Es geht, wenn auch spät

Champions League, 1. Spieltag / BVB 1 Ajax Amsterdam 0

Dieser Auftakt war eine Nervensache, für die Fans womöglich noch mehr als für die Spieler. Die Emotionen fuhren Achterbahn, nur dass der BVB diesmal das Happy End für sich hatte. 1:0 gegen Ajax durch ein spätes Tor von the one and only Lewandowski. Am Tag danach pendelt sich die Gefühlslage wieder ein – irgendwo zwischen Siegesrausch und Realismus.

Für letzteres gibt es genügend Gründe. Gerade im Gedenken an die erste Halbzeit. Da hatte die Borussia zwar frisch und druckvoll begonnen, doch das junge Ajax-Team, dessen Altersschnitt doch vom Dänen Christian Poulsen angehoben wurde, stellte sich schnell auf die Spielweise der Schwarz-Gelben ein und zog bei gegnerischem Ballbesitz fast alle Spieler weit zurück. Die Gastgeber kamen zunächst zu keinen echten Chancen, das Flügelspiel lahmte, obwohl beispielsweise Kuba auch mal die Seiten wechselte. Wenn im Mittelfeld gegen die disziplinierten und aufmerksamen Niederländer mal eine vielversprechende Überzahlsituation entstand – was selten genug vorkam – wurde sie durch zu optimistische Pässe ins Leere vergeudet.

Im weiteren Verlauf der Halbzeit zeigte sich deutlich, was für glänzende Arbeit in Amsterdam in vielen Bereichen geleistet wird. Wie schon vermutet, erwies sich das offensive Mittelfeld der Gäste als ausgesprochen ballsicher. Wäre die Dortmunder Viererkette nicht ebenfalls aufmerksam gewesen und hätte Ajax die letzten Pässe besser gespielt, ein Rückstand zur Pause wäre nicht aus heiterem Himmel gekommen. Die Niederländer legten immer wieder Phasen ein, in denen sie früh störten und viele Bälle eroberten. Gegen de Jong musste der hervorragende Weidenfeller mit einem waghalsigen Ausflug klären, in dessen Folge das Dortmunder Tor vorübergehend nur von Abwehrspielern gehütet wurde.

Die erste Hälfte hatte die Champions League-Euphorie zunächst verfliegen lassen und diente als Erinnerung daran, wie schwer die Gruppe D zu knacken sein wird. Erneut hatte nach dem Seitenwechsel Ajax seine Chancen: Weidenfeller konnte zum zweiten Mal prima gegen de Jong klären. Erst im Anschluss kam die Borussia wieder zum Zug. Robert Lewandowski wirkte im ganzen Spiel wie derjenige, der am ehesten ein Tor schießen würde. Marco Reus dagegen hielt sich erneut zu sehr zurück. Marcel Schmelzer zeigte sich gestern vergleichsweise häufig in Strafraumnähe, kam zweimal zum Abschluss, aber sein Manko wird immer die fehlende Dribbelstärke bleiben.

Dann pfiff der italienische Schiedsrichter Tagliavento Elfmeter. Nicht zu Unrecht, weil Götze im Strafraum gecheckt worden war – doch eigentlich hätte der Pfiff bei zwei anderen Szenen noch eher ertönen müssen, als Mario und Lewandowski deutlich gehalten wurden. Die Angst des Dortmund-Fans beim Elfmeter ist zurzeit begrenzt, die katastrophale Bilanz zuletzt deutlich aufgehübscht worden. Ganz einsichtig war es (vor allem im nachhinein) trotzdem nicht, warum Abwehrspieler Hummels schießen musste und nicht etwa Kuba. Mats‘ Schuss war jedenfalls sehr schwach und kein ernsthaftes Problem für Torwart Vermeer.

Dortmund gab nach diesem Rückschlag nicht auf, wirkte aber zunächst weniger zwingend. Niemand hätte es gewundert, wenn die Gäste bei einem ihrer Konter noch das 0:1 gemacht hätten und Hummels erneut zur tragischen Champions League-Figur geworden wäre. Mit Ivan Perisic kam noch einmal der viel zitierte frische Wind in die schwarz-gelben Bemühungen. Letztendlich war es aber der vor allem in der ersten Hälfte sehr mäßig agierende Gündogan, der mit einem schönen Pass auf Piszczek das Tor des Tages einleitete. Lukasz brachte den Ball in die Mitte zu Lewandowski, der sich energisch und wendig in eine gute Schussposition brachte, um dann trocken abzuziehen. 1:0, 87. Minute, alles toll! Ohne Probleme brachte die Borussia die Führung auch noch über die drei Minuten Nachspielzeit.

Die Champions League ist für den BVB etwas Besonderes, nach wie vor. Das hat dieses Auftaktspiel erneut gezeigt. Fans und vor allem Medien müssen sich damit abfinden, dass wir dort auf Mannschaften treffen, die gleichwertig oder besser besetzt sind. Auch und gerade in diesem Jahr. So großartig der späte Triumph gestern auch war – für die Partien gegen die anderen Gruppengegner hat der Auftritt nicht direkt Mut gemacht. Die beste Chance gegen einen der beiden Vereine ergibt sich womöglich ausgerechnet durch City-Torwart Joe Hart, der bei zwei Madrider Toren nicht gut aussah. Genießen werden wir diese CL-Saison trotzdem, denn eins steht fest: versuchen werden die schwarz-gelben Jungs alles.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Gündogan (89. Leitner), Kehl – Blaszczykowski (73. Perisic), Götze (88. Schieber), Reus – Lewandowski. Tor: Lewandowski.

2 Kommentare zu „Es geht, wenn auch spät

  1. Den Einzigen „Vorteil“ , wenn es dann einer ist, sehe ich darin das wir in Manchester nicht das Spiel machen müssen.. Mancity wird möglichst viel nach vorn werfen und ich hoffe das wir dadurch die ein oder andere Konterchance bekommen..

    Die wichtigsten Fragen werden sein, ob wir hinten sicher stehen und ob wir es mal schaffen aus wenigen Chancen ein Tor zu erzielen.

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  2. Genau so müsste es laufen, aber dazu ist von unserer Seite noch eine große Steigerung nötig. Auf jeden Fall kann es nicht schaden, dass nach dem ersten Spieltag gleich zwei Gegner ordentlich unter Druck stehen.

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