Rose-Terzic-Conundrum

Es gibt wohl kaum einen BVB-Fan, der nicht spätestens jetzt Edin Terzic mag: Nach Pokalsieg und Platz 3 in der Liga hat die Borussia endlich wieder einen erfolgreichen und netten Trainer mit Stallgeruch. Doch nach aktuellem Stand rückt Terzic im Juli wieder ins berühmte zweite Glied – hinter Marco Rose und neben dessen Co-Trainer Alexander Zickler und Rene Maric. Die genaue Aufteilung der Kompetenzen – sollte es bei dieser Konstellation bleiben – ist noch nicht bekannt.

Viel ist bereits über dieses mögliche Set-up geschrieben worden. Es ist ungewöhnlich, spricht aber Bände über die Vereinsbindung von Edin Terzic. Man kann eher das Risiko von schnell aufkeimender Unruhe sehen oder die positive Seite: eine eigentlich komfortable Situation für den BVB. Sollte es wirklich wann auch immer ganz schlecht mit Marco Rose laufen, bräuchte der logische Ersatzmann wenig Anlaufzeit. Ich persönlich denke nicht, dass Rose in ein paar Monaten das Führen einer Mannschaft verlernt hat.

Die Zahlen sprechen für sich

Terzic wiederum hat in dieser Saison gezeigt, dass er es drauf hat. Gegenüber März, als bei Any Given Weekend ein erster Artikel zur Frage „Rose oder Terzic?“ und eine Zwischenbilanz zu Edins Zeit als Chef-Trainer erschien, hat sich seine Statistik klar verbessert. Inzwischen liegt sein Punkteschnitt deutlich vor dem von Favre in dieser Bundesliga-Saison (1,96 zu 1,73). Es war jedoch keine freie Fahrt für Terzic und die Mannschaft. Ja, der BVB hat mit großem Abstand die zweitmeisten Tore (75) geschossen. Doch das kurz nach seinem Amtsantritt von Terzic geäußerte Credo, ihm sei es wichtiger, die Mannschaft schieße ein Tor mehr als der Gegner als eins weniger zu kassieren, hat sich am erfolgreichen Ende der Saison nicht mehr so deutlich in der Spielweise niedergeschlagen. Da ließ die Borussia – ob freiwillig oder nicht – öfter als früher den Gegner spielen und konterte sich im Idealfall zum Tor. Trotzdem, und das ist entscheidend, gelangen in der Rückserie mehr Treffer als in der ersten Saisonhälfte (42/33).

Wichtig, wenn auch nicht in jeder Partie offensichtlich: Der neue Trainer erreichte die Spieler wohl besser als Lucien Favre. Dafür gibt es keinen Beweis, es lässt sich aber aus Äußerungen schließen. Akustisch steht ohnehin außer Frage, wer sich im Stadion besser Gehör verschaffte. Die Anfeuerung durch Terzic war in der Regel über die volle Länge der BVB-Spiele auch vor dem Fernseher vernehmbar. Wie groß der Anteil des Trainers an der Rückkehr Jadon Sanchos und später von Marco Reus zu alter Form war, lässt sich schwer beantworten, doch sie vollzog sich unter Terzics Führung und war ein entscheidender Faktor.

Edin Terzic wie auch Marco Rose kommen in Interviews und auf Pressekonferenzen nett und jovial rüber. Natürlich sprach Terzic besser Deutsch als Lucien Favre und konnte daher pointierter und ausführlicher antworten. Doch er ließ sich ebenfalls nicht gerne in die Karten schauen und es sich nicht nehmen, wiederkehrende Standardfragen auch mal nicht zu beantworten. Kein Traum für (Boulevard-)Journalisten, aber gut nachvollziehbar für Fans.

Die Lösung des Trainer-Rätsels: Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Scheitert Rose, kommt Terzic. An Terzic wird Rose nicht scheitern. Eine schwächere Phase mit einem schwächer besetzten Verein lässt Rose nicht ungeeignet als BVB-Trainer werden. Schon bald werden die Spieler-Transfergerüchte wieder spannender sein als das Rose-Terzic-Conundrum.

Lucien Favre schon weg

Früher als von mir erwartet hat Borussia Dortmund Trainer Lucien Favre und dessen Assistenten Manfred Stefes entlassen. In einem normalen Jahr hätte man dem ja nicht gerade erfolglosen Favre wohl noch Zeit bis zur Winterpause gegeben. Da eine solche aber 2020 (noch) nicht geplant ist, haben die Verantwortlichen nach dem 1:5 gegen den VfB wohl keine Notwendigkeit gesehen, noch zu warten.

