BVB bleibt mit Kantersieg im Rennen

1.Bundesliga, 31. Spieltag, BVB 6 VfL Wolfsburg 0

6:0 gegen Wolfsburg. Historisch gesehen ist das gar kein so überraschendes Ergebnis. Aber sind Leistung und Mentalität eines Teams im Hier-und-Jetzt nicht aussagekräftiger als die Statistiken der Vergangenheit? Für die Borussia sprach vor der Partie am späten Sonntagnachmittag sicherlich die Heimstärke, aber von den Wölfen hatte man angesichts ihrer beiden letzten Ergebnisse ebenfalls mehr erwartet. Am Ende war es ein überraschend leichter Sieg für Schwarz-Gelb, mit dem man dem FC Bayern auf den Fersen bleibt.

Der BVB startete mit nur einer Veränderung in der ersten Elf: Wolf kam für Guerreiro ins Team, Ryerson rückte deswegen nach links. Edin Terzic hatte die defensive Anfälligkeit Rafas wohl höher eingeschätzt als die von Marius und lag damit tendenziell richtig. Wolf ist zwar kein Außenverteidiger, der Sicherheit ausstrahlt. Doch im Rückwärtsgang agierte er etwas besser als zuletzt der Portugiese und offensiv hatte er vor allem in der ersten Hälfte einige richtig starke Aktionen.

Wolfsburg hat die größeren Lücken

Die Gäste hatten in den ersten 45 Minuten mehr vom Spiel als das Ergebnis aussagt. Bei den Torschüssen führte der BVB zur Pause nur knapp mit 6:5. Zweimal mussten sich die Schwarz-Gelben bei Gregor Kobel bedanken, der einmal im eins gegen eins zur Stelle war und einen Schuss mit starker Parade klärte. In einigen Szenen gab die Borussia das Mittelfeld auf, um rechtzeitig zurück am eigenen Strafraum zu sein.

Doch die größten Lücken offenbarten sich in der Wolfsburger Defensive. Diese wirkte bei schnellen Angriffen der Schwarz-Gelben oft unsortiert, die Abstände waren zu groß – gerade auch, wenn es über die Flügel ging. Es lag nicht nur an den schnellen und trickreichen Dortmunder Offensivkräften Malen und Adeyemi. Auch Linksverteidiger Julian Ryerson machte nicht nur wegen seiner Torvorlage eines seiner stärksten Spiele in schwarz-gelb. Mats Hummels war – wiederum nicht nur wegen seiner Mitwirkung am 2:0 – bockstark. Wäre schön, wenn er noch eine Saison bliebe. Auch Jude Bellingham und Julian Brandt wirkten gestern hellwach – Letzterer allerdings erst nach einem kapitalen Fehlpass in den ersten Sekunden der Partie, der anderes vermuten ließ.

BVB scheint bereit für den Endspurt

Zu viele starke Dortmunder trafen gestern auf zu viele schwache Wolfsburger. Das recht offensive 3-5-2, das die Wölfe zu Beginn spielten, dürfte ihnen nicht geholfen haben. Schade für den BVB, dass man diese sechs Tore – bei einem ungewöhnlich hohen Expected Goals-Wert von 4,99 – nicht auf mehrere Partien verteilen konnte. Aber so funktioniert Fußball bekanntlich nicht. Wenigstens das Glück von Bellinghams 4:0, als der Ball von der Latte noch irgendwie ins Tor sprang, hätte doch in Bochum besser gepasst. Was hoffnungsvoll stimmt: Einige Spieler sind in guter und recht stabiler Form: Malen, Adeyemi, Kobel, Hummels und ansatzweise Bellingham. Halten diese fünf Jungs das Niveau, hat der BVB großes Potenzial.

Wie auf Schienen schießt der schwarz-gelbe Flitzer also durch die Wolfsburger Kurve. Es sind nur noch drei Kurven bis zum Ziel und Team Borussia liegt wirklich gut im Rennen. Man könnte fast zuversichtlich sein, hätte es nicht in der Bochum-Schikane arg gerumpelt und wäre der schnittige Bolide nicht schon zuvor etliche Male ins Schleudern geraten. Aber auch der rote Konkurrent muss noch durch den Schalker Kreisel, die Brause und die Karnevals-Spitzkehre. Spannung bis zur Ziellinie?

Die Aufstellung: Kobel – Wolf, Süle, Hummels (63. Özcan), Ryerson (76. Passlack) – Can – Bellingham, Brandt – Malen (62. Reus), Haller (62. Moukoko), Adeyemi (69. Reyna). Tore: Adeyemi (2), Haller, Malen, Bellingham (2)

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