe des Sechzehnmeterraums nicht entscheiden, zum Ball zu gehen und den aus der Gefahrenzone zu befördern. Überhaupt war es mindestens bis zum Platzverweis gegen Diallo das schwächste Spiel von Axel Witsel in schwarz-gelb. Weiterlesen „Heißes Spiel und heiße Köpfe“

Prüfungszeit für Schwarz-Gelb

Brügge war der Höhepunkt der Favre’schen Effektivität. Oder der BVB hat schlecht gespielt und einmal gut das Bein hingehalten. Diese schwer erklärbare, aber sehr positive Fähigkeit, verzwickte bis verkorkste Spiele zu gewinnen, wird am Samstag mit Sicherheit arg auf die Probe gestellt. Es wäre also genau der richtige Zeitpunkt für spielerische Verbesserungen.

Die Schwarz-Gelben fahren zur TSG Hoffenheim, stets einer der unangenehmsten Gegner. Ja, die Truppe des künftigen Brause-Trainers zeigt in dieser Saison bisher zwei Gesichter. Niederlagen gegen Bayern (verständlich) und Düsseldorf (sehr überraschend), ein Sieg gegen Freiburg (erwartbar) und ein ehrenwerter Punkt gegen Donezk. Aber wer den in deutschen Pressekonferenzen sonst recht einsilbigen Lucien Favre heute von den Qualitäten Hoffenheims dozieren hörte, der weiß: Das wird kein Spaß und seine Analyse ist kein Understatement der eigenen Fähigkeiten. Schnell raus schiebende und gefährliche Außen, Stürmer, die den Ball festmachen können, eine Mannschaft, die das Spiel breit macht – hört sich alles nicht nach elf Freunden an, die uns nichts können.

Julian Nagelsmann fehlen ein paar Spieler, darunter Nadiem Amiri, Benjamin Hübner und Kasim Adams. Doch die TSG hat einen mit 32 Mann noch riesigeren Kader als der BVB. Bei dem steht leider noch ein Fragezeichen hinter dem Einsatz von Paco Alcacer. Gut sieht es bei Thomas Delaney aus. Dagegen fallen Toprak und Guerreiro aus.

Ein hoher Sieg wie gegen Leipzig ist am Samstag ungefähr so wahrscheinlich wie ein gemeinsamer Oktoberfestbesuch von Uli Hoeneß und Karim Bellarabi. Gut möglich, dass uns die Gastgeber über die Außen mehr weh tun werden als Brügge am Dienstag. Schon da sah man mal wieder, dass Schmelzer und Piszczek einfach nicht mehr dieses Topniveau haben, dass es als Klub mit internationalen Ansprüchen braucht. Trotz Schmelles starker Rettungsaktion. Ganz entscheidend wird für den BVB sein, den oder die Stürmer wieder besser ins Spiel einzubinden. Wenn einer davon Alcacer hieße, wäre ein Punktgewinn um einiges wahrscheinlicher.

Borussia kompakt: 3:1 gegen den Pokalsieger

Borussia Dortmund gibt sich zu Hause keine Blöße und hat auch das zweite Heimspiel der Saison gewonnen. Es war zugleich das letzte Freitagabendspiel für die nähere Zukunft. Ich werde mich also zum vorerst letzten Mal kurz halten, weil ich das Spiel nur in der Zusammenfassung gesehen habe.

3:1 gegen den Pokalsieger. Da kann man nicht meckern. Aber natürlich wird der Erfolg durch den Aderlass und den mäßigen Saisonstart relativiert, den Eintracht Frankfurt zu verkraften hatte. Außerdem durch die spielerische Armut, die laut Sky oder Kicker lange vorherrschte. Sehen wir es positiv, so zeigte sich mal wieder die Effektivität von Favre-Teams.

Die Aufstellungen von Lucien Favre finde ich bisher mutig, konsequent und nachvollziehbar – mit einem kleinen Fragezeichen hinter Mo Dahoud. Der Startelfeinsatz von Jacob Bruun Larsen war ein wichtiges Zeichen an den Riesenkader, dass man es mit starken Leistungen auch unter die ersten 18 und weiter schaffen kann. Larsen zerlegte nun nicht gerade die Eintracht, schlug aber immerhin die Ecke, die Abdou Diallo zum 1:0 verwerten konnte. Favre gab auch Marius Wolf erneut eine Chance und der traf gegen seinen vorherigen Klub zum 2:1.

