Ist er zu Stark, wirst du zu schwach

1. Bundesliga, 16. Spieltag / BVB 2 VfL Wolfsburg 3

icon_spielberichtfinalBorussia Dortmund kassiert eine Heimniederlage gegen den VW-Klub, die vor der Partie unwahrscheinlich schien und nach 35 gespielten Minuten noch deutlich unwahrscheinlicher. Doch im Fußball passieren bekanntlich unvorhersehbare Dinge. Gestern schrieb Referee Wolfgang Stark ein weiteres Kapitel seines Buches „Ich und der BVB – keine Liebesgeschichte“ und trug mit einer der schlechtesten Schiedsrichter-Leistungen seit Menschengedenken maßgeblich zum Endergebnis bei.

Für 35 Minuten hatte die Borussia die Partie komplett im Griff. Marco Reus hatte mit einem direkten Freistoß von links außen bereits nach sechs Minuten die Führung erzielt. In der Folge spielten die Schwarz-Gelben die Gäste teilweise schwindlig, doch trafen leider in Strafraumnähe zu häufig falsche Entscheidungen. Übereilte Distanzschüsse sind gegen einen reaktionsstarken Torwart wie Diego Benaglio nicht das Mittel der Wahl. In anderen Szenen wurde das Abspiel vergessen oder zu früh gesucht. Das Einzige, was in dieser Phase für einen Punktgewinn des VfL sprach, war, dass ein Tor immer auch aus heiterem Himmel fallen kann.

Ein Tor allein, egal ob durch einen Elfmeter oder aus dem Feld heraus, hätte die Borussia gestern selbstverständlich nicht so zurückgeworfen wie der zusätzliche Platzverweis gegen Marcel Schmelzer. Ganz Fußball-Deutschland hat die Szene mittlerweile gesehen: Der kurz vor der Torlinie stehende Linksverteidiger bekam den Ball zu keinem Zeitpunkt an die Hand und selbst wenn er vom Knie an die Hand gesprungen wäre, hätte Stark keine aktive oder unnatürliche Handbewegung unterstellen dürfen. Obendrein stand Vierinha, der die Flanke für den Schützen Dost hereinbrachte, im Abseits.

Im Anschluss an den „Wahrnehmungsfehler“ von Stark wackelte der BVB nur kurz, kassierte auch noch das 1:2 und bestimmte dann wieder das Spiel. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache, doch natürlich fehlte die Dominanz der ersten halben Stunde und nach dem erneuten Rückstand auch die Kraft für das Spiel in Unterzahl gegen eine technisch versierte Mannschaft, die nicht mehr als nötig tat. Man hätte die Begegnung nicht zwangsläufig verlieren müssen. Doch wäre beispielsweise das 2:3, bei dem Felipe Santana nicht gut aussah, auch gefallen, wenn noch ein gelernter Linksverteidiger in der Viererkette gestanden hätte? Pure Spekulation, natürlich. Es spricht jedenfalls wenig dafür, dass die Borussia das Spiel zu elft aus der Hand gegeben hätte.

Schiedrichter machen Fehler. Auch gravierende, so wie die Spieler. Das Problem bei Wolfgang Stark ist sein Hang zur großen Geste. Bei einem Handelfmeter und dem folgenden Platzverweis sollte man sich sicher sein, doch Stark scheint es wichtiger, durchzugreifen und große Entscheidungen zu treffen. Das zeigt auch seine Vergangenheit, die er mit Dortmund hat. Weiterlesen „Ist er zu Stark, wirst du zu schwach“

Marcoreus Superstar

1. Bundesliga, 6. Spieltag / BVB 5 Mönchengladbach 0

Dass Marco Reus in der Partie gegen seinen Ex-Verein eine gewisse Rolle spielen würde, war irgendwie vorherzusehen. Dass ihm mit einem grandiosen Auftritt nun der endgültige Durchbruch in Dortmund gelungen ist, hätte man wohl nicht zu hoffen gewagt. Marcos tolles Tor zum 1:0 war die Initialzündung in einer Begegnung, in der zuvor zwei gut verteidigende Mannschaften den gegnerischen Angreifern das Leben schwer machten.