Es ist bekannt, dass Lucien Favre bis zuletzt der BVB-Trainer mit dem besten Punkteschnitt war. Gescheitert ist er auch nicht an einer anhaltenden Pleitenserie, wie sie sogar Jürgen Klopp erlebt hat. Es war vielleicht nicht mal die Zahl der Niederlagen ausschlaggebend, sondern deren Art und Weise sowie die Gegner, die den BVB besiegen konnten. Außerdem gaben auch die erfolgreich gestalteten Partien nicht oft genug Anlass zur Hoffnung, dass da gerade etwas Großes am entstehen ist.

Entscheidend für die Trennung war unabhängig vom Zeitpunkt vermutlich die Auffassung der Vereinsverantwortlichen, dass Favre vielleicht einzelne Spieler besser gemacht, aber die Mannschaft nicht genügend weiterentwickelt hat. Zuletzt war kaum noch ein Konzept zu erkennen, wie man schwierige Spiele gewinnt. Obwohl die schwarz-gelben Jungs das mit individueller Qualität und Einzelaktionen gelegentlich trotzdem schafften.

Die Nachfolgeregelung hätte so auch nicht jede/r erwartet: Bis Saisonende übernimmt Co-Trainer Edin Terzic, unter anderem assistiert von Otto Addo. Sinn macht das insofern, als dass echte Wunschkandidaten für die Trainerbank im Winter selten zu bekommen und teurer als eine interne Lösung sind. Nächsten Sommer dürfte zumindest Ersteres anders aussehen. So deuten etwa einige Äußerungen der letzten Wochen darauf hin, dass Gladbachs Marco Rose von Max Eberl & Co nicht mit allen Mitteln gehalten werden soll.

Bleibt die Frage, was Edin Terzic bis dahin mit der Mannschaft erreichen kann. Vom Typ her soll er emotionaler als Favre sein. Das ist aber sicher nicht die einzige Voraussetzung, um mit dem BVB Erfolg zu haben. Es ist ein wohl notwendiges Wagnis, das Watzke, Zorc und die anderen Verantwortlichen mit Terzic eingehen. Ob es besser endet als mit Lucien Favre möglich gewesen wäre, ist kaum seriös vorherzusagen.

Mats Hummels, mach‘ den Trainerschein!

1. Bundesliga, 11. Spieltag / BVB 1 VfB Stuttgart 5

Nach einer ärgerlichen knappen Niederlage gegen Köln erlebt Borussia Dortmund im folgenden Heimspiel ein Desaster und geht gegen den Aufsteiger VfB Stuttgart mit 1:5 unter. Die beste Analyse kommt kurz nach dem Spiel von Mats Hummels – auf dem Platz hatten seine analytischen Fähigkeiten leider keine Auswirkung.

Die Worte zum Spiel

Hummels nannte die offensichtlichen Gründe für die Niederlage – entscheidende Ballverluste vor drei Gegentoren gegen einen starken VfB. Aber er ging auch so in die Tiefe, wie man es von Lucien Favre nicht nur wegen der Sprachbarriere nicht hören wird:

Wir versuchen immer klein-klein durch enge Räume durchzuspielen und haben dabei eine riesig hohe Ballverlustquote. (…) Es ist zu viel ‚Geschnicke‘, würde ich sagen, wir haben zu wenig Tiefe im Spiel, kommen zu wenig entgegen und provozieren so die eigenen Ballverluste.

Das sei kein sinnvoller Fußball, meinte Mats und erläuterte, dass die Schwarz-Gelben oft in den falschen Räumen Risiko spielten: Dort, wo es wenig bringt, aber schnell gefährlich werden kann. All das konnte man gegen den VfB erkennen, aber so eine Zusammenfassung musst du Minuten nach der Partie erst mal bringen. Als Spieler. Da stellt sich die Frage, ob Mats Hummels nicht auf der Trainerbank gut aufgehoben wäre – auch wenn er dem BVB derzeit in der Abwehr noch arg fehlen würde. Längerfristig aber ein charmanter Gedanke – obwohl ich etwas daran zweifle, dass Mats diesen Karriereschritt anstrebt. Weiterlesen „Mats Hummels, mach‘ den Trainerschein!“

Jung und jünger

1. Bundesliga, 8. Spieltag / Hertha BSC 2 BVB 5

BVB-Trainer Lucien Favre schickte gestern in Berlin keine besonders junge Startelf auf den Rasen des Olympiastadions: 27,6 Jahre war deren Durchschnittsalter. Nach der Partie fokussierte sich dennoch alles auf die Jugend. Der 20-jährige Stürmer Erling Haaland traf viermal und Sturmkollege Youssoufa Moukoko wurde zum jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten, als er wenige Minuten vor Schluss mit 16 Jahren und einem Tag eingewechselt wurde.