Die Hereinnahmen von Jadon Sancho und Paco Alcacer waren zu erwarten, aber nichtsdestotrotz goldrichtig. Das erste Tor im ersten Pflichtspiel für den Neuzugang aus Barcelona sollte ihm gleich den nötigen Schub für die nächsten Aufgaben geben. Gut möglich, dass Paco schon in Brügge in der Startelf steht.

Auch wenn Lucien Favre natürlich in den nächsten Wochen und Monaten rotieren lassen wird: Im Spieltagskader war kein Platz für Shinji Kagawa oder Julian Weigl. Sowie eine Reihe anderer Spieler. Während jene Schwarz-Gelbe, die immer oder häufig spielen, im Erfolgsfall wirklich zu einer neuen Einheit zusammenwachsen könnten, werden die, die selten oder nie im Kader stehen, nicht zufrieden sein. Dass sie alle trotzdem immer alles geben und gute Schwingungen aussenden, ist illusorisch. Das schwebt bei aller Freude über den gelungenen Saisonstart auch über Dortmund.

Sie nennen es Losglück

„Deutsches Quartett im Losglück“ – so wird selbst bei Kicker.de nach der heutigen Champions League-Auslosung pauschalisiert. Wer die vier Gruppen der deutschen Vertreter, mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen, so zusammenfasst, der findet natürlich auch gleich alles Scheiße, wenn die Deutschen international mal ein schwarzes Jahr haben.

Borussia Dortmund trifft in der CL-Gruppenphase also auf Atletico Madrid, AS Monaco und Club Brügge. Das mag etwas leichter sein als gegen Real und die Spurs. Aber es ist alles andere als Tiefstapelei, wenn das BVB-Vertreter unisono als anspruchsvoll bezeichnen. Diego Simeones Atletico ist nach wie vor eine ungeheuer stabile Mannschaft mit einem Superstar Antoine Griezmann. Das Finale des Wettbewerbs wird 2019 in ihrem neuen Stadion ausgetragen.

Der AS Monaco liegt vielleicht ein wenig unter dem Niveau der vorletzten Saison, als die Borussia unter unglückseligsten Umständen gegen den Klub aus dem Fürstentum der Reichen und nicht so gerne Steuern Zahlenden ausschied. Die Monegassen haben aber immer noch genügend illustre Namen in ihren Reihen wie Kolumbiens Stürmer Falcao, die junge belgische Mittelfeldhoffnung Youri Tielemans oder natürlich Kroatiens Nationalkeeper Danijel Subasic. Außerdem wird das erneute Aufeinandertreffen womöglich Erinnerungen zurückbringen, auf die die Borussen gerne verzichten würden. Angenehm wird Monaco sicher auch nicht.

Bleibt Brügge. Dieses Los kann man sicher als machbar bezeichnen. Man kann auch die Statistik ins Reich der Geschichte verweisen, die besagt, dass der BVB bei den letzten beiden Aufeinandertreffen jeweils ausgeschieden ist. Ganz aktuell ist aber die Tatsache, dass der belgische Fußball bei Länderturnieren gerade zum Ansehnlichsten weltweit gehört. Alles werden sie also auch im Klubfußball nicht falsch machen.

Ja, natürlich hat der BVB in Gruppe A Chancen, Zweiter oder gar Erster zu werden. Schließlich haben wir ordentlich aufgerüstet. Aber der Verein muss es sich von niemandem zur Pflicht erklären lassen. Lucien Favre hat schon die passenden Worte gefunden:

Ein schweres Los mit starken Gegnern. (…) Wir nehmen die Herausforderung gerne an.

Ist das schon der Favre-Faktor?

