Dortmunds magische Momente

1.Bundesliga, 25. Spieltag / Werder Bremen 1 BVB 2

Die Borussia kommt mit drei Punkten aus dem Weserstadion zurück, obwohl sie eine Halbzeit lang in Unterzahl agieren musste – da gibt es erstmal nichts zu meckern. Man kann allerdings auch nicht sagen, die Schwarz-Gelben hätten sich von ihrer besten Seite gezeigt, vor allem nicht in der zweiten Hälfte. Doch Einzelne ragten heraus – zumindest bei den beiden sehenswerten Toren.

Über die Aussagekraft beziehungsweise die Interpretation des Expected Goals-Werts wird ja immer wieder diskutiert. Wenn eine Mannschaft aus einem xG-Wert von 1,17 zwei Treffer macht, spricht einiges dafür, dass individuelle Spieler überperformed haben und besonders effektiv waren. Die vom Team kreierten Chancen waren nicht so klar, der Abschluss dafür umso besser. Manchmal ist auch ein wenig Glück im Spiel, doch bei Donyell Malen und Jadon Sancho war es gestern einfach deren Klasse.

BVB-Matchwinner Malen und Sancho

Donny ist für mich ohnehin ein Spieler, der nach wie vor auch unter Fans teilweise noch unterschätzt wird, eigentlich aber mit Abstand unser bester Offensivmann ist. Bei ihm überraschte mich der artistische Seitfallzieher zum 0:1 nur in der konkreten Situation, nicht aber grundsätzlich. Jadons Solo-Lauf und Abschluss zum 0:2 war so nach den letzten Wochen nicht zu erwarten. Umso schöner, dass es geklappt hat. Wenn man ehrlich ist, ging ansonsten von beiden Spielern keine große Torgefahr aus. Malens zwei Schüsse stammten beide aus der Situation, die zu seinem Tor führte; der erste wurde noch abgewehrt. Zur Pause wurde Donny dann taktisch bedingt durch Hummels ersetzt. Jadon schoss nur das eine Mal auf Zetterers Kasten und spielte zwei Pässe ins Angriffsdrittel; sein Wert für erwartete Assists lag bei 0,09.

Das soll nicht heißen, dass beide keine weiteren Beiträge fürs Spiel leisteten. Herausragend waren aber wirklich nur ihre magischen Momente. Natürlich lag das nach einer ersten Halbzeit mit Dortmunder Übergewicht auch am Spiel in Unterzahl in den zweiten 45 Minuten. Marcel Sabitzers Rote Karte kurz vor der Pause war unnötig, unglücklich und auch ein bisschen hart von Schiedsrichter Deniz Aytekin. Sabitzers Bein war trotz seines Treffers oberhalb von Weisers Knöchel nicht gestreckt. Ja, regelkonform war der Platzverweis natürlich schon.

Füllkrug fühlt sich gut und spielt mäßig

Jadon Sancho war nicht der Einzige, der in der zweiten Hälfte nicht mehr ganz überzeugte und mindestens zwei leichte Fehlpässe spielte. Klar bist du in Unterzahl defensiver und riskierst nicht mehr so viel. Aber der BVB wirkte streckenweise arg passiv, schaffte zu wenig Entlastung und machte viel zu wenig aus dem gelegentlichen Ballbesitz. Mit der Einwechslung von Karim Adeyemi kam wieder ein bisschen Schwung in die Gegenangriffe, aber abgesehen von der 1 gegen 1-Situation mit Keeper Zetterer agierte Karim eher unglücklich.

Betrachtet man das gesamte Spiel, fehlte dem BVB – wie übrigens auch Werder – ein wenig der „Killerinstinkt“. Außer in den beiden magischen Momenten. Der vor der Partie offiziell verabschiedete Ex-Werderaner Füllkrug blieb mit Ausnahme einer kleinen Vorarbeit zu Malens Treffer weitgehend wirkungslos vor dem Tor. Julian Brandt spielte vor Sanchos Tor den Pass zum Engländer, war auch sonst sichtlich bemüht und scheint immerhin wieder im Aufwärtstrend. Hinten wussten die Innenverteidiger Schlotterbeck und Süle mehr zu überzeugen als die Kollegen außen, auch wenn Niklas beim Gegentor keinen idealen Laufweg machte.

Wie gesagt: Ein Sieg in Bremen unter diesen Umständen ist aller Ehren wert. Werder hat aber auch ein Team, das man als Spitzenmannschaft an einem guten Tag durchaus schlagen kann. Die Grün-Weißen strahlen weder hinten hundertprozentige Sicherheit noch vorne gnadenlose Effektivität aus. In den nächsten Wochen folgen für den BVB die ganz großen Aufgaben.

Die Aufstellung: Kobel – Ryerson, Süle, Schlotterbeck, Maatsen (84. Bensebaini) – Sabitzer, Can – Malen (46. Hummels), Brandt (65. Adeyemi), Sancho (74. Nmecha) – Füllkrug (65. Özcan). Gelbe Karte: Schlotterbeck, Adeyemi. Rote Karte: Sabitzer. Tore: Malen, Sancho

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