Der extrafrühe Fehlstart

1. Bundesliga, 1. Spieltag / BVB 0 Bayer Leverkusen 2

Das kann ja nur eine sehr erfolgreiche Saison werden: Borussia Dortmund verliert am ersten Spieltag zu Hause 0:2 gegen Leverkusen. Wie 2010. Und die Parallelen gehen noch weiter: Am Freitag zuvor gewann vor vier Jahren Bayern München 2:1 gegen den VfL Wolfsburg. Erstaunlich. Wäre ich doch abergläubisch.

Da ich nun aber eben nicht der Typ bin, der allzu viel auf historische Statistiken gibt oder allzu intensiv über das nächste Frühjahr spekuliert, hatte ich keinen großen Spaß am gestrigen Spiel. Dass Leverkusen der derzeit schwierigste Gegner sein könnte, war zu erwarten. Dass die Gäste gegen uns das früheste Bundesliga-Tor aller Zeiten schießen würden, sicher nicht. Und für ein Gegentor nach neun Sekunden – da hat Jürgen Klopp Recht – gibt es dann auch keine Entschuldigungen wie die Anzahl der Verletzten oder die WM. Es waren auch nicht alle elf Schwarz-Gelbe in gleicher Weise schuld daran. Der Angriff lief über die rechte BVB-Seite – Pizszcek war nicht auf Position, Jojic und Ginter verloren die entscheidenden Zweikämpfe, wogegen Durm nicht mehr viel ausrichten konnte.

Den zunächst tatsächlich sehr früh störenden Leverkusenern spielte das natürlich in die Karten. Ein eingespieltes Team hat bei einer frühen Führung natürlich leichteres Spiel. Auch wenn es ein bisschen verpönt ist, will ich mal den Konjunktiv bemühen: Hätte das 0:0 länger gehalten, hätten sich die elf Schwarz-Gelben in das Spiel hineinfinden können. Es wurde ja deutlich besser in der zweiten Hälfte, zumindest was die Spielkontrolle angeht. Sebastian Kehl, der in den ersten 45 Minuten im Mittelfeld komplett die Bindung fehlte, steigerte sich. Und inspiriert vom bärenstarken Sokratis, mit Abstand bester Dortmunder, hielt auch die Abwehr bis in die Nachspielzeit dicht.

Auf der Gegenseite machten es jedoch die Leverkusener ebenfalls gut und beschränkten die Schwarz-Gelben auf nur wenige herausgespielte Chancen. Andererseits hätte Schiedsrichter Aytekin durchaus mehrmals taktische Fouls der Gäste mit Gelb ahnden können. Ganz sauber brachten sie den Sieg nicht über die Runden. Unverständlich war beispielsweise, dass Stefan Kießling das Spiel ohne gelbe Karte beendete.

Was waren die Problemzonen beim BVB? Das kreative Moment blieb arg an Henrikh Mkhitaryan hängen, da Marco Reus noch nicht in Topform ist und Milos Jojic nach passabler erster Hälfte abbaute und gelbverwarnt war. Es gab in der zweiten Halbzeit einige ansehnliche Kombinationen, aber gefährlich sah das nur aus, wenn der Ball rechts raus gespielt wurde und Aubameyang den Turbo zündete. Leider mangelte es seinen Pässen und Flanken wie gewohnt an Präzision. Beide Außenverteidiger wirkten außerdem defensiv anfällig. Während Durm immer wieder vorne in Strafraumnähe auftauchte, spielte er auch den katastrophalsten Fehlpass der Partie und ließ sich den Ball vor dem 0:2 abnehmen – allerdings durch einen sehr robusten Einsatz von Bellarabi.

Ein Stürmer wie Ciro Immobile hat es natürlich schwer, wenn die Flanken und die Pässe in die Füße nicht ankommen. Wir kommen allerdings nicht drum herum, ihm auch zu attestieren, dass er mit dem Ball am Fuß gestern meistens die falschen, nämlich eigensinnigen, Entscheidungen traf und sich nicht gegen die starken Innenverteidiger Toprak und vor allem Spahic durchsetzen konnte. Ein Grund zur Sorge? Sicher nicht beim BVB, nach einem Spiel.

Schauen wir nicht ans Ende der Saison, sondern auf nächsten Freitag. Dann geht’s nach Augsburg, zum ‚Kellerduell‘ gegen die sehr bescheiden gestarteten Schwaben. In der Kneipe kann man mit einem Freitagabendspiel sehr gut leben und ohne Zweifel wird Jürgen Klopp das gestrige Auftaktspiel mit seinen Jungs noch mal sehr genau durchgehen. Und auch das Los für die zweite Pokalrunde hat doch Spaß gemacht: Da geht es für den BVB ans Millerntor zum FC St. Pauli.

Die Aufstellung: Langerak – Piszczek, Sokratis, Ginter, Durm – Kehl – Jojic (75. Großkreutz), Mkhitaryan – Reus (75. Hofmann) – Aubameyang, Immobile. Gelbe Karte: Jojic

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