Goal Phenomenon

Ein Hattrick innerhalb einer Viertelstunde, vier Tore in 33 Minuten – es war ein Tag der Superlative für den Dortmunder Superstürmer, der auf dem besten Weg ist, alle großen schwarz-gelben Torjäger der jüngeren Vergangenheit in den Schatten zu stellen. Marcio Amoroso, Lucas Barrios, Pierre-Emerick Aubameyang und vielleicht sogar der damalige Robert Lewandowski verblassen gegenüber der gestrigen Leistung des Erling Haaland.

Der Norweger kann das auf diesem Niveau nicht jede Woche abrufen – siehe Bayern-Spiel. Aber der BVB wird sich spätestens im Sommer vor äußerst lukrativen Angeboten nicht retten können. Erlings Antritt, die Ballannahme und -verarbeitung sowie sein Torriecher waren schlicht sensationell in Berlin. Er kreiert Tore selber – wie das dritte, begünstigt durch den schludrigen Pass des Berliners Plattenhardt auf Alderrete – oder er ist einfach an der richtigen Stelle, wie bei Cans Querpass vor dem 1:1. Weiterlesen „Jung und jünger“

Es ist, wie es war

1. Bundesliga, 7. Spieltag / BVB 2 Bayern München 3

Nach dem Topspiel am Samstagabend wird Borussia Dortmund von vielen Seiten eine ordentliche Leistung bescheinigt, doch gleichzeitig zementiert die Heimniederlage gegen die Bayern die Rangordnung im deutschen Fußball weiter. Mit jeder Pleite schwindet die Hoffnung auf Änderungen.

Ist der BVB näher an Bayern dran?

Manche deuten den couragierten Auftritt gegen die „Besten der Welt“ schon als Fortschritt. Dabei darf man nicht vergessen, dass es für die Schwarz-Gelben ein Heimspiel – wenn auch eines ohne Zuschauer – war. Aus den letzten fünf Ligapartien gegen die Bayern im Westfalenstadion hat der BVB sieben Punkte geholt (S 2, U 1, N 2); die höchste der beiden Niederlagen war ein 1:3. Es hat sich also bisher nichts grundlegend geändert – da müssen wir schon noch das Rückspiel und allgemein den weiteren Saisonverlauf abwarten.

Spielerisch kann die Borussia dem FCB punktuell weh tun, aber dann schlägt der Rekordmeister in aller Regel mit der ihm eigenen Selbstsicherheit zurück. Die Frage, warum es Hoffenheim gelingt, diesen Gegner deutlich zu schlagen und uns nicht, ist nicht schwer zu beantworten: Die Bayern haben ihre gebrauchten Tage, aber nicht gegen Schwarz-Gelb. Für dieses Duell sind sie immer top vorbereitet und eingestellt – so braucht es selbst zu Hause außergewöhnliche Umstände, um gegen sie zu gewinnen. Weiterlesen „Es ist, wie es war“

Dortmund zeigt das zweite Gesicht

Champions League, 1. Spieltag / Lazio 3 BVB 1

Ärgerlich erwartbar sind inzwischen die Auftritte von Borussia Dortmund, bei denen die Mannschaft so viel vermissen lässt, dass eine „Mund abputzen, weitermachen“-Haltung schwer fällt. So wird der passable Saisonstart schon wieder durch den blutleeren Auftritt im Stadio Olimpico überschattet – den man mit erschwerten Bedingungen nur ein bisschen entschuldigen kann.

Schwarz-Gelb mit Löcherkette

Lucien Favre blieb trotz akutem Innenverteidiger-Mangel bei einer Dreierkette von zentralen Abwehrspielern. Mats Hummels wurde von Lukasz Piszczek und Thomas Delaney unterstützt und war gestern nicht zu beneiden. Die Diskussion um Dreier-/Fünferkette vs Viererkette wird in Dortmund ja schon eine Weile geführt. Favre galt bisher als Verfechter letzterer Variante, lässt den BVB aber schon seit geraumer Zeit mit drei Innenverteidigern auflaufen. In Rom änderte er dies nach 65 Minuten, um mit Julian Brandt für Piszczek mehr Offensivschwung reinzubringen – der Rest des Spiels endete 1:1.

