Der halb erwartete Traumstart

1. Bundesliga, 4. Spieltag / Eintracht Frankfurt 1 BVB 2

Borussia Dortmund steht nach dem vierten Spieltag der Bundesliga als einziger Verein ohne Punktverlust da. Dass die Schwarz-Gelben schon schwerere Startprogramme hatten, war klar. Dass bisher nicht alle Gegner an die Wand gespielt wurden auch. Doch dass nun selbst bei der Überraschungsmannschaft der Vorsaison drei Punkte heraussprangen, stimmt doch schon sehr fröhlich.

Man kann auch nach dieser Partie auf Defizite hinweisen. Auf die erneut mäßige Chancenverwertung in einer dominanten und ansehnlichen ersten Hälfte. Auf Ungenauigkeiten und fehlende Zielstrebigkeit in der zweiten. Doch der BVB brauchte nicht die Hilfe des Schiedsrichters und hatte sie auch ganz und gar nicht, um gegen Frankfurt zu gewinnen. Und während der FC Bayern durch Guardiolas gewagte Rotation in Freiburg Punkte ließ, setzte Klopp zum richtigen Zeitpunkt wieder auf die A plus-Elf. Nehmen wir die Offensive: Kuba war sehr aktiv und in den ersten 45 Minuten über rechts kaum zu stoppen. Reus glänzte zwar nicht, bereitete jedoch das 1:0 kongenial vor. Und Mkhitaryan zeigte heute, wozu er fähig ist.

Durch Henrikhs Doppelschlag wird die Transferpolitik der Borussia endgültig zum Quell der Freude. Natürlich – wir sind noch frisch in 2013/14 und der Verein hat sich seine drei Neuzugänge einiges kosten lassen. Doch Aubameyang war mit seinem Hattrick entscheidend am Auftaktsieg beteiligt, Mkhitaryan traf heute einmal gedankenschnell und souverän, einmal in Kagawa-Manier nach einem Querlauf am Strafraumrand ins Toreck. Und Sokratis zeigte nach seiner Einwechslung erneut, dass er ein nahezu gleichwertiger Ersatz für unsere Innenverteidigung ist.

Das derzeitige Plus der Borussia gegenüber der Konkurrenz: Der Wille des Teams steht nie in Frage. Insgesamt ist eine stetige Verbesserung zu sehen, schwächere individuelle Leistungen werden von anderen aufgefangen. Heute war beispielsweise nicht der Tag von Marcel Schmelzer. Dessen Stellungsspiel sah nicht nur beim Gegentreffer durch Frankfurts Neuverpflichtung Kadlec suboptimal aus. Dafür zeigte sein Pendant auf der anderen Seite, Kevin Großkreutz, seine beste Partie auf der neuen Posititon. Neven Subotic produzierte zwei unnötige Ecken, doch generell wirkte die Innenverteidigung sehr wach, ob mit Hummels oder Sokratis. Nuri Sahin und Sven Bender konnten mit ihrer Leistung ebenfalls absolut zufrieden sein, auch wenn das Spiel nach vorne in der zweiten Hälfte etwas unpräzise wurde.

Borussia Dortmund hat in dieser Saison keinen furchteinflößenden Ruf. Die Gegner trauen sich etwas zu gegen Schwarz-Gelb, schließlich haben wir in der letzten Saison genügend Punkte gegen die vermeintlich Kleinen liegen gelassen. Auch Frankfurt dachte nicht im Traum daran, sich im eigenen Stadion in sein Schicksal zu fügen: Die Gastgeber kämpften bis zuletzt und gewannen die Mehrzahl der Zweikämpfe. Trotzdem hat der BVB derzeit zwei Punkte mehr als Guardiolas Überbayern, deren Auftakt nur unwesentlich schwerer war. Das sollte man nicht als Zeichen für den restlichen Saisonverlauf sehen, doch die Anerkennung für eine glänzende Arbeit zum Auftakt und sehr gute Personalentscheidungen ist Jürgen Klopp und seinem Team gewiss. Hoffen wir auf eine verletzungsfreie Länderspiel-Pause!

Die Aufstellung: Weidenfeller – Großkreutz, Subotic, Hummels (46. Sokratis), Schmelzer – Bender, Sahin – Blaszczykowski (71. Aubameyang), Mkhitaryan, Reus (86. Kehl) – Lewandowski. Gelbe Karten: Hummels, Reus. Tore: Mkhitaryan (2)

5 Kommentare zu „Der halb erwartete Traumstart

  1. Ich komme jetzt schon ziemlich spät zu diesem Spiel, aber der Kommentar bezieht sich schon auch eher auf die vergangenen Wochen, möglich auch Monate. Mats Hummels macht mir Sorgen! Und ganz polemisch füge ich mal hinzu: Vor allem seine Kopfhaut. Und ich vermute, fast jeder Leser hier hat schon diesen Werbespot gesehen und fragte sich, ob das denn nötig ist… und in wie weit, bei einem solch immer noch jungen Spieler die Beschäftigung mit dem eigenen Marktwert jenseits des grünen Rasens, genau dort dann die notwendige Konzentration flöten geht? Oder liegt Hummels‘ schrittweises Abrutschen in eine noch leichte Krise an seinem Zwist mit Herrn Löw? Oder übertreibe ich?

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  2. Naja, so im Rückblick auf das gestrige Spiel muss man natürlich sagen, du übertreibst. 😉 Eigentlich ist Mats Hummels sowieso zu intelligent, um sich von so was Banalem wie Werbespots von seiner Aufgabe ablenken zu lassen. Sollte er Anfang dieser oder auch der letzten Saison ein Kopfproblem gehabt haben, dann stünde das mMn eher in Zusammenhang mit den emotionalen Erlebnissen der jeweils vorhergehenden Spielzeit. Ob er das verlorene CL-Finale wirklich so locker sieht, dass er fast schon froh darüber ist, das würde mich mal interessieren.
    Aber eigentlich glaube ich, dass die ‚Krise‘ von manchen Medien auch wieder größer geschrieben wurde als sie tatsächlich war. Und durch Löws Aufstellung bekam sie dann auch noch bundesweite Bedeutung. Hauptsache für mich ist, er spielt im Verein so wie gestern und das wird er 2013/14 sicher noch öfter tun.

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