1. Bundesliga, 1. Spieltag / BVB 4 RB Leipzig 1

Ohne jetzt schnelle Schlussfolgerungen ziehen zu wollen, aber: Komisch ist das schon. Noch im Pokalspiel sahen wir den Mo Dahoud der letzten Saison, mit vielen falschen Entscheidungen und fehlendem Glück. Heute bereitet er sein eigenes Tor vor. Ja, er hätte in der zweiten Hälfte noch mal treffen müssen. Aber das wäre dann wohl zu auffällig gewesen.

Aber nicht nur Dahoud trifft – selbst die Standards gehen plötzlich rein. Es darf auch gerne im Nachschuss sein, nicht nur wenn es so herrlich ist wie Axel Witsels 3:1. Was hat Lucien Favre also gemacht? Der Trainer, dessen Teams laut Christoph Biermanns aktuellem Buch Matchplan viel effektiver sind als es die Spielstatistiken erwarten lassen?

Selbstverständlich kann das Zufall sein – gut möglich nach einem Ligaspiel. Aber es war ja tatsächlich so, dass Leipzig phasenweise, gerade zu Beginn, besser war. Schneller und gefälliger nach vorne spielte. Und am Ende mit 1:4 nach Hause fuhr. Dabei hatte der schnelle Führungstreffer der Gäste noch unangenehm an die letzte Saison unter Jürgen Klopp erinnert, die bekanntlich mit dem frühesten Tor der Bundesligageschichte begann, für Bayer Leverkusen im Westfalenstadion. Der Rest ist leider Geschichte.

Doch der BVB kam zurück in diese Partie. Entscheidend waren dabei – ja, wirklich – die Tore. Das 1:1, das gegen den Lauf des Spiels fiel. Der Doppelschlag vor der Pause, der den Mateschitzern so halb den Zahn zog – das kann schon schmerzhaft sein. Selbst wenn Roman Bürki auch in der zweiten Halbzeit noch überragend halten musste: Die Dominanz der Gäste war weg.

Das Haar in der Suppe: immer noch die Defensive. Lassen wir das 0:1 mal weg, auch wenn das nicht passieren sollte. Da schliefen eben alle Schwarz-Gelben noch. Doch die Leipziger hatten zu lange zu viel Platz auf dem Flügel. Die Außenverteidiger bekamen zu wenig kompetente Unterstützung. Ob Favres System nun ein 4-3-3, 4-1-4-1 oder 4-2-3-1 war: außen gab es zu große Lücken. Da ist noch Arbeit nötig.

Geil dagegen, Spieler zu haben wie Axel Witsel. Der macht wichtige Tore und Traumtore. Das passt, auch wenn das Mittelfeld voll ist. Oder Jadon Sancho, der reinkommt und schon wieder einen auflegt für Marco Reus. Und wenn unser Kapitän und Mo Dahoud mit Lucien Favre tatsächlich besonders gut klarkommen: Super, wenn es dann so funktioniert.

Ob Favres Magie oder nicht: 4:1 gegen Leipzig ist geil. Um das noch mal unterzubringen. Kein Videobeweis nötig, kein Meckern von Rangnick möglich. Der fand seine Mannschaft ja angeblich auch geil. Soll er doch.

Die Aufstellung: Bürki – Piszczek, Akanji, Diallo, Schmelzer (87. Guerreiro) – Witsel – Pulisic (77. Sancho), Dahoud, Delaney, Reus – Philipp (69. Wolf). Gelbe Karten: Diallo, Dahoud. Tore: Dahoud, Sabitzer (ET), Witsel, Reus

Atemlos in Fürth

DFB-Pokal, 1. Runde / Greuther Fürth 1 BVB 2 (n.V.)

Und schon wieder Drama: Beim letzten Aufeinandertreffen mit der Spielvereinigung aus Fürth hatte der BVB in der Verlängerung gegen den Ersatztorwart der Franken den Einzug ins Pokalfinale klar gemacht. Gestern trafen die Schwarz-Gelben zweimal in der Nachspielzeit, davon einmal in der Verlängerung, und übertrafen somit noch das Drama vom letzten Mal.

