Zwei Hände reichen Weidenfeller

1. Bundesliga, 11. Spieltag / FC Augsburg 1 BVB 3

Bundestrainer Joachim Löw würde BVB-Torwart Roman Weidenfeller nicht mal dann zur Nationalmannschaft berufen, wenn dieser vier Arme hätte. Eigentlich schien der Keeper das schon begriffen zu haben, aber nach der erneuten Nichtberücksichtigung und einer erneut herausragenden Leistung beim Spiel in Augsburg hat er sich kritisch zur fragwürdigen Nominierungspolitik Löws geäußert. Dabei ist die nun wirklich nichts Neues.

Die Borussia musste gestern im herrlich nichtssagend „SGL-Arena“ genannten Stadion mehr als erhofft auf die Flugkünste und sonstigen Fertigkeiten der Nummer 1 vertrauen. Der FC Augsburg zeigte vor allem in der ersten Halbzeit gepflegten Fußball, presste früh und kombinierte sogar gefällig, nur um an der längst bekannten letzten Hürde zu scheitern: dem Torabschluss. Nur manches war dabei selbst verschuldet – Roman Weidenfeller parierte einige gefährliche Schüsse glänzend. Defensiv zeigte sich der BVB nicht so stabil wie vermutet. Mehrmals brachten Stellungsfehler und langsame Reaktionen die Abwehr in die Bredouille. Dem für den angeschlagenen Subotic ins Team gerückten Felipe Santana merkte man zunächst die fehlende Spielpraxis deutlich an.

Man kann sich darüber streiten, ob das frühe Tor einen positiven oder negativen Einfluss auf das Spiel der Schwarz-Gelben hatte. Jedenfalls traf Marco Reus mit einem Kunst-Freistoß aus spitzem Winkel von links den rechten Pfosten, von wo der Ball ins Tor von Simon Jentzsch sprang. Vielleicht war es verständlich, dass die Borussia danach nicht so wirkte, als ob sie am Limit spiele, doch manche der schnellen Augsburger Angriffe waren gefährlicher als einem lieb sein konnte. Zwischendurch verflachte die Partie – auch offensiv kreierte der BVB nach ansehnlichen Anfangsminuten zu viele Abspielfehler, wirkte zeitweise ideenlos. Hoffnung auf Besserung machte kurz vor der Pause ein Pfostenkracher von Mario Götze, der einige Minuten zuvor auf eigensinnige Weise eine Chance vergeben hatte, als er den Ball nicht an den in seinem Blickfeld auftauchenden Mitspieler weiterleitete.

Als BVB-Fan setzte man auf eine deutliche Halbzeitansprache von Jürgen Klopp. Diese dürfte es gegeben haben, auch wenn sie sich erst nach einigen Minuten des zweiten Durchgangs niederschlug. Es wurde besser, nicht nur wegen der Tore. Die Borussia wirkte engagierter in den Zweikämpfen und zielstrebiger nach vorne. Roman Weidenfeller hielt gestern nicht nur brillant, sondern leitete auch das 2:0 ein. Sein langer Abschlag landete bei Götze, der den Ball diesmal gekonnt und mustergültig an Lewandowski weitergab; der Stürmer war schneller als zwei Augsburger Abwehrspieler und spitzelte den Ball durch Jentzschs Beine ins Tor. Noch schöner war in der 70. Minute das 3:0, bei dem Robert nach toller Vorbereitung von Marco Reus nur noch einschießen musste. Zuvor hatte sich Bender im Mittelfeld den Ball von Otll geholt.

Den Unterschied machte gestern die Qualität im Abschluss und im Tor. Die Gastgeber steckten nie auf und versuchten nach vorne alles: Trainer Weinzierl brachte mit Musona, Mölders und Bancé drei Offensivleute. Die Chancen waren da, doch nur der zuletzt länger verletzte Mölders traf per Kopf, nachdem bei einer Flanke von links zwei Dortmunder gegen zwei Augsburger standen. Noch in der Nachspielzeit musste Roman Weidenfeller einen sehr platzierten Weitschuss von Ostrzolek über die Latte lenken.

Trotz schöner Tore und des erwarteten Sieges gibt es für den BVB in der Liga also noch einiges zu verbessern. Vielleicht klärt sich das eine oder andere aber auch durch personelle Alternativen. Die Rückkehr von Jakub Blaszczykowski steht bevor – seine Zielstrebigkeit und sein Engagement können der Borussia offensiv wie defensiv helfen. Neven Subotic hat wie Marcel Schmelzer wegen einer Blessur sein Länderspiel nächste Woche abgesagt, beide sollten jedoch bis zum Samstag wieder einsatzbereit sein. Derzeit ist Neven der konstanteste Innenverteidiger – gestern wurde er vermisst, hätte im Notfall aber eingewechselt werden können.

Ob Roman Weidenfeller sich das Länderspiel gegen die Niederlande anschauen wird, ist unbekannt. Er wird sich weiterhin auf den Verein konzentrieren – seine Enttäuschung hat ihn gestern mit Sicherheit nicht negativ beeinflusst. Bis der Bundestrainer Jürgen Klopp heißt, dauert es noch eine Weile.

Die Aufstellung: Weidenfeller – Piszczek, Santana, Hummels, Schmelzer – Bender, Gündogan – Großkreutz, Götze (76. Leitner), Reus (85. Kirch) – Lewandowski (74. Schieber). Gelbe Karten: Weidenfeller, Bender. Tore: Reus, Lewandowski (2)

3 Kommentare zu „Zwei Hände reichen Weidenfeller

  1. Ich habe das auch erst im Videotext gelesen. Unter anderem dies: „Ich habe die letzten zwei Jahre drei Titel gewonnen. Eigentlich kann man nicht mehr durch sportliche Leistung überzeugen.“ Und dass er sich „unheimlich“ für Adler freut. Sonst nichts Unerwartetes, aber ich hätte nicht gedacht, dass er sich zu dem Thema noch mal äußert. Hier ein Link.

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