Jürgen Klopp hatte mit seiner Aufstellung in einem Punkt wohl jeden überrascht: Niemand erwartete einen Wechsel auf der Stürmer-Position, doch lief um 18.30 Uhr tatsächlich Julian Schieber aufs Feld und Robert Lewandowski zur Bank. Letzterem vor der CL-Partie in Manchester mal eine Pause zu gönnen, war – im nachhinein – gar nicht blöd. Mit den drei sehr offensiven Mittelfeldspielern dahinter hoffte Klopp, auch ohne den vereinsintern besten Torschützen der Vorsaison genügend Druck aufzubauen. Man kann nicht sagen, dass Schieber seine Chance perfekt genutzt hat – nur ein Torschuss steht bei ihm zu Buche. Allerdings schuf er mit seiner Präsenz Räume für die flinken Drei hinter ihm und gewann die meisten Dortmunder Zweikämpfe.

Es brauchte jedoch den inzwischen häufig zitierten „Dosenöffner“, damit sich die schwarz-gelbe Offensivkraft auszahlte. Diverse Fehlpässe und aufmerksame Gladbacher Abwehrspieler brachten die Dortmunder Angriffe in den ersten 25 Minuten immer wieder vorzeitig zum Erliegen. Die Gäste hatten in der Anfangsphase sogar die zwei besten Gelegenheiten gehabt – abgesehen von einem Subotic-Kopfball an die Latte nach einer Ecke. Das sollte Neven später noch besser machen.

Doch es blieb Marco Reus vorbehalten, den Reigen zu eröffnen – mit einem Tor, dass den zahlreich anwesenden Gladbach-Fans schmerzlich genau jene Qualitäten ihres ehemaligen Spielers aufzeigte, die sie derzeit vermissen. Marcos Sololauf aus dem Mittelfeld, bei dem er zwei Gladbacher stehen ließ und schließlich durch ter Stegens Beine vollendete, versprühte das individuelle Flair, das jede Mannschaft gelegentlich als Inspirationsquelle benötigt. Weiterlesen „Marcoreus Superstar“

Wie lange dauert eine Überraschung?

In jeder Bundesliga-Saison gibt es mindestens eine Überraschungsmannschaft, die die Erwartungen deutlich übertrifft. Häufig ist es der Fall, dass dieses Team eine besonders gute Frühform vorweist – besser als die von Vereinen, die erst spät alle Spieler beisammen haben. In vielen Spielzeiten haben sich die frühen Überflieger nicht ganz oben halten können. Mal waren die folgenden Abstürze härter, mal weniger. Es gibt aber auch ein paar Beispiele, bei denen kein (wirklicher) Absturz erfolgte: der FCK wurde bekanntlich als Aufsteiger Meister und Gladbach schaffte es gerade erst von Platz 16 in die Champions League-Qualifikation.

Eintracht Frankfurt ist die Überraschung des Herbstes 2012. Bei Punktgleichheit mit den Bayern und fünf Punkten Vorsprung auf die Verfolger nach vier Spielen gibt es keine zwei Meinungen. Ganz offensichtlich hat es der Aufsteiger geschafft, bereits in der zweiten Liga eine gesunde Basis für den angestrebten Wiederaufstieg zu schaffen. Einige Spieler kennt man ja auch noch aus der vorletzten Saison. Jürgen Klopp lobte in der heutigen Pressekonferenz zum Spiel Eintracht gegen den BVB die Transferpolitik und den derzeit von den Hessen gezeigten Offensivfußball. Nichtsdestotrotz wissen auch die Eintracht-Verantwortlichen, dass Platz 2 höchstwahrscheinlich nicht zu halten sein wird. Ein Absturz ins Bodenlose scheint jedoch vermeidbar – so viel deutet sich bereits an.