Damals folgte eine magische Nacht in Berlin. Der Weg dorthin ist 2018 ungleich länger und schwieriger. Im ersten Pflichtspiel unter Lucien Favre offenbarten die Schwarz-Gelben noch einige Schwächen, die baldmöglichst abzustellen sind. Hier sind ganz kompakt meine Tops und Flops des Spiels.

Von heute auf morgen wird die Borussia auch unter Favre ihre Probleme gegen tief stehende Teams nicht los. Und die Fürther verteidigten sehr tief, oft komplett in der eigenen Hälfte. Trotz einiger Hochkaräter fehlten dem BVB noch zu oft die Ideen, wie man die Defensive der Gastgeber auseinanderspielen könnte.

Damit hängt eine nicht unerhebliche Personalie zusammen: Mahmoud Dahoud. Der Mittelfeldspieler hatte durchaus einige ansehnliche Aktionen. Sie endeten aber alle schrecklich uneffektiv. Zu hastig wirkte der mit seinem Gladbacher Trainer Wiedervereinte, traf zu oft falsche Entscheidungen und war auch beim Gegentreffer nicht auf der Höhe, wo er zur Abwechslung mal zu langsam reagierte. Bleibt zu hoffen, dass es hier kein Spezitum zwischen Trainer und Spieler gibt. Mo ist sicher ein Netter, aber nach gestern sollte so bald wie möglich Witsel neben Delaney spielen, von Anfang an.

Marco Reus erzielte in den letzten Momenten der Partie den Siegtreffer, nach toller Vorarbeit von Jadon Sancho. Doch zuvor hatte es schon über längere Phasen so gewirkt, als ob den Schwarz-Gelben ein Stoßstürmer fehle. Reus über außen oder als 10 macht für mich immer noch mehr Sinn. Philipp sehe ich trotz fehlenden Glücks gestern eher in der Mitte.

+++— Gut gestanden hat gestern die Abwehr. Eigentlich. Diallo und Akanji als gute Innenverteidiger, die auch kicken können, das passt so schon. Wie so oft nicht ganz zufriedenstellend war es außen. Marcel Schmelzer stand häufig sehr zentral und überließ anderen die Absicherung des Flügels. Wenn das eine Vorgabe des Trainers war, was ich so bezweifle, brachte es keine Souveränität auf die Flügel.

+++ Natürlich muss man die Einstellung loben. Es gab auch andere Bundesligisten, die in dieser ersten Runde hart ums Weiterkommen kämpfen mussten, nicht zuletzt den amtierenden Meister. Es gab auch ein paar, die gescheitert sind. Aber keiner brauchte oder hatte die Nerven, einmal 30 Sekunden vor dem Ende der Nachspielzeit das Aus zu verhindern und dann kurz vor Ende der Verlängerung alles klar zu machen. Als die Beine schon sehr schwer und die Pause vor dem Elfmeterschießen schon ganz nah war.

Jetzt also: Leipzig. Ein Härtetest zum Bundesliga-Start, wenn es denn einen gibt. Auch die Brausesäufer wirkten im Pokal bei Viktoria Köln nicht souverän. Alles offen, alles drin also.

Die Borussia vor dem Start

Lange Zeit wurde dieser heiße Sommer in Sachen Fußball von den Nachwehen der WM bestimmt. Inzwischen wird wieder über anderes gesprochen. Spätestens ab Montagabend auch wieder über den BVB – hoffentlich aus den richtigen Gründen.

In der laufenden 1. Runde des DFB-Pokals hat es schließlich schon mehrere Überraschungen gegeben. Titelverteidiger Frankfurt scheiterte beim Viertligisten Ulm, der VfB beim Drittligisten Hansa Rostock. Der FC Bayern erzielte beim Regionalligisten Drochtersen nur ein Tor. Und Borussia Dortmund muss morgen Abend beim nominell schwerstmöglichen Gegner, dem Zweitligafünfzehnten der Vorsaison, antreten. Nach zwei Spieltagen der aktuellen Saison steht Greuther Fürth sogar mit vier Punkten auf dem dritten Tabellenplatz.

