Darth Didi siegt in Dortmund

1. Bundesliga, 8. Spieltag / BVB 2 RB Leipzig 3

Borussia Dortmund verliert das Spiel, das man neben dem Derby unter keinen Umständen verlieren will. Die dunkle Macht triumphiert dank einer ersten Hälfte, in der sie die Schwarz-Gelben kaum zur Entfaltung kommen ließ und grobe Abwehrfehler eiskalt ausnutzte. Am Ende eines spektakulären Spiels hätte der BVB das Unentschieden verdient gehabt – so sind aber die grandiose Heimserie und die Fünf-Punkte-Führung Vergangenheit.

Drei Gedanken zum Spiel

Die Schwarz-Gelben haben in der Außenverteidigung einen veritablen Engpass. Ich gebe zu, noch vor dieser Partie habe ich das optimistischer gesehen. Schmelzer und Piszczek waren für mich – und da bin ich nicht der Einzige – nie das Nonplusultra auf ihren Positionen. Jeremy Toljans Verpflichtung habe ich daher begrüßt. Gestern spielte der 23-Jährige eine Hälfte hinten rechts und sah vor allem beim 1:2 ganz alt aus. Man muss es so deutlich sagen: Der Junge ist noch nicht so weit für ein solches Spiel – und auch noch nicht so weit wie Schmelle und Piszczu. Jetzt bleibt uns nur, die schnelle Rückkehr von Ersterem und vor allem von Raphael Guerreiro herbeizusehnen.

Doch es haperte auch auf anderen Positionen. Nicht nur Toljan musste zur Pause Pulisic Platz machen. Für Nuri Sahin kam zum Wiederanpfiff Julian Weigl. Unserem Dreier-Mittelfeld fehlte eindeutig die Bindung zur Viererkette. Es war wenig Spielaufbau zu sehen, dafür viele weite Abschläge von Bürki und lange Pässe der Abwehr. Sahin kam nicht zurecht, Mario Götze steigerte sich immerhin in der zweiten Hälfte, ‚Gonzo‘ Castro gefiel zunächst noch am ehesten.

Und dann die Innenverteidigung: Zwar war der Elfmeter plus roter Karte gegen Sokratis hart, denn Augustin fiel leicht. Aber weder ‚Papa‘ noch Ömer Toprak wirkten souverän. Vor allem aber ist der Spielaufbau nicht ihre Sache, gerade gegen früh pressende Teams. Peter Boszs größter Fehler war daher, Marc Bartra nicht von Beginn an gebracht zu haben. Entweder ausnahmsweise in einer Dreierkette oder anstelle von Toprak. Denn Marc ist nicht nur in der Regel flinker, sonder eben auch viel kreativer.

Trotz allem: Dortmund ist auch Gewinner. Klar, die meisten Medien werden heute oder morgen in den Mittelpunkt stellen, was für eine Bereicherung dieses Spiel – und damit auch RB Leipzig – für die Bundesliga war. Zwei Mannschaften mit mutigem Offensivfußball! Und die Liga ist wieder spannend! Fragt sich nur wie lange, nachdem die Bayern wohl erneut auf den Heynckes-Effekt setzen dürfen.

Machen wir uns also nichts vor: Leipzig hat diese Partie sicher nicht geschadet. Aber immerhin haben die BVB-Fans bewiesen, dass es auch anders geht als in der letzten Saison. Es gab einen friedlichen Fanmarsch und kraftvolle, aber nicht überzogene Banner im Stadion. „Die Wand der Schande grüßt die Schande der Liga“ ist ein klares Statement an Gegner und Medien. Und dahinter kann man stehen, dahinter stehe auch ich aus der Distanz.

Wenn jetzt Fans oder Bewunderer des Leipziger Konstrukts davon schwafeln sollten, dass wir Schwarz-Gelbe nur ängstlich oder neidisch sind: Ich und viele andere haben das Gleiche schon vor fünf Jahren gesagt, vor einem Jahr und wir werden es auch noch in fünf Jahren sagen, wenn sich nichts Grundlegendes ändert. Unabhängig von Ergebnissen geht es hier um die Gründung, die Strukturen, die Beziehungen zum Big Didi und zum Schwesterverein.

Der Borussia bleibt unterdessen nur wenig Zeit für Analyse und Regeneration: Am Dienstag ist in Nikosia ein Sieg beinahe Pflicht, um sich mindestens Platz 3 in der CL-Gruppenphase zu sichern.

Die Aufstellung: Bürki – Toljan (46. Pulisic), Sokratis, Toprak, Zagadou – Sahin (46. Weigl) – Castro, Götze – Yarmolenko, Aubameyang, Philipp (51. Bartra). Gelbe Karten: Bürki, Götze. Rote Karte: Sokratis. Tore: Aubameyang (2, davon 1 EM)

(Bild: Marvin Ronsdorf / Unsplash)

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