Es würde nur wenige Fußball-Kenner wundern, wenn die Siegesserie der Gastgeber morgen reißen würde. Mit einem Einsatz auf einen Eintracht-Sieg lässt sich bei den großen Wettanbietern doppelt so viel Geld verdienen wie mit dem Tipp auf Schwarz-Gelb. Doch die Borussia muss sich gegenüber Samstag gehörig steigern, um in Frankfurt etwas mitzunehmen – vorne wie hinten. Personelle Veränderungen im Mittelfeld deuten sich an, möglicherweise jedoch leider nicht auf den 6er/8er-Positionen. Sven Bender ist leicht geschwächt durch einen Infekt, so wie nach wie vor Ilkay Gündogan. Beide sind nur fraglich und nicht unwahrscheinlich – doch es könnten durchaus erneut Kehl und Leitner beginnen, was erneut nicht meine Präferenz wäre. Einiges spricht auch für die Rückkehr von Kuba in die Startelf auf seiner angestammten rechten Außenbahn.

Bei der Eintracht ist der Einsatz von Kapitän Pirmin Schwegler wegen einer gegen Nürnberg erlittenen Platzwunde fraglich. Der von Fürth gekommene Stürmer Olivier Occean wird mit einem Muskelfaserriss in jedem Fall fehlen. Beide Spieler haben alle vier Partien für die SGE begonnen – Armin Veh muss also seine Startelf umstellen. Trotzdem sehe ich den BVB im Gegensatz zu den meist konservativ agierenden Wettanbietern nicht als echten Favoriten – und die Mannschaft sollte das tunlichst genauso wenig tun. Eine gesunde Mischung aus Pressing und sicherer Defensivarbeit wird für den Erfolg nötig sein. Und immer an die Flügel denken – aber das hat Jürgen Klopp den Jungs auch schon gesagt.

Schon wieder HSV

1. Bundesliga, 4. Spieltag / Hamburger SV 3 BVB 2

Vor gut einem Jahr verlor Borussia Dortmund zum letzten Mal in der Fußball-Bundesliga, damals mit 1:2 beim HSV. Nun ist es wieder passiert. 2:3, erneut beim HSV, allerdings bei dem aus Hamburg. 2011 wurde dem durchwachsen gestarteten BVB im Anschluss eine Krise eingeredet, die sich, wie wir alle wissen, nicht bestätigte. In diesem Jahr kam die Niederlage deutlich überraschender – schließlich hatte der Gegner bisher 0 Punkte auf dem Konto und lag auf Platz 17.

Ausnahmsweise will ich mich heute mehrmals selbst zitieren. Meinen Vorbericht. Mit der Niederlage habe ich nicht gerechnet, das vorweg. Das Hamburger Stadion habe seinen Schrecken für die Borussia verloren, behauptete ich. Vielleicht war genau das ein Grund für die Lässigkeit, mit der ein paar Spieler in entscheidenden Situationen zu Werke gingen. Jedenfalls ist man die gestern gezeigte Anzahl von Alibi-Aktionen und leichten Fehlpässen von den Schwarz-Gelben nicht gewohnt. Und leider hatten sie auch nicht die Warnung vor dem Zusammenspiel von Rafael van der Vaart und Heung-Min Son verinnerlicht, die sicher nicht nur ich ausgesprochen habe.

Die Gründe für die Niederlage, an die man sich erst mal wieder gewöhnen muss, waren jedenfalls weitestgehend hausgemacht. Das ist kein fehlender Respekt für die Gastgeber – die spielten das angesichts der Ausgangslage gut runter. Wirklich gefährlich wirkte aber fast ausschließlich das, was die schon erwähnten van der Vaart und Son produzierten. Und in der letzten halben Stunde hätte der HSV noch locker zwei oder drei Punkte verlieren können.

