Kein Blues auf dem Platz

1. Bundesliga, 1. Spieltag / VfL Wolfsburg 0 BVB 3

Von Verunsicherung und Trübsal keine Spur: Borussia Dortmund gelingt trotz aller Nebengeräusche ein Traumstart in die neue Bundesligasaison und die Ära Bosz. Vieles von dem, was sich der neue Trainer vorstellt, funktionierte in Wolfsburg – auch dank der Gastgeber.

Drei Gedanken zum Spiel

So schnell geht Fußball: Pulisic ist der neue Dembelé. Das ist ein wenig übertrieben, aber natürlich ist das gut und fühlt sich gut an, wenn ausgerechnet der Vertreter des schmollenden Franzosen solch ein Spiel abliefert. Christian Pulisic hat sich erst neulich zu Schwarz-Gelb bekannt. Gestern schoss er ein Tor, das dem von Dembelé gegen Bayern ähnelte und er flankte für Auba, wie es auch Dembelé tut. Christian’s on fire, their defence was terrified.

Alle baten um Geduld, doch Peter Boszs 4-3-3 funktioniert. Thomas Tuchel gilt als der taktisch kreativere und vielfältigere Trainer, doch wenn eine Mannschaft ein System verinnerlicht, kann man allein damit weit kommen. In der Vorbereitung lief das alles noch nicht perfekt, aber in Wolfsburg sah es sehr gut aus. Endlich wieder eine Viererkette. In der Zagadou seine Sache mit ganz wenigen Ausnahmen gut machte – aber ich bin ja eh niemand, der Schmelle schnell vermisst.

Das Dreier-Mittelfeld mit Rückkehrer Mario Götze, dem unter Tuchel selten eingesetzten Nuri Sahin und Gonzalo Castro bot zumindest gestern genau die nötige Mischung aus Erfahrung, Technik und Kreativität. Die Stunde, die Götze spielte, sah wirklich vielversprechend aus. Im Sturm konnte sich Auba zwar nicht so oft in Szene setzen, aber er ackerte mit. Und auf Außen machte nicht nur Pulisic eine gute Partie, auch Philipp wusste zu gefallen – ohne genauso aufzufallen. Was ebenfalls funktionierte: Verlorene Bälle wurden tatsächlich häufig schnell zurückerobert. Dass man dieses Pressing beim Stand von 2:0 nicht über das ganze Spielfeld durchzieht, versteht sich von selbst.

Natürlich: Die Wölfe haben noch viel zu tun. Deren Abwehr stand gerade bei den ersten beiden Toren, also auch dem traumhaften Treffer von Marc Bartra, viel zu weit weg. Über kaum eine Position konnten uns die Gastgeber wirklich in Schwierigkeiten bringen. In den nächsten gut zehn Tagen sollte Sportdirektor Rebbe das Schlafen am Besten vergessen, denn ob die Qualität in der „Autostadt“ für mehr als Abstiegskampf reicht, ist noch zweifelhaft.

Auch der BVB hat Probleme, aber zum Glück andere. Erst mal sind die Schwarz-Gelben Spitzenreiter. Und das hat gestern so viel Spaß gemacht, dass man den Profifußball-Blues dann doch ganz gerne mal beiseiteschiebt. Auch die Pokalauslosung passt: Wir fahrn nach Magdeburg; nach Leipzig dürfen andere.

Die Mannschaft: Bürki – Piszczek, Sokratis, Bartra, Zagadou (78. Passlack) – Castro, Sahin, Götze (61. Dahoud) – Pulisic (86. Kagawa), Aubameyang, Philipp. Tore: Pulisic, Bartra, Aubameyang

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