BVB heilt alte Wunden

Champions League, 2. Spieltag / BVB 3 Olympique Marseille 0

Was ist diese Borussia? Ein großer Laib Käse, der vor zwei Jahren einfach noch zu jung war, um sein volles Aroma zu entfalten? Oder doch besser eine Flasche Whisky, die sich nach mehrjähriger Lagerung bekanntlich sehr lange hält? Jedenfalls hat der BVB mächtig an Reife gewonnen, seit es 2011 zwei Niederlagen gegen Marseille setzte. Gestern war der Gegner, der mit manch bekanntem Gesicht antrat, in der zweiten Hälfte fast chancenlos gegen selbstbewusste Gastgeber.

Das Irre an dem Reifeprozess ist ja, dass er auch keinen Rückschlag erleidet, wenn da plötzlich ein 21-jähriger Eric Durm ohne jede internationale und mit wenig Liga-Erfahrung Marcel Schmelzer ersetzen muss. Oder Großkreutz Lukasz Piszczek. Oder wenn eben nur die Nummer 2 am Spielfeldrand steht. Diese Namen beweisen auch gerade, dass der Prozess nicht nur mit dem Geld aus den gut gefüllten CL-Töpfen zusammenhängt.

Am Mittwochabend im Westfalenstadion hat die Borussia alle Merkmale einer europäischen Spitzenmannschaft gezeigt. Eine richtig starke Defensivleistung etwa: Kevin Großkreutz geht inzwischen komplett in seiner neuen Rolle auf und mit gelegentlicher Unterstützung der Innenverteidiger gelang auch Eric Durm ein gutes CL-Debüt. Hummels und Subotic wirkten ohnehin überaus souverän. Die nahezu unüberwindbare Viererkette war durchaus notwendig, denn in puncto Technik und Ballsicherheit hat OM einige wirklich starke Leute. Die kamen jedoch nur in der Phase zwischen dem ersten und zweiten Tor etwas besser zum Zuge; ansonsten waren es die Schwarz-Gelben, die im Mittelfeld dominierten.

War das 1:0 noch ein prima Kontertor, bei dem Lewandowski nach Vorarbeit von Mkhitaryan und direkter Vorlage von Durm nur noch einschieben musste, zeigte sich in der zweiten Hälfte, dass die Borussia doch noch Standards kann. Marco Reus schlug einen Freistoß hoch aufs Tor, Hummels sprang vor Keeper Mandanda hoch, woraufhin dieser den Ball ins Tor rutschen ließ und erst von hinter der Linie wieder hinaus beförderte. Und das 3:0 erzielte wieder Lewandowski, mit einem Elfmeter in die Mitte des Tors, nachdem Reus von Nkoulou im Strafraum am Fuß getroffen worden war.

Kann OM ein Maßstab für die kommenden Aufgaben sein? Wohl nicht. Aber in den beiden Partien gegen Arsenal geht es nun auch nicht mehr um Reife, sondern darum, im Duell mit einer anderen europäischen Spitzenmannschaft zumindest so viele Punkte zu holen, dass man vor den letzten beiden Partien die Qualifikation fürs Achtelfinale noch in der eigenen Hand hat.

Die Aufstellung: Langerak – Großkreutz, Subotic, Hummels, Durm – Bender, Sahin – Reus (82. Hofmann), Mkhitaryan (88. Sokratis), Aubameyang (71. Blaszczykowski) – Lewandowski. Gelbe Karten: Subotic, Bender. Tore: Lewandowski (1 + EM), Reus

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