Schon bei der gestrigen Aufstellung des BVB darf man ein Fragezeichen setzen. Die Herausnahme von Kuba zugunsten von Ivan Perisic kann man aufgrund der bisher regelmäßigen Einsätze des polnischen und der zwei Tore des kroatischen Nationalspielers rechtfertigen – auch wenn der hart arbeitende und zielstrebige Kuba dem Dortmunder Angriffsspiel in der ersten Hälfte sicher nicht geschadet hätte. Deutlich weniger einleuchtend war die Startelf-Saisonpremiere von Moritz Leitner, der für die zentrale Position neben Kehl einfach (noch) nicht die nötige Zweikampfstärke mitbringt. Hier wäre der Saison-Einstand von Sven Bender vermutlich die bessere Wahl gewesen – es sei denn, es gab Fitness-Gründe, die dagegen sprachen. Weiterlesen „Schon wieder HSV“

Stark gegen schwach

1. Bundesliga, 3. Spieltag / BVB 3 Bayer Leverkusen 0

Schön, wenn man sich so irrt. Enges Spiel, starker Gegner, gefährlich über die Flügel? Alles falsch, zumindest heute. Mit einer Souveränität, die an die besten Momente der letzten Jahre erinnerte, bezwang Borussia Dortmund die Werkself aus Leverkusen, die maßlos enttäuschte. Zwei Tore nach Standards, ein Tor nach einem herrlich schnell vorgetragenen Angriff – zum richtigen Zeitpunkt ist der meisterliche BVB wieder da.

Dabei standen die beiden Jungstars Marco Reus und Mario Götze erneut nicht gemeinsam auf dem Platz. Jürgen Klopp schonte ersteren und ließ letzteren von Anfang an spielen, wenn auch nicht über 90 Minuten. Eine Maßnahme, die absolut aufging: Mario wirkte zumindest in der ersten Hälfte frisch und belebend, Marco Reus schoss später von links den Freistoß, den Robert Lewandowski zum 3:0 ins Tor köpfte.

Überhaupt Lewandowski, überhaupt die Polen. Wenn man die ersten vier Pflichtspiele auf einen Nenner bringen will, dann kommt man zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass der polnische Anteil an dem, was funktioniert hat, sehr, sehr groß war. Kuba und Robert befinden sich in bestechender Frühform. Der Verbleib unseres Topstürmers könnte sich als die wichtigste Personalie der Saison herausstellen. Jakub wiederum ist trotz starker Konkurrenz derzeit nicht aus der Startelf wegzudenken. Nun zeigte sich heute auch noch Lukasz Piszczek in richtig guter Verfassung, war beim tollen 2:0 eingebunden, als er Lewandowskis langen Pass bekam und schön in die Mitte legte, wo Kuba nur noch draufhalten musste.

Von Leverkusen hatte ich viel mehr erwartet. Dass zunächst der BVB das Spiel komplett dominierte und die Gäste vorsichtig agierten, registrierte man erfreut, aber angesichts der schon früh ausgelassenen Torchancen mit Skepsis. Irgendwann würde die Werkself schon kommen. Und irgendwann war schließlich in der 13. Minute, als Stefan Kießling im Fünfmeterraum an den Ball kam. Doch der Stürmer hat gerade nicht seine besten Tage, bekam die Drehung zum Tor nicht richtig hin, so dass sein Schuss letztlich noch geblockt werden konnte. Und das war es mit Ausnahme von zwei, drei über das Spiel verstreuten Szenen von Leverkusen. Weiterlesen „Stark gegen schwach“

Dortmund schwitzt sich zum Sieg

DFB-Pokal, 1. Runde / FC Oberneuland 0 BVB 3

Nur im rein wörtlichen Sinne wurde es den Schwarz-Gelben in ihrem ersten Pflichtspiel der Saison heiß. Im Bremer Weserstadion wurden 30 Grad im Schatten gemessen – doch nur ein Drittel des Spielfeldes lag in selbigem. Spielerisch hatte der Doublesieger nie ernsthafte Probleme mit dem Regionalligisten FC Oberneuland.