Bleibt die Frage, ob nicht zwei Innenverteidiger in einer Viererkette von Beginn an mehr Sinn gemacht hätten – angesichts von gefühlt zahllosen Lazio-Pässen durch die Abwehrreihe vor allem in der ersten Halbzeit. Die Antwort ist etwas für versiertere Taktiker. Tatsache ist aber, dass Piszczek und Delaney ihre Probleme hatten – der Däne kompensierte das immerhin in ein paar Szenen mit Härte. Weiterlesen „Dortmund zeigt das zweite Gesicht“

Was den BVB 2019/20 ärgerlich macht

1. Bundesliga, 32. Spieltag / BVB 0 FSV Mainz 05 2

Es gibt Leute, und wahrscheinlich gar nicht so wenige, die meinen, Borussia Dortmund hätte in der aktuellen Spielzeit mit den zwei FCBs – Bayern wie Barcelona – mithalten müssen. Angesichts der Kräfteverhältnisse wäre das vielleicht beim Erreichen und Halten des absoluten Leistungsmaximums denkbar. Das kann man sich wünschen, aber nicht einfordern.

Mich ärgert deshalb auch nicht, dass die Schwarz-Gelben in dieser Saison Schwächephasen hatten. Mich ärgern leichtfertig weggeworfene Siege und Partien, in denen es offensichtlich auch an der Einstellung mangelte. Gestern sahen wir ein absolutes Paradebeispiel. Eine Mannschaft, die sich auf der erreichten Champions League ausruht gegen eine Mannschaft, die um den Klassenerhalt kämpft.

Mehrmals erwähnte der Sky-Kommentator den Zwischenruf von Mats Hummels, der durch das leere Westfalenstadion hallte. „Unser Pressing ist Alibi“, warf er dem Team sinngemäß vor. Und genauso sah das aus. Nicht nach Arbeitsverweigerung, wie es mancher Populist vielleicht nennen würde. Aber eben so, als ob man die geforderten Aktionen nicht mit hundertprozentiger Entschlossenheit und ebensolchem Einsatz aufs Spielfeld brachte. Das reicht dann auch nicht gegen einen Fünfzehnten, bei dem Plan und Einstellung stimmten.

Es gab kaum zwingende Torchancen des BVB, weil die Ideen gegen eine starke Abwehr fehlten, weil Hakimi oder Sancho ihre Schnelligkeit nicht ausspielten, weil Haaland keine Abschlüsse hatte. Für das Ergebnis sorgten aber auch schlampige (Fehl-)Pässe und individuell schwache Auftritte von Piszczek, Sancho, ja, nehmen wir ruhig Hazard und Haaland dazu, denn die waren kaum sichtbar. Guerreiro und Hakimi waren 2019/20 schon oft wichtig, gestern kam auch von ihnen zu wenig, obwohl Achraf wenigstens die besten Abschlüsse hatte. Eine durchschnittliche Leistung kann man allenfalls Hummels und Bürki attestieren.

Ganz unabhängig von verschenkten Punkten nerven genau solche Auftritte – weil sie am Charakter und an der Harmonie der Mannschaft zweifeln lassen. Es ist einfach unschön, wenn man so den Abstiegskampf beeinflusst. Auch wenn Mainz, Düsseldorf und Bremen sich nach 34 Spieltagen ihre Positionen verdient haben werden. Es bleibt das Gefühl, dass man aus diesem Kader noch mehr herausholen könnte. In der Hinserie war dieses Gefühl deutlicher, aber spätestens das Mainz-Spiel hat es zurückgebracht. Man muss nicht Meister werden, aber es sollte zu schaffen sein, solch blamable Auftritte zu reduzieren. Daran müssen sich Mannschaft und Trainer messen lassen. Lucien Favre hat noch zwei Chancen, seinen Einfluss auf das Team walten zu lassen. Leipzig hinter sich zu lassen wäre jetzt (wie eigentlich immer) sehr wichtig.

Die Mannschaft: Bürki – Piszczek (54. Schmelzer), Hummels, Can – Hakimi, Brandt, Witsel, Guerreiro (82. Schulz) – Sancho (77. Morey), Hazard – Haaland. Gelbe Karten: Piszczek, Hummels, Can, Guerreiro, Hakimi, Witsel.