Ehrlicherweise muss man als Schwarz-Gelber ohnehin zugeben, dass man vor der Saison 2018/19 noch so gar nicht sagen kann, wohin die Reise geht. Ein neuer Trainer, eine Reihe von neuen Spielern, ein großer Kader, noch kein Mittelstürmer – das sind alles schwer einzuschätzende Faktoren. Der BVB ist die sprichwörtliche Gleichung mit vielen Unbekannten. Wie weit ist beispielsweise die Abwehr? Glaubt man jüngsten Berichten, hat sich Lucien Favre für eine junge, frische Innenverteidigung aus Abdou Diallo und Manuel Akanji entschieden. Außen sollen dagegen die BVB-Veteranen Schmelzer und der neue Vize-Kapitän Lukasz Piszczek die Seiten dicht machen – was in der letzten Spielzeit nur gelegentlich funktioniert hat. Im Tor bleibt Roman Bürki, der nicht über jeden Zweifel erhaben ist, aber natürlich in der letzten Saison von manchen viel zu heftig kritisiert wurde.

Weniger Fragezeichen bleiben bei der Qualität des zentralen Mittelfelds. Thomas Delaney und Axel Witsel sind allem Anschein nach Transfers, die der Borussia direkt weiterhelfen können. Die ‚Unbekannten‘ sind hier eher diejenigen, die nicht spielen oder im Kader stehen werden. Bei der Stürmerfrage gibt sich der BVB entspannt. Natürlich wird hinter den Kulissen geschaut was machbar ist. Sollte noch jemand für ganz vorne kommen, könnte das die Einsatzzeit von beispielsweise Maximilian Philipp stark einschränken – was schade wäre. Doch braucht man nicht doch eine stärkere Nummer 9 als Alexander Isak? Das bleibt vorerst unbekannt. Auch das Pokalspiel wird hierbei noch keinen Aufschluss geben.

Fraglich bei den Gastgebern ist für morgen Kapitän Marco Caligiuri, ein nicht unbekannter, erfahrener Abwehrmann. Sein Fehlen könnte die Aufgabe im ausverkauften Sportpark Ronhof etwas erleichtern. Schauen wir mal, wie lang die Borussen brauchen, um Licht ins Dunkel zu bringen.

Favres Start und Susis Geschäfte

Borussia Dortmund trainiert wieder und es fallen weitere Entscheidungen: Gestern wurde ein weiterer Transfer bekanntgegeben, über den seit gut einer Woche spekuliert würde. Der marokkanische Außenverteidiger Achraf Hakimi, vor Kurzem noch bei der WM im Einsatz, wechselt von Real Madrid zum BVB. Allerdings wird der 19-Jährige nur ausgeliehen, wenn auch für zwei Jahre.

Kommt da also der neue Philipp Lahm zur Borussia? Positiv ist selbstverständlich, dass auf seiner Position etwas getan wurde. Die Außenverteidigung gehört schließlich seit Jahren zu den schwarz-gelben Baustellen. Außerdem ist unsicher ob Raphael Guerreiro in Dortmund bleibt. Hakimi spielt hauptsächlich rechts hinten, kann aber auch links. Für Real kam er letzte Saison immerhin 17-mal zum Einsatz. Ein Transfer mit Potenzial ist das also zweifellos – nur nicht mit dem des Profits. Für den BVB wird er sich Stand jetzt höchstens spielerisch auszahlen. Wäre aber nicht das Schlechteste, wenn wir bald wieder eine überzeugende Außenverteidigung hätten. Mal schauen.

Dass das Geschäft überhaupt zustande kam, soll auch dem freundschaftlichen Verhältnis zwischen Aki Watzke und Real-Präsident Florentino Perez zu verdanken sein. Andere europäische Vereine waren wohl ebenfalls an Hakimi interessiert.

Yarmolenko in die Premier League

Der Kader ist gestern jedoch nicht noch größer geworden, denn es gibt auch einen Abgang zu vermelden. Andriy Yarmolenko, als Dembelé-Ersatz geholt und stark gestartet, verlässt Dortmund in Richtung London. Der Außenstürmer geht zu West Ham United, die derzeit auf großer Einkaufstour sind. Der Kicker berichtet von einer Ablöse um die 20 Millionen Euro, was einen Verlust von rund fünf Millionen bedeuten würde. Der sportliche Verlust scheint überschaubar, aber diese Einschätzung wird sicher auch durch Verletzungspech und die bescheidene Mannschaftsleistung beeinflusst. Bleibt zu hoffen dass Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke nächsten Sommer zufriedener auf ihre Transfers zurückblicken können.

