Reifes Rumpelstilzchen

Mal vorneweg: Das ist keine Kontaktanzeige! Ich kann diese Überschrift erklären. Es gibt da einen Fußball-Kommentator, den ich eigentlich immer noch schätze (auch über 11 Jahre nach DEM CL-Finale), nämlich Marcel Reif. Er ist immer noch einer der Besseren, auch wenn das nicht viel heißen muss. Herr Reif hat nun neben seiner Tätigkeit fürs Pay-TV u.a. eine Kolumne im „Tagesspiegel“. Ob er die auch schreibt, weiß man nicht so genau. Unter seinem Namen erschien jedenfalls vorgestern nicht nur die Empfehlung an Thomas Schaaf, vielleicht mal seinen Job bei Werder Bremen zu überdenken (allerdings vor dem Spiel gegen Köln), sondern auch folgende Schlussbemerkung über einen mir noch etwas wichtigeren Trainerkollegen von Schaaf:

Noch ein Wort zu Jürgen Klopp, der von Mainz via Fernsehen nach Dortmund gewandert ist? Das ist eine ganz andere Geschichte. Um es mal so zu sagen: Nach seinen jüngsten Auftritten als Rumpelstilzchen wäre es wohl für alle Beteiligten das Beste gewesen, er wäre etwas bodenständiger geblieben und damit in der Zweiten Liga verschwunden.

Nun haben wir in Deutschland Pressefreiheit (zumindest meistens), und auch wenn die ganze Kolumne erkennbar auf billigen Effekt aus ist, kann der Herr Reif das so schreiben, wenn er möchte. Und wenn er es denn war fragt sich nur, wer das eigentliche Rumpelstilzchen ist.

Marcel Reif hatte bisher jetzt aber nicht den Ruf eines Effekthaschers und offenbar will er den auch nicht bekommen. Denn gestern ruderte er zurück und erklärte gegenüber dem BVB, diese Formulierung sei so nicht vom ihm autorisiert worden und entspreche auch nicht seiner Meinung. Entschuldigt hat er sich dann auch noch bei Kloppo. Letzteres ist in Ordnung und ehrenwert. Nur, wenn seine Erklärung stimmt: Wo sind dann die journalistischen Maßstäbe, die angebracht wären? Scheinbar kommt es immer häufiger vor, dass Ghostwriter die angeblichen Gastkolumnen in den Zeitungen füllen. Waren es vorletztes Jahr noch Trainer, für die die Journalisten zur Feder Tastatur griffen, schreiben inzwischen wohl schon Journalisten für andere Journalisten…

Oder ist die reif(sch)e Erklärung doch nur eine Ausrede für den unreifen Kommentar? Muss es jetzt schon Autorisierungen für ’selbstgeschriebene‘ Texte geben? Mir wäre ja lieber, er hätte es selbst geschrieben und würde dazu stehen oder dafür gerade stehen.

2 Kommentare zu „Reifes Rumpelstilzchen

  1. Ist aber schön für die Leser! Und du bist ja noch ziemlich am Anfang deiner Karriere, während Herr Reif definitiv schon bessere Momente hatte, damals in München oder in Madrid beim Torfall.
    Vielleicht solltest du selbst unter die Ghostwriter gehen. Die Beckenbauer-Kolumne, das wär doch was…;-)

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