Eine Hälfte mit Herz

1. Bundesliga, 29. Spieltag / SC Paderborn 1 BVB 6

Einer eher inspirationslosen ersten Halbzeit, die aber laut Lucien Favre immerhin den Gegner müde machte, ließ Borussia Dortmund in Paderborn eine Galavorstellung mit sechs Treffern folgen. Fünf Tage zu spät einerseits – aber trotzdem ein Zeichen gegen die Zweifel.

Wieder ein Spiel der zwei Hälften

Einer der Hauptvorwürfe, den man Lucien Favres Borussia trotz Platz 2 machen könnte, ist der der mangelnden Konstanz über 90 Minuten. Ja, auch ein FC Bayern nimmt sich Auszeiten, aber die sind meistens weniger deutlich erkennbar und weniger gravierend als die der Schwarz-Gelben. Gestern hatte das lustlos wirkende Gekicke der ersten Hälfte gegen den limitierten Tabellenletzten keine negativen Konsequenzen. Und der Mannschaft den Willen absprechen – ein heutzutage schnell gemachter Vorwurf – möchte ich auch gar nicht. Irgendwie schafften es die Gastgeber aber, die Vorwärtsverteidigung des FC Bayern zumindest phasenweise so zu kopieren, dass den Schwarz-Gelben nicht viel mehr einfiel als gegen den Rekordmeister.

Sprung in Halbzeit 2 und nach einer ersten guten Szene der Paderborner schlug der BVB schnell zu. Innerhalb von gut drei Minuten stand es 2:0 durch Hazard und Sancho. Die Gäste hatten das unbedingte Durchspielen zugunsten von längeren Pässen und Läufen aufgegeben. Und vielleicht klappte das tatsächlich deswegen, weil dem SCP zunehmend die Konzentration fehlte, dessen Spieler weniger reaktionsschnell wirkten. Es half den Gastgebern auch nichts, dass Schiedsrichter Siebert Handelfmeter gab, als der Ball Emre Can an den weitgehend angelegten Arm sprang. Ein Witz zumindest im Vergleich mit der Boateng-Szene im Bayern-Spiel. Das Tor durch Ex-Borusse Hünemeier konterte Sancho nur zwei Minuten später. Weiterlesen „Eine Hälfte mit Herz“

Der BVB hat es wieder schwer

1. Bundesliga, 28. Spieltag / BVB 0 Bayern München 1

Wie beflügelt segelte die Borussia scheinbar durch die Rückserie, ließ sich auch von Corona nicht stoppen – bis der FC Bayern kam. Das Topspiel war zum diesmal aber wirklich echten weltweiten Knaller stilisiert worden, konnte die Erwartungen aber eher nicht erfüllen. Danach ist alles wie immer in den letzten Jahren und in Dortmund wird schon wieder die T-Frage diskutiert.

Das Spiel

Die Partie war kein Reinfall, aber einseitiger, als sie manche gesehen haben wollen. Zweifellos war Borussia Dortmund in der ersten Hälfte besser im Spiel als danach. Am besten dann, wenn schnelle Gegenzüge gelangen. Das setzt gegen die Bayern immer Kombinationssicherheit voraus, die in den ersten 45 Minuten ein paar Mal aufblitzte. Doch am Ende standen meist doch noch ein Bayern-Spieler oder eine eigene Fehlentscheidung. Noch schwieriger wurde es, wenn der BVB auf bedächtigen Aufbau setzte: Dann war quasi kein Durchkommen gegen gut nach vorwärts verteidigende Gäste.

Das Tor der Bayern fiel folgerichtig, weil es ihnen immer häufiger gelang, sich durch zu kombinieren. Schon spätestens gegen Ende von Halbzeit 1 war nicht zu übersehen, dass der FCB insgesamt spielerisch besser aufgestellt ist. Das sollte sich in der Folge noch verdeutlichen. Die Hereinnahme von Can und Sancho nach der Pause verpuffte wirkungslos. Bei Schwarz-Gelb nahm die Zahl der Ballverluste und Fehlpässe weiter zu und erst spät im Spiel gelangen noch mal Torannäherungen, bei denen aber Manuel Neuer zur Stelle war. Das einzige Aber gegen den verdienten Bayern-Sieg: Der BVB hätte nach dem ausgefahrenen Ellbogen von Jerome Boateng Elfmeter kriegen müssen – den gab es trotz VAR allerdings nicht.