Der, der in dieser Frage eine große Rolle spielen wird, hatte nun seine ersten Auftritte in Dortmund. Lucien Favre auf der Pressekonferenz und dem Trainingsplatz. Auf letzterem fühlte er sich sichtlich wohler. Am flüssigsten sprach Favre vor den Journalisten, als es um seine präferierte Taktik ging. Mit Pressesprecher Sascha Fligge ist der Trainer per Sie. Was alles vollkommen OK ist, wenn hinter verschlossenen Türen vertrauensvoll kommuniziert wird. Die Hoffnung ist da und nicht gering, aber es bleibt spannend.

Warten auf Favre – Hitz schon da

Auch wenn Matthias Sammer scheinbar Ralph Hasenhüttl ganz gut findet: Es spricht alles dafür, dass der nächste BVB-Trainer Lucien Favre heißt. Die beiden – ob man es will oder nicht – wichtigsten Sportmedien schreiben das unisono. Und schon im letzten Sommer war Lucien Favre ein Thema in Dortmund. Der naheliegende Grund, warum die wohl schon feststehende Verpflichtung noch nicht bekanntgegeben wurde ist der letzte Spieltag in der französischen Ligue 1. Heute Abend spielt Favres Klub OGC Nizza beim Tabellendritten Olympique Lyon und es geht noch um den Einzug in die Europa League.

Vielleicht wird der Wechsel also schon in der ersten Hälfte der kommenden Woche offiziell. Zeit, sich daran zu gewöhnen oder sich zumindest damit auseinanderzusetzen. Ich war vor einem Jahr kein Freund von Favre, als das Thema schon mal zur Debatte stand. Ich war erleichtert, als Bosz kam. Mir hatten sich die unrühmlichen Abgänge aus Berlin und Mönchengladbach mehr eingeprägt als seine sportlich erfolgreichen Zeiten dort. Lucien Favre scheint wie Thomas Tuchel auch ein eher eigensinniger Charakter zu sein und er spricht schlechter Deutsch.

Doch nach zwei als umgänglich geltenden Trainern, die in Dortmund letztlich nicht überzeugt haben, muss man eigentlich für jeden offen sein, der sportlichen Erfolg verspricht und sich halbwegs benehmen kann. Denn man weiß ja doch nicht, wie es kommt. Gewissheiten gibt es bei diesem Verein derzeit nicht mehr.

Lob, das zu denken gibt

Für Lucien Favre spricht, wie viele frühere oder derzeitige Spieler von ihm sprechen. Etwa Nizzas Kapitän Dante, ehemals Gladbacher. Oder eben Marco Reus. Nun sagen Spieler gerne nette Sachen über Trainer, die sie viel spielen lassen. Aber auch der Journalist und Autor Christoph Biermann („11 Freunde“) lobt Favre in seinem neuen Buch „Matchplan“ in einem eigenen Kapitel für dessen taktische Ideen. Einen Auszug daraus kann man bei „11 Freunde“ online lesen. Nur so viel: Die Teams des Schweizers stehen bei der Zahl der Treffer und Gegentreffer besser da, als aufgrund der Abschlusspositionen auf dem Feld zu erwarten gewesen wäre.

Ja, Lucien Favre steht im starken Kontrast zu Jürgen Klopp, an dem wir immer noch hängen, ob wir es wollen oder nicht. Aber er kann charmant sein, auch das schreibt Biermann, und er kann über einen längeren Zeitraum Erfolg haben. Verabschieden müssen wir uns wohl von dem Gedanken, dass ein BVB-Trainer so schnell noch mal sieben Jahre bleibt. Nach dieser Saison, die wir heute als Zuschauer beim Pokalfinale endgültig abschließen, wäre ich schon froh, wenn wir es mit dem neuen Trainer bis zum kolportierten Vertragsende 2020 aushalten.

