Dinos trampeln über Aufbaugegner

1. Bundesliga, 22. Spieltag / Hamburger SV 3 BVB 0

Was bleibt einem angesichts eines ganz tristen Nachmittags, an dem sich schwarz-gelb ziemlich grau präsentierte, übrig, als noch mal mit der Saurier-Analogie etwas Farbe reinzubringen? Ist das letzte Mal, versprochen. Um es kurz und schmerzhaft zusammenzufassen: Der BVB machte es in Hamburg genauso, wie ich mir das Worst-Case-Szenario ausgemalt hatte, mit dem ich aber nicht ernsthaft rechnete.

Wie so ein bevorstehendes CL-Achtelfinale genau auf die Psyche der Spieler einwirkt, ist sicher schwerer zu erklären, als es einige Medien nahelegen. Doch schon die Leichtigkeit, mit der Nuri Sahin die Niederlage beim HSV scheinbar wegsteckte, gibt zu denken: „Das Spiel ist viel zu wichtig, um uns jetzt runterziehen zu lassen“sagte der wie so viele Borussen sehr mäßig agierende Mittelfeldregisseur in Bezug auf die Partie gegen St. Petersburg. Klingt nach schnell abhaken und nach vorne blicken – was nun zwar alternativlos ist, aber dafür Wiederholungsgefahr birgt

Es war eines der Ergebnisse, von denen man am Saisonende sagen muss: Qualitätsunterschiede hin oder her, diese drei Punkte Rückstand auf den FC Bayern sind überflüssig. Nicht dass die Schwarz-Gelben das derzeit kümmern müsste, doch wurde natürlich die Gelegenheit versäumt, an Leverkusen ranzukommen und die Blauen auf Distanz zu halten. Der Borussia fiel offensiv zu wenig ein. Die gegen Frankfurt endlich mal überzeugende linke Seite war wieder ein Ausfall. Nehmen wir Marcel Schmelzer: 85 Minuten stand er neben sich, ließ immer wieder ein vernünftiges Positionsspiel vermissen, schlug lange Bälle und war in Richtung Hamburger Strafraum erschreckend uneffektiv. Dann wachte er scheinbar kurz vor Schluss auf und rannte alle in Grund und Boden.

Nehmen wir Pierre-Emerick Aubameyang. Der hatte eine gefühlte Fehlpassquote von 80 Prozent – in der Realität immer noch schwache 35 Prozent. Und dann war da noch sein Tritt gegen Arslans Brust, der statt Gelb auch Rot hätte bedeuten können. Nach Absicht sah es zwar nicht aus, aber nach einer Schlampigkeit, die sich durch das Auftreten eines Großteils der Mannschaft zog. Die Gegentore sprechen eine deutliche Sprache: Beim 0:1 wird Lasogga von Friedrich und Schmelzer an der Torauslinie gestellt, kann dennoch an den langen Pfosten flanken, wo Piszczek und Aubameyang Jiracek nicht am Kopfball ins Tor hindern können. Das 0:2 in der 58. Minute verursacht scheinbar Sahin mit seinem Ballverlust im Mittelfeld. Allerdings steht er dort allein gegen zwei Hamburger und ausreichende Absicherung ist nicht vorhanden.

Das 0:3 kurz vor Schluss hinterlässt einen dann vollends ratlos: Der 40-Meter-Freistoß von Calhanoglu dreht sich wenige Meter vor dem Tor tückisch in die linke Ecke, so dass Weidenfeller hier ein wenig, wenn auch nicht ganz zu entlasten ist. Man könnte sagen „Schwamm drüber“, man hätte aber auch eine Ein- oder Zwei-Mann-Mauer stellen. Wurst oder Wurstigkeit?

Natürlich hatte die Borussia einige Chancen. Es gab ein, zwei ordentliche und ein paar schwache Distanzschüsse. Und bei den Versuchen aus kürzerer Distanz war Rene Adler zur Stelle, der gegen Braunschweig noch doppelt gepatzt hatte. Doch allgemein fehlte der unbedingte Wille eines Mats Hummels, die Übersicht eines Ilkay Gündogan – und in der zweiten Hälfte musste der BVB auch noch auf Sven Bender verzichten. Heute wurde bekannt: ‚Manni‘ leidet an einer Schambeinentzündung und muss voraussichtlich zehn Wochen pausieren! So schnell kann sich das Wohlfühl-Klima verflüchtigen. Mirko Slomkas neuem HSV reichte volle Konzentration, um sich gegen einen CL-Teilnehmer durchzusetzen.

Vor der Partie gegen St. Petersburg ist neben Mats Hummels auch Robert Lewandowski wegen einer Erkältung fraglich. Es gibt viel mehr Arbeit für Jürgen Klopp, als er es sich noch am Samstagmorgen gedacht hatte.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek, Friedrich, Sokratis, Schmelzer – Bender (46. Reus), Sahin – Aubameyang, Mkhitaryan, Großkreutz (75. Hofmann) – Lewandowski (67. Duksch). Gelbe Karten: Aubameyang, Reus.

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