Die Wirkung

Es war schon von Anfang an komisch, unter der Woche um halb sieben gegen Bayern zu spielen. Dazu natürlich noch die Geisterkulisse und schon kann man das Ergebnis im Anschluss ganz nüchtern (abgesehen vom geringen Pegel) in all seiner Bitterkeit betrachten: Auch 2020 wird es für den BVB zu keinem Titel reichen, es wird nicht mal mehr ein spannendes Rennen geben. Wäre es nicht der Rekordmeister, wäre die Hoffnung größer – aber sieben Punkte auf den FCB in sechs Spielen aufholen? Und damit ist – auch wenn man das anders sehen darf – die Luft doch schon wieder ziemlich raus aus diesem seltsamen Saisonfinale.

Die Trainerdiskussion

Ja, diese Diskussion ist wieder da. Nach nur einer Niederlage schwelte sie wieder in den Medien, auch den sozialen, auch unter Fans. Man kann das kritisch sehen. Verständnis kann man dafür dann haben, wenn man sich an die teils schwachen Auftritte im letzten Jahr erinnert. Dass auch BVB-intern diskutiert wird, soll aus ein paar kryptischen Worten von Lucien Favre nach dem Spiel bei Sky hervorgehen („ich werde darüber sprechen in ein paar Wochen“). Dass Lucien Favre schon mal missverstanden werden kann, wenn er nach einer Niederlage Deutsch spricht, weiß aber eigentlich jeder Dortmund-Kenner und Journalist.

Heute kam dann gleich die deutliche Klarstellung von Favre. „An Aufgeben denke ich überhaupt nicht“, sagte er in einer Vereinsmitteilung. Und wieder zu Sky:

Ich werde weitermachen. Ich habe einen Vertrag. Ich werde diesen Vertrag erfüllen. Es gefällt mir hier.

Meine Prognose: Favre bleibt, wenn die Borussia halbwegs überzeugend die Champions League-Plätze schafft. Er hat noch Vertrag bis 2021, also nicht bis in alle Ewigkeit. Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc werden in unsicheren Zeiten nicht noch ein unnötiges Fass aufmachen. Schwierig wird es für Lucien Favre nur, wenn die Schwarz-Gelben es nun noch mal schleifen lassen.

Die Mannschaft: Bürki – Piszczek (80. Götze), Hummels, Akanji – Hakimi, Delaney (46. Can), Dahoud (85. Witsel), Guerreiro – Hazard, Brandt (46. Sancho) – Haaland (72. Reyna). Gelbe Karten: Hummels, Dahoud

Klare Sicht nach dem Spektakel von Augsburg

1. Bundesliga, 18. Spieltag / FC Augsburg 3 BVB 5

So macht man tatsächlich Werbung für die Rückserie: Borussia Dortmund dreht zum Auftakt einen 1:3-Rückstand in Augsburg und der junge, neue Stürmer Erling Haaland hat daran einen gewaltigen Anteil. Noch klarer als bisher zeigte sich aber auch, was beim BVB zuletzt falsch gelaufen ist und teilweise noch falsch läuft.

Bevor die großartige Show des Norwegers begann, sahen wir in der ersten Hälfte muntere Augsburger, die in dieser Form sicher nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun haben werden. Die Schwarz-Gelben hielten durchaus dagegen, aber es haperte, wie in den vorherigen Spielen, am letzten Pass und wenn der kam, am Torabschluss. Marco Reus war in der Hinsicht sicher der Aufreger der Partie – seine drei ungenutzten Großchancen hätten uns in der Hinserie sicher drei Punkte gekostet.

Endlich eine 09

Aber: Die Borussia hat nun wieder einen echten Stürmer. Was das wert ist und wie wir einen solchen vermisst haben, konnte man ab Minute 56 sehen. Vielleicht hätte Paco Alcacer den Schwarz-Gelben in der Hinserie auch etwas mehr helfen können, wenn Favre ihn gelassen hätte. Nun ist mit Haaland aber einer da, von dem das wirklich zu erwarten ist und der so bald wie möglich von Beginn an spielen sollte. Wir können uns auf das Zusammenspiel von Jadon Sancho und Erling wirklich freuen – und mit Marco und Thorgan geht da bestimmt auch noch was. Verlässt Paco den BVB noch, müssten Michael Zorc, Lucien Favre und Aki Watzke aber eigentlich über einen weiteren Neuner für die zweite Reihe nachdenken. Weiterlesen „Klare Sicht nach dem Spektakel von Augsburg“