Four more games

Champions League, 4. Spieltag / Real Madrid 2 BVB 2

Knappe fünf Minuten inklusive Nachspielzeit fehlten der Borussia in Madrid zur größtmöglichen Sensation und der vorzeitigen Qualifikation fürs Champions League-Achtelfinale. Doch auch das ehemalige Traumergebnis verschafft den Schwarz-Gelben aufgrund des Unentschiedens im Parallelspiel zwischen Manchester City und Ajax eine glänzende Ausgangsposition für die restlichen beiden Gruppenspiele – mindestens zwei weitere Partien könnten dazu kommen.

Es war das erwartete Spiel zum Nägelkauen, doch nur eine Halbzeit lang der erwartete Sturmlauf der Gastgeber. In der ersten Hälfte konnte der BVB an die großartige Leistung vom Hinspiel anknüpfen und ging sogar mit einem Chancenplus in die Kabine. Sebastian Kehl lief wie erwartet mit seiner Gesichtsmaske auf und machte zunächst einen sehr ordentlichen Eindruck, obwohl er später einräumte, dass die Schutzmaßnahme auch ein Hindernis gewesen sei. Sven Bender saß auf der Ersatzbank und durfte in der letzten Viertelstunde noch eingreifen.

Zwar war von Anfang an klar, wer im Bernabeu die Heimmannschaft war, doch die Borussen erwiesen sich in den ersten 45 Minuten als ausgesprochen zweikampf- und laufstark. Reals Offensivkräfte wurden zeitig angegriffen und kamen über weite Strecken nicht zur Entfaltung – das galt für Özil, aber vor allem für Ronaldo. Stoßstürmer Higuain blieb ganz blass und wurde folgerichtig zur Pause ausgewechselt. Da der BVB nach einem flotten Beginn der Madrilenen selbst früh Akzente setzen konnte – schon in der 9. Minute hatten Marcel Schmelzer und Robert Lewandowski die Chance zur Führung – war allen schnell klar, dass die Partie kein Selbstläufer für die Gastgeber werden würde. Diese Grundstimmung, nicht Herr im eigenen Haus zu sein, zog sich durch die ganze erste Hälfte – tausende BVB-Fans trugen auf den Rängen ihren Teil dazu bei.

Neben den offensichtlichen Verdiensten der Defensivabteilung und der (Fast-)Torschützen Reus und Götze sind Kevin Großkreutz und Robert Lewandowski hervorzuheben. Während Kevin noch gegen Stuttgart ineffektiv blieb, war das Spiel gestern wie gemacht für ihn. Die tolle Atmosphäre, in der die Schwarz-Gelben stimmlich bis zum 2:2 die Übermacht zu haben schienen, muss ihn beflügelt haben. Ganz oft war der Ur-Dortmunder am richtigen Platz, machte die richtigen Dinge, half auf der Torlinie aus und legte zum 2:1 vor.

Über lange Phasen hinweg sehr stark war auch Robert Lewandowski. Auch wenn ihm kein Treffer gelang – der Pass auf Reus vor dessen sehenswerter Führung kam ebenso vom polnischen Stürmer wie die Kopfballverlängerung, die das zweite Tor einleitete. Robert bewegt sich sehr viel, ist vorne zentral zu finden, weicht aber auch immer wieder auf die Flügel aus und hat vor allem die technischen Fertigkeiten, den Ball zu behaupten, bis die Mitspieler nachgerückt sind. Wobei jede Partie auf diesem Niveau in diesem Wettbewerb auch ein Bewerbungsvideo für Europas Elite-Klubs ist.

In der zweiten Hälfte machten Real Madrid und Jose Mourinho ernst. Volle Offensive, effektiv vier Stürmer, von denen der eingewechselte Callejon schon in der 47. Minute ins Netz traf. Doch der Schiedsrichter-Assistent hob die Fahne und signalisierte Abseits – dabei war es gleiche Höhe gewesen, was aber schwer zu erkennen war. Gut möglich, dass das Spiel bei einem frühen Gegentor in Halbzeit 2 anders ausgegangen wäre. Letztlich brauchten sich die Königlichen über den türkischen Schiedsrichter Cüneyt Cakir aber nicht zu beklagen: den Freistoß, der kurz vor dem Ende den Ausgleich brachte, pfeift auch nicht jeder.

