Ein blauer Fleck, der schmerzt

1. Bundesliga, 25. Spieltag / FC Schalke 2 BVB 1

icon_spielberichtfinalBis zu diesem Samstag spielte Borussia Dortmund eine gute Saison, egal was einem manche Medien weismachen wollten. Platz 2 in der Liga, hinter dem investitionsfreudigen Krösus, ist mehr als nur ok. Eine erneut nahezu perfekte Spielzeit wie in den letzten beiden Jahren konnte man sich allenfalls wünschen, aber nicht erwarten – weshalb auch der enorme Rückstand auf den FC Bayern nicht sonderlich relevant ist. Im Pokal wäre man gerne weiter gekommen, doch das von Olaf Thon bescherte Auswärtsspiel in München war eine hohe Hürde. Und die Auftritte in der Champions League blendend zu nennen, wäre noch untertrieben.

Man hätte auch mal wieder eine Derbyniederlage akzeptiert, wenn die Bilanz gegen den Rivalen am Ende der Saison mindestens ausgeglichen wäre. Dieses Ziel hat der BVB deutlich verfehlt und damit für den einzigen sichtbaren Fleck auf der schwarz-gelben Weste gesorgt.

Über die Gründe wird bereits eifrig diskutiert. Festzuhalten bleibt zunächst, dass die Borussen sich gestern einige Unachtsamkeiten in der Defensive erlaubten, teilweise nicht reaktionsschnell und nicht nah genug an den Gegenspielern waren. Und weniger klare Chancen als die Gastgeber hatten. Besonders unglücklich verlief der Nachmittag für Mats Hummels: Er ließ beim 1:0 Julian Draxler gewähren, spielte ungewohnt viele Fehlpässe und wirkte einfach noch nicht fit. Zu allem Überfluss knickte er in der 30. Minute um, verletzte sich am Sprunggelenk und wird dem BVB voraussichtlich vier Wochen fehlen. Dass es so bescheiden laufen würde, konnte Mats jedoch nicht vorhersehen und Jürgen Klopp schon gar nicht.

Fragwürdig erscheint im nachhinein die Entscheidung des Trainers, mit Kevin Großkreutz anstelle von Marco Reus zu beginnen. Man konnte das gerade als BVB-Fan vor dem Spiel nachvollziehen, doch Klopp hätte besser mit der stärksten Offensivformation begonnen. Manches an der Partie erinnerte an das Pokalspiel in München: Lewandowski hing weitgehend in der Luft, der Gegner hatte trotz zeitweise höherer Spielanteile der Schwarz-Gelben mehr Chancen. Wie in der Arroganz-Arena hätte man vielleicht mutiger beginnen sollen. Dabei waren die ersten 20-25 Minuten von Dortmunder Seite gar nicht so unansehnlich – nur fehlte deutlich die Effektivität nach vorne. Kevin Großkreutz war gestern leider sowohl nach vorne als auch nach hinten überfordert und keine Hilfe für Linksverteidiger Marcel Schmelzer. Über dessen Seite dann auch das 2:0 fiel, bei dem sich zusätzlich noch Subotic einen Stellungsfehler erlaubte.

Gerade über die Außen waren die Schalker gefährlich, während beim BVB viel durch die Mitte lief. Das funktionierte in der zweiten Hälfte besser, doch in den ersten 45 Minuten fehlte Gündogan und Bender immer wieder die Übersicht im Mittelfeld. Mario Götze wiederum übersah in Strafraumnähe mehrmals besser postierte Mitspieler – das wirkte eher wie Eigensinnigkeit. Als schließlich nach dem Wiederanpfiff Reus und Sahin kamen, rollten plötzlich die Angriffe auf das Schalker Tor und die Schwarz-Gelben waren drückend überlegen. In der 59. Minute startete Lewandowski mit seinem Anschlusstreffer nach tollem Kuba-Pass die Aufholjagd.

Neutral gesehen war es eine spannende, intensive und gute Halbzeit. Doch wie gegen Bayern oder im Hinspiel konnte die Borussia den Druck nicht bis zum Schluss aufrechterhalten und gestattete den Gastgebern in der letzten Viertelstunde noch mehrere Chancen, bei denen Roman Weidenfeller erneut glänzend hielt. Die Spannung hielt bis zum Schluss: Lewandowski schoss in der 88. Minute frei vor Hildebrand direkt auf den Keeper; bei einem Schalker Konter in der Nachspielzeit konnte Schmelle in letzter Sekunde klären.

Unter dem Strich stehen nun für 2012/13 zwei Derbyniederlagen. Das ist unbefriedigend und wäre vermeidbar gewesen. Auch wenn die Schalker eine sehr gute Mannschaftsleistung boten und plötzlich wieder auf Platz 4 stehen. Diese zwei Niederlagen – so ärgerlich sie sind – werden aus einer guten Saison keine schlechte machen. Doch sie hat jetzt einen unübersehbaren Schönheitsfehler, der nur in der Champions League in einem direkten Duell getilgt werden könnte.

Es sollte jedoch keine Rede davon sein, dass sich der BVB nun auf diesen Wettbewerb konzentrieren könne. Neun Spieltage vor Schluss sind es noch sieben Punkte Vorsprung auf Platz 4 – ein sicheres Polster ist das nicht. Was gestern auch zu sehen war: Maßvolle Investitionen in Spitze und Breite des Kaders, wie von Hans-Joachim Watzke angekündigt, sind nötig, gerade im Defensivbereich.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels (46. Sahin), Schmelzer – Gündogan (76. Leitner), Bender – Blaszczykowski, Götze, Großkreutz (46. Reus) – Lewandowski. Tor: Lewandowski

2 Kommentare zu „Ein blauer Fleck, der schmerzt

Hinterlasse einen Kommentar