Schon wieder Drama wegen Mainz

1.Bundesliga, 16. Spieltag / BVB 1 FSV Mainz 05 1

Ein gutes halbes Jahr nach jenem 27. Mai 2023 stürzt Mainz 05 Borussia Dortmund erneut in ein Tal. Diesmal fließen keine Tränen, aber es regieren Ärger und Ratlosigkeit angesichts einer Mannschaft, die selbst innerhalb eines Spiels gegen den Siebzehnten zwei extrem unterschiedliche Gesichter zeigt.

Für die erste Halbzeit wurde der BVB hoch gelobt, der Gegentreffer mal ausgeklammert. Tatsächlich war vor allem die Phase zwischen etwa der fünften und der 20. Minute beeindruckend, als die Gastgeber es endlich einmal schafften, einen Gegner einzuschnüren und dabei auch noch gefährlich zu werden. Der Tabellenstand schien sich im Spiel zu manifestieren. Die Schwarz-Gelben hatten in der ersten Hälfte genügend Chancen, deren Qualität insgesamt aber vermutlich durch die beiden Aluminium-Treffer von Bynoe-Gittens und Sabitzer etwas überschätzt wird. 14 Schüsse mit einem Expected Goals-Wert von zusammen 0,76 (laut Sofascore) stehen zu Buche. Für die Führung benötigte man einen ruhenden Ball.

Zweite Hälfte: BVB sucht Spielwitz

Die beiden genannten Spieler gehörten zu den Aktivposten einer insbesondere im genannten Zeitraum sehr spielfreudigen Dortmunder Mannschaft. Unverständlich, dass JBG gemeinsam mit dem glücklosen Füllkrug in der 63. Minute als erster Spieler nicht verletzungsbedingt ausgewechselt wurde. Das Unverständlichste war aber, wie sehr die Borussia nach dem Mainzer Ausgleich in der 43. Minute oder zumindest nach Anpfiff der zweiten 45 Minuten leistungsmäßig einbrach. Schon der Gegentreffer war reichlich schludrig gewesen: Nach einer Ecke gelangte der Ball nach außen auf die linke Mainzer Seite. Kein Schwarz-Gelber lief schnell genug raus, um Mawene bei der Flanke zumindest zu stören. Zentral gewann van den Berg sein Kopfballduell und traf aus kurzer Distanz.

In der zweiten Hälfte zeigte der BVB wieder jene Schwächen, die man von all den schwächeren Auftritten dieser Saison kennt. Defensiv stand man zeitweise zu weit weg von den Gegenspielern, was wohl die meisten anderen Mannschaften besser ausgenutzt hätten als Mainz. Offensiv offenbarten die Schwarz-Gelben ebenfalls altbekannte Schwächen. Drei Probleme fielen besonders ins Auge: Die Unentschlossenheit oder fehlende Courage, die dazu führt, dass im Zweifelsfall lieber nochmal quer oder zurück gespielt wird. Die Hast beim Abschluss, wodurch manchmal vielversprechende Angriffe nicht ausgespielt werden. Und damit manchmal verbunden, die Eigensinnigkeit mancher Akteure, die lieber selber abschließen als sich nochmal nach besser postierten Mitspielern umzuschauen.

Keine Entschuldigungen, keine Konsequenzen?

Die Konsequenz: Trotz ähnlicher Verteilung beim Ballbesitz (HZ 1: 67%, HZ 2: 64%) lagen die 05er in den zweiten 45 Minuten beim xG-Wert vorne (0,45:0,63) und die Zahl der Schüsse war ausgeglichen (8:8). Auch in dieser Partie hätte die Borussia zwar in der Nachspielzeit noch drei Punkte klar machen können (Schuss von Malen). Aber außer einem gut parierenden Mainzer Keeper und der Verletzung des eingewechselten Haller, wegen der die Schwarz-Gelben einige Minuten zu zehnt spielen mussten, fallen einem keine Entschuldigungen für diesen Punktverlust ein, auch wenn sich Kapitän Can nach der Partie alle Mühe beim Suchen gab.

Unter dem Strich hat Borussia Dortmund keines der beiden letzten, von allen als extrem wichtig eingeschätzten Spiele gewonnen. Der Abstand auf Platz 4 wird heute am späteren Abend vier bis sechs Punkte betragen. Alles noch aufholbar, zweifellos, aber es fällt im Moment schwer, den Glauben aufzubringen, dass die Jagd in der Rückserie erneut von Erfolg gekrönt sein wird. Noch ist aber schwer vorstellbar, dass Aki Watzke Edin Terzic fallen lässt, auch wenn der Ernst der Lage von den Verantwortlichen scheinbar realisiert wird. Warten wir also die Analyse der Elefantenrunde mit Dino Sammer ab, die frühestens morgen stattfinden soll. Eine Einschätzung bei Any Given Weekend folgt…

Die Aufstellung: Kobel – Meunier (81. Wolf), Hummels (46. Süle), Schlotterbeck (72. Reyna), Bensebaini – Can, Sabitzer – Malen, Brandt, Bynoe-Gittens (63. Bamba) – Füllkrug (63. Haller). Tor: Brandt

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