Die Spieler gingen mit Überzeugung in die 90 Minuten und ließen nie einen Zweifel daran, wer am Ende die Oberhand haben würde – auch wenn das Tempo wegen der Temperaturen nicht so hoch war wie gewohnt. Es war so eine Art positive Arroganz zu spüren – positiver als bei den Bayern natürlich. Mir ging es ja ähnlich: ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass der BVB dieses Spiel verlieren könnte.

Mats Hummels entschied während des Aufwärmens, sich gar nicht auf die Auswechselbank zu setzen, sondern daneben. Neven Subotic und Felipe Santana bildeten die Innenverteidigung und hatten keine nennenswerten Probleme mit den Oberneuländern, die im ganzen Spiel zu nur drei Torschüssen kamen. Es entwickelte sich also ein recht entspannter Sommerfußball, der natürlich deutlich besser als das war, was es in der Saisonvorbereitung zu sehen gab. Schon in der 11. Minute gelang Marco Reus sein erstes Pflichtspieltor für die richtige Borussia, als er den Ball von Lewandowski bekam, Torwart Mandic umspielte und von halbrechts ins lange Eck schob. Es ist bereits klar ersichtlich, welche Rolle er auch in schwarz-gelb spielen kann, wenn er fit bleibt. Die Abläufe sind da zwar noch nicht zu jedem Zeitpunkt perfekt abgestimmt, aber das wird kommen.

Nach einer schöpferischen Pause schlug die Borussia in der 38. Minute in Person von Kuba wieder zu, der aus ganz ähnlicher Position wie Reus zum 2:0 traf. Zwischen Jakub und Mario Götze wird es einen interessanten, aber sicherlich rein sportlichen Konkurrenzkampf geben. Auch wenn es in anderen Szenen mit den Abschlüssen haperte, punktet Kuba derzeit mit Schnelligkeit und Zielstrebigkeit.

Auf der anderen Seite liegt Ivan Perisic nach den letzten Eindrücken deutlich vor Kevin Großkreutz. Ein schöner Diagonalpass vor dem 2:0, ein toller Schuss an die Latte in der zweiten Hälfte und letztendlich gelang Ivan noch ein echter Perisic, als er von links nach innen zog und aus spitzem Winkel über den Torwart ins lange Eck schoss. Für die Partie gegen die anderen Bremer am Freitag sollte er gesetzt sein und könnte dann eine wichtige Rolle spielen.

Es war ein Pflichtsieg, der höchstens dadurch getrübt wurde, dass der Berliner AK noch höher gewonnen hat. Denn natürlich hatte der BVB Chancen für weitere Tore. Julian Schieber unterstrich wenige Meter vor dem Tor noch mal seine Ambitionen auf die Rolle des Lewandowski-Ersatzmanns. Aber in Wahrheit gibt es natürlich nichts zu meckern. Ein vollkommen souveräner Erfolg, der die Vorfreude auf Freitag und die Spannung bezüglich des nächsten Pokalgegners noch mal erhöht.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Santana, Schmelzer – Gündogan, Kehl – Kuba (85. Großkreutz), Reus (65. Götze), Perisic – Lewandowski (69. Schieber). Tore: Reus, Kuba, Perisic

Richtige Entscheidungen

Heute sind in Dortmund zwei Personalfragen geklärt worden – die letzten offenen vor dem Saisonstart. Das Resultat wird die BVB-Fans noch zufriedener machen als sie ohnehin schon sind. Kuba hat nicht ganz unerwartet seinen Vertrag verlängert – und zwar um gleich drei Jahre bis 2016. Noch im Winter hätte diese Nachricht für deutlich geringeres Interesse gesorgt, doch eine tolle Rückserie und zumindest das eine herrliche Tor bei der EM im eigenen Land haben die Zahl seiner Bewunderer sprunghaft ansteigen lassen. Einiges spricht dafür, dass Kuba das Selbstbewusstsein gebraucht hat, das aus seinem Durchbruch und der folgenden Anerkennung erwachsen ist. Folglich können sich alle Schwarz-Gelben auf weitere Topleistungen freuen, sollte der Mittelfeldspieler gesund bleiben. Erfreulich, dass auch der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft zu schätzen weiß, was er am BVB hat und sich nicht scheut, den Konkurrenzkampf im Kader anzunehmen.