Der Real-Sturmlauf der zweiten 45 Minuten ebbte zwar zwischendurch etwas ab, doch die Dortmunder Entlastungsversuche waren zu unkoordiniert, um nachhaltig zu wirken und blieben ungefährlich. Hätten die Schwarz-Gelben mit einem gelungenen Konter noch mal ein Signal setzen können, wäre der Rest des Spiels womöglich weniger einseitig verlaufen. So muss man den Gastgebern zubilligen, dass sie in dieser Halbzeit ihren Weltruf bestätigten und teilweise ein faszinierend flüssiges Passspiel aufzogen. Dennoch hielt die BVB-Defensive lange stand. Roman Weidenfeller konnte sich mehrmals auszeichnen und hatte beim verhängnisvollen Özil-Freistoß einfach Pech, als der Ball den Pfosten touchierte und von dort ins Netz sprang.

Die Borussia ist bereits einen langen Weg gegangen. Mit der Tabellenführung in der Gruppe D nach vier Spieltagen war beim besten Willen nicht zu rechnen. Drei Wochen müssen wir warten, bis sich eine noch bessere Chance bietet, das CL-Achtelfinale klarzumachen: Schon ein Unentschieden reicht dem BVB in Amsterdam zum vorzeitigen Weiterkommen. Auch wenn gestern nur wenige Minuten gefehlt haben – heute fällt es leicht, glücklich und zufrieden zu sein.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Gündogan (80. Perisic), Kehl – Reus (74. Bender), Götze (90.+1 Leitner), Großkreutz – Lewandowski. Gelbe Karten: Hummels, Großkreutz. Tore: Reus, Arbeloa (ET)

4 Kommentare zu „Four more games

  1. Im Grunde genommen geht der Punkt in Ordnung wenn man die beiden unterschiedlichen Halbzeiten bewertet, allerdings war der späte Ausgleich zum wiederholten Male ärgerlich.. Hätte es gern gesehen auch mal unverdient zu gewinnen..

    Nichts desto trotz hätte der BVB in einem KO Spiel den Ergebnissen zufolge Real ausgeschaltet und darauf kann man verdammt stolz sein.. Wer hätte damals bei der Auslösung gedacht das wir nach 4 Spielen die Gruppe anführen..
    Das Spiel in Amsterdam wird vermutlich fast noch schwerer als im bernabeu.. Ich hoffe das wir es nicht unnötig spannend machen bis zum letzten Spieltag! Jedenfalls fragt heute keiner mehr : „Kann der BVB auch Europa?“

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  2. Jein. Mit dem Punkt kann und muss man zufrieden sein, aber im Gegensatz zum späten Gegentor gegen Manchester, fühlte sich dieser Ausgleich eher nach der Kategorie „blöd“ denn „unglücklich“ an.
    Das Foul empfand ich als ziemlich unnötig, und so ganz bin ich mir immer noch nicht im klaren, was der Roman da fabriziert. Da ich nicht davon ausgehe, dass er tatsächlich schon so hüftsteif ist, wie er in dieser Situation wirkt, sieht das für mich schwer nach „halb spekuliert“ aus. Gut, dass er die Ecke ahnt, schlecht, dass er dann die Bewegung nicht durchzieht und zumindest auf Verdacht die Ecke zumacht. Natürlich ist der Freistoß perfekt geschossen und ich will auch garnichts in Richtung „Torwartfehler“ schreien. Ich denke nur, wenn er schon da unten ist, kann er sich auch hinschmeissen und auf Nummer sicher gehen.

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  3. @Andy: Dass es gegen Ajax schwerer als in Bernabeu wird, würde ich bezweifeln. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht trotzdem schlechter ausgehen kann. Klar ist, dass uns da nichts geschenkt wird, weil Ajax jetzt natürlich Aufwind hat.

    @Marvin: Stimmt, Roman hätte sich einfach mal lang machen können. Aber wenn der Pfosten im Spiel ist, kann man als Torwart immer unglücklich aussehen. Mit Pech und abhängig vom Timing hätte er den Ball dann womöglich selbst mit dem Hintern reingemacht oder so ähnlich.

    Ich finde, man kann auch darüber reden, ob der Freistoß wirklich zwingend zu geben war – verglichen mit der nachsichtigen Linie, die der Schiedsrichter in der ersten Stunde gefahren hat.

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