Vollzug vermeldete Borussia Dortmund heute bei Marwin Hitz: Der Schweizer Torwart kommt wie berichtet vom FC Augsburg und unterschreibt einen Dreijahresvertrag. Auf der BVB-Webseite findet sich – wie nicht anders zu erwarten – kein Hinweis darauf, ob Hitz sich einen offenen Wettkampf mit Roman Bürki um die Nummer 1 liefern darf. Eigentlich gibt es keinen Grund wieso nicht – das schließt einen kleinen Bonus für den jetzigen Stammtorwart ja nicht aus.

Der vierte Schweizer kommt dagegen nicht: Eine Verpflichtung von Rechtsverteidiger Stephan Lichtsteiner von Juventus ist vom Tisch.

Zwei Schweizer fürs Tor, zwei Tore für Mainz – und jetzt?

Wie oft hat man sich selber bei dem Gedanken ertappt, wie oft hat man es andere BVB-Fans sagen hören: Zum Glück ist diese Bundesligasaison bald vorbei. Auch am letzten Samstag enttäuschten die schwarz-gelben Jungs wieder all jene, die einen Aufschwung, eine positive Entwicklung in dieser Spielzeit noch für möglich hielten. Nach gerade mal einem starken und einem ordentlichen Spiel. Ich konnte die Partie nicht sehen. Aber nach allem was man hört, muss es grausig gewesen sein.

Das Problem mit dieser Saison ist ja, dass niemand, der sich Borussia Dortmund mit klarem Kopf anschaut, genau sagen kann, was los war. Die Einschätzungen selbst zwischen den Fans gehen weit auseinander. Natürlich gibt es die Polemiker aus dem eigenen und vor allem den anderen Lagern, aber die lasse ich mal außen vor.

Ich persönlich bin etwa der Meinung, dass uns Marcel Schmelzer nicht mehr weiterhilft. Ich sage das nach jahrelangem Anschauungsunterricht. Meiner Meinung nach ist er kein guter, sondern ein durchschnittlicher Außenverteidiger. In dieser Saison hat sich auch gezeigt, dass er dem Team als Kapitän keine Impulse geben konnte. Für manche ist Schmelle allerdings eine Identifikationsfigur – eine der letzten. Ich kann den Gedanken nachvollziehen – aber darf das allein entscheidend sein?

Sieht die Borussia Lichtsteiner am Ende des Tunnels?

Es wird also auch nach Samstag viel diskutiert werden im schwarz-gelben Umfeld. Einiges wird passieren. Derzeit sieht es ganz danach aus, dass es deutlich schweizerischer zugehen wird in Dortmund. Marwin Hitz kommt vom FC Augsburg, um sich wie in der „Nati“ hinter Roman Bürki einzureihen. Oder doch mehr? Für die Borussia ist das eine komfortable Situation, derer sich Hitz bewusst war, als er zusagte.

Spekuliert wird außerdem über eine Verpflichtung von Stephan Lichtsteiner, 34- jähriger Rechtsverteidiger, ebenfalls Schweizer und zuletzt bei Juventus tätig. Kommt es zu diesem Transfer, dann darf wohl als gesichtert gelten, dass der nächste BVB-Trainer Lucien Favre heißt. Denn Michael Zorc wäre auf diesen Namen mit Sicherheit nicht gekommen.

Tuchel, Bosz, Stöger und jetzt also Favre? Was sagt uns das? Auch das wird zu diskutieren sein, aber noch nicht jetzt. Denn da kommt ja noch ein Spiel, das dank schwarz-gelber Unfähigkeit doch wichtig ist. In Hoffenheim darf man nun höchstens knapp verlieren, um sicher in der Champions League zu sein. Klingt machbar, aber das haben wir in dieser Saison schon öfter gedacht. Vermutlich wird Peter Stöger wieder einige Wechsel vornehmen. Sokratis ist ja schon mal gesperrt, Toprak droht verletzt auszufallen. Vermutlich wird man sich irgendwie durchwürgen, bevor es dann endlich wirklich vorbei ist. Dann wird geredet und hoffentlich auch gehandelt.