Fast genauso freue ich mich über die Vertragsunterzeichnung von Florian Kringe. Auch wenn die beim FC St. Pauli stattfand und der Spieler seit Anfang des Monats gar nicht mehr der Borussia angehörte. Ich habe schon desöfteren geäußert, wie sehr ich Kringe schätze und dass ich mir gewünscht hätte, dass es für ihn irgendwie bei uns weitergeht. Schön, dass er jetzt bei einem ambitionierten Zweitligisten gelandet ist, wie er seinen neuen Arbeitgeber selber bezeichnet. Obendrein bei einem Verein, bei dem die Atmosphäre auch eine ganz besondere ist. Mindestens ein Jahr wird Kringe dort bleiben. Ich wünsche alles Gute und gerne den Aufstieg!

Die Freuden eines langen Sommers

Es gibt in Fußball-Deutschland eine Diskussion, die passt in jedes Sommerloch. Vor allem wenn es so groß ist wie das diesjährige. Und damit sind wir schon mitten im Thema: Verschiedene Funktionsträger von Bundesliga-Clubs haben sich über die Länge der Sommerpause 2012 beschwert. Für den Trainer des 1.FC Nürnberg Dieter Hecking zieht sie sich hin „wie ein Kaugummi“. Womit er nur die eine Seite der Medaille beschreibt – auf der anderen Seite steht ein 4:2-Sieg seines Teams über den Deutschen Meister Borussia Dortmund.

Während der BVB erst seit einigen Tagen wieder mit seinen drei polnischen Stammspielern trainieren kann und die fünf potenziellen deutschen Stammspieler erst heute ins Training einsteigen, hatte Dieter Hecking seinen Kader weitgehend zusammen und konnte in den vergangenen Wochen gut mannschaftlich arbeiten. Weswegen die schwarz-gelbe Niederlage im gestrigen Abschiedsspiel für Marek Mintal auch nicht schmerzhaft ist. Doch die Borussia muss sich daran gewöhnen, eine Spitzenmannschaft zu sein. Dazu gehören viele zu ihren Nationalteams abgestellte Spieler, Testspiel-Niederlagen und umso mehr Spannung, wie es denn im ersten Pflichtspiel aussieht. Es ist durchaus vorstellbar, dass der Meister sich auch in den ersten Ligapartien gegen eingespieltere Gegner schwer tun wird.

Kein Grund zur Klage also für Dieter Hecking – aber auch der BVB braucht sich noch keine Sorgen zu machen. Vorigen Mittwoch kam die Mannschaft mit einem standesgemäßen 4:0 vom Drittligisten RW Erfurt zurück. Und Jürgen Klopp hat noch eine Reihe von Testspielen, inklusive dem Liga-Total-Cup, um mit seinem vollen Kader zu arbeiten. Nächste Gelegenheit bietet im Schweizer Trainingslager die Partie gegen den FC St. Gallen, die am Mittwoch um 20 Uhr angepfiffen und von Sport1 live übertragen wird. Sollte die Borussia weiterhin auf dem Erfolgsweg bleiben, werden wir uns eben daran gewöhnen müssen, erst zum Saisonstart die Leistungsstärke unserer Lieblingsmannschaft abschätzen zu können. Die besten Trainingslager aller Zeiten haben nichts zu bedeuten – da muss man bloß die Bayern fragen.

Und sonst? Bleibt es wie vorhergesagt ruhig um den BVB. Keine Überraschung ist die Verlegung der Pokalbegegnung beim FC Oberneuland ins Bremer Weserstadion. Und bei den Vertragsgesprächen mit Mittelfeldspieler Kuba stehen die Zeichen auf Einigung und eine mittelfristige Verlängerung des noch bis nächstes Jahr laufenden Kontrakts.

