Ruhe im Sturm

Ein Tornado fegt durch die Bundesliga und schleudert wahllos Trainer an Orte, an denen man sie nie zu sehen glaubte. Der HSV, der auf dem BVB-Platz in der Europa League steht, holt sich als Nachfolger von Martin Jol für angeblich mehr als eine Million Euro Ablöse Bruno Labbadia aus Leverkusen, dem dort Defizite in der Spielerführung nachgesagt wurden und der in jedem Fall, wieso auch immer, nicht den Erfolg gebracht hat, der erwartet wurde. Nach Leverkusen geht dafür Fünf-Spiele-Trainer Jupp Heynckes, der sich in München als hipper, lockerer Fußball-Onkel neu positioniert hat.

Selten hat man solche Schnellschüsse erlebt (außer in Bielefeld) – was nicht heißen muss, dass beide Neuen scheitern werden, aber ob man da in den Führungsetagen genügend nachgedacht hat? Die Hamburger wollten wohl einen Fehler korrigieren und holen den Klopp für Zuspätgekommene. Und die Leverkusener, inklusive Rudi Völler, dachten anscheinend, alles was aus München kommt, ist gut. Mal sehen, ob das wenigstens mit Toni Kroos noch klappt.

Eine auf den ersten Blick überzeugendere Lösung hat Eintracht Frankfurt mit Michael Skibbe präsentiert. Der 43-jährige Ex-BVB- und zuletzt Galatasaray-Trainer ist zwar vom Typ her nicht gerade der Gegenentwurf zu Friedhelm Funkel, steht aber zumindest im Ruf, attraktiveren Fußball spielen zu lassen – ob sich das in Punkten auszahlt, weiß niemand.

Dass der Tornado auch durch Köln zieht, war vielleicht für Insider nicht so überraschend, für alle anderen aber schon. Dass es Christoph Daum noch mal nach Istanbul verschlägt, konnte man dann fast schon wieder erwarten. Auch in Köln soll nun nicht Mirko Slomka zum Zug kommen, dessen Ruf in Gelsenkirchen nachhaltig beschädigt wurde, sondern Jung-Trainer Zvonimir Soldo, der letztes Jahr für einige Monate bei Dinamo Zagreb das Sagen hatte – oder auch nicht, weshalb er dann zurücktrat.

Schon wieder einige Tage her ist die Präsentation von Michael Frontzeck als neuer Trainer in Mönchengladbach. Die Gladbacher holen sich also einen Ex-Spieler, der gerade nicht mit Bielefeld abgestiegen ist, sondern freundlicherweise einen Spieltag vor Schluss entlassen wurde und sich nun heimlich (oder offen) freuen kann. Sein letzter Verein ist in der zweiten Liga und er selbst arbeitet erstklassig. Nur folgerichtig, dass nun das Bielefelder Präsidium zurücktreten wird.

Und auch wenn es angesichts der ständigen Wiederholung wie ein meditatives Ritual klingen mag: Wie froh können wir beim BVB eigentlich sein, dass wir Jürgen Klopp haben und nicht in diesen Trainer-Tornado geraten sind!

5 Kommentare zu „Ruhe im Sturm

  1. Ich schlage auch schon die ganze Zeit Kreuze, dass wir den Klopp haben. 🙂

    Von all den Neubesetzungen überzeugt mich eigentlich nur Frontzeck – ich glaube, der passt nach Gladbach. Sprich zur Mannschaft. Wohnen tut er da ja eh schon. 😉

    Bei allen anderen hab ich gedacht: „Gut, vor den Mannschaften müssen wir schon mal keine Angst mehr haben.

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  2. Nette Spitze, aber natürlich quatsch. Es wurde nicht in Gelsenkirchen Slomkas Ruf beschädigt. Allenfalls hat er sich seinen Ruf in Gelsenkirchen selbst beschädigt. Zuvor hatte er jedenfalls keinen Ruf, ausser vielleicht den eines erfolgreichen Jugendkoordinators in Hannover.

    In der Tat ist es aber schon erstaunlich, wie konsequent Mirko Slomka bei den vielen Job-Vergaben bislang übersehen wurde. Von Hamburg und Leverkusen jeweils gar zweimal. Und dass obwohl ganz Fußballdeutschland in fast ungekannter Lautstärke aufheulte, als Schalke den so erfolgreichen Mirko Slomka von Tabellenplatz 3 aus entließ. Passt irgendwie nicht so recht zusammen, finde ich.

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  3. @Kirsten: Ja, das könnte lustig werden nächste Saison. Bei den Kölnern ist es immerhin ‚unverschuldet‘ und denen hätte ich mit Daum, Podolski und noch dem ein oder anderen Neuen schon was zugetraut.

    @Torsten: Genau, das passt nicht so recht zusammen. Womit wir wieder beim Ruf wären, den Slomka hat. Der in Gelsenkirchen natürlich auf- und dann wieder abgebaut wurde. Am Ende stand er da als jemand, der sich nicht durchsetzen kann, und das hängt ihm jetzt vermutlich nach. Dass das in der Folge weder Fred Rutten noch Manager Müller besser hingekriegt haben, sollte doch Hinweis genug sein, dass da Slomka allenfalls partiell schuld dran hatte.

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  4. Ihr beim BVB könnt euch glücklich schätzen, dass ihr Klopp habt – ich weiss voraussichtlich Ende Monat immer noch nicht, wer neuer Newcastle-Trainer und- Vereinsbesitzer sein wird…….

    Viel Glück für die neue Saison schon im voraus.

    P.S. Lasst Frei nicht gehen!

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  5. Der Abstieg von Newcastle hat da ja auch alle kalt erwischt, da wird der Verkauf natürlich nicht einfacher. Nein, tauschen möchte ich wirklich nicht. Aber auf Dauer wird sich das (Fan-)Potenzial des Klubs durchsetzen und zur Rückkehr in die Premier League führen.

    Ich hoffe auch, dass Alex Frei bleibt. Wenn allerdings ein Riesenangebot kommt UND Frei gehen will, müsste ein Verein wie der BVB schon überlegen, so ist ja das Geschäft heutzutage.

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