Hinten wackelts, vorne krachts

DFB-Pokal, 1. Runde / Stuttgarter Kickers 1 BVB 4

Borussia Dortmund hat sich standesgemäß in die zweite Pokalrunde geschossen, auch wenn das Ergebnis nicht die ganze Geschichte der Partie im Gottlieb-Daimler-Stadion erzählt. Die Schwarz-Gelben setzten sich vor allem wegen ihrer deutlich effizienteren Offensivabteilung durch, während die Abwehrreihen beider Klubs häufig wackelten.

Natürlich hatten der Stuttgarter Trainer Horst Steffen und seine Schützlinge ihre Hausaufgaben gemacht und nahmen außerdem noch Selbstvertrauen aus der Liga mit. Pressing ist als probates Mittel gegen den BVB bekannt, erfordert jedoch hohe Konzentration. Den Kickers gelang das zunächst sehr ordentlich; sie ließen bis auf eine Szene, als Jojic zentral im Strafraum frei stand, kaum etwas zu, so dass sich eine halbe Stunde lang in Tornähe wenig tat. Marco Reus stand überraschend bereits wieder in der Startformation. Der ideelle Wert seiner Rückkehr schien aber fast größer als der sportliche. Wie zunächst auch viele seiner Kollegen hatte der stellvertretende Kapitän kein glückliches Füßchen beim letzten Pass in die Spitze.

Deshalb musste es wohl ein präziser langer Pass sein, der das erste Tor vorbereitete. Oliver Kirch, zu diesem Zeitpunkt der Saison absolut verdient in der Startelf, schlug ihn aus der eigenen Hälfte auf Lukasz Piszczek auf dem rechten Flügel, der bei seiner Flanke das richtige Auge für den nachrückenden Henrikh Mkhitaryan hatte. Piszczu sollte später noch das dritte Tor vorbereiten, doch darf auch nicht verschwiegen werden, dass er defensiv einige Male ausgespielt wurde und ihm manches zu schnell zu gehen schien. Jürgen Klopp hatte die Viererkette auf zwei Positionen verändert, Subotic für Ginter und Durm für den verletzten Schmelzer gebracht. Richtig überzeugen konnte gestern jedoch keiner der vier. Neven merkte man die fehlende Spielpraxis an; Sokratis war bis auf seinen schlampigen Fehlpass, der in der Folge fast zu einem Tor durch Soriano geführt hätte, der stärkere Innenverteidiger. Erik Durm spielte unauffällig, aber nicht immer sicher im Positionsspiel.

Kurz vor und kurz nach der Pause hatten die Kickers mehrere gute Szenen, scheiterten aber an Langerak oder verzogen. Das ist dann halt der Unterschied: Pierre-Emerick Aubameyang, den manche schon aus Dortmund wegschreiben wollten, zeigte sich wieder sehr gut aufgelegt und nutzte einen zu schwachen Rückpass von Fennell, um den Torwart zu umspielen und auf 2:0 zu erhöhen. Schon zuvor war ein weiterer Schuss von ihm gerade noch von einem Abwehrspieler geklärt worden. Die Kickers nutzten zwar eine weitere Unentschlossenheit in der Dortmunder Abwehr zum Anschlusstreffer, der aber wegen Abseitsstellung nicht hätte zählen dürfen. Andererseits konnten sich die Gastgeber über ein nicht mit Gelb-Rot geahndetes Handspiel von Mkhitaryan ärgern, dessen erste Verwarnung aber fragwürdig war.

Nach Aubameyangs straightem 3:1 nach erneuter Piszczek-Flanke war es schön, noch einen der neuen Stürmer treffen zu sehen. Wieder war ‚die Spinne‘ beteiligt: Pierre-Emericks Pass setzte Adrian Ramos ein, der von links präzise ins lange Eck abschloss. Schön zu sehen, dass gestern Aubas Zuspiele vermehrt ankamen.

Nach dem verdienten Erfolg gegen einen starken Drittligisten sehen wir jetzt natürlich gespannt dem Bundesliga-Auftaktkracher gegen Leverkusen entgegen. Vor allem an der Viererkette muss Jürgen Klopp tüfteln. Während sich die Außenverteidiger beinahe von selbst aufstellen, ist innen fast alles offen. Nur an einen Einsatz von Neven von Beginn an glaube ich derzeit nicht. Die Auslosung der zweiten Pokalrunde erfolgt übrigens nach dem Topspiel am Samstag live auf Sky.

Die Aufstellung: Langerak – Piszczek, Subotic, Sokratis, Durm – Kirch – Jojic, Mkhitaryan – Reus – Ramos, Aubameyang. Gelbe Karten: Mkhitaryan, Ramos. Tore: Mkhitaryan, Aubameyang (2), Ramos

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