Größer geht’s nicht

DFB-Pokal, Finale / BVB 5 Bayern München 2

Verrückt, das alles. Nicht nur, dass wir gerade die beste Saison der Vereinsgeschichte erleben. Auch wenn diese Einschätzung ein wenig vom eigenen Geburtsjahr beeinflusst wird – ganz weit oben steht 2011/12 auf jeden Fall. Das erste Double nach 103 Jahren ist für sich allein genommen schon sensationell. Die Art und Weise, wie das gestern ablief, hätte mit Sicherheit niemand für möglich gehalten. Am Ende dieser Saison stehen unfassbarerweise fünf Tore im Pokalfinale gegen Bayern und ein düpierter Schalker im Bazi-Tor.

Eine absolut großartige Leistung nahezu aller Spieler und herausragendes Engagement führten zur Krönung einer historischen Saison. Dabei war der BVB nicht feldüberlegen im Sinne von dominant. Gerade in der ersten Halbzeit bis zum Dortmunder 2:1 konnten sich die Bayern häufig bis zum Strafraum durchspielen, wo sie jedoch in den meisten Fällen von einer glänzend aufgelegten Innenverteidigung am Torschuss gehindert wurden. Im Kontrast zur herrlichen Ineffizienz des FCB war beinahe jeder gelungene Dortmunder Angriff auch gefährlich. Wie auch in München stand der BVB tiefer als gewöhnlich, häufig fast vollzählig am eigenen Sechzehnmeterraum und schuf dank doppelter bis dreifacher Deckung und größter Aufmerksamkeit ein beeindruckendes Bollwerk.

Und sobald der BVB kontern konnte, wurde es gefährlich. Kuba, Kagawa, Gündogan und der überragende Lewandowski machten das Spiel gekonnt schnell, sobald ein Bayern-Angriff abgefangen war. Zwar wurde der Ball auch öfter einfach nach vorne gepöhlt, aber immer, wenn besonnen nach vorne gepasst wurde, brannte es in der Bayern-Defensive. Was natürlich sowohl an deren zeitweiser Orientierungslosigkeit wie auch am tollen Dortmunder Spielverständnis lag. Nehmen wir das frühe 1:0: Kuba kann da von halbrechts draufhalten, legt aber präzise quer zu Kagawa, der noch besser steht. Weiterlesen „Größer geht’s nicht“

Gutes Ende, schlechtes Ende

1. Bundesliga, 34. Spieltag / BVB 4 SC Freiburg 0

Borussia Dortmund hat eine unglaubliche Saison mit einem früh herausgespielten 4:0 gegen Freiburg und einem neuen Punkterekord beendet. 81 Punkte, die schwer zu toppen sein werden. Wie es dazu kommen konnte, zeigte die Mannschaft auch am letzten Spieltag. Anstatt einfach auf die Meisterschale zu warten, präsentierten sich die schwarz-gelben Jungs erneut engagiert und spritzig, so dass das Überraschungsteam der Rückserie ohne reelle Chance auf eine Überraschung blieb.

Kurz vor Anpfiff
Feierstimmung vor dem letzten Anpfiff

Der BVB zeigte große Variabilität und alle seine Stärken. Das in manchen Partien zu kurz gekommene Flügelspiel war ebenso zu sehen wie die gefürchteten, Abwehren zerschneidenden Pässe in die Tiefe. Mats Hummels und Neven Subotic verteidigten sehr hoch und fielen mehrmals mit starken Bällen in die Spitze auf. Herrliche Tore und Torvorbereitungen der polnischen Nationalspieler Kuba, Lewandowski und Piszczek machten in der ersten Halbzeit allerbeste Laune und selbst im verhalteneren zweiten Abschnitt hätte noch der eine oder andere Treffer fallen können. Weiterlesen „Gutes Ende, schlechtes Ende“